Klappentext:
Die Zeit der Kreuzzüge: Während Sultan Saladin die arabischen Stämme zum Kampf gegen die Christen sammelt, wird die junge Beduinin Khalidah Opfer einer furchtbaren Intrige. Im Angesicht ihres sicheren Todes wagt sie die Flucht mit dem geheimnisvollen Sulayman. Von ihm lernt sie, dass ihre Wurzeln weit in die Geschichte zurückreichen – zu den Dschinn, jenem mysteriösen Stamm, der die Zukunft des Heiligen Landes in den Händen hält ...
Über die Autorin:
Sarah Bryant wurde 1973 in Brunswick, Maine, geboren, zog aber 1996 nach Schottland, um Kreatives Schreiben an der renommierten Universität St. Andrews zu studieren, wo sie sich in einen Schotten verliebte. Heute wohnt sie mit ihm und ihrer gemeinsamen Tochter nahe der schottischen Grenze in England, wo sie, wenn sie nicht gerade schreibt, Unterricht in keltischer Harfe gibt.
Meine Meinung:
Das heilige Land ist in Aufruhr, ein Waffenstillstand wird gebrochen, immer wieder überfallen die Franken muslimische Pilger auf ihrer Reise nach Mekka. Der schwache Guy de Lusignan, König von Jerusalem, unterliegt immer mehr den Einflüsterungen des Großmeisters des Templerordens und trifft verhängnisvolle Entscheidungen. Das bringt das Fass zum Überlaufen, der charismatische Ayyubiden-Sultan Saladin versucht unterdessen seine zerstrittenen Stämme zu einen, um die Franken angreifen zu können.
Khalidah, die Tochter des Scheichs eines Beduinenstammes, ficht das im Moment wenig. Sie wächst relativ frei zur jungen Frau heran. Allerdings hat sie ihre Mutter schon als Kleinkind verloren, sie fühlt sich im Stamm als Außenseiterin, der Gemeinschaft nicht zugehörig. Das Misstrauen das ihr entgegenschlägt, hat sie den Ruf ihrer Mutter zu verdanken, die dem Volk der Dschinn angehört haben soll. So hat sie nur einen einzigen Freund, Bilal, der Sohn von Zeyneb, die ein Mutterersatz für Khalidah ist. Bilal und Khalidah, treiben so manchen Schabernack. Das alles findet aber jäh ein Ende, als ihr Onkel und sein Sohn eintrifft. Der Stamm hat sich entzweit, als ihr Onkel Ansprüche als alleiniger Führer des Stammes anmeldet. Um den Stamm zu befrieden, entschließt sich Khalidas Vater, sie mit ihrem Vetter zu verheiraten. Sie ist entsetzt, als sie dann auch noch ein Gespräch zwischen ihrem Onkel und künftigen Bräutigam belauscht, weiß sie, dass sie in höchster Gefahr schwebt.
Im Gefolge ihres Onkel befindet sich auch der Spielmann Sulayman, er will Khalidah zur Flucht verhelfen und sie in das Land ihrer Mutter der Dschinn bringen. Obwohl sie diesen Fremden nicht kennt, vertraut sie ihm. Eine lange abenteuerliche Reise beginnt, die Khalidah zu ihren Wurzeln und ihrer Bestimmung führen wird.
Aber auch Bilal, der als Einziger die Flucht von Khalidah und Suleyman beobachtet, ist ein Suchender. Ehrgeizig, aber ohne Perspektive, wird er aus verletztem Stolz eine fatale Entscheidung treffen.
Ein vielschichtiger, differenzierter Roman, der einen ganz anderen Ansatzpunkt über die Zeit der Kreuzzüge bietet, nämlich aus der Sicht der Muslime. Es ist nicht nur ein historischer Roman, die Autorin hat abenteuerliche, romantische und mystische Elemente nahtlos in die Geschichte eingebunden. Es gibt auch eine Liebesgeschichte, die allerdings nicht im Vordergrund steht und die Protagonisten sich nur allmählich annähern, was ich persönlich sowieso für viel glaubhafter halte. Jetzt hätte ich beinahe vergessen, es gibt noch eine zweite, bittersüße Liebesgeschichte, die mich sehr berührt hat. Aber auch für sie gilt dasselbe, sie steht nicht im zentralen Mittelpunkt.
Bei dem Thema Kreuzzüge, eine faszinierende aber brutale Ära, bleibt es natürlich nicht aus, dass es auch zu grausamen, erschütternden Schlachtenszenen kommt, vornehmlich in der Schlacht von Hattin, die entscheidenden Anteil hatte, dass seinerzeit dann auch Jerusalem in die Hände der Muslime fiel. Aber man kann der Autorin beileibe keine Kriegsverherrlichung vorwerfen, dieses Gemetzel hat in jener Zeit ja so stattgefunden. Im Gegenteil, dieses Buch ist ein Plädoyer für mehr Toleranz.
Dieser atmosphärisch dichte Roman bietet auch immer wieder Seiten voller Magie, so nahm mich diese Geschichte mit zunehmender Dauer immer mehr gefangen, um am Ende zwar etwas traurig, aber sehr zufrieden zurückzubleiben.
Am Ende des Buches befindet sich ein Glossar, das man auch benötigt, da es doch sehr viele arabische Begriffe gibt.
Noch eine Anmerkung zu dem Begriff „Dschinn“, als dieser das 1. Mal auftauchte, kam mir als erstes so ein Flaschengeist in den Sinn. Aber so simpel ist dann die Erklärung doch nicht. Auf jeden Fall hat mich die Autorin sehr neugierig gemacht und ich habe daher etwas recherchiert. Ich habe dazu eine Fülle sehr interessanter Informationen gefunden. Denn sogar im Koran werden Dschinn häufig erwähnt, ja sogar eine eigene Sure ist ihnen gewidmet (Sure 72). Alles weitere würde hier zu weit gehen, bei Interesse einfach selbst nachlesen.
Fazit: Ein sehr schönes Buch, das ich gerne weiter empfehle.