Über die Autorin
Diana Maria Friz, Jg. 1944, ist die Tochter von Waldtraut von Bohlen und Halbach und Enkelin von Bertha Krupp von Bohlen und Halbach. Sie wuchs in Argentinien auf, studierte Germanistik und Geschichte in Deutschland und machte eine Ausbildung als Finanzbuchhalterin. Später war sie unter anderem in der Geschäftsleitung eines Unternehmens und in der Unternehmensberatung tätig. Seit 1995 leitet sie den landwirtschaftlichen Betrieb ihrer Mutter in Argentinien. Veröffentlichungen neben weiteren: ›Die Stahl-Giganten. Alfred Krupp und Berthold Beitz‹ (1990), ›Wo Barbarossa schläft - der Kyffhäuser‹ (1991), ›Argentinien‹ (Fotobildband, zus. mit anderen, 1997).
Kurzbeschreibung
Von vornehmer Armut zu unermesslichem Reichtum
1902 stirbt überraschend Friedrich Alfred Krupp, Chef des gleichnamigen Weltunternehmens - auf dem Höhepunkt des Capri-Skandals, der das Kaiserreich erschütterte. Man wirft Krupp Homosexualität vor. Seine Witwe Margarethe muss nicht nur mit ihren eigenen Gefühlen fertig werden, sondern auch dafür sorgen, dass weder ihre halbwüchsigen Kinder noch die Firma Krupp Schaden nehmen. Sie ist die Tochter einer kinderreichen Beamtenfamilie, zwar von altem Adel, aber ohne jedes Vermögen. Schon als halbes Kind war sie für ihre Geschwister verantwortlich, später arbeitete sie als Gouvernante. Mit 28 heiratete sie den Erben des Krupp-Konzerns und zog in den feudalen Industriellenhaushalt ein, an dessen Spitze noch der patriarchalische Schwiegervater stand. Auf der Basis zahlreicher, bisher unveröffentlichter Briefe und Dokumente und illustriert mit vielen Privatfotos aus dem Familienarchiv erzählt die Urenkelin Diana Maria Friz die Geschichte dieses außergewöhnlichen Frauenlebens.
Meine Rezension
Margarethe Freiin von Ende ist von altem Adel, doch sie hat es nicht leicht in ihrem jungen Leben. Sie hat eine Unzahl jüngerer Geschwister, die sie mit betreuen muß. Bildung scheint ihren Eltern zweitrangig für eine Frau zu sein. Doch sie ist nicht duldsam und fügt sich nicht, so erkämpft sie sich mühsam die eine oder andere Freiheit. Als junge Frau darf sie mit ihrem Vater nach Berlin, um dort den nötigen gesellschaftlichen Schliff zu bekommen und damit als Braut attraktiv gemäß den Maßstäben ihrer Zeit zu werden. In Berlin saugt sie alles an Kultur und Bildung auf, was nur geht. In dieser Zeit begegnet sie den Krupps und lernt auch deren Sohn und Erben Friedrich „Fritz“ Alfred Krupp kennen. Doch es wird noch lange dauern, bis aus den beiden ein Paar wird, zunächst gegen den erbitterten Widerstand ihres Schwiegervaters, des Stahlbarons Alfred Krupp.
Fritz war aufgrund seiner schwachen Konstitution das Sorgenkind seiner Eltern gewesen. Auch als Erwachsener ist er immer wieder angegriffen und muß wegen seines Asthmas und anderer Zipperlein regelmäßig in wärmere und vor allem gesündere Gefilde reisen. Währenddessen leitet Margarethe das gesellschaftliche Leben auf dem Hügel, dem Familiensitz „Villa Hügel“, ganz alleine. Im Laufe der Jahre scheint Alfred Margarethe zu entgleiten. Ohne dass es zum Streit kommt, entfernen sich die beiden voneinander.
Neider und Schmarotzer – selbst aus der eigenen Familie! - säumen ihren Weg, auch Gegner politischer und wirtschaftlicher Natur machen den beiden das Leben schwer. Während der sogenannten „Capri-Krise“ (und vermutlich sicher auch deswegen!), verstirbt Fritz plötzlich und unerwartet – Margarethe muß von heute auf morgen als Interimsregentin den Besitz erhalten und verwalten, bis ihre ältere Tochter alt genug ist, das Erbe anzutreten…
Dieses Buch lag schon ein Weilchen auf meinem SUB. Doch obwohl mich das Thema sehr interessierte und ich gute Biographien sehr schätze, ließ ich den Schinken doch erst einmal links liegen. Doch damit habe ich diesem interessanten Buch schweres Unrecht getan.
Diese Biographie erzählt die Geschichte der Clanmutter Margarethe Krupp, geb. Freiin von Ende aus der Sicht ihrer Urenkelin Diana Maria Friz, die in den Familienarchiven recherchiert und die bekannten Daten, Zitate aus Briefen und anderen Quellen sorgfältig zu einer runden Geschichte verknüpft hat.
Dabei ist sicherlich nicht jedes einzelne, kleine Quentchen streng historisch verbürgt, sonst wäre das Buch vermutlich nur eine weitere der von mir gefürchteten staubtrockenen Biographien geworden. Doch das Bild, das hier vor dem Leser gemalt wird, ist sicher nahe genug an der Wahrheit, um als Biographie zu gelten und „Fiktion“ genug, um das Buch unterhaltsam und gut lesbar zu machen.
Darin entsteht das Bild einer Gesellschaft, die es in dieser Form so nicht mehr gibt: Der Adel, die Bürger, die Beamten …. Diese Klassen zu durchdringen erscheint schier unmöglich.
Die Zeiten sind im Umbruch, aber die Generation von Margarethes und Fritz' Eltern ist den alten Traditionen noch sehr verhaftet und missbilligt z.B. die Heirat unterschiedlicher Klassen wie es bei Margarethe (Adel) und ihrem Mann Fritz (Geld, aber „nur“ bürgerlich) der Fall ist.
Auch das Verhalten untereinander, die gesellschaftlichen Pflichten, der Stand der Dienstboten etc. fand ich sehr interessant zu lesen.
Diese Biographie schafft ein äußerst farbiges Bild der damaligen Zeit, der Familie Krupp und ihrer Wohnsitze und Reisen, der Ereignisse und schließt die Lücken mit dem, wie es gewesen sein könnte.
Die Autorin hat sehr viele Zitate, Briefe etc. mit in die Handlung eingebaut, die an der kursiven Schreibweise zu erkennen sind. Desweiteren sind über 100 Aufnahmen im Buch enthalten. Das hat mir sehr gut gefallen, denn so bekommt man einen guten Eindruck der Personen und Orte, das bringt einem die Handlung viel näher. Das Buch animiert zu eigenen Recherchen und zur Suche nach weiteren Bildern der Personen und der einzelnen Wohnsitze.
Mir hat es wirklich sehr gut gefallen. Eindeutig eine der besseren (im Sinne von „unterhaltsameren“) Biographien.