Ich fand, das war ein sehr, sehr interessanter Abschnitt.
Das Wehrlager fand ich nun gar nicht so furchtbar oder besonders bedrückend. Wie alt sind die Jungs gerade? Da sie kurz vor dem Abitur stehen und das in der DDR schon nach 12 Jahren so weit war, müssten sie alle 18 sein. In der Bundesrepublik ging es mit 19 auch zur Bundeswehr und die Erfahrungen (und Schikanen) waren dort keine anderen. In dem Zusammenhang fand ich vor ca. 20 Jahren "Fassonschnitt" von Jürgen Fuchs sehr interessant. In dem Buch berichtet er von seinen ersten dreizehn Tagen bei der NVA Ende 1969. Erschreckend fand ich die riesig großen Parallelen zu meiner Bundeswehrzeit Ende 1989, also 20 Jahre später.
Mich hat gewundert, dass Richard gegenüber seiner Familie so offenherzig vom Anwerbeversuch der Stasi berichtet, wo doch im ersten Abschnitt noch davor gewarnt wurde, dass der Schwager ja eventuell zu den anderen gehört und man sich doch angeblich oft auch in der Familie nicht so offen begegnet wird. Christian wird ja gegen Ende des Abschnitts auch vor der vermeintlich falschen Frau gewarnt.
Aber es war ja nicht sehr intensiv mit der ersten Liebe. Ich dachte ja, dass Christian mit Verena zusammenkommt. Auf jeden Fall war die DDR-Jugend wesentlich freizügiger als Christian in diesem Roman. Der Staat förderte ja auch frühe Hochzeiten und Familienbildungen. Aber vieles entstand auch nur, um eine eigene Wohnung zugewiesen zu bekommen. Beklemmender als das Wehrlager fand ich die Vorschriften zum Wasser- und Heizenergieverbrauch. Da kommen Mangelwirtschaft und die fehlgeleiteten Verteilungspläne zum Vorscheinen. "Von der Sowjetunion lernen, heißt frieren zu lernen."
Über die Erfahrung, eine Kokosnuss zu knacken, konnte ich herzlich lachen. Mit dem Moskwitsch drüberfahren, hätte wohl eher das Auto demoliert.
Was für mich in dem Abschnitt aber auch sehr deutlich wird, ist der Zusammenhalt im Mikrokosmos der Familie und der Freunde. Auch wenn man ihnen allen nicht hundertprozentig vertrauen konnte, so war es irgendwie doch eine kleine Idylle. Den Garten von Meno stelle ich mir sehr schön und unkompliziert vor. Ohne Probleme und ohne schief angeguckt zu werden, läuft er dort im heißen Sommer nackt durch den Garten. Ebenso schön beschrieben war die Zeit von Christian und seinen Freunden in Bad Schandau.
Perfide dagegen waren mal wieder die Tricks der Stasi, die Handschriften den Menschen zuzuordnen, um Kopisten von Büchern zu entlarven. Auch die extreme Strafe für Christian, da er das falsche Buch lies, ist erschreckend.