Originaltitel: The Crown of Columbus, 1991
Aus dem Amerikanischen von Edith Nerke und Jürgen Bauer
Kurzbeschreibung:
500 Jahre sind seit der Entdeckung Amerikas vergangen, und die indianische Anthropologin Vivian Twostar recherchiert eher lustlos für einen Artikel über den ungeliebten Eroberer Kolumbus, als sie plötzlich auf zwei nicht katalogisierte Handschriften stößt und auf zahlreiche Briefe eines gewissen Copp, der die Handschriften als sein Eigentum deklariert und lauthals zurückfordert. Obwohl Vivian und ihrem Mann bald klar ist, daß es sich bei Copp um einen gefährlichen, vom FBI gesuchten Kriminellen handelt, nimmt sie Kontakt zu ihm auf. Copp deutet der jungen Wissenschaftlerin an, daß er die verschollenen privaten Tagebücher Kolumbus' besäße... Der Leser ist mit diesem Buch in Besitz eines spannenden Abenteuerromans, aber nicht nur das, er hält zugleich eine amüsante, moderne Liebesgeschichte in Händen.
Über die Autoren:
Louise Erdrich ist eine der bekanntesten amerikanischen Schriftstellerinnen. Einige ihrer Romane wie "Liebeszauber", "Die Rübenkönigin" oder "Die Antilopenfrau" wurden auch in Deutschland zu Bestsellern. Louise Erdrich lebt mit ihren vier Töchtern in Minnesota.
Michael Dorris, geboren 1945, ist ein bekannter US-amerikanischer Schriftsteller. Seine Bücher für Kinder, Jugendliche und Erwachsene wurden mit zahlreichen Preisen gewürdigt. Seine Kinderbücher widmen sich indianischen Themen. Michael Dorris starb 1997.
Meine Meinung:
Dieses Buch wurden von zwei Autoren geschrieben, die zum Zeitpunkt des Entstehens miteinander verheiratet waren. In dem Buch wandeln sich die Erzählperspektiven zwischen den Hauptfiguren Vivian und Roger, also auch männlich und weiblich und beide sind in ihrer Art glaubwürdig. Das ist der Trumpf des Romans, die Protagonisten sind nicht perfekt, aber dafür zeigen sie eine große Bandbreite an Emotionen, vor allem auch, weil ihr Verhältnis angespannt ist. Die Universitätsdozentin für Anthropologie Vivian ist von Roger schwanger und hat sich doch von ihm getrennt, mit ihrem ersten Kind, den 16jährigen, widerspenstigen Nash hat sie es auch nicht leicht.
Nach Geburt des Kindes kommt es wieder zu einer Annäherung von Vivian und Roger.
Es sind die lebhaften Charaktere, die in diesem Buch so überzeugen, vor allem die leicht chaotische Vivian, die einen ausgeprägten Hang zur Ironie besitzt. Roger ist sympathisch, aber weniger spontan und von ihren Gefühlschwankungen manchmal überfordert.
Der Plot setzt sich neben der privaten auch aus einer beruflichen Komponente zusammen. Beide sind sie Kolumbusspezialisten und reisen gemeinsam in die Tropen zu einem Mann namens Cobb, dessen Vorfahren Sklavenhändler waren, die schon mit Kolumbus zusammengearbeitet haben und der Aufzeichnungen von Kolumbus besitzt. In der zweiten Hälfte des Buches, die sich auf den Bahamas abspielt, fällt der Roman leicht ab. Doch das epiloghafte Ende mit noch einmal einer neuen Erzählperspektive überraschte mich positiv.
Die Krone des Kolumbus ist weniger Komplex als Erdrichs Solobücher, aber der Stoff benötigt auch nicht mehr, um den Leser in den Sog des Buches zu ziehen.