'Der Turm' - Seiten 701 - 796

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  • Zitat

    Original von Clio
    Och, ihr seit ja plötzlich so weit. :grin


    Ich möchte halt auch nicht, dass ihr ewig auf mich warten müsst :grin


    Die Passagen über die NVA sind wirklich schockierend beschrieben, ich kann mir schon vorstellen, dass Christian sehr viel durchlebt haben muss dort. Zumindest hat er die Briefe und die Pakete, die er von zu Hause bekommt.


    Bei der Lesung die ich besucht habe, war auch ein Mann, der erzählte, dass er auch bei der NVA gewesen ist und ähnliches erlebt habe - damals konnte ich mir wenig darunter vorstellen, jetzt kann ich mir denken, wie schlimm das gewesen sein muss.

  • Nochmal kurz zu Burre:
    er kam mir irgendwie fehl am Platze vor, wie er bei der NVA war - schwach, ungeschickt ("ungeschickter, junger Bär"S. 687)


    vielleicht war er einfach zu ungeschickt und unbedarft (er singt sogar S. 774), sodass er den Unfall zumindestens zum Teil selbst verschuldet hat.
    aber das wurde ja eigentlich schon gesagt. ;-)

    Jeder trägt die Vergangenheit in sich eingeschlossen wie die Seiten eines Buches, das er auswendig kennt und von dem seine Freunde nur den Titel lesen können.
    Virginia Woolf

  • Conor, man hatte aber leider auch keine Chance, sich diesem Drill zu entziehen, wenn man studieren wollte. Selbst Verweigerung (Bausoldat) lief in Uniform, wenn auch ohne die "Spiele" der Entlassungskandidaten

  • thusnelda - ich weiß. :-)
    Ein Bekannter, der aus dem Osten kommt, hat mir das mal vor wenigen Jahren erzählt.


    Da kann einem Burre nur irgendwie leid tun.

    Jeder trägt die Vergangenheit in sich eingeschlossen wie die Seiten eines Buches, das er auswendig kennt und von dem seine Freunde nur den Titel lesen können.
    Virginia Woolf

  • :waveEs schien ihm doch nicht gut zu gehen, in dem anderen Panzer. Warum haben sie ihn dann nicht ausgeschlossen bei dieser Übung, sondern in einen anderen gesetzt? Oder bin ich schon wieder soweit mit meiner Lektüre, dass ich mich nicht richtig erinnern kann?


    Schuld, in diesem Fall, hätten Christians Vorgesetzte gehabt und nicht er. Aber mir scheint, Verantwortung zu übernehmen war dort ein Fremdwort. Immer schön alles auf die Grünschnäbel abwälzen.


    Noch 100 Seiten. Morgen will ich fertig sein.


    Ruhrmaus :wave

  • Habe mal mit meiner Mutter über die Versorgung in den Krankenhäusern gesprochen. Damals war noch nicht oder kaum Einwegbesteck angesagt. Spritzen und Kanülen wurden gespült und dann bei 200° sterilisiert. Binden gewaschen und wieder aufgewickelt und verwendet.
    An Medikamentenmangel kann meine Mutter sich nicht erinnern.

  • Wiederaufnahme der LR ab 3.1.13


    Aus diesem Abschnitt greife ich mir mal den Stromausfall heraus. Ich kann mich an einen großen Stromausfall zum Jahreswechsel 1978/79 erinnern.
    Zentral ist für mich Roberts Verletzung und Richards Dilemma, dass er seinen Sohn nicht operieren kann, weil er die Tochter von Barsano operieren soll. Kohler lehnt es ab, Richards Sohn zu operieren, weil er, sagt er, als überzeugter Kommunist niemand bevorzugen will. Mit stolz geschwellter Brust steht er da voller moralischer Überlegenheit und weigert sich, jemand zu bevorzugen, den er kennt.
    Kurz darauf erfährt man, dass Barsano selbst den besten Unfallchirurgen verlangt hat, eine bevorzugte Behandlung erwartend. Die Tochter fährt dann doch ins Friedrich-Wolf. Soviel ich weiß, ist dieses KH in Kemnitz, damals Karl-Marx-Stadt, eins der wenigen neuen Krankenhäuser. Kleiner Zimmer, bessere Ausstattung. Vielleicht gingen da die Funktionäre hin...


    Nett fand ich die Waschtage Menos. Das erweckte Erinnerungen an die Kindheit, besonders der Waschkessel und die Wäschemangel :grin

  • Kapitel 51:
    Seite 705: Meine Frage aus Abschnitt 4, ob Weniger etwas geahnt habe, scheint sich zu bestätigen. Er hält Abstand zu Richard, redet nicht gut über ihn.
    Den Stromausfall und seine Folgen finde ich schon beängstigend. Und Richard muss nicht nur mit ärztlichen Problemen kämpfen, sondern auch mit … hm … politischen: Griesel will bevorzugt behandelt werden, was er ablehnt, seinen Sohn möchte er sofort behandelt wissen, was auch abgelehnt wird. Zerrissen … ja, das ist er, in jeder Hinsicht. Wann wird der Riss zu groß, frage ich mich?
    Die Szene mit Barsanos Tochter finde ich etwas merkwürdig. Sie hat etwas doppeldeutiges, finde ich.


    Kapitel 52: „Haushaltstag“ (Seite 727)? Frauen, die berufstätig und verheiratet waren, bekamen so einen Tag? Pro Monat? Pro Jahr? Eine schöne Einrichtung, aber nicht ganz gerecht.


    Kapitel 54: Es wird erwähnt, dass kein Porträt Gorbatschows in den Amtsstuben hängt. Kein freundliches Lächeln, sondern „sauertöpfisches...“ (Seite 735). So kurz nach Amtsantritt war man so sehr gegen ihn? Das hätte ich nun doch nicht erwartet.
    Dieses Kapitel ist wieder so eines, das zum Lachen und Weinen gleichermaßen reizt, und die Kehle lässt es mir auch eng werden.


    Kapitel 55: Geschehenes und Geschriebenes, Szenen und Briefe, das hatten wir schon mal, sozusagen erweitert, in Kapitel 10. Aber mir gefällt es ausnehmend gut. Seite 762 sagt, dass Christian „abseits“ stehe, wie ein „Unberührbarer“ - so kommt er mir vor. Manchmal möchte er ja dazu gehören; zu fragen, wer oder was seinen Ansprüchen genügen würde, trifft es nicht völlig. Er hat in sich gefangen und kommt nicht wirklich aus seiner „Schale“ heraus. Und ob er die „Kunst des sachgerechten Lügens“ (Seite 769) wirklich beherrscht, wage ich auch zu bezweifeln. Er wird sich meistens durchlavieren können, aber ich denke, wenn es ernst wird, kommen ihm die „Kenner“ rasch auf die Schliche.


    Kapitel 57: Mehr braucht es nicht. Und alle wissen Bescheid. Armer Christian, er nicht.

  • Zitat

    Original von Lipperin
    ...
    Kapitel 52: „Haushaltstag“ (Seite 727)? Frauen, die berufstätig und verheiratet waren, bekamen so einen Tag? Pro Monat? Pro Jahr? Eine schöne Einrichtung, aber nicht ganz gerecht.


    Soviel ich weiß, bekamen die verheirateten Frauen pro Monat einen Haushaltstag. Wenn man sich ansieht, wie z.B. gewaschen wurde, war es auch ganz gut so.


    Zitat

    Kapitel 54: Es wird erwähnt, dass kein Porträt Gorbatschows in den Amtsstuben hängt. Kein freundliches Lächeln, sondern „sauertöpfisches...“ (Seite 735). So kurz nach Amtsantritt war man so sehr gegen ihn? Das hätte ich nun doch nicht erwartet.


    In den Schulen, den Veranstaltungssälen, den Behörden hing meist ein Porträt Honneckers (Kopf leicht schräg, unmerkliches Lächeln, Hintergrund himmelblau) oder eines des zuständigen Ministers. In Räumen der SED war ich mit der Schulklasse. Dort hing ein Foto des obersten SU-Chefs, damals Breschnew.
    Soviel ich weiß, gab es wirklich keine Fotos von Gorbatschow, die an den Wänden hingen. Die enge Verbindung zum großen Freund, der Sowjetunion, begann unter Gorbatschow zu bröckeln. Den Obersten war die Politik der sanften Öffnung suspekt. Sie fühlten sich von der Sowjetunion verraten.

  • Zitat

    Original von buzzaldrin
    Die Passagen über den Stromausfall sind wirklich interessant zu lesen. In der Tat wäre es sicherlich auch witzig zu wissen, ob es diesen Stromausfall damals wirklich so gegeben hat.


    Nicht unbedingt diesen, aber Stromausfälle gab es schon des öfteren. Das Stromnetz der DDR war nicht gerade als sehr stabil bekannt.



    Zitat

    Original von Conor


    Es ist ein Onkel von Tellkamp, der da gemeint ist. ;-)
    hier nachzulesen:
    http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=63634


    Interessantes Interview. Ich wusste gar nicht, dass Tellkamp selbst auch Arzt ist/war.



    Zitat

    Original von buzzaldrin
    Für mich erstaunlich war darüberhinaus, dass Richard wirklich die Hauswand hochklettert um einen Blick auf seine Kinder zu werfen.


    Was sollte diese Szene? :gruebel



    Zitat

    Original von buzzaldrin
    Die Beschreibung der Panzerfahrt war schwer für mich nachzuvollziehen, da ich mich die ganze Zeit gefragt habe, warum sie mit den Panzern unter Wasser fahren müssen. Ich habe auch nicht ganz verstanden, ob Burre Schuld hatte an dem Unglück - dennoch ist es schrecklich, dass er dort gestorben ist.


    Das mit der Schuld am Unfall und dem Singen hab ich auch nicht ganz verstanden. Aber warum sollten sie nicht mit den Panzern die Unterwasserfahrt üben? Das ist nun mal ein Teil, den man mit diesen Dingern anscheinend können muss.

  • Zitat

    Original von Clare


    In den Schulen, den Veranstaltungssälen, den Behörden hing meist ein Porträt Honneckers (Kopf leicht schräg, unmerkliches Lächeln, Hintergrund himmelblau) oder eines des zuständigen Ministers. In Räumen der SED war ich mit der Schulklasse. Dort hing ein Foto des obersten SU-Chefs, damals Breschnew.
    Soviel ich weiß, gab es wirklich keine Fotos von Gorbatschow, die an den Wänden hingen. Die enge Verbindung zum großen Freund, der Sowjetunion, begann unter Gorbatschow zu bröckeln. Den Obersten war die Politik der sanften Öffnung suspekt. Sie fühlten sich von der Sowjetunion verraten.


    Wikipedia schreibt bei Gorbatschow:
    "Als De-facto-Herrscher der Sowjetunion führte er die Konzepte Glasnost (Offenheit) und Perestroika (Umstrukturierung) in die politische Arbeit ein. Dieser Prozess begann während des 27. Parteitages der KPdSU im Februar 1986."


    Die DDR-Führung wusste wohl schon, was auf sie zukommt. Gorbi war keiner der alten Betonköpfe. Die Greisenpolitik der bisherigen Jahre war mit ihm nicht zu machen. Und ohne UdSSR war die DDR (als Land mit viel zu wenig Rohstoffen, hoch verschuldet, keine weltmarktfähige Produktion, hermetisch abgeriegelt zum Westen und innerpolitisch zerrissen) nicht lebensfähig.

  • Clare : Danke für die Infos. :wave
    Diese Art des Wäschewaschens kenne ich auch noch, sogar noch das Trocknen auf der sogenannten "Bleiche".


    Zitat

    Original von xexos


    Wikipedia schreibt bei Gorbatschow:
    "Als De-facto-Herrscher der Sowjetunion führte er die Konzepte Glasnost (Offenheit) und Perestroika (Umstrukturierung) in die politische Arbeit ein. Dieser Prozess begann während des 27. Parteitages der KPdSU im Februar 1986."


    Das ist eben, was mich so irritierte: Nach meiner Rechnung sind wir zum Zeitpunkt des Zitats Weihnachten 1985.
    Dann haben sie ihn wohl frühzeit "durchschaut", oder er hat sich frühzeit keine Mühe gemacht, seine "wahren Absichten" zu verheimlichen.
    Ich denke schon die ganze Zeit darüber nach, wie das war, damals: Gehofft haben wir, ja, aber wirklich daran geglaubt? Skeptisch waren wir anfangs, irgendwann verdichtete sich die Hoffnung.

  • Zitat

    Original von xexos
    Ich war im Mai 1988 mal in Ostberlin. Ich hätte damals nie gedacht, dass es bald mit der DDR vorbei sein würde.


    Das hat sich niemand gedacht, nicht wirklich. Wie hätte man sich das auch vorstellen sollen. Ich glaube, dass man in stillen, geheimen Momenten eher an eine Veränderung der DDR gedacht, darauf gehofft hat, darauf, dass der Chef wechselt und alles ganz anders wird. Ich weiß nicht. Vielleicht haben ich da auch Unrecht. Ich war damals nicht erwachsen, sondern fing gerade erst an, mich mit Politik wirklich zu beschäftigen. Für ein Kind, das sein ganzes bisheriges Leben in der DDR verbracht hat, ist es schwer vorstellbar, dass dieser Staat zusammenbrechen sollte.

  • Zitat

    Original von xexos
    Ich war im Mai 1988 mal in Ostberlin. Ich hätte damals nie gedacht, dass es bald mit der DDR vorbei sein würde.


    Das habe ich auch erst geglaubt, als es quasi unwiderruflich soweit war. Und Hoffnung in Bezug auf die Demonstrationen? Eigentlich keine, nur, dass nicht geschossen wird. Und das die Panzer nicht rollen. Zu nah waren die Erinnerungen an die Ereignisse in China.


    So gesehen war die Hoffnung, die Gorbatschow in mir auslöste (und die ich eigentlich meinte), eine andere, vielleicht lebendigere. Obwohl man ja ahnte, dass das nicht ohne "Blessuren" ausgehen würde.

  • Zitat

    Original von xexos
    Ich war im Mai 1988 mal in Ostberlin. Ich hätte damals nie gedacht, dass es bald mit der DDR vorbei sein würde.


    Ich war im Oktober 1989 in Berlin zur Klassenfahrt mit der Schule. Ich war in der 10. Klasse und hatte also alle Eindrücke noch ganz frisch vor Augen als die Mauer fiel.
    Heute bedauere ich sehr, dass ich mich damals überhaupt nicht für Politik interessiert habe.
    Wir waren einen Tag in Pankow, eine unvergessliche Klassenfahrt.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Ich hatte mich damals schon für Politik interessiert, aber leider nicht mit dem heutigen Bewußtsein. Auch DDR-Fernsehen habe ich geguckt (7 Sommersprossen, Mach mit machs nach machs besser, und vieles andere). Leider aber nie aufmerksam den schwarzen Kanal mit Sudel-Ede.
    Im Oktober 1989 wurde ich gerade zur Bundeswehr eingezogen. Durch den Mauerfall war ich aber nach 4 Monaten wieder draußen. :-)

  • So, diesen Abschnitt habe ich zwar vergangene Woche bereits beendet, komme aber erst heute zum schreiben des Beitrages.


    Diese Notstromszene war interessant; ein Krankenhaus ohne Strom funktioniert ja auch nicht wirklich und dann soll die Tochter (von Barsano?) auch noch vorgezogen werden, tja, sie ist halt gleicher als alle anderen und hat demnach das Recht eher behandelt und operiert zu werden.


    Und dieses Denglisch fand ich auch sehr amüsant, na ja, dieser Abschnitt wirkte allgemein auch sehr familiär.