Klappentext:
In dieser Anthologie wird das Bundesland Schleswig-Holstein in ein phantastisches Licht getaucht. Ein Biikenfeuer auf Amrum lockt zwei unerwartete Gäste aus dem Meer an. Ein Föhrurlauber nimmt einen geheimnisvollen Anhalter mit. Im Hafen von Laboe macht eine Möwe den Schnabel auf und vermeldet ein Unglück. Ein Wassermann ist dankbar und will vier Mädchen aus der todgeweihten Stadt Rungholt retten. Dutzende Fässer feinsten Jamaika Rums werden mit 200 Jahren Verspätung in einem Flensburger Kontor abgeliefert. Doch die Empfänger wissen nicht, ob sie sich freuen oder lieber fürchten sollen…
Die Autoren:
Claus Beese, Jonas-Philipp Dallmann, Conny Franken, Martin Gregor-Ax, Petra Hartmann, Jule Jenders, Karl-Otto Kaminski, Rolf Kamradek, Manfred Lafrentz, Chris Lind, Judith Merchant, Kai Riedemann, Rainer Schorn, Nadja Sennewald, Jörg Weigand, Karla Weigand und Verena Wolf sind alle mit Schleswig-Holstein verbunden, sei es durch ihre Herkunft, ihren Wahlwohnort oder ihrem favorisierten Urlaubsziel. Alle haben schon veröffentlicht, Kurzgeschichten, Anthologien oder Bücher und sind teilweise auch mit Preisen ausgezeichnet worden.
Rezension:
Das Biikebrennen, abgeleitet vom friesischen Biike, Bake bzw. Feuerzeichen, ist ein traditionelles Volksfest in Nordfriesland in Schleswig-Holstein, das am 21. Februar, dem Vorabend des Petritags, gefeiert wird. Es ersetzt hier teilweise das sonst weit verbreitete Osterfeuer.
17 phantastische Kurzgeschichten liegen hier in einer sehr schön gestalteten Anthologie vor, das Titelbild versetzt einen sofort in die richtige Stimmung. Die Hauptakteure in den Kurzgeschichten sind immer wieder Wind, Blitz, Donner, ab und an mal die Sonne und natürlich Wasser, ganz viel Wasser in allen Formen, als Regen, als Meer, als Sintflut und immer wieder die Sturmflut, die über das Land hereinbricht und alles mitreißt und unter sich begräbt. Allen Geschichten haftet ein Hauch von Phantasie an, Geister tauchen auf und retten Leben oder wollen selbst gerettet werden.
Die Sturmflut, genannt Groten Mandränke von 1362 wird häufiger beschrieben. Sie hat das Dorf Rungholt überflutet, und so mancher Geist taucht gerne noch einmal auf und möchte seine Seele retten, indem er anderen hilft oder um die Sünden der Väter zu tilgen. Alle sieben Jahre in der Johannisnacht erscheint Rungholt erneut, um danach wieder unterzugehen. Ein paar der Kurzgeschichten sind diesem Ereignis gewidmet und gehen auf verschiedene Art und Weise mit den Geistern um.
Wir lernen eine Menge Geister kennen, Geister, die Schuld auf sich geladen haben, Geister, die endlich gefunden werden wollen, Geister, die noch eine Fracht ausliefern müssen, Geister, die durch Tagebücher kommunizieren und wir begegnen Wassermännern und Meerjungfrauen.
Eine Geschichte hat mir besonders gut gefallen, sie hebt sich wohltuend von dem mystischen Touch der anderen ab, man wird in seine Kindheit zurückversetzt. Versetzt in die zauberhafte Welt wie bei Arielle, ,mit dem Lied "Unter dem Meer" auf den Lippen erlebt man das Treffen von einer Meerjungfrauprinzessin mit dem Weihnachtsmann. Man kann miterleben, wie sich die Meerfrauenoma neue Lichterketten kauft und das Schloß weihnachtlich geschmückt wird. Die Personen sind zum Schmunzeln, nett und sympathisch, mit vielen menschlichen Charaktereigenschaften. Eine wirklich bezaubernde Geschichte, aus der die Freude und der Glaube an den Weihnachtsmann und an Wunder nur so heraussprudelt. Man wird in eine zauberhafte Unterwasserwelt versetzt, aus der man eigentlich gar nicht wieder auftauchen möchte.
Alle Geschichten haben ein offenes Ende – es bleibt der Phantasie des Lesers überlassen, was genau passiert ist oder noch passieren wird. Manche Geschichten enden allerdings leider sogar so abrupt, so dass ich hektisch das Buch nach der Fortsetzung durchgeblättert habe. Manchmal bleibt einfach auch nur ein dickes Fragezeichen im Gesicht stehen.
Obwohl das Buch recht dünn ist, liest man doch ziemlich lange daran – aber das liegt halt auch im Charakter der Kurzgeschichten. Eigentlich bin ich ja kein Fan von Kurzgeschichten - die Geschichten sind mir halt meistens einfach zu kurz. Man kann sich nicht fallen lassen, man muss schon sehr aufmerksam lesen, denn es verstecken sich ja viele Informationen in den wenigen Sätzen einer Geschichte. Kaum ist man drin, ist die Geschichte auch schon wieder zu Ende. Danach muss man erst einmal innehalten und reflektieren, was man da gerade gelesen hat – und ausgiebig über das Ende nachdenken, hier hängt das Meiste einfach in der Luft und bleibt dem Leser überlassen. Man kann nicht einfach sofort zur nächsten Geschichte wechseln, dafür sind sie in sich zu komplex und man täte ihnen Unrecht, wenn man sie im Geiste nicht erst einmal verarbeitet.
Trotzdem hat mir das Buch gut gefallen, es wandert auf jeden Fall in mein Regal. Für jeden Liebhaber der Meere und von Schleswig-Holstein auf jeden Fall zu empfehlen, auch für Leute, die gerne Geschichten mit einem Hauch von Mystik lesen, die auch noch viel Raum für die eigene Phantasie lassen.
LG
Patty