MORGAN, Richard: Das Unsterblichkeitsprogramm

  • Inhalt:


    Es ist gelungen, das menschliche Bewusstsein digital zu speichern. Damit hat das „Wesen mit der Sense“ schlechte Karten. Taugt der alte Körper nicht mehr, wird das Bewusstsein einfach in einen anderen transferiert.
    Statt x Jahre Gefängnisstrafe wird das Bewusstsein einfach für die Zeit in einer Datenbank eingelagert.
    So geschehen mit dem ehemaligen UN-Gesandten Takeshi Kovacs.
    Als einer einflussreiche Persönlichkeit auf der Erde der Kopf weggeblasen wird, fordert diese Kovacs’ Bewusstsein an, um diese Tat aufzuklären, denn sie ließ ihr Bewusstsein alle 48 Stundne speichern und hat bereits einen neuen Körper. Allerdings fehlen natürlich die Erinnerungen an die letzten 48 Stunden.
    Kovacs lässt sich darauf ein und versucht die einzelnen Teile eines komplexen Puzzles in einer düsteren Welt, die von Macht, Habgier, Intrigen und immer neuen Kicks, um der Langeweile zu entgehen, regiert wird.


    Meine Meinung:
    Zuerst eine Warnung: Wer Probleme mit Gewalt und Sex hat – Finger weg, denn
    Richard Morgan ist mit seinem Erstling eine schnelle, harte, raue, dreckige, dunkle Mischung aus SF und Thriller gelungen.
    Obwohl wir uns. nach meinen Berechnungen ca. im Jahre 2600 befinden, haben sich die Menschen nicht verändert. Wer Geld und Macht hat, kann sich alles erlauben. Er lässt sein Bewusstsein regelmäßig speichern und wechselt bei Bedarf in einen neuen Klon. Obwohl das Leben mehr als 300 Jahre dauert, trägt man immer einen Körper, dessen Alter in seiner besten Phase ist. Und für das notwendige „Volk“ gibt es Versicherungen, um nach dem Tod einen anderen Körper zu erhalten. Auch das Gesundheitswesen hat sich geändert. Es darf kein Bewusstsein „ausgelöscht“ werden. Wer sich keinen neuen Körper leisten kann, dessen Bewusstsein wird eingelagert.
    Obwohl er auf technische Details verzichtet, spricht Morgan die ganze Problematik, die damit einhergeht, in diesem Roman an. Insbesondere das geänderte Verhältnis zu Gewalt, denn was bedeutet noch körperlicher Schmerz, wenn jederzeit ein neues Leben zur Verfügung steht.
    Obwohl Kovacs Dinge getan und erlebt hat, die gegen alles denkbare verstößt, bleibt er, dank einer Spezialkonditionierungen ein Idealist. Er leidet unter dem, was er tun muss, um sich selbst zu schützen, denn da ist in dieser Welt das wichtigste: das eigene Bewusstsein, die eigene Psyche zu schützen.
    Trotz allem, artet es nie in eine sinnlose Gewaltorgie oder Pornographie aus, sondern sie sind zum Verständnis der dieser Welt notwendig.
    Mein einziger Kritikpunkt ist, dass in dieser zukünftig möglichen Welt noch zu viel althergebrachtes auftaucht: Es wird immer noch geraucht, es wird auch mit normalen Autos gefahren. Hier wäre ein bisschen mehr Innovation angebracht gewesen.
    Ob allerdings die Vergleiche mit Philip K. Dick und William Gibson angebracht sind, bezweifle ich. Auch die Werbung „Der neue Superstar der SF“ ist übertrieben und wenn der Roman aus den Neuveröffentlichung der letzten Monate herausragt. Aber das ist meiner Meinung derzeit nicht sehr schwer.
    Für alle, für die SF nicht nur aus Raumfahrt und Raumschlachten besteht, wer Romane der härteren Art mag, dem kann ich das Unsterblichkeitsprogramm nur empfehlen.


    LG Dyke

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

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  • Ein sehr interessanter Tipp, Dyke. Danke!


    Wird im Buch überhaupt eine klare Aussage gemacht in welcher Zeit die Handlung angesiedelt ist, weil Du ja bemängelst, dass man immer noch mit herkömmlichen Alltagsdingen, wie normale Autos und Zigaretten zu tun hat? Oder ist es eher eine Alternativwelt, als eine Weiterentwicklung unserer eigenen?


    Gruss,


    Doc

  • Es ist schon eine direkte weiterentwicklung unserer heutigen Welt.
    Allerdings nennt der Autor keine Jahrszahlen, aber aus diversen Altersangaben habe für mich ich das Jahr 2600 errechnet.


    LG Dyke

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

  • Hier meine Meinung (hab das Buch von BJ als Wichtelgeschenk bekommen):


    Ferne, aber nicht allzu ferne Zukunft: Die Menschen tragen einen kleinen, fast unzerstörbaren Apparillo im Rückenmark, den sogenannten ‚Stack‘, der die Seele – den Geist, das Wissen, alle Erfahrungen – des Menschen enthält. Diese Stacks können nach dem Ableben auf andere Körper übertragen werden, so daß, ausreichende finanzielle Mittel vorausgesetzt, praktisch Unsterblichkeit gewährleistet ist. Die neuen Körper nennt man dann ‚Sleeves‘, wörtlich übersetzt ‚Ärmel‘.


    Der ehemalige Söldner und Bewohner einer fernen Planetenkolonie Takeshi Kovacs landet auf der alten Erde, weil ein reicher ‚Meth‘ (der gängige Begriff für mehrere hundert Jahre alte Menschen) seine Dienste als Detektiv angefordert hat. Kovacs ist per ‚Needlecast‘ an die Erde übermittelt worden, und natürlich erwacht er nicht im eigenen Körper – aber das ist gang und gäbe in diesen Zeiten, in denen als Strafe verhängt wird, daß Seelen, eben jene ‚Stacks‘, für Jahre, Jahrzehnte, Jahrhunderte ‚eingelagert‘ werden, oder daß man, im schlimmstmöglichen Fall, komplett ausgelöscht wird – geeRTet, wie man sagt: RT steht für ‚realer Tod‘.
    Der hochgezüchtete Exsöldner soll herausbekommen, wer seinen Auftraggeber umgebracht hat – allerdings ist dieser nicht wirklich tot, sondern verfügte natürlich über Backups seines Stacks und Klone seines eigenen Sleeves. Aber der Multimilliardär Bancrofft weiß nicht mehr, was in den Stunden vor seinem Tod geschehen ist, zwischen dem letzten Backup und seinem Dahinscheiden. Kovacs taucht ein in eine Welt, in der es um Gewalt, Sex, Korruption, Täuschung und Manipulation geht, und er wird unterstützt von einer ruppigen Polizistin, die früher ein Verhältnis mit seinem derzeitigen Sleeve hatte, und von der Künstlichen Intelligenz, die das Hotel betreibt, in dem er lebt.


    Richard Morgan erzählt eine originelle, ziemlich abgespacte, lakonische, witzige, gewalttätige, zuweilen leicht pornographische, ziemlich rasante Geschichte, die viel Vergnügen bereitet und den Intellekt durchaus fordert. Allerdings hat sich der Autor hier und da ein bißchen verzettelt, insbesondere die technischen Hintergründe sind nicht konsequent und logisch, etwas weniger Personal hätt’s auch getan und die Story fußt auf einem philosophischen Kontext, der nicht immer durchdacht erscheint. Trotzdem: Eines der besseren SF-Bücher der letzten Monate.

  • "Das Unsterblichkeitsprogramm" habe ich erst vor ein paar Tagen im Literaturschock-Forum vorgestellt. Zwar ist meine Rezi ein wenig kürzer ausgefallen, aber im Grunde wollte ich nur eines sagen: Her mit weiteren Richard-Morgan-Büchern!
    Nicht, dass ich gern in dieser Welt, die der Autor beschreibt, leben würde, bloß nicht! Dafür ist sie mir doch zu fremd und zu unmenschlich. Aber - Richard Morgan schafft es, diese Welt sehr lebendig werden zu lassen.
    Ich habe das Buch gern gelesen und freue mich schon sehr auf "Gefallene Engel".


    ***
    Aeria

  • Zwar Kommen Gewalt und Sex in diesem Buch wirklich nicht zu Knapp.
    Mich Hat es jedoch nicht gestört , es zeigt viel mehr das man in dieser Zukunft allen Körperlichen Dingen Weniger Bedeutung zuschreibt.
    Der Körper ist nicht mehr als ein Hülle die man mit genug geld ersetzen kann. Hab Grad mit der Fortsetzung angefangen Scheint genausogut zu werden. :-)

    Mein Blog
    Je älter ich werde, desto fragwürdiger erscheint mir die These, Alter mache weise.
    Henry Louis Mencken(1880-1956)

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  • Ein recht unterhaltsamer SF-Krimi, der um einige Seiten zu lang geworden ist und einige Schwächen aufweist.
    So ist die Idee mit den Stacks und der daraus resultierenden Möglichkeit der Unsterblichkeit zwar nicht schlecht, wird aber an mehreren Stellen des Buchs widersprüchlich durchgeführt.
    Auch nervt die Hauptperson Kovacs mit vielen platten, pseudocoolen Sprüchen, und einige Teile der Handlung kommen einem reichlich bekannt vor.
    Aber Morgan versteht es, unterhaltsam, schnell und spannend zu schreiben, so dass man über die Schwachstellen hinwegsehen und sich an einigen guten Ideen erfreuen kann.

  • Oh, da hat jemand den alten Thread wieder ausgegraben...Ich habe alle drei Teile hier stehen und hatte den ersten schon abgebrochen, weil mir die coolen Sprüche von Kovac etwas zu dick aufgetragen wirkten, aber vielleicht sollte ich einfach mal durch halten... :gruebel

  • Nun habe ich schon ein paar Tage das Buch durch. Erst wollte ich sofort die Rezension dazu schreiben, musste aber dann doch das Buch erst ein wenig sacken lassen.


    Ich fand das Buch sehr spannend, sehr mitreissend und auch faszinierend. Der Hauptdarsteller Kovacs war für mich eine interessante und manchmal auch witzige Figur. Ich freue mich schon ihn in weiteren Büchern lesen zu können.


    Am Anfang war es schwer mit den neuen Wörtern und dem Sinn dahinter klar zu kommen. Ich musste immer wieder nachlesen um mich zu Erinnern was dieses oder jenes noch war. Aber das ging zum Glück fix vorüber. Ansonsten fand ich die Mischung aus der Zukunft und unserer Zeit sehr gelungen. Am Besten war das Hotel "Hendrix", in so einem würde ich auch gerne wohnen ;-)


    Was mir besonders ins Auge gesprungen ist, sind die Anfänge der neuen Kapitel. Erst konnte ich mich nicht so daran gewöhnen und musste immer wieder neu lesen, da ich dachte ich hätte etwas überlesen. Bis mir dann aufgefallen ist, das der Autor den Leser mit einem neuen Kapitel erst ins kalte Wasser wirft und man sich fragt wo man gerade ist. Um dann nach und nach dieses dann doch aufzuschlüsseln. Ich fand das ausgesprochen Interessant und es hat sehr zur Spannung beigetragen.


    Was ich nun nicht bestätigen kann ist die Gewalt und der Sex. Also es kommt schon viel Gewalt darin vor. Aber ich fand es nicht so wild, da gibt es Thriller wo ich durch "versteckte" Gewalt mehr geschockt war. Und es gab gerade mal zwei Szenen mit Sex. Da hatte ich schon Romane gelesen wo jede zweite Seite ein pures Liebesspiel war :grin


    Jeder der etwas auf SF und Spannung steht kann ich dieses Buch nur empfehlen.

  • Ich lese das Buch gerade, in der englischen Fassung, und bin eigentlich sehr sehr begeistert.
    Es ist komplex und manchmal nicht einfach zu lesen, aber enorm spannend, tiefgründig, tragisch, manchmal witzig und nichts, was man schnell wieder vergißt.


    Der Sex&Violence Part ist schon da, aber ich fand es jetzt auch nicht sonderlich überzogen - es passt stets zur Handlung und wird nie zum Selbstzweck, fühlt sich deshalb aber umso intensiver an.


    Mich beeindruckt, wie mitreißend und tiefgründig die Charaktere gezeichnet sind und wie sehr mich als Leser ihr Schicksal interessiert. Das findet sich so nicht oft, zeichnet aber alle Richard Morgan Bücher aus, die ich bisher gelesen habe.


    Carina : Das Hendrix fand ich auch sensationell. Vor allem die Eröffnungssequenz, die dann endet mit "Ihr Zimmer wäre jetzt fertig", sagte das Hotel. :grin

    Ich hab' mich verirrt.
    Ich bin dann mal weg, um nach mir zu suchen.
    Sollte ich zurückkommen, bevor ich wieder da bin, sagt mir bitte, ich soll hier warten!

  • So, nun bin ich fertig und will hier etwas ausführlicher mein Fazit beitragen. Die Rezension bezieht sich auf die englische Originalausgabe, deshalb füge ich auch den entsprechenden Amazon-Link nochmal ein.




    Inhalt:
    Wir befinden uns in einer Zukunft, in der es möglich (und Teil des normalen Lebens) ist, die Persönlichkeit eines Menschen virtuell zu speichern und in beliebige Körper einzuspeisen. Damit ist praktisch Unsterblichkeit garantiert. Nach dem Tod eines Menschen kann der letzte Stand seiner Erinnerungen von einem Chip im Kopf ausgelesen und entweder in einen neuen (natürlichen oder synthetischen) Körper übertragen, oder in einer Art Zentralarchiv für unbestimmte Zeit gespeichert werden.

    Takeshi Kovacs ist ein ehemaliger Envoy. In einem Zeitalter, in dem die Menschheit längst Zugang zu anderen Sonnensystemen hat und diese auch besiedelt, wurde von der U.N. das Envoy-Korps erschaffen, eine Spezialeinheit, deren Mitglieder an Konfliktbrennpunkten überall im Universum in bereitgestellte Körper materialisiert werden können - wo eine physikalische Reise Jahrzehnte oder mehr dauern würde, können Daten innerhalb von Stunden übertragen werden.
    Nach seinem letzten Tod wird Kovacs in einen Körper auf der Erde übertragen, im Auftrag des einflussreichen Politikers Laurens Bancroft, der will, dass Kovacs mit seinen legendären Spezialfähigkeiten einen mysteriösen Fall für ihn untersucht. Denn Bancroft hat offenbar in seinem Haus Selbstmord begangen, auf eine Art und Weise, die den Chip in seinem Kopf zerstört hat - somit ist die Erinnerung von ca. 24 Stunden seit dem letzten Backup verloren. Bancroft glaubt aber nicht, dass er sich selbst getötet hat, auch wenn die Polizei das anders sieht.
    Kovacs Ermittlungen führen ihn bald tief in die Abgründe der Rotlichtviertel von Bay City, dem einstigen San Francisco, während zahlreiche Parteien ihn davon abzuhalten versuchen, seinen Auftrag auszuführen: Bancrofts Frau Miriam. Die Polizistin Kristin Ortega, mit der Kovacs bald rauhe Kameradschaftlichkeit verbindet. Ein russischer Killer. Und undurchsichtige Organisationen, die mit illegalem Organ- und Körperhandel zu tun haben.
    Doch die Wahrheit liegt an ganz anderer Stelle...



    Meine Meinung:
    Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, meine Begeisterung in Worte zu fassen. Vielleicht damit, dass ich etwa ab der Hälfte des Buches wirklich jede freie und auch nicht so freie Minute damit verbracht habe, es zu Ende zu lesen, mit einer fast fieberhaften Besessenheit, weil ich mich der Faszination dieses Plots einfach nicht entziehen konnte.
    Oder mit dem Gefühl tiefster Befriedigung, als ich die letzte Seite zugeschlagen habe, so gesättigt, dass ich nicht einmal die Vorschau auf einen anderen Band mit Kovacs lesen konnte. So als hätte ich alle Kraft und Energie in das Lesen dieses Buches versenkt und nichts ist mehr übrig. Aber zu Recht.
    Lange hat mich kein Buch so sehr gefesselt.
    Faszinierend an Altered Carbon (wie auch an allen anderen Richard Morgan Büchern) finde ich, wie sich rasante Action und Spannung auf höchsten Niveau die Waage halten mit einer bemerkenswerten Tiefe, die noch lange im Kopf hängenbleibt und zum Philosophieren und Nachdenken einlädt. Diese Kombination findet sich eher selten und ist hier aufs Kunstvollste verflochten.
    Die Charaktere entwickeln eine große Lebendigkeit. Ich war verblüfft, dass mir selbst die künstliche Intelligenz des vollautomatischen Hotels, in dem Kovacs logiert, fest ans Herz gewachsen war, als ich das Buch aus der Hand legte. Die Motive und Handlungsmuster der Protagonisten sind vollkommen glaubwürdig und von zwingender Logik, die manchmal weh tut, aber die Glücksmomente umso intensiver erlebbar macht.
    Schließlich die Handlung selbst, die ich bis zum letzten Moment nie ganz durchschaut habe. Twist folgt auf Twist, immer gibt es noch eine Windung, und noch einen Winkel, der plötzlich alles in neuem Licht erscheinen läßt.


    Altered Carbon ist ganz großes Kino. Für Erwachsene. Das Buch ist Blood, Sex & RocknRoll. So lebendig, dass man es manchmal kaum ertragen kann und trotzdem nicht von den Seiten loskommt.


    10 von 10 Punkten.

    Ich hab' mich verirrt.
    Ich bin dann mal weg, um nach mir zu suchen.
    Sollte ich zurückkommen, bevor ich wieder da bin, sagt mir bitte, ich soll hier warten!

  • Nachdem wir das Buch damals im Lesezirkel von sf-fan.de durchgelesen haben, war ich auch relativ angetan davon.


    Ich würde aber nicht so weit gehen und es als großes Kino bezeichnen. Dafür ist es mir nicht originell genug. Das Thema an sich ist relativ ausgelutscht und wurde schon von zu vielen Autoren zu oft bearbeitet.


    Was mir an dem Buch jedoch ganz gut gefallen hat war (ich gebe das offen zu), die Brachialität von Kovacs. Er hat nicht viele Wort gemacht oder seinem Gegenüber einen Knopf ans Bein geredet, sondern gehandelt.
    Ich hatte im Lesezirkel schon diesen Zweiteiler angefügt der Beispielhaft ist:


    "Gott im Himmel, ich arbeite hier nur."
    "Das reicht schon."


    Und gerade weil mich das Buch nicht zum Nachdenken oder Philosophieren angeregt hat (worüber auch?), hat es mir gefallen. Das Buch empfinde ich als vordergründige Action aber nicht als tiefsinniges Drama. Fast Food.

  • Hallo MA1,


    so unterschiedlich können Wahrnehmungen sein.
    Da ich nur ab und an SciFi lese, fehlt mir der Marktüberblick, mich hat Altered Carbon allerdings nicht aufgrund besonderer Originalität angesprochen, sondern einfach weil Charaktere und Handlung so außerordentlich gut funktionieren und das Buch nicht einfach linear ist, so dass man im Grunde nach dem ersten Drittel schon das Ende absehen kann.
    Was den Teil mit dem Nachdenken angeht: Ich finde die Art und Weise, wie die de facto virtuelle Unsterblichkeit und Austauschbarkeit von Hüllen Wertesystem und Denkweisen beeinflußt, durchaus tiefgründig beschrieben. Vielleicht ist es auch einfach der Reichtum an Details, der dieses Szenario glaubwürdig macht und deshalb so sehr das Gefühl von Eintauchen beim Lesen vermittelt.


    Nun muss ich allerdings zugeben, ich weiß nicht, inwieweit das in der deutschen Übersetzung so rüberkommt (obwohl, das ist ja was Inhaltliches, sollte also nicht zu sehr abweichen). Ich habe mal einen anderen Richard Morgan Roman auf Deutsch angelesen, und die Übersetzung war so dermaßen grausig (Plattheit durch schlechte Wortwahl und z.T. inhaltliche Verfälschung, weil der Übersetzer bestimmte Phrasen falsch interpretiert hat), dass es selbst ohne Kenntnis des Originals ein Graus war.


    Ich sehe es auch so, dass die Action hier im Vordergrund steht (was gut ist), aber finde, dass der Hintergrund mit viel Detail und interessanten Denkansätzen aufgepolstert ist.

    Ich hab' mich verirrt.
    Ich bin dann mal weg, um nach mir zu suchen.
    Sollte ich zurückkommen, bevor ich wieder da bin, sagt mir bitte, ich soll hier warten!