Gedichte 1923 - 1973
Verlag: Sammlung Luchterhand
272 Seiten
2001 erschienen
Kurzbeschreibung:
Neruda schrieb politische Gedichte, Oden, Liebesgedichte. Ihn beschäftigte sein Herkommen und die Geschichte seines Landes. Vor allem aber schlug sein Herz für die Literatur und für die Dichter. Der Herausgeber der spanischen Ausgabe der Werke Nerudas, Victor Farías, hat eine aktuelle Auswahl aus seinem Werk getroffen - eine einzigartige Möglichkeit, diesem großen Dichter zu begegnen.
Über den Autor:
Pablo Neruda (1904-1973) gehört zu den großen Autoren der Weltliteratur. Er war u.a. Botschafter seines Landes in verschiedenen Ländern, bewarb sich um die Präsidentschaft in seinem Land und musste lange Jahre im Exil verbringen. 1971 wurde er mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. Sein Werk erscheint seit vielen Jahren im Luchterhand Verlag, darunter »Das lyrische Werk« (in drei Bänden) und zuletzt ein Band mit Liebessonetten »Hungrig bin ich, will deinen Mund« (1997).
Meine Meinung:
Der unsichtbare Fluß ist eine Zusammenstellung von Gedichten, ausgewählt aus verschiedenen Gedichtsammlungen von Pablo Neruda in linearer Reihenfolge.
Auffällig dabei ist, dass jeweils an den passenden Stellen Prosatexte aus Pablo Nerudas Autobiographie „Ich bekenne, ich habe gelebt“ eingefügt sind, die einen Zusammenhang der Gedichte mit den Ursprüngen aus Nerudas Leben herstellen. Das ist sehr komfortabel, denn der Leser würde sonst vieles nur schwer oder nicht erkennen.
In der anhängenden Nachbemerkung des Herausgebers Victor Farlas wird der Anspruch erhoben, Nerudas poetische Entwicklung zu zeigen und seine Brauchbarkeit für uns und unsere Zeit nachzuweisen.
Tatsächlich sehe ich Nerudas Entwicklung in Abhängigkeit von den politischen Ereignissen seiner Zeit, so veränderte sich sein anfängliches Werk, das hoffnungsvoll in Liebesgedichte schwelgte (20 Liebesgedichte) durch schlimme Ereignisse, wie Federico Garcia Lorcas Ermordung durch die Faschisten in Spa nien, in eine wütende, düstere Richtung. Gewalt, Blut und Verrat werden zu seinen Themen.
Deutlich wird das in „Dritter Aufenthalt auf Erden“ (1937/47)
Neruda wurde Antifaschist! Und Kommunist, da er nur hier einen aktiven Widerstand sah.
Er ergeht sich z.B. in „Der General Franco in der Hölle der Verdamnten“ in Verfluchungen des verhassten Faschisten.
Zwischen diesen Extremen gibt es auch noch die Seite Nerudas, die sich in erster Linie mit den Beziehungen zu den Frauen in seinem Leben auseinandersetzte. In „Der Tango des Witwers“ und „Josie Bliss“ dreht sich die Handlung um eine sehr eifersüchtige Frau.
Reine Liebesgedichte voller Leidenschaft und auf hohem Niveau sind „Die Verse des Kapitäns“, dass 1954 anonym=2 0erschienen und in dem es komplett nur um Nerudas Liebe zu seiner späteren Ehefrau Matilde behandelt.
Diese Verse sind in dieser Ausgabe meiner Meinung nach zu kurz behandelt, daher empfehle ich die dtv-Ausgabe „Liebesgedichte“, in der sind sie zweisprachig und anscheinend komplett enthalten.
Großen Umfang nehmen „Die elementaren Oden“ von 1954 ein, in der sich Neruda gegen eine einseitige Dichtersicht wendet, die sich nur im Inneren abspielt, er plädiert für eine komplette Sicht der Welt mit Menschen und Umwelt, und natürlich den Ereignissen der Zeit. (Der unsichtbare Mensch)
Neruda schrieb Oden über vieles, die großen bedeutenden Dinge, aber überraschenderweise gibt es auch eine Ode an die Artischocke und Ode an die Tomate.
Fortgesetzt wird dieser Abschnitt noch mit „Neue elementare Oden“.
Und es gibt noch sehr viel mehr zu entdecken in diesem Buch, auf das ich jetzt nicht weiter eingehe.
Was sehr für dieses Buch spricht, ist die große Auswahl auch seltenerer, posthum erschienener Gedichte, die der Leser sonst nur schwer bekommt. Wohl kaum jemand hat alles vollständig. Und auch wenn es nur einige Ausschnitte sind, gewinnt man wenigstens einen guten Eindruck auch von diesen seltenen Gedichtsammlungen.
Aufgrund der unterschiedlichen Vorlagen gibt es eine Vielzahl an Übersetzer: Maria Bamberg, Fritz Vogelgsang, Erich Arendt, Katja Hayeck-Arendt, Monika Lopez, Fritz Rudolf Fries, Tias.
Am Schluß befindet sich eine Chronologie der wichtigsten Lebensabschnitte von Neruda und Daten der Publikation seiner wichtigsten Werke.