Wikipedia hat immer Recht - und was, wenn nicht?

  • Eigentlich versuche ich ja, mich aus den aktuellen Themen so weit als möglich herauszuhalten. Aber als ich in der Printausgabe der WELT von heute (27.05.2009, Seite 7) den Essay „Wie ich im Internet zum Juden erklärt wurde" las, kam mir doch das leichte Grausen. Da Wikipedia hier im Forum sehr oft (auch von mir) zitiert bzw. als Quelle angegeben wird, möchte ich das doch thematisieren, um etwas das kritische Bewußtsein zu schärfen - oder erst zu wecken.


    Früher hieß es „Wenn etwas in der Zeitung steht...“, heute kann man das Wort „Zeitung“ durch „Wikipedia“ ersetzen. Darum geht es:


    < Hier > der Link zur Meldung, wie sie in der Printausgabe erschien (mit Datum 27. Mai 2009, 03:51 Uhr).
    Und < hier > die erste Meldung in der vermutlich ursprünglichen Version mit einem „Bildschirmausdruck“ der entsprechenden Wikipedia-Seite und weiterführenden Links (datiert 26. Mai 2009, 17:13 Uhr). (Aus Urheberrechtsgründen habe ich nur verlinkt und nicht zitiert.)


    Im Kern geht es darum, daß durch einen nicht registrierten NutzerIn in Wikipedia in die vorhandene Seite über Richard Herzinger das Wort „jüdisch“ eingefügt wurde, obwohl das - wie im verlinkten Artikel ausführlich dargelegt - absolut falsch ist. Diese Behauptung hatte sich in Windeseile im Netz verbreitet. Google hatte die sofort nach der Änderung in den Suchanfragen. Nach der Löschung im Wikipedia-Eintrag dauerte es aber eine Woche, bis auch der Google-Cache berichtigt war.


    Welche Folgen das für Richard Herzinger in der Folge, beispielsweise durch Beschimpfung und Verunglimpfung in anderen „einschlägigen Foren“ hatte, läßt sich ebenfalls im Artikel nachlesen.


    Da ich selbst nur in einem einzigen Forum auf Dauer aktiv bin und ansonsten wenig bis gar keine (Foren-)Erfahrung habe, von diesen ganzen „sozialen Netzwerken“ ganz zu schweigen, hat mich das doch sehr erschreckt. Ich mag gar nicht an die Folgen denken, wenn weitaus schlimmere "Meldungen" oder Berichte über jemanden solcherart plaziert werden.


    Zumindest ich werde in Zukunft also bei Artikeln über Zeitgenossen etwas vorsichtiger sein, was den Wahrheitsgehalt von Wikipedia-Artikeln anbelangt. (Artikel zu historischen Personen lassen sich leichter überprüfen.) Von Google ganz zu schweigen.



    Edit. Schreibfehler berichtigt.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von SiCollier ()

  • Da die Philosophie von Wikipedia auf der interaktiven Arbeit basiert und Wikipedia mittlerweile von unzähligen Nutzern gefüllt wird, wird es sicherlich einerseits immer schwieriger, den Wahrheitsgehalt der eingestellten Artikel zu überprüfen und andererseits dem Anspruch an denselben gerecht zu werden. Wikipedia ist sicherlich inzwischen weltweit die meistgenutzte Wissensdatenbank und die Vielzahl qualitativ hochwertiger Beiträge suggeriert, dass das auf (fast) alle Artikel zutrifft. Wikipedia selbst ist ja auch bemüht, Fehler so schnell es geht, auszumerzen. Viel schlimmer ist jedoch, dass dies eben nur auf der Wikiseite selbst gelingt, nicht aber die Folgen falscher Meldungen abfängt, oder auch nur abfedert, denn das zeigt ja schon die Anrisszeile in Google, die immer noch das falsche Adjektiv enthält (jedenfalls im Moment dieses postings noch). Ich weiß nicht, wie lange das dauert, bis die Suchkriterien angepasst sind, allerdings dauert es viel zu lange, um nicht die von Herrn Herzinger befürchteten Schäden schon verursacht zu haben.


    Man kann insgesamt aus dieser Geschichte für sich selbst nur den Schluss ziehen, niemals nur einer einzigen (Wikipedia) Quelle zu vertrauen, sondern breit gefächerter zu suchen, auch wenn der Klick auf die Wikipediaseiten so verführerisch einfach scheint.

  • Ich fürchte mich ein wenig vor einer Antwort, da man mich mit ein bisschen schlechten Willen falsch verstehen könnte.
    Aber ich verstehe ehrlich gesagt das Problem nicht. SiCollier und auch Herzinger spielen auf zwei Dinge an.
    Erstens die Glaubwürdigkeit und Verlässlichkeit von Wiki. Dies ist nicht gegeben. Jeder darf darin schreiben und Artikel verändern - das ist das scheinbar demokratische Konzept von Wiki. Ich weiß bei keinem Artikel, mit welcher Kompetenz der Autor gesegnet ist. Hinweise findet man durch Art und Weise des Artikelaufbaus, Fußnoten, etc. Aber eben nur Hinweise. Außerdem kann jeder Dödel selbst einen guten Artikel verändern.
    Wenn ich mich auf eine Information verlassen muss, nehme ich den Brockhaus oder Speziallexika zu Hilfe.
    Die Seriösität Wikis, auf die sich Herzinger beruft, existiert daher nicht.


    Das zweite Problem ist die Einschleusung des Wortes "jüdisch". An und für sich sind Fehler bei Wiki vorprogrammiert. Auch absichtliche Fehler - Beispiel Guttenberg - sind möglich und v. a. leicht durchführbar.
    Was stört Herzinger nun gerade an diesem Wort? Herzinger benennt anschließend sämtliche jüdischen Klischees, die man nur irgendwie im Kopf haben kann. Aber wenn sie gebetsmühlenartig wiederholt werden, verschwinden sie nie. Warum kann man so eine Falschinformation nicht genauso ignorieren wie sämtliche anderen Falschmeldungen, die über Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen, verbreitet werden. Sollen doch die Leute glauben, man sei jüdisch, muslimisch oder sonst was. Wichtig ist doch nur, dass tatsächliche Minderheiten in diesem Land wirklich geschützt sind vor Angriffen von Rechtsextremen. Der verzweifelte Schrei, man sei doch gar keine Minderheit, beunruhigt mich vor diesem Hintergrund.


    Was mich also bei der ganzen Geschichte bedenklich stimmt, ist der braune Sumpf, der durch die Geschichte (antijüdische Ressentiments und Äußerungen in Foren, die Herzinger beschreibt) sichtbar wird. Ob die Reaktion Herzingers darauf die richtige Antwort war - ich weiß es nicht.

  • Wikipedia ist gefährlich. Die Informationen, die dort - nur einen Mausklick entfernt - vorzufinden sind, sind ähnlich verlässlich wie die heutige Bibel im Vergleich zu ihren Ursprungstexten. Es gibt durchaus sehr gewissenhafte und über fundierte Kenntnisse verfügende "Redakteure", aber die stellen eine Minderheit dar. Der überwiegende Anteil der Wikipedia-Einträge ist veraltet, inhaltlich falsch, unvollständig oder tendentiös. Oder mehreres davon. Dessen sollte man sich bewusst sein. Leider sind das die wenigsten. Sie nutzen das Angebot als "Quelle" und steigern damit seinen Erfolg, was aber keineswegs mit einer qualitativen Verbesserung des Systems einhergeht. Die Initiatoren und Aktivisten sind sich dieser Tatsache übrigens bewusst. Auf der Website von "Wikimedia", dem deutschen Betreiberverein, kann man viel darüber nachlesen:


    http://wikimedia.de/


    Also - Achtung: Wikipedia bietet Informationen, ist aber keine brauchbare Quelle. Wer ein bisschen was wissen will, ist dort gut bedient, aber wer sich auf Informationen verlassen können will, muss sie anderswo suchen.

  • och manno Tom, lasse doch mal bitte deine Auswürfe gegen die Bibel!
    Schreib, wovon Du Ahnung hast und schreib zur Sache, und lass Deine dümmlichen und völlig unangemessenen Seitenhiebe!
    Es bringt doch gar nichts, das Verhältnis der vielen Bibelübersetzungen zum (lange nicht gesicherten) Urtext zu diskutieren. Das ist ein sehr umfangreiches Thema, da a) die Übersetzungen sehr vielfältig und unterschiedlich sind, was wenigstens 5 mal so viele Gründe hat, wie es Übersetzungen gibt, und b) weil - wie gesagt - selbst das, was wir Urtext nennen längst keine einheitliche und definitive Größe ist.
    Entsprechend gibt es DIE heutige Bibel nicht, wie Du so gern suggerieren möchtest um sie zu diskreditieren.


    @ ad rem:
    Wer sich auf Wiki verläßt ist selber schuld!

  • Zitat

    Original von Tom
    Der überwiegende Anteil der Wikipedia-Einträge ist veraltet, inhaltlich falsch, unvollständig oder tendentiös. Oder mehreres davon. Dessen sollte man sich bewusst sein. Leider sind das die wenigsten. Sie nutzen das Angebot als "Quelle" und steigern damit seinen Erfolg, was aber keineswegs mit einer qualitativen Verbesserung des Systems einhergeht.
    Also - Achtung: Wikipedia bietet Informationen, ist aber keine brauchbare Quelle. Wer ein bisschen was wissen will, ist dort gut bedient, aber wer sich auf Informationen verlassen können will, muss sie anderswo suchen.


    Auch wenn ich mir ein bisschen blöd dabei vorkomme, noch eine Warnung an alle Schüler und Studenten hier: Man kann sich im I-Net vielleicht schnell einen Eindruck über diverse Themen verschaffen, aber erstens sind Fehler vorprogrammiert, zweitens bewegt es sich meist an der Oberfläche.
    Selbst in geisteswissenschaftlichen Hausarbeiten werden zunnehmend (in einigen Hausarbeiten fast ausschließlich!) Internetquellen verwendet. Wenn Euer Thema nicht gerade heißt: "Die Rezeption von xyz im Internet" - lasst es bitte. Ihr macht Euch erstens vor den Dozenten lächerlich und zweitens lernt man so kein wissenschaftliches Arbeiten.
    :klugscheiss beendet :wave

  • Vulkan
    ich ahne, was du meinst. Trotz der vielen Klischees, die Herr Herzinger in seinem Artikel in Zusammenhang mit dem Wörtchen jüdisch bemüht, möchte ich ihm aber noch nicht unterstellen, dass er speziell seine Zuordnung zum Judentum fürchtet, sondern doch eher die Folgen falscher Informationen über seine Person. Hoffe ich mal.

  • @ Vulkan


    Das Problem besteht für mich darin, daß - salopp ausgedrückt - auf solche Art ein Rufmord inszeniert werden kann, gegen den sich der/die Betreffende praktisch kaum wehren kann. Und der, selbst nach einer Berichtigung, lange nachwirkt.


    Man stelle sich beispielsweise vor, jemandem wird eine bestimmte politische Richtung unterstellt, und derjenige bewirbt sich irgendwo - und bekommt auf Grund dieser Falschmeldung die Stelle nicht.


    Herzinger ist auf diese Art ins „Zielfeuer“ einschlägiger Kreise geraten. Wenn ich also jemanden los werden will, brauche ich nur eine entsprechende Falschmeldung an „passender“ Stelle abzusetzen. Und alles weitere „regelt sich von alleine“. Das ist beängstigend.


    Ich stoße immer wieder (und häufiger) auf Hinweise, daß man vorsichtig sein soll, was man im Netz von sich preis gibt. Denn das Netz hat ein langes Gedächtnis - und so mancher Personalchef (um bei dem Beispiel zu bleiben) wertet das entsprechend aus.


    Wenn ich mir solches weiter „hochrechne“ ... Nein, ich tue es lieber nicht.


    Ich habe selbst vor vielen Jahren einmal erlebt, daß über einen Vortrag, den ich hielt, in der Presse sachlich (inhaltlich) falsch berichtet wurde. Das war nach geraumer Zeit vergessen, und heute weiß nur noch ich es (weil ich mich sehr geärgert habe). Man findet das höchstens noch im Archiv des Zeitungsverlages. Aber ein Wikipediaartikel, der von Google einmal indiziert wurde, hält sich „Ewigkeiten“. Ich selbst stoße bei Suchabfragen immer wieder auf lange veraltete Inhalte im Google-Cache.



    Mir geht es losgelöst von diesem einen konkreten Fall und ohne Beispiele, an denen man sich aufhängen könnte, ums Prinzipielle.




    Zitat

    Original von Tom
    Wer ein bisschen was wissen will, ist dort gut bedient, aber wer sich auf Informationen verlassen können will, muss sie anderswo suchen.


    Das ist so etwa die Quintessenz, die ich aus dem (Zeitungs-) Artikel gezogen haben. Obwohl man über die Qualität von bisweilen solchen auch geteilter Meinung sein kann (s. mein Beispiel oben).

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Stimmt, als Arbeitnehmer sollte man schon sehr vorsichtig sein, was man im Internet von und über sich preisgibt. Es gibt nicht wenige Personalchefs, die sich inzwischen neben den Bewerbungsunterlagen ein umfassenderes Internetbild von den in Frage kommenden Bewerbern machen.
    Manch einer ist da schon leichtsinnig sorglos, indem er in den diversen Social networks mit Bildern und Berichten aus dem Privatleben um sich wirft, die mitunter ein sehr merkwürdiges Bild entstehen lassen. Da sollte man wirklich sehr zurückhaltend sein und lieber einen Gedanken zuviel an eine mögliche berufliche Zukunft verschwenden.

  • Zitat

    Original von SiCollier
    @ Vulkan
    Das Problem besteht für mich darin, daß - salopp ausgedrückt - auf solche Art ein Rufmord inszeniert werden kann, gegen den sich der/die Betreffende praktisch kaum wehren kann. Und der, selbst nach einer Berichtigung, lange nachwirkt.


    Man stelle sich beispielsweise vor, jemandem wird eine bestimmte politische Richtung unterstellt, und derjenige bewirbt sich irgendwo - und bekommt auf Grund dieser Falschmeldung die Stelle nicht.


    Herzinger ist auf diese Art ins „Zielfeuer“ einschlägiger Kreise geraten. Wenn ich also jemanden los werden will, brauche ich nur eine entsprechende Falschmeldung an „passender“ Stelle abzusetzen. Und alles weitere „regelt sich von alleine“. Das ist beängstigend.


    Vielleicht schließe ich in dieser Situation zu sehr von mir auf andere. Wenn ich irgendwo im Internet etwas lese, gerade über bekannte Personen, speichere ich das zwar, aber suche gezielt nach anderen Quellen, die gleiches bestätigen - wenn mir denn eine bestimmte Information wichtig ist. Häufig ist es so, dass man verschiedene Versionen hat und effektiv nicht entscheiden kann, welche stimmt. Aber damit kann ich leben.


    Rufmord lebt von denen die rufen und denen, die zuhören. Ich höre soetwas nicht und wenn, vergesse ich es schnell wieder. So wie man sich früher in der Schule gegen Klatsch und Tratsch abgrenzen musste, muss man eben Strategien finden, gleiches im I-Net zu tun.
    Natürlich achte ich darauf, dass im Internet mein Name nicht auftaucht, bzw. nur gezielt, wo es nicht zu vermeiden ist - also letztlich jobbedingt notwendig ist. Ich denke, es ist auch die Verantwortung aller Eltern, ihren Kindern diesbezügliche Vorsichtsmaßnahmen beizubringen, so wie man ihnen beibringt, keine Süßigkeiten von Fremden anzunehmen oder zu ihnen ins Auto zu steigen.


    Und dass Personaler so naiv sind, jedem Internetgerücht zu glauben, das eventuelle Feinde in die Welt setzen, möchte ich jetzt auch nicht unterstellen.


    Deinen letzten von mir zitierten Absatz verstehe ich nicht - spielst Du auf eine physische Verfolgung an? Natürlich wäre das schrecklich - aber schrecklich ist es, wenn solche Menschen überhaupt in diesem Land leben und in der Lage sind, entsprechende Straftaten auszuführen. Täter, die Opfer suchen, werden immer welche finden - so frei von Fremdheit oder "Andersheit" kann gar keine Gesellschaft sein. Also muss man doch bei Tätern ansetzen und nicht bei potentiellen Opfern. (Oh man, ich fürchte, ich kann gerade nicht das artikulieren, was ich denke. Ich hoffe, die Richtung kommt trotzdem an.)

  • Zitat

    Original von Vulkan
    Deinen letzten von mir zitierten Absatz verstehe ich nicht - spielst Du auf eine physische Verfolgung an?


    Genau auf so etwas habe ich angespielt. Denn ich hatte den Eindruck daß das im konkreten Fall durchaus auf so etwas rauslaufen könnte.



    Zitat

    Original von Vulkan
    Täter, die Opfer suchen, werden immer welche finden (...)


    Stimmt. Mir schien es nur, daß man potentiellen Tätern auf diese Weise potentielle Opfer „zutreiben“ kann. (Ist das jetzt verständlich? :gruebel)



    Das mit den zwei verschiedenen Quellen zu einer Information habe ich mir auch angewöhnt. Und bei kritischen Dingen auch drei oder vier (so es sie gibt). Aber das dem Thread zugrunde liegende Beispiel zeigt, daß es genug Menschen gibt, die eben nicht nach diesem Grundsatz verfahren.


    Und da hilft dann auch keine Vernunft mehr weiter.

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    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von SiCollier
    Stimmt. Mir schien es nur, daß man potentiellen Tätern auf diese Weise potentielle Opfer „zutreiben“ kann. (Ist das jetzt verständlich? :gruebel)


    Ich verstehe, was Du meinst. Für mich ist eben der eigentliche Skandal, dass mit der Etikettierung einer Person als Minderheit überhaupt ein Gefahrenpotential droht. Diese Tatsache ändert sich nicht dadurch, ob es jetzt x+1 oder x-1 Angehörige der Minderheit gibt. Gesamtgesellschaftlich ist das die vorrangige Aufgabe, die meiner Meinung nach zu lösen ist. Dass sich einzelne Personen aus der Gefahrenzone bringen wollen, kann ich natürlich nachvollziehen. Das ändert aber am eigentlichen Problem nichts.

  • Mich verwundert diese Diskussion ein wenig. Es ist doch wohl hinreichend bekannt und diese Erkenntnis hat sich wahrscheinlich auch schon bis ins letzte Iglu herumgesprochen (nur nicht bei den Eulen :-)), dass Wikipedia schlicht und einfach unseriös ist - das es allenfalls, wenn überhaupt, als Hilfsinformationsquelle herangezogen werden kann, deren Ergüsse aber mit allergrösster Vorsicht zu betrachten sind.


    Wer wirkliche Informationsquelle benötigt, der wird sich unter Garantie nicht auf Wikipedia verlassen und berufen.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • @licht: Ich möchte Dich doch sehr herzlich bitten, persönliche Beleidigungen wie jene, "dümmlich" zu sein, in Deinem privaten Umfeld anzubringen. Meine Geduld in dieser Hinsicht ist langsam überstrapaziert. Und außerdem solltest Du nicht jede Erwähnung Deines heiligen Buches als eine kritische Aburteilung desselben (miss)verstehen, vor allem, wenn dies - wie hier - nicht zutrifft. Die Bibel, wie wir sie heute kennen, ist das Ergebnis vieler Prozesse, darunter mündliche Überlieferungen, Transkriptionen, Kanonisierungen usw. Viele Zwischenschritte sind unbekannt oder in Vergessenheit geraten, einige Quellen sind diffuser Natur. Wer also glaubt, heute noch dasselbe zu lesen wie vor tausend (um den Zeitpunkt der Entstehung des heutigen Bibelkanons herum) oder mehr Jahren (zum Zeitpunkt der Entstehung der Urtexte), liegt genauso falsch wie jemand, der meint, bei Wikipedia verlässliche Fakten vorzufinden. Das war ein Beispiel, lieber Kollege, und kein Angriff auf Dein pawlow'sches Subsystem.

  • Tom, ein gutes Sprichwort heißt: Schuster bleib bei deinem Leisten. Daran halte Dich doch mal einfach. DIE Bibel gibt es nicht. Punkt.
    Schreib doch mal einfach zur Sache und lass die Bibel aus dem Spiel, solange Du nicht weißt, was Du da von Dir gibst.
    Da es DIE Bibel nicht gibt, gibt es zwei Möglichkeiten: a) Dein Bild stimmt, dann wird die Bibel zu einem Konstrukt, die Bibel genannt, zu einer mehr oder weniger beliebigen und vor allem nicht vertrauenswürdigen Papiersammlung. oder b) Dein Bild stimmt einfach nicht, da das, was wir als Bibel nennen, ein historisch sehr vielfältiges Gebilde ist, das keineswegs der Beliebigkeit anheimsteht, wie es mit Wiki der Fall ist.
    Das hat nun zuerst nicht mal etwas mit religiösen Gefühlen zu tun, sondern mit historischem Unsinn.


    Es ist einfach dümmlich, wenn ein durchaus intelligenter Mensch die historischen und faktischen Gegebenheiten übergeht.


    und bitte: weder bin ich Dein Kollege, ich habe von Software nicht die geringste Ahnung, noch nehme ich an, dass Du ein Kollege von mir überhaupt sein willst ...

  • Wunderbar!
    Endlich wieder eine Religionsdiskussion.
    Es gab seit fast einer Woche keine neue, ich fing schon an, etwas zu vermissen.


    Der Vergleich Bibel-Wikipedia hinkt, weil es keine Organisation gibt, die eine dazu auffordert, an die Inhalte von Wikipedia zu glauben.
    Noch gibt es jemanden, die ernsthaft behauptet, daß darin Wahrheiten oder auch nur eine Wahrheit enthalten sei.


    Im Gegenteil. Wer sich damit ein wenig näher beschäftigt und nicht nur populistisch antidemokratischen Überzeugungen nachhängt, wird unweigerlich auf die Aufforderungen der Betreiber und MitarbeiterInnen stoßen, sich mit den publizierten Informationen k r i t i s c h auseinanderzusetzen.


    Was man übrigens mit 'Informationen' gleich welcher Herkunft immer tun soll. Heutzutage mehr denn je, weil wir von ihnen überschwemmt werden.
    Das ist der Anspruch an einen selbständig denkenden Menschen, im Informationszeitalter wie zu jeder anderen Zeit.


    Will man Verläßliches wissen, genügt eine einzige Informationsquelle NIE. Mindestens eine Gegenprüfung sollte selbstverständlich sein.


    Auch ein Blick in Werke wie Brockhaus genügt de facto nicht. Jedes Lexikon, auch die gedruckten, hinter denen namentliche bekannte Mitglieder einer Redaktion stehen, enthalten Fehler. Veralten schnell, eines der Hauptprobleme bei großen, mehrbändigen Nachschlagewerken.


    Das oben von SiCollier angeführte Beispiel ist nicht der GAU. Es ist vielmehr eine Mahnung, aufmerksam und kritisch mit Informationen umzugehen.
    Eine einzige Tageszeitung in der BRD heute enthält pro Ausgabe wahrscheinlich mehr Sachfehler und Fehlinformationen, die zum Teil auch böse Folgen haben können, als dieser sog. Skandal.
    Und, worauf Idgie bereits hinwies, Wikipedia hat sich umgehend darum gekümmert.


    Natürlich enthält Wikipedia eine Unmenge nützlicher und verläßlicher Fakten. Wie man unschwer feststellen kann, wenn man eine Gegenprobe macht. So, wie es sich eben im Umgang mit Nachschlagewerken sowie anderen Quellen zur Infromationsbeschaffung gehört.
    Der Irrtum liegt darin, daß die Überzeugung gewachsen ist, daß man sich Informationen schnell beschaffen kann, ohne größeren Aufwand.
    Das ist ein Irrglaube, der - das gestehe ich zu - allmählich religiöse Züge annimmt.



    :wave


    magali (freie Mitarbeiterin bei Wikipedia)

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von magali
    Wunderbar!
    Endlich wieder eine Religionsdiskussion.
    Es gab seit fast einer Woche keine neue, ich fing schon an, etwas zu vermissen.


    Das finde ich nicht wunderbar, ich habe die nicht vermißt und es lag überhaupt nicht in meiner Absicht, eine solche auszulösen. Das nur zur Klarstellung.


    Ich habe versucht (ist mir anscheinend aber nicht so richtig gelungen), das Thema möglichst neutral bzw. allgemein darzustellen und habe bewußt einige Beispiele vor dem Klicken des „Beitrag erstellen“ Button wieder herausgenommen, um genau solches Abdriften zu vermeiden. Und bin deshalb bewußt auf einige Argumente im Thread nicht eingegangen.


    Lieber licht, es tut mir furchtbar leid, aber ich konnte in Toms Beitrag (bzw. Beispiel) nun überhaupt keine Spitze (oder - härter gesagt - Beleidigungsversuch) entdecken. Vielleicht ein etwas hinkendes Beispiel, hinter dem ich - in Gedanken - einen Augenzwinker-Smilie mitgelesen habe, aber hier dieses Mal wirklich nix Schlimmes. Warum Du da mit Gewalt drauf gesprungen bist (sorry, so empfinde ich es), erschließt sich mir nicht so ganz.



    Ich habe das Thema hier darum aufgebracht, weil ich selbst Wikipedia oft als Quelle benutze. Beispielsweise, wenn ich für eine Rezi Informationen zum Autor suche. Mir ist - Asche auf mein Haupt - durch den heutigen Zeitungsartikel erst so richtig bewußt geworden, wie gefährlich es sein kann, sich auf diese Informationen zu verlassen. (Wobei ich, um Mißverständnissen vorzubeugen, i. d. R. mehrere Webseiten - so es sie gibt - nach Autoreninformationen befrage, bevor ich diese in eine Rezi übernehme.)



    Magali hat meine Grundintention sehr schön zusammengefaßt:

    Zitat

    Original von magali
    Das oben von SiCollier angeführte Beispiel ist nicht der GAU. Es ist vielmehr eine Mahnung, aufmerksam und kritisch mit Informationen umzugehen.


    :write Genau darauf wollte ich hinaus.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von SiCollier
    Lieber licht, es tut mir furchtbar leid, aber ich konnte in Toms Beitrag (bzw. Beispiel) nun überhaupt keine Spitze (oder - härter gesagt - Beleidigungsversuch) entdecken. [...] Warum Du da mit Gewalt drauf gesprungen bist (sorry, so empfinde ich es), erschließt sich mir nicht so ganz.


    Hehe, ich musste drei mal Toms Posting lesen, bis ich wusste, was gemeint ist. :grin Aber ich hatte auch keine Lust, mich zu diesem Thema zu äußern, zumal das zu größtem Threaddrifting zu führen droht.
    Und das Ausgangsthema ist eigentlich spannend genug.

  • @si collier: nenn mir doch mal einen einzigen vernünftigen Grund hier die Bibel als Beispiel anzuführen, was dann auch noch mehr als ein wenig hinkt.
    Das muss doch mal einfach nicht sein, und das gerade von tom oder??


    abgesehen davon habe ich nie von etwas beleidigendem geredet, sondern von sachlichem Unsinn!! Das ist schon ein Unterschied.

  • Zitat

    Original von licht
    abgesehen davon habe ich nie von etwas beleidigendem geredet, sondern von sachlichem Unsinn!! Das ist schon ein Unterschied.


    Dann wärst du also nicht beleidigt, wenn jemand dich als dümmlich bezeichnet? Das hast du nämlich nach meinem Verständnis gegenüber Tom getan.
    Ich weiß nicht, ob Tom das als beleidigend auffasst, oder ob es ihn schlicht nicht tangiert, aber als sachlichen Beitrag würde ich es nicht mehr einstufen.



    Ich wünsche dir etwas mehr Gelassenheit.