Anton G. Leitner, Gabriele Trinckler (Hrsg.): Ein Nilpferd schlummerte im Sand – Gedichte für Tierfreunde, München 2009, dtv Deutscher Taschenbuch Verlag, ISBN 978-3-423-13754-6, Taschenbuch, 142 Seiten mit Illustrationen von Reinhard Michl, Format: 11,5 x 15 x 1 cm, EUR 4,95 [D], EUR 5,10 [A]
55 deutschsprachige Lyrikerinnen und Lyriker vom Barock bis zur Gegenwart sind mit insgesamt 81 „tierischen“ Gedichten in diesem unterhaltsamen Bändchen vertreten. Hier gibt es Klassisches und Modernes, Gereimtes und Ungereimtes, Heiteres und Ernstes, Skurriles und Fabelhaftes.
Ihr findet Vertrautes und Beliebtes wie z.B. Christian Morgensterns FISCHES NACHTGESANG und das MÖWENLIED, Rainer Maria Rilkes DER PANTHER und Friedrich Daniel Schubarts DIE FORELLE, die ihr sicher als Kunstlied kennt, vertont von Franz Schubert. Der Ohrwurm, den man beim Lesen unweigerlich bekommt, ist eine Gratis-Zugabe. Es gibt auch viel Neues zu entdecken: rund ein Dutzend Gedichte, die eigens für dieses Buch geschrieben bzw. hier erstmals veröffentlicht wurden.
Von der Mücke bis zum Nashorn, vom Abflug der Stare bis zu Zebras, Ziegen und Zecken wird alles in Reim und Vers gewürdigt, was kreucht, fleucht, hüpft oder schwimmt. Sogar so merkwürdige Kreaturen wie Bücherwurm und Leseratte, Werwölfe, ein Goldfisch im Gurkenglas und ein Kaka-sie. Da ist die Kunst noch kreativer gewesen als die Natur.
Angesichts dieser Textvielfalt wird jeder Tierfreund mindestens ein Lieblingsgedicht entdecken, hat er doch die Auswahl unter Werken aus mehreren Jahrhunderten und mit höchst unterschiedlichen Ziel- und Stilrichtungen. Wo Goethe, Rilke und Grillparzer neben Ringelnatz, Morgenstern und Wilhelm Busch stehen und wo man jede Menge Lyriker kennen lernen kann, deren Namen und Werk einem bislang noch unbekannt waren, ist mit Sicherheit für jeden Geschmack etwas dabei. Wenn auch nicht jedes einzelne Werk in den allerallerhöchsten Sphären der Kunst schwebt. Aber das ist auch gar nicht der Anspruch dieser Sammlung. Sie unterhält, sie bringt zum Nachdenken – und vielleicht führt sie den einen oder anderen unterrichtsgeschädigten Gedichtemuffel über das nette Thema und die vorwiegend heitere Art ein bisschen näher an die Lyrik heran.
Wie wäre es z.B. mit DER KLEIBER von Stan Lafleur (*1968)? Ein Gedicht, das einen an den Dadaismus denken lässt und an Zungenbrecher-Sätze – und das man einfach nicht unfallfrei laut lesen kann, zumindest nicht als ungeschulter Laie. Was einen natürlich nicht daran hindert, es immer wieder zu probieren. Wobei man nur hoffen kann, dass einen niemand hört. Vielleicht wird auch eines der meisterhaften Gedichte von Mascha Kaléko euer Favorit? Oder etwas Heiteres von Paul Maar oder Wilhelm Busch? DIE SCHNECKEN zum Beispiel sind sehr amüsant. Da treten die Tiere in Nahrungskonkurrenz zum Menschen, was dieser nicht besonders schätzt. Es ist schon interessant, mit welcher Freude man Gedichte über Tiere liest, auf die man im täglichen Leben nicht besonders gut zu sprechen ist.
Am besten, man gönnt sich das tierische Vergnügen und sucht sich seine ganz persönlichen Lieblingsgedichte selber aus.
Sollte je ein Folgeband geplant sein: Unbekannte Dichter und deren Werke hätten wir bei http://www.tiergeschichten.de und http://tiergeschichten.wordpress.com jede Menge ...
Die Herausgeber:
Anton G. Leitner, geboren 1961 in München, lebt als Verleger, Lyriker und Publizist im Landkreis Starnberg. Als Rezitator präsentiert er Poesie auf internationalen Literaturfestivals, im Rundfunk und auf CDs. 1992 gründete er die Zeitschrift DAS GEDICHT; die er bis heute editiert. Er wurde mit vielen Preisen ausgezeichnet.
Gabriele Trinckler, geboren 1966 in Berlin, lebt seit 1999 als Lyrikerin, Herausgeberin und Verlagsangestellte in München. Sie ist Redakteurin der Zeitschrift DAS GEDICHT.