Die verborgene Kammer - Corinna Kastner

  • Kurzbeschreibung
    In meiner Erinnerung höre ich ihn noch heute, diesen Schrei, die beiden lang gezogenen Silben, die gequält über meine Lippen drangen. Als könne meine Stimme sie wieder zum Leben erwecken.
    Als Viktoria überraschend die Hälfte einer Villa an der mecklenburgischen Ostseeküste erbt, ahnt sie nichts von der dunklen Geschichte des Hauses. Auch Roman, der charismatische Fremde, mit dem sie ihr Erbe teilen muss, scheint von der Neuigkeit überrumpelt. Warum hat der Verstorbene, den weder Viktoria noch Roman gekannt haben, sie so großzügig in seinem Testament bedacht? Und was hat es mit dem verschlossenen Zimmer auf sich und den Gerüchten um die seltsame alte Dame, die einst in der Villa lebte?
    Die Antwort liegt tief in der Vergangenheit des geheimnisvollen Anwesens begraben.

    Über die Autorin

    Corinna Kastner, geb. 1965 in Hameln, arbeitet nach einer Ausbildung zur Wirtschaftsassistentin für Fremdsprachen und Korrespondenz am Institut für Journalistik und Kommunikation in Hannover. Vorerst schreibt sie nach Feierabend, neben ihrem Vollzeitjob am Institut. Sie ist verheiratet mit Jörg Kastner, der ebenfalls erfolgreicher Autor von historischen und Fantasy-Romanen ist. 1988 gehörte sie zu den Mitbegründerinnen der deutschen Sherlock Holmes Gesellschaft "Von Herder Airguns, Ltd.", deren regelmäßig erscheinendes Magazin sie bis 1992 redaktionell betreute und für das sie zahlreiche Rezensionen und Essays verfasste.


    Meine Meinung
    Die Schriftstellerin Viktoria und der PR-Leiter des Stralsunder Meeresmuseums Roman erben von einem völlig Unbekannten eine kleine Villa an der mecklenburgischen Ostseeküste - unter der Voraussetzung, dort zwei Monate gemeinsam zu wohnen, da ansonsten das Erbe an eine Stiftung fällt. Was mit einer Zweckgemeinschaft beginnt endet schon bald in einer abenteuerlichen und spannenden Suche nach der Vergangenheit. Was hat es mit dem Haus auf sich und den Gemälden, die sie dort finden?


    Corinna Kastner nimmt den Leser mit auf eine Reise an die mecklenburgische Ostseeküste der Gegenwart und lässt parallel dazu die mecklenburgische Ostseeküste des beginnenden 20. Jahrhunderts mit all seinem Konventionen und Zwängen wieder auferstehen. Gleich von der ersten Seite nimmt der Roman den Leser gefangen und lässt ihn nicht mehr los, atemlos hetzt er über die Seiten um zu erfahren, was damals wirklich geschehen ist um möglichst zeitgleich erfahren zu wollen, wie die Protagonisten der Gegenwart mit ihrer Zwangsgemeinschaft klar kommen. Dabei erlebt der Leser das Fischland in seiner schönsten Pracht, denn Corinna Kastner zeichnet ein so detailgetreues Bild der Halbinsel, dass man den Sand fühlt, den Wind spürt und das Meer riechen kann, wenn Roman und Viktoria das Fischland erkunden. Lebhaft und detailliert sind auch die Schilderungen der Ereignisse in der Vergangenheit, die durch Corinna Kastners bildhaften Erzählstil so lebendig werden, dass man beim Lesen ganz tief hineintaucht. Gerade dem Teil, der in der Vergangenheit spielt, kann man sich nur schwer entziehen, weil über ihm immer eine spürbare Bedrohung schwebt. Corinna Kastner fordert hier emotional viel von ihren Lesern, sorgt für den ein oder anderen Cliffhanger und schließt am Ende den Kreis mit einer verblüffenden und tragischen Auflösung. Der Spannungsbogen hält bis zur letzten Seite und grenzt fast schon an Körperverletzung, weil man über dem Lesen das Essen, Trinken und sonstige Bedürfnisse völlig vergisst. Dieses Buch lässt sich nicht aus der Hand legen, bis die letzte Seite umgeschlagen ist.


    Müsste ich mich auf ein Genre festlegen, ich könnte es nicht. Hier verbinden sich die verschiedensten Elemente wie Reiseliteratur, Gesellschaftsroman, Sittengemälde, Krimi und Liebesgeschichte zu einem harmonischen Ganzen, egal aus welchem Blickwinkel man es betrachtet. Nicht jedem Autor gelingt eine solche Gratwanderung. Corinna Kastner hat sie perfekt gemeistert.


    Mein erstes Buch von Corinna Kastner aber garantiert nicht mein letztes.

  • Leider mein bisher letztes von Corinna Kastner- ich kann nicht mehr lesen, als die Autorin geschrieben hat, also ist auch nach diesem Buch an dem ich mich "betrunken" habe der Kater des Wartens auf das nächste angesagt.


    Das war wieder ein wunderbarer Schmöker mit Sogwirkung. Corinna Kastners Bücher sind Reiseschriftstellerei in bester Tradition eines Jules Verne oder Karl May, man sitzt in seinem Lessesessel zu Hause und denkt doch live und persönlich bei Wind und Regen von Wustrow nach Ahrenshoop zu laufen, und die abenteuerliche Geschichte zu durchleben. Die geheimnisvolle Familiengeschichte vom Anfang des vorigen Jahrhundert nimmt einen gefangen, so dass man das Buch nicht mehr aus der Hand legen kann, die verblüffenden Entwicklungen und Enthüllungen bringen den ganz normalen Wahnsinn vergangener Zeit ans Licht. Nach dem Lesen würde ich mich am liebsten sofort ins Auto setzen und dort hinfahren um alles "nochmal" anzusehen und aufnehmen zu können.


    Fazit: Ein wirklich großartiges Buch

  • Nach Bouquineurs und Beos tollen Rezis, wie es diesem tollen Buch auch gebührt, fällt mir gar nichts mehr ein.


    Corinna erzeugt mit ihrem Roman eine Spannung,es sich liest wie ein "Pagetuner", obwohl nirgends Blut spritzt. Man wird in die Handlung richtig hinein gesogen.


    Es liest sich spannend wie ein Krimi, mit viel Lokalkolorit, dass man den Eindruck hat, man ist vor Ort an der Ostseeküste, es ist eine geheimnisvolle Familiengeschichte, die weit in die Vergangenheit zurückführt und auch eine Liebesgeschichte.


    Ich war richtig traurig, als ich das Buch zugeschlagen habe. Und nun - sitze ich in einem Lesetief :brabbel.


    Aber natürlich 10 Punkte für diese wunderbare Buch :-].

    Liebe Grüße, Sigrid

    Keiner weiß wo und wo lang

    alles zurück - Anfang

    Wir sind es nur nicht mehr gewohnt

    Dass Zeit sich lohnt

  • Liebe(r) Leser(in) dieser Rezension


    Sie interessieren sich für dieses Buch und lesen deshalb diese Rezi. Nun ich habe diesen packenden und mitreissenden Roman anlässlich der Leserunde hier bei den Büchereulen mit Begeisterung gelesen. Weshalb ich so fasziniert bin versuche ich auf den nachfolgenden Zeilen zu erklären. Zuerst möchte ich mit dem beginnen was Sie in diesem Buch nicht vorfinden werden:


    Sie finden keinen genauen Tathergang zu einem bestialischen Mord oder schlimme Gewaltszenen, sie erhalten keine detaillierte Beschreibung zu einer Leiche deren Todesart oder sonstige Verstümmelungen, es gibt keinen Detektiv, Kommissar, Gerichtsmediziner oder ähnliches der einen spektakulären Fall aufdeckt. Es gibt nicht mal eine Person die verhaftet, eingesperrt oder für Ihre Taten büssen muss. Sie werden sich nun Fragen was das alles soll. Möglicherweise Fragen sie sich lieber Leser ob ich im falschen Genre bin oder eine Rezi zu einem falschen Buch schreibe. Mitnichten, geben sie mir die Gelegenheit aufzuzeigen was alles im Buch vorkommt:


    Sie werden mit der Buchautorin Viktoria Brand und dem zuständigen Leiter Öffentlichkeitsarbeit des Deutschen Meeresmuseums Roman Marendorff aufklären weshalb die beiden eine über hundertjährige Villa auf der traumhaftschönen Insel Fischland/Darss an der Ostsee geerbt haben. Die erste Problematik: Die beiden Personen kennen sich bis zur Testamentseröffnung gar nicht. Die zweite Problematik: Beide sind mit dem Erblasser weder bekannt noch mit ihm verwandt. Die dritte Problematik: Die einzige Bedingung damit die Erbschaft zustandekommt ist, dass Viktoria und Roman zwei Monate zusammen in der Villa leben müssen. Das ist schon alles. Ist doch eigentlich eine einfache und simple Ausgangslage.


    Was nun ist folgt ist eine fesselnde Geschichte die wie ein Wirbel einen Sog entwickelt dem sie sich als Leser nicht mehr entziehen können bis sie mit Haut und Haaren in der Geschichte versunken sind. Sie werden zusammen mit Viktoria und Roman Nachforschungen anstellen, mit Personen sprechen, Tagebücher lesen, Bilder vor ihrem inneren Auge betrachten und die Zeit zwischen 1911 und 1927 wieder aufleben lassen. Sie werden dies inmitten der malerischen schönen Landschaft an der Ostseeküste tun. Durch die ausserordentlich geschickte, kluge und einfühlsame Erzählweise der Autorin werden sie automatisch eigene Vermutungen anstellen und Theorien entwickeln was sich damals ereignet haben könnte und was es mit der Erbschaft auf sich hat. Ich empfehle ihnen diese Gedanken zuzulassen. Klappen sie das Buch zwischendurch durch ruhig mal zu und legen sie es kurz weg. Ich verspreche ihnen ihr Unterbewusstsein wird sich weiterhin mit dieser Geschichte befassen und sie werden mehr als nur ein Möglichkeit finden was sich damals abgespielt haben könnte. Ich möchte fast sagen das Lesen, die Begleitung der Protagonisten könnte mit dem Sprichwort umschreiben werden „Der Weg ist das Ziel“.


    Am Schluss werden sie sich mit einer Geschichte konfrontiert sehen die im Grunde genommen sehr traurig, dramatisch und schrecklich ist. Trotzdem werden sie das Buch mit einem guten Gefühl zuklappen und noch eine Weile darüber nachdenken. Vielleicht tun sie das auch weil sie stets in Tuchfühlung mit den handelnden Personen standen, sich mit ihnen verbunden fühlten und nicht zuletzt weil sie mit ihren Gedanken mitgeholfen haben die Geschichte aufzuklären. Ach ja, falls sie Lust verspüren ihren nächsten Urlaub an der Ostseeküste zu verbringen wundern sie sich nicht. Sie sind nicht der einzige.

  • Zitat

    Original von Bouquineur
    @ Sapperlot - :anbet


    Ganz, ganz große klasse die Rezi!


    Ich kann mich nur anschließen. Großartig :lache! Wer jetzt dieses Buch nicht lesen muss, den verstehe ich nicht :beleidigt.

    Liebe Grüße, Sigrid

    Keiner weiß wo und wo lang

    alles zurück - Anfang

    Wir sind es nur nicht mehr gewohnt

    Dass Zeit sich lohnt

  • Ich war auch total begeistert von dem Buch. Ich hatte vorher nur "Die geheimen Schlüssel" gelesen und auch dieses Buch fand ich toll. Aber "Die verborgene Kammer" hat mir noch besser gefallen. Ich bin selbst ein kleiner Entdecker und ich konnte mich super in Viktoria und Roman reinversetzen und hätte am liebsten die Kranichburg selber entdeckt. Auch macht das Buch total Lust auf die Ostsee und ich würde am liebsten gleich hinfahren.


    Von mir gibt es auch 10 Punkte.

    Ein Raum ohne Bücher ist ein Körper ohne Seele.
    - Cicero


    :lesend Harlan Coben - Ich vermisse dich

  • Die schönen Rezi's von Bouquineur, beowulf und sapperlot treffen das Buch sehr genau. Ich habe das Buch im Rahmen der LR gelesen - nein, verschlungen. Es war mein erster Roman von Corinna - und es wird nicht mein letzter sein. Spannend, wunderschöne Landschaftsbeschreibungen, interessante Charaktere - was will man mehr? Für mich 10 von 10 Punkten!

  • Ich habe das Buch auch im Rahmen der Leserunde gelesen und muss sagen: Ganz grosses Kino! Die Geschichte ist in sich schlüssig und vor allem sehr spannend geschrieben
    Die Figuren sind alle sehr lebendig beschrieben, so daß man mit ihnen mitlebt und mitleidet. Selbst die unsymphatischen Figuren sind so beschrieben, daß man sie richtig hassen kann.
    Alles wirkt so, als wäre es wirklich so passiert und nicht nur in Corinnas Phantasie.


    Und die Ortsbeschreibungen sind wie immer grosse Klasse, auch hier habe ich das Gefühl gleich losfahren zu müssen.
    Glücklicherweise habe ich noch zwei Bücher von Corinna vor mir, auf die ich mich freuen kann :-)

  • Wenn man ein paar Tage braucht, bevor man seine Meinung zu einem Buch in Worte fassen kann, dann kann man hin und wieder sehr viel Glück haben – so wie ich, denn: Alles, was ich zu sagen gehabt hätte, ist bereits gesagt. Es ist nicht nur schon gesagt, sondern es ist auch unvergleichlich viel besser gesagt, als ich das jemals tun könnte.
    Dabei hatte ich sogar dreifaches Glück, das erste Mal, als ich dieses wunderbare Buch lesen durfte, das zweite Mal, als ich an der Leserunde teilnehmen durfte, ja, und nun das dritte Mal, weil ich es mir jetzt ganz einfach machen kann, und deshalb sage ich schlicht und einfach: Ich schließe mich den VorrednerInnen vollinhaltlich an. Das klingt immer so schön offiziell und ich hoffe, das alle, die sich bisher noch nicht dazu entschließen konnten, zu dem Buch zu greifen, das als Aufforderung verstehen, weil: Wer diesen Roman nicht liest, ist selber schuld, wenn er oder sie ein grandioses Leseerlebnis verpasst.


    Es ist ein Buch, das ich fast nicht aus der Hand legen konnte, das mich förmlich in sich hineingezogen hat, so dass ich die Suche und das Finden Viktorias und Romans wirklich hautnah miterlebt habe. Die Bilder, die das Buch in meinem Kopf heraufbeschworen hat, werden mich so schnell nicht wieder verlassen.


    Ich liebe die Bücher Corinnas, "Die verborgene Kammer" ist meiner Meinung nach ihr bisher bestes.


    Zehn Punkte für dieses Buch, etwas anderes kommt für mich überhaupt nicht in Frage.

  • Ich kann mich auch den anderen hier nur anschließen: 10 von 10 Punkten!


    Das Buch ist auf jeden Fall mein Monatshighlight! Und wie schon in der LR erwähnt, werde ich mich jetzt mal an die anderen Bücher von Corinna machen.

  • Endlich mal wieder ein Buch, daß man wirklich guten Gewissens verschenken kann und zwar an die unterschiedlichsten Personen. An meine Tante, die eine Ostseeliebhaberin ist und mit den Beschreibungen in diesem Buch sicher auf ihre Kosten kommen wird. An meine nette Nachbarin, die Romantikerin, die auch auf tragische Liebesgeschichten steht. An meine Arbeitskollegin, die zur Zeit viel um die Ohren hat und einfach mal etwas zum Abschalten und Schmökern braucht. An meine Freundin, die Hobbymalerin, an meine andere Freundin, die von geheimnisvollen Häusern magisch angezogen wird. Und an die Tochter meiner dritten Freundin, die noch nicht sehr viel gelesen hat mit ihren 17 Jahren. Hiermit ködere ich sie :-] An meine ehemalige Nachbarin, bei der ich mich gerne noch mit einer Kleinigkeit bedanken möchte.
    Und empfehlen kann ich es dann noch meiner Bekannten, die mich immer löchert, was sie denn als nächstes lesen soll. Und meiner Arbeitskollegin, die demnächst verreist und noch Urlaubslektüre sucht. Der jungen Frau, die ich imemr beim Sport treffe und die einen ähnlichen Lesegeschmack hat wie ich und und und ...


    Mit anderen Worten, dieses Buch hat mir so rundum supergut gefallen, daß ich es aus vollem Herzen weiterempfehlen kann.