'Der Turm' - Seiten 513 - 593

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  • Der Besuch von Meno, Judith Schevola und Philipp bei Eschschloraque ist ja merkwürdig- ich glaube, dieses Stück lese ich nochmal.


    S. 524 Tschistka:
    Stalinsche Säuberungen (Tschistka, Tschistki) ist die Bezeichnung für Parteiausschlüsse und später politische Verfolgungen unter Josef W. Stalin in der Sowjetunion.
    http://wapedia.mobi/de/Tschistka

    Jeder trägt die Vergangenheit in sich eingeschlossen wie die Seiten eines Buches, das er auswendig kennt und von dem seine Freunde nur den Titel lesen können.
    Virginia Woolf

  • Was ist das für ein Drill! Was für Schikanen müssen Christian und seine Leidensgenossen ertragen bei der NVA.


    Und was Burre passiert (S.553/554) ist demütigend.


    Christian erzählt in Briefform von der Zeit.
    Er ist auf dem Weg zum AESPE=Allseits Entwickelte Sozialistische Persönlichkeit.
    Das Individuelle wird einem dort genommen und wer liest, ist eine "Brille" und kann einer Sonderbehandlung unterzogen werden.


    Dieser Abschnitt lässt sich sehr flüssig lesen.

    Jeder trägt die Vergangenheit in sich eingeschlossen wie die Seiten eines Buches, das er auswendig kennt und von dem seine Freunde nur den Titel lesen können.
    Virginia Woolf

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  • Richard leidet ja schon unter Verfolgungswahn - er sorgt sich, ob sie Rache nehmen würden an Christian, Anna, Lucie...(S.570)


    Meno als genauer Beobachter sieht, dass im Lande etwas vorzugehen scheint, "die Starre und Trägheit nur noch eine dünne Schicht, unter der sich etwas regte, ein Embryo mit noch unscharfer Konturen..".(S. 572) ebenso auf S. 579
    "Seltsame Dinge gehen vor in Moskau" raunte die Zeitungsverkäuferin Meno...zu.


    Die Kommunale Wohnungsverwaltung glauben, dass Meno und Lange zu großzügig wohnen und verteilen die Wohnung um.
    Außerdem zieht ein Ehepaar ( Babett und Pedro Honich,Mitglied der SED) ein, die die Erlaubnis haben, durch Menos Wohnung zu gehen, um den Balkon mitzunutzen.
    So viel zur Privatsphäre...
    (Ebenso das Verhalten von Fr. Honich, die einfach in dem Raum Menos kommt, sich neugierig über dessen Schreibtisch beugt, S.587)
    Ein Bad muss für 9 Personen reichen -sie kommen auf die Idee, im Wechsel auch das Badehaus zu nutzen.
    Seit 1975 läuft ein Antrag auf Badneubau - unvorstellbar!

    Jeder trägt die Vergangenheit in sich eingeschlossen wie die Seiten eines Buches, das er auswendig kennt und von dem seine Freunde nur den Titel lesen können.
    Virginia Woolf

  • Zitat

    Original von Conor
    Der Besuch von Meno, Judith Schevola und Philipp bei Eschschloraque ist ja merkwürdig- ich glaube, dieses Stück lese ich nochmal.


    Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich mit dem Beschreibungen der Kulturszene oft Probleme hatte. Da hatte ich sehr das Gefühl, dass mir einfach Wissen fehlt. Viele Dialoge fand ich irgendwie abstrus und unverständlich. Und die Personen haben sich oft widersprüchlich verhalten, was wahrscheinlich damit zu tun hat, dass sich alle da so durchwinden müssen, und die ganze Zeit zwischen Kunst und Politik ausbalancieren müssen.

  • Hört das eigentlich irgendwann auf, dass Tiere auf absonderliche Art ums Leben kommen? (Seite 520 glaube ich)


    Zusammengeklebte Fische aus dem Aquarium fischen und lebendig in den Mund stopfen? Wie krank ist das denn?


    Und dann noch der Frosch, in einem der vorherigen Kapiteln. Dem beide Beine abgeschnitten worden sind, bei lebendigem Leib.


    Lebt der Autor hier irgendwelche komischen Vorlieben in schriftlicher Form aus? Ich hoffe nicht. Denn dann werde ich das Buch, als Tierfreundin, bestimmt nicht weiterlesen. Mich stößt so etwas ab.


    Ruhrmaus :wave

  • Zitat

    Original von Ruhrmaus
    Lebt der Autor hier irgendwelche komischen Vorlieben in schriftlicher Form aus? Ich hoffe nicht. Denn dann werde ich das Buch, als Tierfreundin, bestimmt nicht weiterlesen. Mich stößt so etwas ab.


    :write


    Die Szene mit dem Frosch war sehr schwer zu lesen für mich und ich doch sehr abgestoßen von der Beschreibung. Die Szene mit den Fischen habe ich noch nicht gelesen, aber vielleicht werde ich sie jetzt auch lieber zügig überblättern.

  • Zitat

    Original von Conor
    Die Kommunale Wohnungsverwaltung glauben, dass Meno und Lange zu großzügig wohnen und verteilen die Wohnung um.
    Außerdem zieht ein Ehepaar ( Babett und Pedro Honich,Mitglied der SED) ein, die die Erlaubnis haben, durch Menos Wohnung zu gehen, um den Balkon mitzunutzen.
    So viel zur Privatsphäre...


    Ich überlege gerade, wieviel Metaphorik hier drin steckt? Wohnungsnot gab es ja durchaus, aber war es in Dresden so schlimm?
    Hier in Berlin litten ja v. a. junge, unverheiratete, kinderlose Menschen unter dem mangelnden Wohnungsangebot, aber wie das in der "Provinz" aussah, weiß ich nicht.
    Mir scheint diese Frage insofern relevant, weil ich häufig den Eindruck hatte (auch bei der Szene, als ein Schauspieler für Christian engagiert wird), dass bewusst überzeichnet wird. Die Gefahr ist dann nur, dass heutige und spätere Generationen das als Realitätsbeschreibung verstehen und nicht als metaphorische Beschreibung der Atmosphäre und Beziehungen der Menschen. :gruebel

  • Vulkan, diese Überlegung ist sicher berechtigt und ich stelle mir diese Frage durchaus auch.
    Mit der bewussten Überzeichnung hast du sicher recht. :gruebel



    Da wäre sicher jemand nützlich, der dort aufgewachsen ist und sich auskennt.


    :wave

    Jeder trägt die Vergangenheit in sich eingeschlossen wie die Seiten eines Buches, das er auswendig kennt und von dem seine Freunde nur den Titel lesen können.
    Virginia Woolf

  • Ich glaube, dass mit der Wohnungsnot war wirklich so. Vor allem weil man bedenken muss, dass die Türmer ja dem System politisch eher susbekt waren und nicht unbedingt zu den Privilegierten gehörten.
    Ansonsten finde ich das auch oft schwer zu unterscheiden, zum Beispiel auch bei den Beschreibungen der DDR-Bürokratie, die so krotesk sind, dass man nicht mehr weiß, war das jetzt wirklich so. Andererseits ist es vorstellbar, dass es wirklich so war.
    Naja, jeder Autor würde darauf wahrscheinlich antworten, dass er ja Romancier ist und kein Historiker. Um "wirklich" zu wissen, wie es in der DDR war, muss man sich wohl der Geschichtswissenschaft zuwenden. Romane können doch eher Stimmungen vermitteln. Auch wenn ich das Gefühl habe, dass Tellkamp sehr viel Historie in seinem Buch unterbringt. In seinem Buch kommen auf eine unaufdringliche Weise eigentlich alle Themen vor, die auch in der Geschichtswissenschaft als bedeutsam für die letzten Jahre der DDR angesehen werden.
    Zu dem Vorwurf der Tierquälerei: Es geht ganz sicher nicht um Gewaltphantasien des Autors. Diese Szenen haben eine wichtige Funktion. Sie sind ein Vorgriff auf die Freiräume, die der Staat bestimmten Menschen gibt, ihre satistische Ader auszuleben. Das wird später deutlicher.

  • Zitat

    Original von Conor
    Der Besuch von Meno, Judith Schevola und Philipp bei Eschschloraque ist ja merkwürdig- ich glaube, dieses Stück lese ich nochmal.


    Dieses Kapitel war für mich auch sehr merkwürdig und ich denke auch ich werde es noch mal lesen müssen um es auch wirklich verstehen zu können. Auch die Rollen von Albin und Philip habe ich noch nicht ganz durchschaut.


    Was mir Eschschloraque auffällt ist die Tatsache, dass wenn man einige Buchstaben weglässt und einige anderen etwas hin und her schiebt, man ein interessantes Wort erhält - das vielleicht auch darauf schließen lässt, was Tellkamp selbst von dieser Person gehalten hat.

  • Zitat

    Zitat buzzaldrin:
    Was mir Eschschloraque auffällt ist die Tatsache, dass wenn man einige Buchstaben weglässt und einige anderen etwas hin und her schiebt, man ein interessantes Wort erhält - das vielleicht auch darauf schließen lässt, was Tellkamp selbst von dieser Person gehalten hat.


    das werde ich doch gleich mal ausprobieren. ;-)


    Der Name "Eschschloraque" ist mir direkt aufgefallen.
    Lt. dem wikipedia-link ist die Person eine Mischung aus Peter Hacks und Stephan Hermlin - was aber nicht den Namen "Eschschloraque" erklärt, nur die Person dahinter.


    :wave

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    Virginia Woolf

  • Ich bin nun fertig mit diesem Abschnitt, den ich als sehr interessant und abwechslungsreich zu lesen empfand - vor allem die Briefe die Christian an seine Eltern schrieb, waren flüssig und gut zu lesen.


    Der neue Bewohner im Tausendaugenhaus scheint einen sehr anstrengenden Eindruck zu machen. Beim Lesen war ich im ersten Moment etwas schockiert, dass dort einfach eine neue Familie einziehen kann, die ein Anrecht auf Menos Balkon erheben kann - heutzutage wäre das wahrscheinlich nicht vorstellbar. Interessant wäre tatsächlich, ob das wahren Tatsachen entsprochen hat oder ob Tellkamp auch ein wenig übertreibt.


    Der Abschnitt endet an einer spannenden Stelle und ich bin gespannt, ob es Regine gelingt zu ihrem Mann Jürgen zu kommen.

  • Zitat

    Zitat buzzaldrin:
    Der Abschnitt endet an einer spannenden Stelle und ich bin gespannt, ob es Regine gelingt zu ihrem Mann Jürgen zu kommen.


    Soll ich es dir verraten? :grin :-)


    :wave

    Jeder trägt die Vergangenheit in sich eingeschlossen wie die Seiten eines Buches, das er auswendig kennt und von dem seine Freunde nur den Titel lesen können.
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  • Zitat

    Zitat Clio: Zu dem Vorwurf der Tierquälerei: Es geht ganz sicher nicht um Gewaltphantasien des Autors. Diese Szenen haben eine wichtige Funktion. Sie sind ein Vorgriff auf die Freiräume, die der Staat bestimmten Menschen gibt, ihre sadistische Ader auszuleben. Das wird später deutlicher.


    Dem stimme ich zu. ;-)

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  • Auf S. 579 wird - ich glaube, zum ersten Mal - angedeutet, dass sich was ändert an der politischen Situation:


    " Seltsame Dinge gehen vor in Moskau, seltsame Dinge", raunte die Zeitungsverkäuferin Meno eines Morgens zu,...."

    Jeder trägt die Vergangenheit in sich eingeschlossen wie die Seiten eines Buches, das er auswendig kennt und von dem seine Freunde nur den Titel lesen können.
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  • Die Beschreibung der Wohnungssituation finde ich schon stark übertrieben. SO war es in der Provinz definitiv nicht und auch meine Sippe in Dresden hat das so nicht beschrieben, aber gemeinsame Klos auf halber Treppe und Wasser nur auf dem Flur noch in den 80er Jahren im Altbau.