Aus dem Englischen von Silvia Morawetz
160 Seiten
Kurzbeschreibung:
Ein Männer-Debattierklub in Brownsville. Archie Feinstein, Meyer Woolf und Izzy werfen sich gut gemeinte Boshaftigkeiten an den Kopf. Spielerisch leicht und herrlich selbstironisch.
1950 im Brooklyner Viertel Brownsville. Fast täglich kommen Meyer Woolf, Archie Feinstein, Izzy und ihre Freunde in Sams Cafeteria, um beim Kaffee über Gott und die Welt zu debattieren: Liebe, Ehe, Eifersucht, Alltagssorgen, Koreakrieg und Rassismus sind nur einige der Themen. Zu jedem weiß einer einen Witz zu erzählen. Einer Meinung sind die Männer selten, auch wenn ihr Jüdischsein sie verbindet. Und ständig fallen sie sich ins Wort, frotzeln, auch wenn sie sich mögen. Oder gerade deshalb.
Die Schrecken antisemitischer Verfolgung haben sie alle ins amerikanische Exil geführt. Immerhin sind sie dem Schlimmsten entronnen, aber sie schleppen doch an ihrer Vergangenheit, und so amerikanisch sie sich geben, so wenig selbstverständlich ist ihnen vieles.
»Steven Blooms Texte verdanken ihren Charme nicht zuletzt den punktgenauen, sehr flotten Dialogen, die an bessere Screwball-Komödien erinnern«, schrieb Ulrich Rüdenauer in einer Kritik. Silvia Morawetz hat sie brillant und stilsicher ins Deutsche übertragen.
Über den Autor:
Steven Bloom, geb. 1942 in Brooklyn, New York, als Sohn eines polnischen Juden, lebt in Heidelberg. Er arbeitete als Rundfunkjournalist in den USA und seit vielen Jahren an der Heidelberger Universität als Dozent für amerikanische Landeskunde.
Über die Übersetzerin:
Silvia Morawetz studierte Anglistik, Amerikanistik und Germanistik und übersetzt
seit 25 Jahren englischsprachige Literatur aller Genres, u.a. von William Gass, Anne Sexton, Joyce Carol Oates, Terry Eagleton, James Kelman und Ali Smith. Derzeit lebt sie in Niedersachsen.
Meine Meinung:
Ein stilistisch und inhaltlich ungewöhnliches Buch, dass ein Milieu und eine Zeit beschreibt, die man in der heutigen zeitgenössischen Literatur nicht so oft liest. Im Mittelpunkt stehen jüdische Männer in Brooklyn, USA in den fünfziger Jahren, daher besitzt das Buch einen ganz eigenen Ton und die Dialoge eine ungewohnte Sprache. Fast jeder Satz ist überraschend und originell. Es ist ein sehr dialoglastiges Buch. Bei den Protagonisten herrschen Ironie, aber auch ein wenig versteckte Melancholie vor, das wird kaschiert, indem ständig Witze gerissen werden, keine Situation, sei sie noch so Ernst oder tragisch, die nicht ins Lächerliche gezogen wird. Dabei reichen die Sprüche und Witze von geschmacklos bis hin zu genial. Das überzeugende ist, dass man als Leser deutlich spürt, dass die Männer Anteil nehmen, der schräge Humor nur als Waffe gegen die Härten des Lebens benutzt wird und nicht um zu verletzten.
Der Roman besitzt ein starkes Personal:
Da ist der Taxifahrer Archie Feinstein, der an seiner schwierigen Ehe leidet, Meyer Woolf, der mit seiner Frau Sonya jedoch eine sehr gute Ehe führt, der schweigsame, zurückhaltende Izzy, der irgendwie die ganze Zeit auf der Suche ist, der Baseballfan Jack Goldfarb, Max Warsaw und der wortgewandte Irving Mandel. Diese Menschen wirken sehr authentisch, der Leser wird sie nach Ende des Buches vermissen. Mir ging es jedenfalls so.
Es werden viele jüdische Begriffe verwendet, trotzdem ist das Buch gut verständlich.
Das Buch ist schmal, aber so geschickt verdichtet, dass der Autor es schafft, eine Realität abzubilden und viel Atmosphäre aufzubauen.