Mal ehrlich: Wie viele BoD Bücher hast du schon gelesen? 0
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Hallo Büchereulen,
da ich hier schon seit geraumer Zeit mitlese weiß ich, dass dieses Thema schon mehrfach diskutiert wurde. Bisher schienen mir die Diskussionen allerdings sehr einseitig und vorurteilslastig. Darum möchte ich mir jetzt mit einem ausführlichen Statement dazu mal Luft machen und ein paar Fakten nennen.
Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie viele Leute sich doch berufen fühlen, BoD Bücher und deren Autoren pauschal zu verurteilen. (Oft, ohne je ein BoD Buch gelesen zu haben). Würde ich mir die Freiheit herausnehmen über diese selbst ernannten „Experten“ zu urteilen, würde das Urteil wohl lauten: Unwissende Wichtigtuer, die blind und voller Naivität gebetsmühlenartig aufgeschnappte Vorurteile nachplappern. Ja, dieses Urteil klingt hart, aber ich kann es, ( im Gegensatz zu den vielen selbst ernannten „Experten“), wenigstens begründen. Fakt ist:
1.) Es gibt viele BoD Autoren, die sich das Einsenden ihrer Manuskripte an Publikumsverlage von vorn herein ersparen, weil sie der Ansicht sind, man kann seine Zeit und sein Geld auch sinnvoller nutzen.
2.) Es gibt einige BoD Autoren, die bereits einige Bücher bei namhaften Verlagen unterbringen konnten, sich danach aber bei weiteren Buchprojekten ganz bewusst für BoD entschieden haben und Beides parallel laufen lassen.
3.) Es gibt viele BoD Autoren, die ihre Manuskripte gar nicht erst an Publikumsverlage senden, weil ein Lektorat als Dienstleistung eingekauft deutlich preiswerter ist, als den Löwenanteil des Verkaufserlöses dem Verlag zu überlassen und sich mit 20ct Marge pro verkauftem Buch abspeisen zu lassen.
Wer immer noch glaubt, jedes gute Manuskript fände einen Verlag und jeder Verlag würde die Einsendungen gewissenhaft prüfen, der sollte mal ein Praktikum in einem Verlag absolvieren. Er würde sich wundern, wie schnell man schon am ersten Tag vom Schülerpraktikanten zum „Lektor“ aufsteigen kann und plötzlich entscheiden darf, welche Manuskripte eventuell geprüft werden und welche ungelesen im Papierkorb landen. Zumindest aber sollte man sich mal die folgenden Links durchlesen:
http://www.haus-der-literatur.de/newsextra/glosse Neben einigen Dingen, denen ich dort nicht unbedingt zustimmen würde, möchte ich aber ein Zitat (Auszug) anführen, über das man – wäre es nicht so traurig – nur lachen kann:
1.) "(...) eine 1997 durchgeführte Studie. Unter dem Namen der Privatperson Martha N. hatte ein Autorenverband die Lektorate der großen belletristischen (...) Verlage auf die Probe gestellt. Er hatte nämlich Heinrich Heines "Deutschland, ein Wintermärchen", das immerhin fester Bestandteil des Literaturkanons an unseren Schulen ist, unter dem Namen der Versenderin und unter dem Titel "Deutschland über alles?" den Lektoraten mit der Bitte um Veröffentlichung zugestellt. (...) Während man Suhrkamp noch zugute halten kann, dass sein Lektorat die Einsendung der Martha N. ebenso wie Tausende anderer hoffnungsfroher Einsendungen vermutlich noch nicht einmal aufgeblättert hat ("Wir wünschen Ihnen das Beste für Ihr Gespräch mit einem anderen Verlag"), so verblüfft die Antwort des gleichfalls renommierten S. Fischer Verlags auf das Manuskriptangebot: "Wir haben es gelesen[!], müssen Ihnen jedoch mitteilen, dass es für eine Veröffentlichung im Programm des S. Fischer Verlags nicht in Frage kommt. Wir bitten Sie um Verständnis, dass wir bei der großen Zahl von Einsendungen, die uns täglich erreichen, die Entscheidung nicht ausführlich begründen können."
2.) In einem anderen Test schickte die britische Zeitung „Sunday Times“ zwei berühmte Romananfänge von Nobelpreis und Buchpreisträgern anonym an verschiedene Verlage. 20 Verlage lehnten die unter einem anderen Pseudonym eingesandten Manuskripte der Nobelpreisträger und Buchpreisträger ab. Damit hatten fast alle der getesteten Verlage die Manuskripteinsendung mit einer Standardabsage beantwortet. (Quelle: http://www.literaturcafe.de/20…es-nobelpreistraegers-ab/ )
Viele große Verlagshäuser geben inzwischen auch schon unumwunden zu, dass die Vorauswahl im Lektorat durch Praktikanten stattfindet. Andere seriöse Quellen besagen, das, je nach Verlag, jedes tausendste oder auch nur jedes zweitausendste Manuskript unbekannter AutorInnen veröffentlicht wird. Ich finde es schon ziemlich überheblich, wenn hier immer wieder kurzerhand behauptet wird, die restlichen 999 bis 1999 Bücher seien schlecht oder ungeeignet für Veröffentlichungen. Selbst wenn 90 Prozent darunter Schrott wären, blieben noch hundert bis zweihundert gute Texte übrig. Das auch ein Harry Potter über viele Jahre von unzähligen Verlagen abgelehnt wurde, muss ich wohl nicht extra betonen. Die Liste der Beispiele ließe sich hier über zig Seiten fortsetzen.
Ich erlaube mir ein Urteil über BoD Bücher, weil ich schon einige gelesen habe. Manche haben mich begeistert, andere haben mich enttäuscht. Aber nicht seltener wurde ich auch schon von hochgelobten Bestsellern enttäuscht. Und wer immer noch glaubt, die renommierten Verlage würden eine Auswahl nach Literarischer Qualität treffen, der soll mir doch den Werbeslogan erklären, den der Verlag für „Feuchtgebiete“ propagiert und der da lautet: „Charlotte Roche: Hygiene wird bei mir klein geschrieben“. Aha. Was will und dieser Werbeslogan – mit dem immerhin ein renommierter Verlag wirbt (!) - sagen? Ist das ein versteckter Hinweis auf das hohe literarische Niveau dieser „Werks“? Bin ich nur zu dumm diesen Hinweis zu verstehen? Oder gehört es neuerdings zur Allgemeinbildung zu wissen, wie oft – oder besser gesagt wie selten - sich Frau Roche den Schritt wäscht? Ich wage mir gar nicht vorzustellen, wie man dieses Buch verrissen hätte, wenn es bei BoD erschienen wäre! Und praktischerweise hätte man dann auch alle anderen BoD Autoren gleich mit in den gleichen Sack gesteckt. (Ist ja ein Aufwasch.) Aber glücklicherweise hat ja ein renommierter Verlag den „ hohen literarischen Anspruch“ des Werks und das große schriftstellerische Talent der Frau Roche erkannt. Gut so, ich glaube nämlich, BoD hätte sich geweigert das zu veröffentlichen.
Sorry Buchereulen, aber das musste einfach mal raus, bevor ich an der Überheblichkeit, Naivität und Verlagsverherrlichung so mancher Leute ersticke! Ich möchte mit diesem Beitrag wirklich niemandem zu Nahe treten, aber da ich in diesem Forum (mehr als irgendwo sonst im Netz) immer wieder über pauschale Vorurteile gegen BoD Autoren und naive Ansichten zum Verlagswesen gestolpert bin, wollte ich einfach mal ein paar Fakten einbringen. Ich möchte mit diesem Beitrag auch niemanden von BoD Büchern überzeugen, geschweige denn, jemanden zwingen sie zu lesen. Man sollte sich aber Gedanken darüber machen, ob einem ein Urteil über ertwas zusteht, das man selbst gar nicht kennt. Und ferner sollte man sich dann überlegen, ob es einem unter diesen Umständen zusteht, Negativpropaganda gegen sämtliche BoD Autoren via Internet zu verbreiten. Nur, weil vielleicht der Kollege eines Nachbarn des Schwagers mal ein BoD Buch gelesen hat und das schlecht fand.
Und nun bin ich sehr gespannt, ob man hier im Büchereulenforum die Größe hat, meinen Beitrag stehen zu lassen, obwohl er nicht so "Mainstreamkonform" ist, wie andere Beiträge.
Ferner würde mit interessieren, wie viele BoD Bücher ihr schon gelesen habt. Und ich bitte um EHRLICHE Antworten.