Schwarzfahrer - Michael-Andre Werner

  • Die arbeitslosen jungen Männer Kork, Doberstein und Zabel gehen als falsche BVG-Kontrolleure durch die Berliner U-Bahn und kassieren von den Schwarzfahrern die Strafgebühr. Sie erleben allerlei Eigenartiges, begegnen merkwürdigen Leuten, verlieben sich, gehen sich gegenseitig auf den Wecker, verlieren sich wieder aus den Augen.


    Sehr unterhaltsamer und kurzweiliger Roman, der weniger von Plot oder Spannung lebt, sondern von schöner Situationskomik, gelungenen Dialogen und sehr lakonischem Erzählstil. Es fällt nicht leicht, die Handlung dieses Romans so wiederzugeben, dass es dem Inhalt des Romans gerecht würde. Denn das Buch lebt eigentlich nicht von einem ausgeklügelten oder mitreißenden Plot, nicht von einer wendungsreichen, sich zuspitzenden und schließlich im kulminierenden Finale auflösenden Handlung, sondern eher von der Komik der einzelnen, oft episodenhaften Szenen, von den skurrilen, aber letztlich vage gehaltenen und psychologisch nicht tiefgründig ausgeleuchteten Figuren, vom trockenen Dialogwitz und von der wunderbar lakonischen Erzählerstimme, die das Ganze hübsch beiläufig und mit viel Selbstironie präsentiert. Nie spektakulär oder dramatisch, aber immer augenzwinkernd und mit stoischem Witz.

  • Habe das Buch gestern ausgelesen und schliesse mich den Meinungen oben an.
    Sehr amüsant, aber auch für Nicht-Berliner durchaus geeignet. Am besten liest es sich in der U-Bahn, egal in welcher Stadt. :-)

  • Berlin hat sich verändert seit 1998. Nicht nur, dass sich das erhöhte Beförderungsentelt von 60,00 DM auf 40,00 € erhöht hat, auch die Linienführung der U-Bahn hat sich teilweise geändert und am Mehringdamm warten die U6 und U7 eigentlich immer aufeinander. Ich überlege gerade, ob ich 1998 bereits ein Schülerticket hatte, ich glaube nicht... An diese Zeit des Berliner ÖPNV kann ich mich sonst auch nicht zurückerinnern...


    Die Personen find ich klasse! Zabel ist echt nervtötend. Dobersteins Beweggründe sind auch nach dem Ende des Buches noch nicht klar. Und der Erzähler... Ich kenne jemanden, der sein Studium abgebrochen und dann mit mir gemeinsam Ausbildung gemacht hat, der ganz genauso redet und auch genauso in verschiedenen Projekten drinhängt (nur das seine Projekte auch durchgeführt werden :) )


    Ein oder zwei Mal bin ich extra den längeren Weg mit U-Bahn nach Hause gefahren anstelle die S-Bahn zu nehmen, um das Gefühl beim Lesen zu intensivieren :)

    "Leben, lesen - lesen, leben - was ist der Unterschied? (...) Eigentlich doch nur ein kleiner Buchstabe, oder?"


    Walter Moers - Die Stadt der träumenden Bücher