Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo

  • Also dass jemand sich durch dieses Buch dazu verführen ließ, Heroin oder andere Drogen zu konsumieren, halte ich schlichtweg für Schwachsinn.


    Das Buch habe ich natürlich früher auch gelesen und in den Folgejahren auch gelegentliche Sternberichte über das weitere Leben der Christiane F. Wie es hieß, soll sie zumindest einmal wieder rückfällig geworden sein und wenn das Thema in den Medien erscheint, taucht bei mir schon mal der Gedanke an sie auf und was wohl aus ihr geworden ist.


    Das Lesen dieses Buches (ich habs privat und nicht in der Schule gelesen) und der Besuch einer Drogentherapieeinrichtung in meiner Nähe hat mich nachhaltig davon abgehalten, solchen Versuchungen zu erliegen.
    Allein zu hören und zu sehen, wie schwer der Rückweg aus diesem Leben ist, reichen da völlig aus!

  • Ich habe das Buch damals auch gelesen und mich hat es eher abgeschreckt als zu Drogen animiert. Sehr beeindruckend fand ich zu dem Thema auch das Buch "Frag mal Alice". (hab den deutschen Titel bei Amazon nicht gefunden)

  • Das waren die Aussagen der für den Beitrag interviewten Betroffenen, Idgie. Das kann ich auch nur so wiedergeben. Jeder Mensch tickt da wohl anders, und möglicherweise gibt es Menschen, die durch das Buch erst auf Ideen gebracht worden sind. Daß die Jungs Käse erzählt haben, ist natürlich auch möglich.


    Für abschreckender - z.B. für schulische Zwecke - halte ich den Film "Trainspotting".

  • Damals, als das Buch aktuell war, sind Heerscharen von Kids - mit dem Buch unterm Arm - durch Berlin gestolpert, haben am Bahnhof Zoo herumgelungert und sind ins "Sound" marschiert. Aber es klingt für mich ein bißchen widersinnig, daß einige von denen auf diesem Weg in die Drogenszene gerutscht sein sollen - andererseits: Möglich ist alles. Einige - dreizehn, angeblich - Leser das Superbuches "Lichtnahrung" sind gestorben, als sie das "Rezept" ausprobiert haben.

  • Das dachte ich auch, als ich den Trailer gesehen und die Kritiken gelesen habe. Aber der Film stellt die Entzugshalluzinationen und den Tod eines der Protagonisten so erschreckend da, daß sich dem Grauen wohl kaum jemand entziehen kann. Wer das tote Baby gesehen hat, der rührt meiner Ansicht nach keine Drogen mehr an. :wow


    Zumindest der Coolness-Faktor bricht bei Christiane F. heutzutage weg, weil der Film und die Szene einfach nicht mehr aktuell sind. Insofern hast Du vielleicht recht, daß er pädagogisch wertvoller ist.

  • "Frag mal Alice" kenne ich auch noch, das war auch recht gut, wenn ich mich noch entsinne.


    Tom,


    diese Reihe im TV, "Süchtig", habe ich auch schon mal gesehen. Die ging ebenfalls sehr unter die Haut - vor allem, weil man immerf gehofft hat, sie würde den Absprung doch noch schaffen.


    Zu Christiane F. Ich war 1982 oder so mal mit dem Zug in Berlin... damals war schon noch so eine Szene am Bahnhof Zoo. Ich fand das schrecklich deprimierend. Inzwischen ist das ja glücklicherweise viel besser dort.


    Der Drogenhandel wird allerdings u.a. rund um die Gedächtniskirche vollkommen offen abgewickelt. Ich habe nicht schlecht gestaunt, als sogar mir Blindfisch während meines letzten Aufenthaltes in Berlin (ca. 4 Jahre her) gleich zwei Deals auf offener Strasse auffielen. In meiner Provinzstadt gibt es sowas nicht - bilde ich mir zumindest ein. Das heißt, geben wird es das ganz sicher auch - nur eben nicht derart öffentlich.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Hallo, Batcat.


    Zitat

    Der Drogenhandel wird allerdings u.a. rund um die Gedächtniskirche vollkommen offen abgewickelt.


    In einer abgeschwächten Form - den U-Bahnhof Hermannplatz kann man nicht verlassen, ohne mindestens vierzig entsprechende Angebote einzusammeln. Nur war hinter dem Bahnhof Zoo damals auch noch der Kinderstrich, erstaunlicherweise in unmittelbarer Nähe einer Polizeistation, und diese "Kombination" gibt es so nicht mehr.

  • Fragt mal Alice fand ich auch sehr gut !


    Wer Interesse hat: dingdong - Werbeblock das Buch findet Ihr bei meinen Angeboten ... :grin

    ...der Sinn des Lebens kann nicht sein, am Ende die Wohnung aufgeräumt zu hinterlassen, oder?


    Elke Heidenreich


    BT

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Fritzi ()

  • Habe dieses Buch auch und es vor sehr vielen Jahren gelesen und danach auch noch den Film gesehen. War wirklich ein Wahnsinn und total erschütternd. Habe dann irgendwo mal gelesen, dass sie nach einigen Jahren auch wieder mal rückfällig geworden ist.


    Der Mitautor des Buches, Kai Hermann, hat mit seinem Kollegen Heiko Gebhardt dann noch das Buch geschrieben "Andi - Der beinahe zufällige Tod des Andres Z.,16". Auch dieses habe ich und es war auch ganz furchtbar zu lesen. Es spielt ein Jahr nach Christiane F., 1979.


    Tom
    Diese Serie "Süchtig", ich weiß nicht, ob ich das gesehen habe, aber es gab mal so eine Doku vor ca. 1 Jahr, da ging es um ein junges Mädchen, das süchtig ist und immer wieder in den Knast kommt. Dieses Mädchen wurde über lange Zeit (ich glaube sogar Jahre?) begleitet und es war ganz furchtbar. Ein hübsches Mädchen, dass mit der Zeit durch die Drogen total hässlich wurde und dann fast keinen Zahn mehr im Mund hatte. Die Zähne wurde dann im Knast erneuert und sie hat auch immer wieder beteuert, sie wird danach neu anfangen???

  • mhhhh..ich hab mich ja lange gesträubt was dazu zu schreiben, aber ich tus doch.


    In der damaligen Zeit, als das Buch "modern" war..haben es ALLE gelesen, oder zumindest den Film gesehen....In den Schulen wurde darüber diskutiert...meist im Reli-Unterricht.


    Fakt war aber..die Leute, die in der Szene drinne waren, hat die Geschichte, bzw. Quintessenz der Story nicht die Bohne interessiert..im Gegenteil.



    Die Teenies, die nach dem Lesen "betroffen" waren, waren und sind niemals in dieser Szene gewesen...Das ist meine Erfahrung mit Christiane F.


    Solche Bücher helfen m. E. im Prinzip niemanden...wie gesagt, die betroffensten waren die, die nie im Leben einen Joint in der Hand hatten und es auch nie vorhatten, vorhaben....also gar nicht suchtgefährdet waren/sind.


    Ich weiß nicht ob ich mich erklärlich ausgedrückt habe :wow

  • Zitat

    Original von Idgie
    Meinst du, falls es überhaupt als Warnung verstanden werden wollte, ist es an der Zielgruppe vorbeigeschrieben worden?


    So sehe ich es auch!
    Die, die davon sich geschockt fühlen, die würden das Zeugs eh nicht anfassen. Und die, die `nen Hang dazu haben, die finden es einfach nur cool.


    Aber lesens- oder sehenswert allemal. ;-)

    _______________________
    Grüßle, Heaven


    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Goethe) ;-)

  • Zitat

    Original von Heaven
    So sehe ich es auch!
    Die, die davon sich geschockt fühlen, die würden das Zeugs eh nicht anfassen. Und die, die `nen Hang dazu haben, die finden es einfach nur cool.


    Aber lesens- oder sehenswert allemal. ;-)


    Genau so empfinde ich es auch. :wave

    Liebe Grüße
    Helga :wave


    :lesend???

    Lesen ist ernten, was andere gesät haben

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Helga ()

  • Zitat

    Original von Heaven
    Die, die davon sich geschockt fühlen, die würden das Zeugs eh nicht anfassen. Und die, die `nen Hang dazu haben, die finden es einfach nur cool.


    Hmmm... Ob man das so pauschal sagen kann? Ich denke schon, dass das Buch als Abschreckung auch für die Leute wirken kann, die vielleicht potentiell gefährdet sind. Es gibt bestimmt genug, die es 'vielleicht einmal probieren' würden, es aber aufgrund des Films eben nicht getan haben... Könnte ich mir zumindest vorstellen...


    Mich auf jeden Fall hat der Film damals sehr beeindruckt und ich denke schon, dass er meine Einstellung zu solchen Sachen mit geprägt hat...

    "Nicht wer Zeit hat, liest Bücher, sondern wer Lust hat, Bücher zu lesen, der liest, ob er viel Zeit hat oder wenig."

    - Ernst Reinhold Hauschka

    Zitat

  • Zitat

    Original von Morgana
    Ich denke schon, dass das Buch als Abschreckung auch für die Leute wirken kann, die vielleicht potentiell gefährdet sind. Es gibt bestimmt genug, die es 'vielleicht einmal probieren' würden, es aber aufgrund des Films eben nicht getan haben...


    Mal aus dem Nähkästchen geplaudert: Jugendliche aus weitgehend gefestigten, "normalen" Verhältnissen, die in eine Drogen"karriere" rutschen, haben wirklich gute Chancen, aus dem Dreck wieder herauszukommen -- das zeigt die Erfahrung.


    Wirklich problematisch sind Jugendliche aus zerrütteten Verhältnissen, aus städtischen Brennpunkten, diejenigen, die durch die Maschen fallen.


    Dazu kann ich nur sagen: Die erreicht man mit gar nichts! Diese Kids können wirklich nur durch die bitteren Erfahrungen lernen -- mit Gutzureden geht da nichts. Wichtig ist, daß man an dem Elend nicht hochnäsig vorbeimarschiert, daß man auch diesen Menschen ihre Würde läßt ... dann haben sie eine Chance.

  • Also... wenn ich gaaaaaaanz ehrlich bin: Das Buch hat mich sehr betroffen gemacht - aber abgehalten von Drogen hat mich wohl eher meine erste "Clique": die haben damals gekifft, was das Zeug hält und alles eingeworfen, was auf dem Markt zu kriegen war.


    Mich hat ihr blödes Benehmen, wenn sie mal wieder "drauf" waren und ihr Gerede über Drogen, wenn sie es nicht waren, so abgestoßen, daß daran letztendlich auch die Freundschaft zu meinem ersten Freund zerbrach.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)