Während die Psychologen nach wie vor ratlos sind, hat die große Koalition die Ursachen für Amokläufe á la Winneden ausgemacht: In der durch die jüngsten Ereignisse angeheizten Diskussion über ein weiter verschärftes Waffenrecht ist man zu der Überzeugung gelangt, dass Spiele, bei denen "das Töten simuliert wird" (O-Ton Wolfgang Bosbach, stellvertretender Vorsitzender der CDU-Bundestagsfraktion), verboten werden müssten. Dazu gehören neben dem früher als "Gotcha" bekannten "Paintball", bei dem aus Gasdruckgewehren Farbkugeln aufeinander abgeschossen werden, auch sogenannte "Laserdomes", bei denen statt echter Projektile Lichtstrahlen abgefeuert werden. Ein entsprechender Änderungskatalog liegt bereits vor, dessen Ziel - so Bosbach -, "vernünftige Änderungen, die einen Gewinn an Sicherheit bringen" sein sollen.
Ein Gewinn an Sicherheit. So, so.
Ich habe schon Paintball gespielt, aber bisher noch keinen Amoklauf hingelegt oder auch nur in Erwägung gezogen, mit einer richtigen Waffe auf Menschen zu feuern. Es ist mir auch kein Fall bekannt, der so oder ähnlich verlaufen wäre. Und bis auf blaue Flecken hat auch noch niemand ernsthafte Verletzungen davongetragen. Fußball ist anerkannterweise weitaus gefährlicher, jedenfalls mittelbar. Aber Dieter Wiefelspütz, der innenpolitische Sprecher der SPD, nennt die Sportart trotzdem "sittenwidrig". Übrigens geht es auch beim legendären Völkerball, das wir vermutlich alle in der Schule gespielt haben, darum, andere Leute gezielt "abzuwerfen".
Paintball ist in Deutschland sehr erfolgreich und wird von vielen als reguläre Sportart betrieben. Es gibt eine Bundesliga und mehrere Landesligen. Ein rheinischer Fernsehsender überträgt die Veranstaltungen regelmäßig. In Amerika zeigen sogar große Sportsenderketten Paintball.
Um nicht falsch verstanden zu werden - ich halte diese Sportart für so sinnvoll oder überflüssig wie Gummistiefelweitwurf oder Minigolf. Die Behauptung, sie würde "das Töten simulieren" kommt mir allerdings recht überzogen vor. Zudem ist der Besitz von Paintball-Sportgeräten nur volljährigen Bürgern erlaubt.
Es scheint mir, als würde man lieber irgendwas tun, als Hilflosigkeit einzugestehen. Kein einziger Amokläufer oder Serienmörder hatte eine Paintballer-Karriere in seiner Vita. Videospiele simulieren das Töten fraglos weitaus realistischer, und beim Paintball geht es keineswegs darum, Herz oder Kopf zu treffen, sondern irgendeine Körperstelle. Es ist ein Sportspiel, bei dem es um Geschwindigkeit, Treffsicherheit und Reaktionsvermögen geht. Eines, das zumindest mir großen Spaß gemacht hat. Ich verstehe nicht, warum man mir das verbieten will.