Es sind Kurzgeschichten, Ideen aus dem Zettelkasten, wie der Schriftsteller selbst im Vorwort angibt. Nun habe ich bisher noch nicht den "Schwarm" gelesen, jenes Werk, mit dem Schätzing berühmt geworden ist. Habe mich noch nicht dazu durchringen können. Zuviele Leute fanden's "toll" oder haben sich noch monatelang geängstigt, wenn sie am Meer waren. Darunter viele, denen ich insgeheim nicht übertrieben viel literarischen Verstand zutraue. Nun, darum habe ich den "Schwarm" noch nicht gelesen.
Bei dieser Kurzgeschichtensammlung, dachte ich, werde ich vielleicht schneller hinter den Schätzing-typischen Aufbau einer Handlung kommen. Das scheint sich zu bewahrheiten. Drei Geschichten habe ich jetzt gelesen: "Wolllust", "Keine Angst" und "Ein Zeichen der Liebe". Was mir auffällt: Es sind die absoluten Knalleffekte, deren Schätzing sich hier bedient. Die überraschende Auflösung kommt jeweils im letzten Satz. Das mag spannend sein, aber der Leser wird dadurch auch an der Nase herumgeführt. Zugegeben, es ist ein vergnügliches Sich-herumführen-lassen, doch immerhin. Und in "Ein Zeichen der Liebe" sind zudem Längen, die das Ganze hefeteigähnlich aufplustern. Klar, der Krankenhausdirektor ist genervt von seiner Patientin, die mit ihrer Langatmigkeit und Sturheit nicht zum Ende kommen will. Doch diese Atmosphäre wäre sicher auch zum Leser 'rübergekommen, wenn die Auswalzung vier Seiten kürzer gewesen wäre.
Ich werde dennoch die übrigen Geschichten lesen. Mal sehen, ob sich die Schemata wandeln.