Books on Demand; Ein klares Statement

  • Ich habe noch kein BoD-Buch gelesen, weil mich bisher noch keines auf der Internetseite angesprochen hat und mir auch keine Empfehlung ausgesprochen wurde.
    Ich verurteile diese Form der Veröffentlichung nicht, muss aber gestehen, dass ich bestimmten großen Verlagen mittlerweile ein gewisses Grundvertrauen entgegen bringe und sich danach auch mein Kaufverhalten richtet.
    D.h. wenn ich von einem Verlag viele Bücher gelesen habe und mir davon wiederum viele gefallen, dann weiß ich für mich, dass die Auswahl dieses Verlags durchaus für eine von mir persönlich definierte Qualität spricht. Nicht jedes Buch aus einem Verlag ist nur aufgrund des Verlags direkt sehr gut, aber die Trefferquote ist dann verhältnismäßig hoch.
    Bei BoD fällt diese Form der Vor-Auswahl weg und das macht die Suche nach einem guten Buch schwieriger, denn Schreiben bedeutet für mich nicht nur Kreativität und Phantasie, sondern es ist zu einem nicht geringen Teil auch ein Handwerk, dass man erlernen und beherrschen muss, wofür man auch Talent und ein Gespür haben muss. Viele wollen es, aber nicht jeder kann es und bezüglich dessen stimme ich Tom zu: Es ist sicher toll ein eigenes Buch in den Händen zu halten, doch ein eigenes, gebundenes Buch spricht nicht automatisch für Qualität.
    Vielleicht habe ich da zu wenig Einblick, doch ich denke, dass es ausgebildete Lektoren nicht umsonst gibt und diese größtenteils durchaus beurteilen können, was zur Veröffentlichung geeignet ist und was nicht. Doch das ist nur meine Meinung.
    Nichtsdesto trotz bin ich einem BoD-Kauf nicht abgeneigt, wenn mir jemand ein solches Buch ans Herz legt und ich glaube, dass derjenige meinen Geschmack einzuschätzen weiß oder der Inhalt mein Interesse weckt. Denn wie hier schon ein paar Mitglieder anmerkten: Manchmal kann man dort sicher auch eine Perle finden.

  • Zitat

    Original von Mitsou
    Vielleicht habe ich da zu wenig Einblick, doch ich denke, dass es ausgebildete Lektoren nicht umsonst gibt und diese größtenteils durchaus beurteilen können, was zur Veröffentlichung geeignet ist und was nicht.


    Und selbst wenn es ein Praktikant macht - meine Zeit ist zu schade für solche Spielchen. Abgesehen davon, dass Praktikanten auch die zukünftigen Lektoren sind, oder zumindest im weiteren Sinne vom Fach.
    Wenn wir hier alle am Büchermangel sterben würden, könnte ich die Diskussion um BoD als alternative Quelle verstehen. Aber hat wirklich hier jemand das Problem, dass er keinen adäquaten Nachschub findet und krampfhaft neue Quellen sprudeln lassen muss?

  • Auch, wenn es inzwischen - zumindest bei den einschlägigen Diskutanten - zum Grundwissen gehören sollte, muss man eines offenbar immer wieder hervorheben:


    BoD ist zuvorderst ein Verfahren. "Books on demand" bedeutet nichts weiter, als dass beliebige Publikationen digital on demand hergestellt werden. BoD ist kein Verlag, auch wenn verlagsähnliche Dienstleistungen wie Lektorat und (sehr eingeschränkt) Bewerbung kostenpflichtig angeboten (aber von den meisten Autoren nicht in Anspruch genommen) werden, wobei sich das Lektorat zumeist auf etwas beschränkt, das im Verlagsjargon "Korrektorat" genannt wird, also die simple Bereinigung von Texten um orthographische Fehler.


    Es gibt andere oder ähnliche Verfahren. Digital-Direktdruck ist in vergleichbarer Qualität sogar schon in einigen Copyshops möglich, wobei dort dann auf Vorrat gedruckt würde, allerdings zu einem geringeren Einzelpreis. BoD bietet zudem den Vorteil, über ein einheitliches Portal die Bestellabwicklung vorzunehmen. Aber auch Offsetdruck von niedrigen Auflagen (die meisten "richtigen" Verlage drucken nicht digital) ist heutzutage günstig möglich. Auch hierbei müsste ein selbstverlegender Autor allerdings bevorraten und die Bestellungen selbst abwickeln.


    Ein richtiger Verlag leistet weit mehr als das. Echtes "Lektorat" besteht aus der intensiven, manchmal mehrmonatigen Überarbeitung eines Manuskripts, was nicht selten mehrere, sich gravierend unterscheidende Fassungen zur Folge hat. Bücher werden professionell ausgestattet, wobei nicht selten Werbe- oder Grafikagenturen hinzugezogen werden. Es werden aufwendige Buchhandelsbroschüren gedruckt, und Buchhandelsvertreter reisen durch die Republik, um Buchhändler davon zu überzeugen, die Titel ins Programm zu nehmen. Rezensionsexemplare werden verschickt, und ganze Presseabteilungen bemühen sich, Redakteure zu Rezensionen zu überreden. Es gibt Werbeanzeigen, Plakate, Merchandising, Websites zu den Büchern und vieles mehr. Für all das übernimmt der Verlag die volle ökonomische Verantwortung und zahlt dem Autor einen Vorschuss. Bedingung ist, dass der Verlag vom möglichen Erfolg des Buches überzeugt ist. Dann werden Startauflagen im vier- oder fünstelligen Bereich, manchmal sogar weit höhere, gedruckt. Der Käufer wiederum weiß, dass er zumindest ein technisch hochwertiges, inhaltlich wie stilistisch mehrfach überarbeitetes Werk in den Händen hält, das sich gegen große Konkurrenz durchgesetzt hat und ein halbes Dutzend Leute im Haus überzeugt hat. Die Herstellung des Buches, also der Druck, findet üblicherweise nicht im Verlag statt.


    Wer also BoD mit Publikumsverlagen vergleicht, vergleicht ein Verfahren mit etwas völlig anderem. Deshalb ist es auch (zu Ungunsten der BoD-Autoren) unfair, diesen Vergleich vorzunehmen. Selbstverständlich haben Leute, die per BoD herstellen lassen, alle Möglichkeiten und Freiheiten, was die Gestaltung (auch die inhaltliche) ihrer Bücher anbetrifft, weil es BoD selbst schlicht völlig schnuppe ist - das gehört nicht zu deren Aufgabe. Im Gegensatz dazu stellen Inhalt, Dramaturgie und Sprache eines Buches den für echte Verlage interessanten Kernaspekt dar, nicht zuletzt im Hinblick auf die Leser.


    Das ist jetzt vielleicht alles einmal zu oft gesagt worden, aber offenbar genügt auch das noch nicht. ;-)

  • Ich habe schon einige BoD- Bücher gelesen, auch echte DKZ- Bücher, wie die Lebensgeschichte der 100- jährigen versehen mit Bildern wie alten Kleidermarken aus dem Krieg oder dem elterlichen Hof in Ostpreussen und dem Ackergaul, der den Karren bei der Flucht gezogen hat. Interessant heute nur für die Leute die den/die AutorIn kennen, im nächsten Jahrhundert vielleicht gesuchtes Fundobjekt der Historiker. Bei solchen Büchern ist klar, dass der Urheber nie Nr.1 der Spiegel- Bestsellerliste werden möchte, da wird bezahlt für ein schönes Geschenk für die Nachbarn und Freunde und die Enkel, spannender finde ich die Peinlichkeiten mancher echter verkannter Genies, die auf der Buchmesse an den Tisch beim Mittagessen kommen und ihre Ergüsse anbieten. Da habe ich auch schon mal aus Mitleid was gekauft, das war dann so ähnlich in Grammatik und Orthographie wie manches Posting, das ich nachts um eins hier mal so in die Tastatur haue- im gröbsten Fall hätte ich den "Autor" wirklich mal gern gefragt, ob er das Buch im Spracherkennungsprogramm runterdiktiert hat und anschliessend die Korrekturfunktion hat drüber laufen lassen. Soviel sinnverdrehte Fehler "richtig" geschriebener Wörter die keinen Sinn machten - diese Reiseberichterstattung hat es nicht mal bis nach Hause geschafft, sondern wurde von mir noch auf der Messe in ein Bücherregal abgelegt und entsorgt. Ich habe da aber auch schon mal was gelesen, das fand ich ganz interessant. Allerdings ist es doch häufig so, das Leser, die hier 0 angeben, gar nicht wissen, welcher Verlag BoD herstellt, am Cover merkt man das schliesslich nicht. Manche Fachbücher sollen auch BoD hergestellt werden. Ganz sicher weiß ich das von Doktorarbeiten, die teilweise richtige "Bestseller" werden, wenn sie die fünhunderter Auflage überschritten haben.

  • Hallo, Beowulf.


    Es gibt viele professionelle Nutzer von BoD. Das fängt bei kleinen, aber ambitionierten Verlagen an, die zuweilen Editionen oder Testauflagen so herstellen und "bevorraten" lassen. Einige Softwarefirmen stellen ihre Handbücher per BoD her, und manch ein Coach verkauft am Ende seines Seminars das eigene Buch aus der BoD-Produktion für das Achtfache der Herstellungskosten. Wer ein relativ hochwertiges Druckwerk mittelfristig verfügbar in einer überschaubaren Auflage benötigt, ohne Lagerhaltungskosten und ähnlichen Aufwand betreiben zu können, ist hier gut bedient. Es ist Digital-Direktdruck, also bleibt die Qualität zu allem, was professionell per Offset hergestellt wird, ein wenig hintendran. BoD bietet für solche Zwecke verschiedene Modelle an, und bei einigen erfährt der Endkunde nie, wo das Werk hergestellt wurde.


    Aber BoD ist eben kein Verlag, sondern "lediglich" ein Buchhersteller. Das sind übrigens viele "richtige" Verlage nicht - kaum ein Verlag, nicht einmal größere, betreibt heutzutage noch eigene Druckereien. Da werden PDFs mal eben in die Tschechei oder nach Polen gemailt, und zwei, drei Wochen später treffen zehntausend Exemplare ein. Übrigens meist auch nicht beim Verlag selbst, sondern bei der VVA oder vergleichbaren Unternehmen. Denn auch den Versand und die Auslieferung übernehmen die Verlage nicht selbst. Weil das nicht zu ihren Aufgaben gehört. Die besteht darin, Bücher zu verlegen, also das unternehmerische Risiko für die Vermarktung von Texten zu übernehmen.

  • Ich warte ja bis zum heutigen Tag auf die Antwort auf meine Frage, wieviele der DKZ - Autoren jemals ihre Inverstition wieder herein bekommen haben, bzw. am Ende gar Gewinn erzielt haben. Vielleicht kann uns der Vielleser ja dazu Fakten liefern.
    Denn Gewinn durch den Verkauf von Büchern zu erzielen ist ja das überlebensnotwendige Ziel von (echten) Verlagen...

  • @licht:


    "Novum Verlag" schrieb in diesem Thread:


    Zitat

    Wie viele Autoren haben ihren Kostenzuschuss zurückverdient? 374 Autoren von über 1000.


    Davon abgesehen darf man BoD und DKZ eigentlich nicht vergleichen. Zuschussverlage suggerieren den Autoren, echte Verlage mit dem Interesse, Bücher an Leser zu verkaufen, zu sein, dabei verdienen sie ihr Geld in der Hauptsache an den Autoren (wie hier zum Beispiel an den 626 Autoren, die es nicht geschafft haben, ihre Investition zu amortisieren - und an den anderen haben sie sehr viel mehr verdient als ein Publikumsverlag an diesen Auflagen verdient hätte). Bei BoD ist, vom zeitlichen Aufwand abgesehen, das Buch herzustellen (schreiben), der finanzielle Aufwand für die Autoren ziemlich gering. BoD verdient tatsächlich in der Hauptsache an den verkauften Büchern, die im Vergleich zu Sortimenttiteln allerdings hochpreisig sind, weshalb die Autorenmarge (im Gegensatz zu Viellesers Ausführungen) prozentual manchmal sogar noch deutlich geringer ist als bei Publikumsverlagen (vom Vorschuss abgesehen). BoD verdient allerdings an jedem einzelnen Buch, und es gibt keine Auflagen. Wenn Heinz Müllerfurz seine Memoiren bei BoD einstellt und zwei Bücher verkauft, hat BoD schon seinen Schnitt gemacht. Das kann man übrigens auch alles online bei denen nachrechnen: http://www.bod.de

  • Zwei habe ich gelesen. In meiner Buchhändlerzeit gab es immer ein paar berufene Autoren aus der Nachbarschaft, die uns ihr Buch in den Laden stellen wollten - und da mußte man dann mal probelesen.


    Die, die ich gelesen haben, haben zurecht keinen Verlag gefunden.


    Es mag ja sein, dass sich Perlen verstecken unter den BOD Büchern. Nur ist es mir erheblich zu mühselig und zu teuer, erst 1000 Frösche zu küssen, bevor ich den Prinzen finde.


    Ich verlasse mich da lieber auf die Dienstleistungen der Verlage, die für mich eine Vorsortierung vornehmen.


    Erschwerend kommt hinzu, dass mein regionalen Leseinteressen eher in den USA gelagert sind - und 99% meiner Lieblingsautoren Amerikaner sind, keiner davon auf dem BOD Markt vertreten.

    :lesend
    If you can read, you can empathize, luxuriate, take a chance, have a laugh, hit the road, witness history, become enlightened, turn the page, and do it all again
    Oprah Winfrey