• @ tonio & historikus


    Da ich katholisch bin, gehe ich auch in den katholischen Religionsunterricht in der Schule. Ich habe jedoch einen klasse Lehrer, der nicht, wie von euch beschrieben jeden dazu bekommen will zur Kirche zu gehen. In der Unterstufe wurden, wie für Religion typisch, Geschichten aus der Bibel kurz angesprochen und kirhcliche Feste. In der Mittelstufe ging es ein wenig mehr in die Geschichte des Christentums hinein und nun in der Oberstufe sprechen wir über das allgemeine Verständnis von Religion, z.B. Naturwissenschaft und Religion, Anthologie, etc. Aber ich kann nicht behaupten, dass er jemals gesagt hat, man müsse zur Kirche gehen. Er zwingt keinen dazu. Wir sind ein ca. 30 Schüler großer Kurs und einmal fragte der Lehrer uns, wer regelmäßig in die Kirche geht. Es meldeten sich ungefähr 5 Leute. Das nahm er so hin und erklärte, warum das wahrscheinlich so ist, bemerkte jedoch mit keinem Wort es sei schlimm.
    An solch einem Lehrer sollten sich andere Religionslehrer mal ein Beispiel nehmen. Leider sind nicht alle so!

  • Eigentlich wollte ich mich aus dieser Thematik raushalten, denn derlei Diskussionen werden seit Menschengedenken geführt, ohne dass es bei diesem "Für" und "Wider" jemals zu einem Konsens kommt. (Das ist auch der Grund dafür, dass Religion nie aussterben wird).


    Um es voranzustellen: Ich lebe nach dem Postulat der Toleranz, gehöre keiner Religion/Glaubensrichtung an und, sofern es einer Einordnung bedarf, würde ich mich als Humanist bezeichnen.


    Aufgrund der hier bereits derart vorangeschrittenen Diskussion, ist es unmöglich, einzelne Beiträge zu kommentieren, so dass ich -womöglich provokant- nur zu bedenken geben möchte:


    Wer für sich und sein Handeln Verantwortung trägt und sich den Menschen verpflichtet fühlt sowie Verantwortung zu tragen nicht scheut, kann nicht ernsthaft im Jahre 2004 noch an die Bibel, an Gott glauben oder überhaupt religiös sein.


    Wer Sachverhalte/Ereignisse hinterfragt, wer sein Wissen gerne erweitert, nach Wissen strebt und wen die Geschichte der Menschheit fasziniert, weiß um die Entstehung von Religionen, die Motivation und bedarf der Vielfalt der bestehenden und sich stets weiter entwickelnden Einsichten.


    Leben, Denken, Handeln ist ein immerwährender dynamischer Prozess und das Leben in einer Gesellschaft, in einer Welt basiert auf Toleranz und Akzeptanz, begleitet von dem Faszinosum, stets neues Wissen zu generieren.


    Ich akzeptiere und toleriere jeden, der sich zu einer Relgionsgemeinschaft hingezogen fühlt, doch, verstehen kann ich das nicht. Da ich in keinster Weise obrigkeitshörig bin, fußen meine Wertvorstellungen auf den Notwendigkeiten menschlichen Zusammenlebens.


    Religionsgemeinschaften legen grundsetzlich für sich einen Codex fest, sind hierarchisch und immer auch im weitesten totalitär, sie sind undemokratisch.



    Wie ihr seht, habe ich Abstand davon genommen, eine bestimmte Religion hier anzusprechen, da anhand der nachstehend aufgeführten Funktionen deutlich ersichtlich wird, worin sie sich einen:


    FUNKTIONEN VON RELIGION:


    1. physische Funktion
    Religion verhilft zur Bewältigung von Angst und Krisensituationen. Durch Gebet, Meditation, Sakramente und Seelsorge wird die Selbstannahme des Menschen gefördert.

    2. weltanschauliche Funktion
    Religion liefert Deutungen von Mensch und Welt. So ermöglicht sie die Beantwortung der Sinnfrage (Frage nach dem Ursprung des Menschen, Frage nach dem Sinn von Tod und Leid)

    3. ethische Funktion
    Religion vermittelt Wertmaßstäbe zur Beurteilung von Werten und Verhaltensweisen. Anhand dieser Wertmaßstäbe kann der Mensch seine eigenen Verhaltensweisen und Lebensziele kritisch überprüfen. Eine Zusammenstellung bietet in der jüdisch-christlichen Tradition der Dekalog (Zehn Gebote).


    4. gesellschaftliche Funktion
    Religiöse Vollzüge wirken gemeinschaftsbildend. Zugleich wird das gesellschaftliche Bewusstsein von Überzeugungen geprägt.


    Mir verbleibt nur noch zu sagen, gut dass es die Säkularsierung gab/gibt und auch gut, dass das Christentum nicht das Sagen hat.....


    Ich stünde bereits auf dem Scheiterhaufen....oder wäre zur Steinigung freigegeben .... etc.


    ;) Via

  • Hallo Via,


    spitzen Beitrag, ich kann mich dir nur anschließen.


    Ich verstehe es auch nicht, warum man in der heutigen Welt noch Religionen braucht. Aber akzeptieren muss man es wohl.


    Um mal ganz böse zu ein:


    Ich sehe den Glauben an Gott bei vielen Menschen eher als ein missbrauchtes Mittel, sich der Verantwortung zu entziehen oder irgendeine fadenscheinige Erklärung zu finden. :-)


    Jeder, der sich mit der Bibel und der normalen Person Jesus beschäftigt hat weiß, dass das Christentum wie alle anderen Religionen nur eine Farce ist ..


    Hier einige passende Zitate, die meine Meinung widerspiegeln:


    Ist es nicht sonderbar, daß die Menschen so gerne für die Religion fechten und so ungerne nach ihren Vorschriften leben?


    Georg Christoph Lichtenberg (1742-99), dt. Aphoristiker u. Physiker |


    Gott ist Der Held eines Buches, das "Die Bibel" heißt.


    Nelson Glueck , Nähere Autorenangaben nicht feststellbar.


    Das Christentum ist bei den meisten keine Inbrunst mehr, sondern eine bequeme Gewohnheit.


    S¦ren Kierkegaard (1813-55), dän. Theologe u. Philosoph


    Es ist bequemer, die Götter und Göttinnen anzubetteln, als sich selbst zu bemühen


    Kirche und alles was damit zusammenhängt, ist im übrigen nur interessant und wichtig für die, die nichts anderes zum Nachdenken haben.


    Die Menschen glauben alles, was sie unterhält, befriedigt oder ihnen irgendeinen Nutzen verspricht.


    Ein denkender Mensch, kann ohne Gott auskommen.


    Selbst wilde Tiere sind nicht so grausam wie die Christen im Umgang mit ihresgleichen.


    Die Religion hat viel Schlechtes und nur wenig Gutes hervorgebracht.
    (Helvetius, franz. Philosoph, 1715-1771)


    Religion ist Feigheit vor dem Schicksal. Nichts weiter .
    (Rudolf von Delius)


    Glauben ist leichter als Denken .
    (Sprichwort)


    Ist Gott eine Erfindung des Teufels?
    (Nietzsche, dt. Philosoph, 1844-1900, Menschliches)


    Wieviel Haß und Dummheit die Menschen doch - elegant verpackt - Religion nennen können!
    (Sri Aurobido, indisch-engl. Philosoph u. Mystiker, 1872-1950)


    Denken ist eine Anstrengung, Glauben ein Komfort.
    (Ludwig Marcuse, dt. Philosoph, 1894-1971)


    ------------------------




    Interessieren würde mich nun noch Jeannes Antwort auf Tonios und meine Ausführungen bezüglich Homosexualität.


    mfg

  • Viabene und Historikus


    Im großen und ganzen stimme ich euch zu, allerdings muss ich zu diesem Zitat:

    Zitat

    Kirche und alles was damit zusammenhängt, ist im übrigen nur interessant und wichtig für die, die nichts anderes zum Nachdenken haben.


    einwenden, dass Kirche & Co. auch aus geschichtlicher Sicht interessant und wichtig sind. Da ich mich sehr für Geschichte und ihre Auswirkungen auf die Gegenwart interessiere, kann ich dabei Betrachtungen über Religionen nicht außen vor lassen.


    Zitat

    Ich sehe den Glauben an Gott bei vielen Menschen eher als ein missbrauchtes Mittel, sich der Verantwortung zu entziehen oder irgendeine fadenscheinige Erklärung zu finden. :-)


    Leider, leider ist das so... bei vielen Christen. Man muss nur beichten, und schon ist alles verziehen und vergessen. Schließlich hat ja Jesus alle Sünden auf sich genommen... Aber diese Theorie wird ja nicht von allen Religionen vertreten...


    Zitat

    Interessieren würde mich nun noch Jeannes Antwort auf Tonios und meine Ausführungen bezüglich Homosexualität.


    Mich auch, Historikus, mich auch... :grin Zu diesem Thema kann ich zusätzlich die (wissenschaftlich fundierte) Erläuterung in "Warum Männer..." (siehe Buchempfehlung Sachbücher) empfehlen...

    ToniO



    Betrachte nicht den Krug, sondern dessen Inhalt.
    Rabbi Me'ir


    Coincidence is God's way of remaining anonymous.
    Albert Einstein


  • Diese (um nur eine kleine Auswahl zu zitieren) Sprichwörter haben sicher alle einen Kern Wahres in sich.


    ABER: WENN es Gott gibt, was ändern sie dann? :-]

  • Diese Zitate zeigen nur, dass keiner der zitierten sich die Mühe und Anstrengung gemacht hat sich mit Glauben auseinanderzusetzen, sondern sich nur mit den Auswüchsen von Ereignissen und Personen beschäftigen, die sic auf Glauben berufen- natürlich ist es nicht angenehm mit Georg dabbelyou in einen Topf geworfen zu werden- aber es zeigt auch auf, das Glauben sehr inkomfortabel sein kann- und die Menschen, die von der katholischen Kirche als Ketzer verbrannt wurden starben- zumindestens zu wesentlichen Teilen- wegen ihres Glaubens.

  • Zitat

    Original von beowulf
    Diese Zitate zeigen nur, dass keiner der zitierten sich die Mühe und Anstrengung gemacht hat sich mit Glauben auseinanderzusetzen...


    die letzten beiträge zeigen, dass sich keiner die mühe macht, mal auf's datum zu schauen, um festzustellen, dass der thread sowas von alt ist...der schimmelt schon!


    bo :-)


    PS: sorry, war nicht böse gemeint - ich war nur verblüfft, den guten alten historikus zu lesen...

  • Zitat

    Original von bogart
    die letzten beiträge zeigen, dass sich keiner die mühe macht, mal auf's datum zu schauen, um festzustellen, dass der thread sowas von alt ist...der schimmelt schon!


    Doch, hatte ich schon bemerkt.
    Bin auf des Thema gestoßen, als ich was anderes suchte.


    Und da ich her neu und das Thema immer aktuell ist, gab ich halt trotzdem meinen Senf dazu :kiss

  • Zuallererst, ich bin Atheist.
    Auch wenn ich als Unterstufenschüler meinem Religionslehrer immer an den Lippen hing, um die biblischen Geschichten zu hören, bleibt es mir doch verwehrt undbedingt an eine höhere Macht mit Namen Gott zu glauben. Ich bin zu sehr Kritiker, zu sehr Zweifler, um gläubig zu sein.
    Vor zwei Jahren hab ich mich dann daran gemacht, ich habe die Bibel gelesen, um zu erfahren, was Myriaden von Menschen in die Glaubenskriege trieb, oder ihnen Hoffnung gab. Auf der letzen Seite steht: Ich nehme Gott heute an, mit Platz für die Unterschrift ;)
    Auch nach dem Lesen der Bibel bin ich nicht schlauer oder gläubiger als zuvor, ich wurde nicht überzeugt geschweige denn geläutert...aber wer ist schon Paulus?
    Es grüsst, panthera.

    "Statt dessen wollten sich alle, die Flügel hatten, und die, die keine hatten, ins Unendliche erheben, über die Wolken, um zu suchen was dahinter lag.
    Die Sehnsucht nach dem Unerreichbaren, nach dem, was hinter dem Leben verborgen war."

  • Zitat

    Original von pAntherA
    Vor zwei Jahren hab ich mich dann daran gemacht, ich habe die Bibel gelesen


    Respekt, ich hab mich vor zehn Jahren mal daran versucht, aber nach ein paar Seiten aufgegeben. Um die gleiche Zeit bin ich dann auch das letzte Mal zu Weinachten in eine Kirche gegangen.


    Historikus hat da ein paar sehr gute Zitate gesammelt, ich hab auch eines:
    Gott ist meine Lieblingssciencefiction-Figur. (Homer J. Simpson)

  • Zitat

    Original von pAntherA
    ..aber wer ist schon Paulus?


    Nett, Paule, dass gerade du eine Antwort postest ;-)

    "Statt dessen wollten sich alle, die Flügel hatten, und die, die keine hatten, ins Unendliche erheben, über die Wolken, um zu suchen was dahinter lag.
    Die Sehnsucht nach dem Unerreichbaren, nach dem, was hinter dem Leben verborgen war."

  • Falls, ich betone: falls die Bibel annährend Recht hat, dann würde die gesamte weltbevölkerung durch Inzucht entstanden sein!! - Bei nur zwei ersten Mensche, Adam & Eva, gabs ja später nicht viel Auswahl, und noch was; wie sollen dabei diese vielen verschiedenen Arten von Menschen entstanden sein?? Aus biologischer Sicht ist das schließlich unmöglich! :wippe

  • Zitat

    Original von FreakyReader
    Falls, ich betone: falls die Bibel annährend Recht hat, dann würde die gesamte weltbevölkerung durch Inzucht entstanden sein!!


    Der alte Streitpunkt: ist die Bibel als "historischer Bericht" oder als "in Metaphermsprache geschrieben" zu verstehen. Im übrigen lese ich immer mal wieder im Wissenschaftsteil der Tageszeitung einen Bericht, daß man die Wiege der Menschheit lokalisiert habe. Was bzw. wie war das dann? Gab es da gleich mehrere nicht miteinander verwandte Familien, oder auch da Inzucht, weil es nur ein "Urmenschenpaar" gab, von dem alle weiteren abstammen? Innerhalb wie außerhalb der Bibel also die gleiche Frage.


    Im historischen Sinn wird sich diese Frage wohl nie restlos klären lassen.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Ich lese sie gerade auch, die Bibel, beginnend mit dem AT (bin aber erst beim 4. Buch Mose), allerdings aus der Sicht einer Atheistin.


    Mittlerweile glaube ich, dass die Bibel ein Versuch der damals lebenden Menschen war, sich die Welt nach ihren Möglichkeiten zu erklären. Wie hätten sie mit Krankheit, Hunger, Krieg, Tod und allen anderen Unsicherheiten des Lebens umgehen sollen, ohne dem Wahnsinn zu verfallen? Ohne wissenschaftliche Erklärungen, ohne Wissen um die Evolution, aber mit einem überdimensionalen Gehirn ausgestattet, gab es nur die Projektion auf ein überirdisches Wesen.


    Und die Frage unserer Abstammung ist doch auch ziemlich genau erklärt.
    Ich habe noch nie etwas von nur einem Urmenschenpaar gelesen.
    Es hat sich wohl eher ein ganzer Primatenstamm von unseren tierischen Vorfahren abgespalten.
    Ein einziges Paar einer Art hätte sicher keine Überlebenschance gehabt.


    Jedenfalls ein sehr interessantes Thema, das hier diskutiert wird.


    Mit lieben Grüßen, Sylli.

  • Naja...es verdichten sich mittlerweile die Theorien, dass der heutige Mensch irgendwann mal kurz vorm Aussterben gestanden haben muss. Unter anderem spricht die Methode dafür, mit der man mitochondriale DNA (nur bei Frauen)zurückverfolgen kann. Da wurde doch vor ein paar Jahren recht reißerisch verkündet, man hätte die Urmutter der Menschen gefunden, quasi die Eva. Das ist halt wieder eine der Halbwahrheiten... die Ergebnisse dieser Studie bedeuten nicht, dass es zu irgendeinen Zeitpunkt nur eine einzige Menschenfrau gab...
    Ziemlich populär ist derzeit die These (auf genetischen Rückrechnungen beruhend), dass es vor +- 100.000 Jahren nur mehr 2000 Menschen gegeben haben soll (bzw diese Menschen, von denen wir heute abstammen), was schon ein ziemlicher Engpass ist. "Mit einem Wisch ist alles weg" - das hätte auch unseren Vorfahren in so begrenzter Zahl passieren können...ist es aber nicht ;-)



    Ich glaube dass die Bibel schon zu vielen Teilen auch auf wahren Begebenheiten beruht.. die aber ins Unkenntliche abstrahiert wurden. Ich denke schon, dass es Jesus gab. Ich denke aber nicht, dass er ein Heiliger wahr...entweder war er furchtbar gewieft, furchtbar verrückt oder wurde einfach nur furchtbar missverstanden.
    Für mich ist jede Religion einfach der Ausdruck dafür, dass der Mensch nicht mit Unerklärlichem umgehen kann. Deswegen erschafft er sich eine Erklärung...das entspricht einfach der Natur des neugierigen Menschen. Wie muss Blitz und Donner auf jemanden wirken, der keine Ahnung von physikalischen Gesetzmäßigkeiten hat? Was für ein Wunder ist es, dass die Sonne jeden Tag verschwindet um am nächsten doch wieder aufzutauchen?


    lieben gruß
    aj, die glühender Anhänger der Evolutionstheorie ist, wohlwissend, was "Theorie" bedeutet

  • Zitat

    wie sehr sich Bonobos und Schimpansen schon unterscheiden


    oops, jetzt las ich "Bonbons" und wollte schreiben:
    Und wie sehr sich Schimpansen und Champaner unterscheiden, obwohl nur wenige Buchstaben anders sind
    Aber diese unglaubliche witzische Anmerkung kann ich mir jetzt schenken und guck mal, was Bonobos sind.