Gebundene Ausgabe: 144 Seiten
Verlag: Pfefferkorn, 2000
Kurzbeschreibung
Ein trostloses Kaff auf dem Lande, brütend unter sommerlicher Hitze. Hier kommt Jonas, ein kleiner Junge, mit seiner Mutter nach fluchtartiger Reise an. Nahezu sekundiös lässt er uns seinen Aufenthalt miterleben. Das Heimatdorf ist nicht das erhoffte Refugium: Die bigotten Einheimischen verbergen ihre Ablehnung nicht; die Grossmutter ignoriert Jonas schlichtweg, ist nur ein Schatten hinter der Milchglastür, ein Pochen ihres Krückstocks. Auch die eifersüchtig geliebte Mutter entgleitet Jonas immer mehr. Seine Enttäuschungen lassen Jonas ins Fiktive fliehen. Frustration und Verzweiflung brechen immer häufiger in Aggressionen aus ihm heraus. Als dann die frühreife Sarah mit den drei Zöpfen Jonas zu einer gefährlichen Aktion überredet, wird ihre Rache an der Erwachsenenwelt aufs Furchtbarste vergolten.
Über den Autor:
Stephan Valentin, in Heidelberg geboren, lebt seit seinem 20. Lebensjahr in Paris, wo er Schauspiel und Psychologie studierte. Er arbeitete in einem Armenkrankenhaus in Bombay, außerdem in einer Psychiatrie in Westafrika an der Elfenbeinküste. Seit vier Jahren praktiziert er an einem Pariser Kinderkrankenhaus und bereitet momentan seine Doktorarbeit über Schlafstörungen beim Kleinkind vor. 1999 erhielt Stephan Valentin als erster Mann den Hauptpreis des Bettina-von-Arnim-Literaturwettbewerbs. Schon seit seiner Kindheit schreibt Stephan Valentin Geschichten.
Meine Meinung:
Der kleine Jonas lebt alleine mit seiner Mutter in einer nicht einfachen Situation. Die Mutter hat Probleme mit Männern. Sie ist schwanger, wurde aber von ihren Freund geschlagen.
Deswegen fahren die beiden zur Großmutter, in diesem fremden Dorf fühlt sich Jonas besonders isoliert. Seine Großmutter will nichts von ihm, dem unehelichen Kind, wissen. Offensichtlich ist er emotional gestört und stark vernachlässigt. Daher ist sein Weltbild verzerrt, und seine Sicht bestimmt das Buch durchgehend. Dann lernt Jonas das selbstbewusste Mädchen Sarah kennen.
Der Roman wirkt aufgrund der Konsequenz seiner durchgehaltenen Kinderperspektive, die nie kindlich-naiv wirkt, absolut echt und glaubwürdig. Allerdings sind Jonas Beobachtungen und Schlussfolgerungen auch oft bedrückend. So versteht er nur, was er kennt.
Der Leser ist dicht an der Figur des Jungen dran. Oft quält Jonas Tiere aller Art. Das ist oft ein Bild, an dem man als Leser am liebsten wegsehen will, wie es wohl in der Realität auch oft vorkommt. Doch der Autor lässt den Leser nicht so einfach den Blick von der Situation lösen und man hat schon früh das Gefühl, dass es in diesem Buch nicht gut ausgehen wird.
Jonas ist eine äußerst unsympathische Hauptfigur, doch er tut einem Leid, nicht zuletzt weil niemand ihm hilft. Auch hier bleibt der Autor konsequent, denn auch das entspricht letztlich der Wirklichkeit.
Ein gutes Buch, bei dem sich die psychologische Ausbildung des Autors bei der Umsetzung der Handlung in den Roman spürbar ist. An die seit Jahren werbewirksam angekündigte Verfilmung glaube ich aber nicht mehr.