Kriminalchronik des dritten Reiches
Wolfgang Krüger
ISBN 978-3934277212
Verlag Kirchschlager
332 Seiten, 24 Euro
Buchrückentext: Über die politischen Verbrechen des NS-Regimes, über seine Gewaltexzesse, wurde schon viel veröffentlicht, fast jeder Aspekt des Dritten Reiches ist beleuchtet worden, bis auf einen nicht unwesentlichen. Welche ganz »gewöhnlichen« Gewalttaten, welche »gewöhnlichen« Morde, wurden im Deutschen Reich von 1933 bis 1945 verübt? Wer waren die Täter, wie wurden ihre Verbrechen geahndet? Die »Kriminalchronik des Dritten Reiches« will darauf eine Antwort geben. Das Buch schildert in chronologischer Form eine Reihe spektakulärer Mordfälle, die mit dem Tode bestraft wurden. Diese Fälle aus allen Teilen Deutschlands sind heute weitgehend vergessen, haben aber seinerzeit die »Volksgenossen« bewegt. Nur wenige erinnern sich noch an die Berlinerin Charlotte Jünemann, die ihre Kinder verhungern ließ, während sie zum Tanzen ging. Wer spricht heute noch von dem Brocken-Mörder Büker? Wie viele Frauen fielen dem Serienmörder Körnig zum Opfer? Dieses Buch will all diese Morde der Vergessenheit entreißen.
Meine Meinung: Der Autor hat nach eigenen Angaben sein Buch mit der Intention geschrieben, die Verbrechen nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, die im Dritten Reich abseits jeglicher politischer Motivation begangen wurden. Er will an die Taten erinnern und an die Opfer. Für seine Kriminalchronik hat er jahrelang Mikrofilme zeitgenössischer Tageszeitungen und der Bibliothek des Oberlandesgerichts Celle ausgewertet. Der vorliegende erste Band behandelt zwanzig Fälle im Zeitraum von 1933-1937, die mit der Todesstrafe geahndet wurden. Die Überschriften der einzelnen Kapitel klingen teilweise nach Zeitungsüberschriften z.B. „Der Schrecken des Elm“ oder „Die Mutter geht tanzen, die Kinder verhungern“ - dennoch ist der Schreibstil nicht reißerisch, sondern versucht anhand der vorliegenden Zeitungsartikel zu jedem Fall ein Gesamtbild zu vermitteln. Er beschreibt die Taten, die Ermittlungen und die Gerichtsverfahren.
Die Urteile und deren Begründungen, sowie die Zeitungsschlagzeilen zeigen ein Bild der damaligen Rechtssprechung und Moralvorstellung der Gesellschaft. (So verlangte z.B. die Staatsanwaltschaft in einem besonders schlimmen Fall von Serienvergewaltigung und Mord, den Täter zuerst zu entmannen und dann zu töten…). Es findet sich eine erschreckende Bandbreite an Verbrechen, die es scheinbar zu jeder Zeit geben wird: Vergewaltigung, Raubmord, Kindstötung, Vergiftung des Ehegatten.
Mich persönlich hat die geschilderte Ermittlungsarbeit der Polizei fasziniert, die mit einfachsten Methoden, vielleicht etwas langsamer, aber ebenso zum Ziel kam, wie ihre heutigen Kollegen, denen modernste Technik zur Verfügung steht.
Für mich insgesamt ein sehr interessantes und mit Spannung gelesenes Buch, dessen schöne Ausstattung (Fadenheftung, Lesebändchen) mir ebenfalls sehr gut gefällt.
Nachsatz: Ich hoffe, ich bin diesmal richtig, wenn ich das Buch nicht als Sachbuch einordne, sondern als Pitaval bezeichne.