Selten hat ein Buch eine zwiespältigere Meinung in mir hervorgerufen.
Stiefmutter und Stieftochter streiten sich. Am Tag darauf ist Stiefmutter tot. Und bald darauf wird noch eine Leiche gefunden. Und schon sind wir mitten drin.
Dieser Krimi spielt im Saarland. Es ist nicht der erste von Elke Schwab. Auch nicht mit diesem Ermittlerteam. Aber das erste Mal spielt sich nicht alles nur in der Hauptstadt und in ihrer Umgebung ab, es geht aufs Land, nach Nalbach.
Vielleicht schon zu viel Lokalkolorit. Aber wirklich stören tut es nicht. Auch mich nicht, der dort zu Hause ist, wo sich die Räder dieses Uhrwerks bewegen.
Elke Schwab plaudert an einigen Stellen aus dem Stegreif, erzählt was sie alles weiß. Aber wirklich wichtig ist das nicht. Gut - andere Autoren, namhafte Autoren, plaudern viel mehr abwegig und es stört niemanden.
Aber wie sie plaudern, all die Figuren, das ist gewöhnungsbedürftig.
Nach den ersten zwanzig Seiten wollte ich das Buch weglegen.
ZitatDer Fehlschlag seines Planes war an den Ruinen zu erkennen.
ZitatDie Hauptstraße von Diefflen wirkte belebt zur morgendlichen Stunde.
ZitatAber eines kann ich schon bestätigen: Der Fundort ist der Tatort, denn die Staubpartikel aus dem Speicher befinden sich auch in Mund, Nase, Ohren und Augen der Toten.
Ich las trotzdem weiter. Auch weil ich wissen wollte wie die Autorin die Gegend, in der ich lebe, sieht, wie sie diese Gegend in Fiktion einbindet.
So zehn Seiten weiter, und an den Sprachstil einigermaßen gewöhnt, habe ich das Buch nicht mehr weggelegt, weil es spannend wurde.
Teilweise sehr viele Namen, Personen, Zusammenhänge, gesplittet in die Jahre 2004 und 1993, in denen jeweils eine andere Geschichte, die aber beide zusammengehören, erzählt wird.
Die Autorin behält den Überblick. Nichts wiederspricht sich, nichts wirkt konstruiert. Alles erscheint logisch. Auch wenn ich ungefähr ab der Mitte richtig vermutet habe wer die zweite Leiche auf dem Gewissen hat; auch wenn der Schluß vielleicht etwas enttäuschend ist - vielleicht - hat es sich gelohnt das Buch zu Ende zu lesen.