'Der Turm' - Seiten 594 - 700

  • J.Schevola ist ein wenig provozierend,oder?

    Jeder trägt die Vergangenheit in sich eingeschlossen wie die Seiten eines Buches, das er auswendig kennt und von dem seine Freunde nur den Titel lesen können.
    Virginia Woolf

  • Auch ich habe nun diesen Abschnitt hinter mich gebracht und fand ihn sehr informativ.


    Zwischen Meno und Judith geht noch was, wetten? Was sonst sollte noch die letzten 267 Seiten passieren?


    Also ich kenne nun das Leben in der ehmaligen DDR bestens. Hat der Autor sich reichlich Mühe gegeben, das bis ins kleinste Detail zu beschreiben.


    Die Wohnungen, das Leben, der Behördenkram, die Schulzeit, das Beschaffen von Dingen, die es eigentlich nicht gibt, eine Hochzeit, die Zeit bei der NVA, Urlaub, das Ausreisen aus der DDR, Bestechung, Fremdgehen.


    Kleine und große Dramen. Alles dabei, nur die Liebe kommt bis jetzt etwas zu kurz. :-)


    Und auf große politische Ausführungen über die Staatsführung hat der Autor zum Glück auch verzichtet.


    Ein gutes, aber anstrengendes Buch. Obwohl es für ein Schlusswort noch etwas zu früh ist, kann ich jetzt schon behaupten, dass es sehr lehr- und aufschlussreich war und hier die richtigen Leute dabei waren, die das Buch mitgelesen haben.


    Lesen wir als nächstes wieder was zusammen??? :-]


    Ruhrmaus :wave

  • Zitat

    Original von Ruhrmaus
    Zwischen Meno und Judith geht noch was, wetten? Was sonst sollte noch die letzten 267 Seiten passieren?


    Die Vorstellung hätte etwas, aber ich glaube nicht, dass einer der beiden so weit gehen würde - aber wer weiß.


    Zitat

    Original von Ruhrmaus
    Lesen wir als nächstes wieder was zusammen??? :-]


    Meinetwegen gerne - bisher (ist ja noch nicht zu Ende) hat mir die Leserunde mit euch sehr gut gefallen :-)

  • Wiederaufnahme der Leserunde ab 3. Januar 2013


    Interessant waren die Beschreibungen von Inas Hochzeit. Vielleicht lag es am Alkohol, der die Zungen lockerte, jedenfalls gaben einige Figuren wieder ein wenig mehr von sich zu sehen, Ulrich zum Beispiel und Barbara...Erstaut war ich darüber, wie offen die Gäste vor den neuen Nachbarn, dem Kampfgruppenleiter und der Pionierleiterin, deren Hobby unter Anderem Timurhilfe ist ( :yikes :rofl), reden, die ich nach der Hausversammlung immer noch nicht richtig einschätzen kann. Vielleicht sind sie auch einfach überzeugte Genossen, die an die Richtigkeit des gesellschaftlichen Wandel mit allen Schwierigkeiten glauben und an das wirklich Gute im Menschen auf dem Weg zur entwickelten sozialistischen Persönlichkeit.


    Fast untergegangen ist der Moment, in dem Jostas Sohn versucht, Richard zu erpressen. Zuerst dachte ich noch, wie unmöglich dieser Junge doch ist und wie verletzt und wie verloren, bis er dann zugab, dass er etwas ausgefressen hatte. Richard nimmt ihn einfach in den Arm. Mag man so von ihm halten, was man will, aber er verhält sich spontan sehr menschlich, sehr väterlich.

  • Das Kapitel 43 hat etwas … was ist es?: Humoreske, Satire, realitätsnahe Beschreibung – für mich jedenfalls zum Lachen und Weinen gleichermaßen. Und immer noch und immer wieder diese wunderschöne Sprache. Manches will ich mir merken (die gellend schweigenden Telefone von Seite 598 beispielsweise), vieles ist so grandios beobachtet und ebenso in Worte gefasst, umhüllt, umschrieben und doch so genau, so unendlich genau. Manchmal scheint das Erzählte Barockes an sich zu haben, verspielt und doch voller Ernst, warum gerade Wege, wenn Umwege viel schöner sein können. Aber das muss man halt mögen.
    Seite 609 unten, 610 oben deutet darauf hin, dass nicht nur Barbara ziemlich hellsichtig ist, was den guten Richard betrifft. Und Helmut Hoppe hat nicht nur Augen, sondern auch Ohren auf (Seite 617 oben, 621). Interessante Menschen, die das Buch bevölkern.
    Irgendwo sagte Josta zu Richard, dass Daniel ihn liebe. So falsch scheint sie damit nicht zu liegen.


    Kapitel 44: Bei der Kapitelüberschrift musste ja etwas kommen, was ich eigentlich gar nicht lesen wollte – und siehe da …


    Kapitel 45: So schöne Worte können manche machen; ob sie wohl auch merken, wie entlarvend manche ihrer Formulierungen sind?
    Seite 633 „Buchenwald heißt mein Poem“ und das Wortgewitter drumherum lassen mich wieder an Bruno Apitz denken, an das, was Bill Niven in „Das Buchenwaldkind“ über „Nackt unter Wölfen“ schrieb und auch darüber, wie Literatur „funktionieren“ musste. Ein erhellender, desillusionierender Band (den es bei der Bundeszentrale für politische Bildung für sehr wenig Geld gibt).
    Seite 639 sagt Altberg: „Literatur ist nicht die Magd der Politik“. Gut, dass das doch endlich mal jemand deutlich zum Ausdruck brachte. :achtungironie
    Das Buch von Tellkamp hat schon die unterschiedlichsten Reaktionen in mir ausgelöst, aber selten eine solche Wut.


    Kapitel 48: Gut, dass es Meno gibt, dass er so viel Raum im Buch bekommen hat. Und die klügsten Fragen stellt er auch noch, zum Beispiel die auf Seite 658 unten, die mit der „Stille“.
    Sagte nicht mal jemand, dass böse/schlechte Menschen keine Lieder hätten oder kennen? Jessenin und Mandelstam. Niklas und Anne. Aber Richard? Da mag einem wohl zum Weinen zumute sein.


    Kapitel 49: Seite 672 wird wieder einmal Bilsenkraut erwähnt. Nicht die Tatsache an sich finde ich ungewöhnlich. Wohl aber, dass Tellkamp so genau sagt, wo es wächst, ich meine, an welchen Wegen, wohin diese führen. Und sicherlich waren es nicht die einzigen Orte in beispielsweise Dresden, wo es wächst.
    Seite 673: „Hufeisenfinder“ - allein der Titel drängt meine Mundwinkel nach oben. Zerlesen ist mein Exemplar, nicht nur von mir, auch von meinem Vorbesitzer.
    Seite 680 erwähnt die „Klippen von Møn“. Ja, und von Møn sieht man Hiddensee. Weiß ich zufällig ... :grin
    Seite 683 erwähnt „Bittersüßen Nachtschatten“. Auf dem Weg ... wohin?
    Mehr bitter als süß, dieses Kapitel.

  • Noch zu diesem Abschnitt: Auch Jan Burre möchte mit Christian befreundet sein. In mir mehren sich die Zweifel, ob Christian überhaupt in der Lage ist, sich so weit zu öffnen, dass er Freundschaft zulassen kann. Manchmal habe ich den Eindruck, er habe dezent autistische Züge.

  • Juchhu, ich kann auch endlich wieder schreiben! Man sollte wohl besser nie zum Arzt gehen. Weist der einen doch einfach zur Operation ins Krankenhaus ein, der Schlingel. Nur, weil der Blinddarm da ein wenig entzündet ist. Das Jahr fing damit ja schon mal richtig gut an. :bonk
    Das Buch und eure Beiträge habe ich auch in der letzten Woche gelesen, auf dem lütten Smartphone konnte und wollte ich aber nicht schreiben.



    Bei der Hochzeit fiel mir noch auf, dass die in viel kleinem Rahmen als der 50. Geburtstag Richards gefeiert wurde. Alles nur noch im heimischen Garten und nicht mehr mit großer Saalmiete.


    Und endlich gab es mal Dresdner Mundart. Ich fand das hier sehr gut eingebunden. Bei den anderen Abschnitten und Dialogen zuvor, wäre es zu bemüht gewesen. So hat es mir gut gefallen.


    Hiddensee dagegen fand ich etwas eigenartig. Plötzlich sind alle Dresdner wieder vereint, nur dieses Mal auf der Ostseeinsel. Und alle laufen nackt rum, nur der Lektor ziehrt sich, seinen Schnippel zu zeigen. Aber FKK gehört wohl in ein Buch, dass in der DDR spielt. Auch völlig in Ordnung ist es das Thema zu relativieren und deutlich zu machen, dass auch in der DDR davon nicht jeder so freimütig angetan war wie es die Vorurteile Glauben machen wollen.

  • Zitat

    Original von xexos
    Juchhu, ich kann auch endlich wieder schreiben! Man sollte wohl besser nie zum Arzt gehen. Weist der einen doch einfach zur Operation ins Krankenhaus ein, der Schlingel. Nur, weil der Blinddarm da ein wenig entzündet ist. Das Jahr fing damit ja schon mal richtig gut an. :bonk


    Oh, gute Besserung. Sei froh, nun ist er raus und Ruhe! :grin


    Zitat

    Bei der Hochzeit fiel mir noch auf, dass die in viel kleinem Rahmen als der 50. Geburtstag Richards gefeiert wurde. Alles nur noch im heimischen Garten und nicht mehr mit großer Saalmiete.


    Hier waren ja auch keine Chefs und Funktionäre zu laden. Ich denke ma, dass das den Unterschied machte in dem Fall.


    Zitat

    Hiddensee dagegen fand ich etwas eigenartig. Plötzlich sind alle Dresdner wieder vereint, nur dieses Mal auf der Ostseeinsel. Und alle laufen nackt rum, nur der Lektor ziehrt sich, seinen Schnippel zu zeigen. Aber FKK gehört wohl in ein Buch, dass in der DDR spielt. Auch völlig in Ordnung ist es das Thema zu relativieren und deutlich zu machen, dass auch in der DDR davon nicht jeder so freimütig angetan war wie es die Vorurteile Glauben machen wollen.


    Es gab nicht nur FKK-Fans, wenn du das meinst. :grin
    Ich fand diesen ganzen FDGB-Urlaub der künstlerisch schaffenden recht surreal. Aber klar, bestimmte Betriebe hatten auch bestimmte Einrichtungen, in die sie ihre Angestellten schicken durften.
    Gleichzeitig ist Richard mit Anne im Urlaub, nun ja, als Bereitschaftsarzt. An solche Bungalow-Objekte kann ich mich noch gut erinnern.

  • Zitat

    Original von Clare
    Oh, gute Besserung. Sei froh, nun ist er raus und Ruhe! :grin


    Danke :wave



    Zitat

    Original von Clare
    Es gab nicht nur FKK-Fans, wenn du das meinst. :grin


    Genau das meinte ich. ;-)



    Zitat

    Original von Clare
    Ich fand diesen ganzen FDGB-Urlaub der künstlerisch schaffenden recht surreal.


    Ja, und immer zotteln plötzlich diese nomenklaturischen blonden Zwillinge durch das Bild - vergleichbar mit dümmlich grinsenden Mainzelmännchen, wenn die Werbung unterbrochen wird. Wie so ein Virus, das sich überall fest- und fettfrißt.

  • So, nun habe ich auch diesen Abschnitt geschafft, so langsam nähere ich mich dem Ende.


    In diesem Abschnitt erleben wir auch wieder etwas von Christians Erlebnissen bei der Armee; wie froh ich bin, dass ich das nicht erleben musste. Burre ist schon eine tragische Figur, er ist das Opfer, und Christian könnte auch etwas motivierter sein, in seinen Versuchen, sich mit Burre gutzustellen.


    Richard wird von seinem eigenen Sohn erpresst, naja, vielleicht braucht Richard ja mal einen richtigen Tritt in den Hintern, damit er dieses familiäre Chaos endlich in Ordnung bringt.


    Tja, einmal auf der schwarzen Liste, bekommt man seinen Ruf nicht so schnell wieder los, aber sie hat wirklich Glück gehabt. Schauspieler erging es ja auch ähnlich, die oft auch Berufsverbot erhielten. Aber es ist schon schlimm, wie mit der Meinungsfreiheit umgegangen wird. Aber das Thema ist ja in anderen Ländern ja heute noch aktuell.


    Das Thema Urlaub kam mir sehr bekannt vor, vor allem aus Erzählungen meiner Oma, deshalb kamen mir einige Sachen bekannt vor, beispielsweise diese FDGB Ferienheime bzw. Bungalows.