Stille Tage in L.A. – Severin Winzenburg
Ersterscheinung: 2007
Kurzbeschreibung:
Das Buch Stille Tage in L.A. handelt von Tim, einem lasterhaften Filmstudenten, dessen Freund und Kommilitone ein Hollywood-Stipendium gewinnt. Zusammen reisen sie nach L.A., wo sie jede Nacht die Clubs und Bars unsicher machen, schöne Frauen bestaunen und abschleppen, auf prominente und bizarre Persönlichkeiten treffen und berauscht vom Alkohol durch die Nacht cruisen.
Das Ganze ist ein großes modernes Abenteuer, in dem der Protagonist seine Emotionen begraben will, um dem Offensichtlichen nicht ins Auge blicken zu müssen. Unterschwellig plagt ihn nämlich immer die Frage nach der Zukunft und was er mit seinem Leben anfangen will. Was dem Leser aber sehr schnell klar ist, muss sich Tim erst allmählich erschließen.
Über den Autor:
Severin Winzenburg wurde 1978 in Starnberg geboren und wuchs in München, Kalifornien, Griechenland und Indien auf. Er lebt in München und Berlin und dreht Filme. Einige seiner Kurzfilme sind über www.youtube.com/sevifilms zu sehen.
Mit „Stille Tage in L.a.“ legt er seinen ersten Roman vor.
Meine Meinung:
Der Roman behandelt ein Thema, mit dem sich vermutlich viele junge Leute herumplagen und beleuchtet es auf eine ungewöhnliche Art vor der glamourösen Kulisse Hollywoods. Dieser Umstand nimmt der Geschichte zwar ein wenig die Authentizität, macht sie dafür aber interessanter und abwechslungsreich.
Die Dialoge sind stets darum bemüht das tatsächlich gesprochene Wort einzufangen, was sich ganz deutlich beim Zusammentreffen mit Amerikanern zeigt, da die englischen Dialoge erfrischender weise nicht ins Deutsche übersetzt wurden. Für einige Leser mag das problematisch sein, die Sprache ist im Allgemeinen aber eher einfach gehalten und lässt sich auch mit geringen Englischkenntnissen verstehen.
Mir als Filmfan gefielen neben der leicht erzählten Grundstory die kleinen Begegnungen und Anekdoten mit und über Filmstars, Prominente und Filme. Neben bekannten Namen werden dort allerdings auch weniger bekannte Persönlichkeiten erwähnt, da diese aber für die Story von keiner großen Bedeutung sind wird der Nicht-Kenner nicht verprellt.
Die Kapitel sind immer sehr kurz (meistens 2-3 Seiten) und lassen sich somit auch gut in einer 5-Minutenpause oder an einer Bushaltestelle lesen, ohne dass man mitten drin irgendwo abbrechen muss.
Das Buch wird aus Sicht der ersten Person erzählt und schafft es, wie ich finde, ganz gut die Brücke zum Leser zu schlagen, der fast wie ein Mitglied des Partygrüppchens immer mit dabei ist. In diesem Sinne fand ich es irgendwie fesselnd. Zudem ist mir Tims Situation nicht ganz fremd und auch wenn ich seinen Lebensstil und seinen Musikgeschmack nicht so ganz teilen kann, hilft das natürlich bei der Identifikation mit ihm. Junge Menschen mit ähnlichen Sorgen werden sich in diesem Buch also recht gut wiederfinden, eine Antwort auf diese werden sie aber nicht erhalten, dafür aber vielleicht eine alternative Wahrnehmung und ein paar neue Denkansätze. Alle anderen Leser werden mit der Lektüre vielleicht weniger anfangen können, dürfen sich aber auf eine schnelllebige Geschichte freuen, die man auch als eine Art Gesellschaftstudie verstehen kann, in die offenbar viele persönliche Erlebnisse des Autors mit eingeflossen sind.
Fazit: Severin Winzenburgs Erstlingswerk ist eine nette kleine Lektüre für zwischendruch, die ein wenig zum Nachdenken anregt. Somit ist es wohl auch genau das, was der Autor beabsichtigt hat und verdient ein: Daumen hoch!