Über das Buch verrät die Rückseite des Buches:
Hüte, Hüte, Hüte! Als Ellie den kleinen Hutsalon ihrer Mutter im Herzen Dublins erbt, muss sie sich entscheiden, ob sie das Geschäft übernehmen will oder das generöse Angebot eines Immobilienmaklers akzeptiert. Von ihren Freunden ermutigt, beginnt Elli ihre eigenen Kreationen zu entwerfen, die schon bald ganz unterschiedliche Kunden auf der Suche nach dem perfekten Hut anziehen. Beim Entwerfen der Hüte ist Ellie glücklicher als je zuvor in ihrem Leben. Und während sie fingerfertig ihre wunderbaren Hüte näht, klopft schließlich das Glück an ihre Ladentür...
Über die Autorin kann ich nur das berichten, was im Buch steht:
Marita Conlon-McKenna wurde 1956 in Dublin geboren. Sie schrieb zunächst äußerst erfolgreiche Kinder- und Jugendbücher, für die sie auch zahlreiche renommierte Preise erhielt, bis sie mit ihrem ersten Roman für Erwachsene in Irland einen Nummer-eins-Bestseller landete, der bei Publikum und Presse begeistert aufgenommen wurde. Marita Conlon-McKenna lebt mit ihrem Mann und ihren Kindern in Dublin und ist die Präsidentin des irischen PEN.
Zum Inhalt:
Ellie Matthwes erbt von ihrer Mutter einen kleinen Hutsalon mitten in Dublin. Obwohl sie einen Beruf hat, der ihr Spaß macht und den sie als befriedigend empfindet, lockt doch die Vorstellung, den Hutsalon weiterzuführen. Sie bekommt zwar von einem smarten Anwalt namens Neil Harrington ein Angebot für den Laden samt dazugehörigem Haus, weil eine Baufirma quasi die ganze Straße aufkaufen und dann dort ein Einkaufszentrum etc. aufziehen will. Mehr oder weniger zufällig rutscht Ellie doch in die Hutmacherei und entschließt sich, das Geschäft, an dem ihre Mutter gehangen hat, fortzuführen. Viel Unterstützung findet sie durch ihre Freunde, die ihr beim Renovieren tatkräftig helfen. Sie findet eine neue Liebe – Rory -, sie findet neue Freunde unter den andren verbliebenen Ladeninhabern in der Straße. Und es treten einige Kunden in ihr Leben, von denen ich ganz besonders ihren jüngsten, Tommy, der seiner Großmutter zum 100. Geburtstag ein ganz besonderes Geschenk machen will, ins Herz geschlossen habe.
Meine Meinung:
Ich bin keine Hutträgerin, ich bin auch keine Mützenträgerin, eine Kaputze überzustülpen überlege ich mir auch erst ab ungefähr minus 18 Grad. Aber wenn die beste aller Freundinnen mir ein Buch in die Hand drückt und in diesem keinen Widerspruch duldenden Ton sagt „du liest das jetzt“, dann lese ich halt ein Buch über eine Hutmacherin. Auch, wenn mich das ja eigentlich gar nicht interessiert.
Ein Wohlfühlbuch, das ist „Mein kleiner Hutsalon“ für mich. Die Handlung wird sehr flüssig und charmant erzählt, ich habe es sehr gerne gelesen. Dabei ist durchaus nicht alles eitel Sonnenschein, was zur Sprache kommt. Schon den Bauboom, der so vielen kleinen Geschäften den Garaus macht, kennen wir doch aus so vielen Städten. Auch die Gefahr der Verödung der Innenstädte, die unterschiedlichsten Interessen der Interessenvertreter, sprich Politiker, die über die Bauvergaben etc. zu entscheiden haben, sind anschaulich beschrieben und haben bei mir wieder den Zorn und die Wut aufkommen lassen, die ich angesichts einiger Bausünden in Städten in meiner näheren Umgebung verspürt habe. Die Art und Weise, wie sich die letzten Ladeninhaber in der Straße zusammentun und dagegen protestieren, fand ich bemerkens- und durchaus nachahmenswert. Die Einsamkeit einer nach vielen Ehejahren für – natürlich – eine Jüngere verlassene Frau und ihre langsam wachsende Eigenständigkeit spielen eine Rolle und sind dezent, aber doch sehr deutlich dargestellt. Eine Frage, die sich die Hauptfigur in dem Buch stellen muss, ist, wie viel sie bereit ist zu akzeptieren für eine Liebesbeziehung, die von der männlichen Seite so gar kein Entgegenkommen oder Einfühlungsvermögen in ihre Bedürfnisse zeigt. Für ihre Enscheidung, sich so zu entscheiden wie sie es tut, habe ich vollstes Verständnis. Frau ist schließlich auch nur Mensch und möchte als gleichwertiger Partner behandelt werden. Für mich war das alles sehr glaubwürdig präsentiert, ich konnte vieles nachvollziehen. Die Figuren sind klar gezeichnet, jede einzelne steht vor meinen Augen. So hätte ich Fergus gerne einmal zum Essen eingeladen, wäre gerne bei einer der Stadtratssitzungen dabei gewesen, sowieso hätte ich gerne eine Bürgermeisterin wie Mo mal „live“ erlebt und mit Tommy hätte ich gerne an der Geburtstagsparty teilgenommen.
Viele Szenen haben mir ein Lächeln entlockt, ein paar Mal musste ich laut lachen. Die ernsteren Themen haben keineswegs nur Alibifunktion, sie sind Teil des dargestellten Lebens und werden auch so behandelt. Vielleicht hätte das eine oder andere durchaus schärfer formuliert oder ausführlicher behandelt werden können, zum Beispiel hätte ich persönlich die oben angesprochene Frage zur Freundschaft/Liebesbeziehung der Hauptfigur Ellie gerne etwas detaillierter ausgestaltet gehabt. Es kommt zur Sprache, ist es durchaus mehr als eine Andeutung, aber für mich nicht genug. Dazu passt auch, dass die Dinge, die mir weniger an dem Buch gefallen haben, auch nur so auf „leisen Füßen“ daherkommen, wie die für mich etwas unverständliche Tatsache, dass eine als ziemlich arm (im Sinne für vermögenslos) beschriebene junge Frau immerhin ihr Geld für Designermode ausgeben kann, auch dass selbst eigentlich eher unsympathische oder auch unselbständige Figuren so dargestellt werden, dass ich nicht sofort das Bedürfnis verspüre, sie einmal kräftig durchzuschütteln.
Aber wäre das alles detaillierter, „tiefschürfender“ (im wahrsten Sinne des Wortes), dargestellt worden, den Fokus einzig auf die Probleme, die eben auch in dem Buch vorkommen, gerichtet, dann wäre es eben ein ganz anderes Buch geworden, hätte einen komplett anderen Anspruch gehabt, wäre von mir nicht als Wohlfühlbuch deklariert worden. So, wie es sich hier präsentiert, ist es ganz einfach ein perfektes Buch für einen verregneten Nachmittag auf der Couch oder einen „verlesenen“ Sonnentag auf der Terrasse.
Wie es scheint, hat meine Freundin wieder einmal Recht gehabt, das Buch hat mir gefallen, sehr sogar, es hat ein paar lange Stunden verkürzt, die ohnehin schon kurze Mittagspause in ein Nichts verwandelt und mich mit der tiefsinnigen Frage zurückgelassen, ob ich nicht einmal versuchen sollte ... einer Hutmacherin bei ihrer Arbeit zuzuschauen.
Acht von zehn Punkten ist mir dieses Buch allemal wert.