Hörspiel aus dem Jahr 1977
2 CDs, mit Booklet 115 min
Hörspielbearbeitung: Sebastian Goy
Kurzbeschreibung:
Wollsachen ist die Geschichte der zunehmenden Empfindunglosigkeit des Mathematiklehrers Lars Herdin. Er zieht sich als Realschullehrer in die Provinz zurück, um sich selbst zu finden. Er will ein durchschnittliches Leben führen, das ihm selbst gehört und das er selbst bestimmen kann – eine Illusion, wie sich bald erweist. Er ist ein Außenseiter, der unter seiner Isolation und seiner totalen Liebesunfähigkeit leidet. Doch dann geschieht etwas, das seine Existenz gefährdet: Er verliebt sich in die Freundin seines besten Schülers und beginnt mit ihr ein wahnwitziges, unmögliches Verhältnis...
Über den Autor:
Lars Gustafsson, 1936 in Schweden geboren, studierte Mathematik und Philosophie in Uppsala und Oxford. Fast zehn Jahre lang war er Kritiker, später Chefredakteur der bedeutenden schwedischen Literaturzeitschrift "Bonniers Litterära Magasin". Seit 1983 lebt der Lyriker, Philosoph und Romancier, dessen Werke mit zahlreichen internationalen Literaturpreisen ausgezeichnet wurden in Austin/Texas.
Über den Sprecher:
Christian Brückner (geb. 1943) arbeitet als Schauspieler und Sprecher. Er hat viele herausragende Hörspiele und Lesungen produziert. Als Synchronsprecher leiht er seine Stimme u.a. Robert de Niro. Christian Brückner erhielt 1990 den Adolf-Grimme-PreisSabine Postel ermittelt bereits seit 1997 als Bremer "Tatort"-Kommissarin Inga Lürsen. Angefangen hat sie ihre Karriere aber schon mit zehn Jahren als Hörspielsprecherin, bevor sie mit den TV-Serien "Nesthocker" und "Nicht von schlechten Eltern" bekannt wurde.
Meine Meinung:
Die Handlung ist in einer kleinen Stadt in Schweden 1971 angelegt. Es wirkt gut, dass das Hörspiel Anfang der 70ziger handelt, aber Ende der Siebziger entstanden ist. So ist Inhalt und Umsetzung zeitlich so nahe beisammen, dass es sehr authentisch wirkt, aber auch soweit auseinander, dass die nötige Distanz schon geschaffen ist. So ergibt sich ein wirksamer Zeitbezug, der das Hörspiel so interessant macht.
Es gibt Studentenunruhen, Proteste gegen Vietnam, junge Lehrer, die zwischen den Fronten stehen und das Establishment, dass die harte Tour ausfährt.
Lars Gustafssons Stoff ist auch heute noch spannend und keineswegs von der Zeit überholt.
Das Hörspiel wird von allen Beteiligten gut gesprochen, aber der junge Christian Brückner ragt doch heraus. Er verpasst der Hauptfigur, die zwischen Melancholie, Hoffnungslosigkeit und Zuversicht hin und her schwankt, Profil.
Lars ist jedenfalls mit seiner Position als Mathematiklehrer nicht zufrieden, er denkt, in der politisch angespannten Situation nicht die richtigen Werte zu vermitteln. Er fühlt sich alleine und leer. Dabei ist er gerne Lehrer und bei den Schülern beliebt, weniger beim vorgesetzten Direktor. Ein wenig ist auch er als junger Lehrer noch wie einer der Schüler.
Sein Zustand ändert sich als er in einem sensiblen Schüler ein Mathematikgenie erkennt und fördern möchte. Allerdings steht er damit ziemlich alleine, weder die Eltern noch der Direktor sind bereit viel zu tun. Und dann verliebt Lars sich auch noch in die Freundin seines Schülers.
Weitere gute Sprecher des Hörspiels sind Sabine Postel, Michael Thomas, Dieter Ebler und Heidemarie Rowedder.
Das Hörspiel halte ich seit Jahren für eines der gelungensten, ich war erstaunt, dass es als CD auch erschienen ist, das freut mich. Schön, dass Christian Brückner seine frühen Perlen nicht vergisst!