Bastei Lübbe, Taschenbuch, 542 Seiten
Mit Personenverzeichnis, Nachwort und Quellenangaben.
Kurzbeschreibung:
Aquitanien, im Frühjahr 1183. Raymond, Sänger und Geschichtenerzähler, ist auf der Suche nach einem Brotgeber. Seine letzte Hoffnung ist der Bischof von Poitiers, der ihm schließlich eine ungewöhnliche Aufgabe stellt: Raymond soll Fermin, den verschwundenen Assistenten des Bischofs wiederfinden. Als der erste Mord entdeckt wird, ahnt der Sänger, dass Fermin etwas damit zu tun hat, doch alle Indizien weisen auf Raymond selbst. Ihm wird klar, dass er in eine Sache verwickelt ist, die dramatischer ist als alle seine Geschichten. Doch alles, was er hat, ist der Hinweis auf einen Engel mit wundertätigen Händen...
Über den Autor:
Autorenportrait auf Buechereule: Dübell, Richard [mit Interview]
Meine Meinung:
Wie von Richard Dübell gewohnt, schafft er es auch in diesem Roman eine Atmosphäre des Mittelalters aufzubauen. Dabei geht er sowohl mit Leichtigkeit vor, aber auch mit Sorgfalt in Stil und Recherche. Dieses besondere Merkmal in Dübells Büchern bewirkt, dass sich auch bei Die Tochter des Bischofs als gute und unterhaltsame Lektüre erweist.
Zuerst geht es jedoch nicht um irgendeine Tochter (schwacher Titel), sondern um den talentierten Barden Raymond, der sich in einer schwierigen Situation befindet. Aufgrund der politischen Lage gab es bei einem Auftritt von ihm einen kleinen Skandal und er ist jetzt ohne Anstellung. Der Absturz zu einem zweitklassischen Künstler droht, doch bei den fahrenden Gauklern will er noch nicht mitmachen. Seine letzte Chance sieht er in einer Anstellung oder Empfehlung vom Bischof in Poitiers in Aquitanien.
Von diesem bekommt er jedoch zunächst einen ganz anderen Auftrag, er soll einen verschwundenen Mönch wieder finden. Dafür winkt ihm ein gutes Empfehlungsschreiben, dass ihm eine hervorrragende Position als Sänger sichert.
Raymond ist eine gelungene Hauptfigur, intelligent und humorvoll, doch auch zweifelnd und innerlich zerrissen. Seine unsichere Situation lässt ihn einen sozialen Absturz befürchten.
Durch diese Ambivalenz entsteht eine besondere Spannung.
Der angedeutete Kriminalfall um den vermissten Mönch und der damit verbundenen Verschwörung, eine typische Zutat bei Dübell-Büchern, hätte ich mehr Originalität und Straffung gewünscht. Letztlich besitzt dieses Thema auch eine Dominanz, die den Roman leider begrenzt.
Hinzu kommen die historisch-politischen Aspekte mit historischen Persönlichkeiten wie König Henry und Eleonore von Aquitanien, die die Handlung wesentlich mitbestimmen, obwohl sie nicht als handelnde Figuren auftreten.
Für eine deftige Mittelalterstimmung sorgen der Einsatz einer Akrobaten- und Gauklertruppe, viele Mönche, einige Anekdoten die Raymond als Geschichtenerzähler zum Besten gibt, Wortwitz in den Dialogen und den Beschreibungen auch ganz alltäglicher Dinge in dieser Zeit. Insgesamt ein gelungener historischer Unterhaltungsroman in der Zeit des 12. Jahrhunderts.