Habt ihr Vorsorge getroffen für den Fall der Fälle?

  • Das Leben kann so schnell vorbei sein. Wir haben es gerade in der eigenen Familie erlebt, wie schnell es gehen kann.
    Gut, wenn dann vorher schon alles geklärt ist. Ob eine Patientenverfügung gemacht wurde, oder Organspenden zugelassen oder verweigert wurden....etc. So vieles was im Vorfeld entschieden werden kann, erleichtert den Angehörigen die schwere Zeit danach.
    Auch wie man bestattet werden will und welche Pietät benachrichtigt werden soll ist wichtig. Ich weiß seit gestern, wo ich einmal meine letzte Ruhestätte finden werde. Ist zwar schon ein komisches Gefühl, aber auf der anderen Seite auch beruhigend.


    Wie geht ihr damit um? Ist es bei euch in der Familie ein Tabu-Thema oder habt ihr schon Vorsorge getroffen?

  • Ich trage einen Organspenderausweis mit mir herum, habe eine Patientenverfügung hinterlegt und schon vor längerer Zeit ein Testament gemacht, das ich ab und an aktualisiere. Darin steht auch, dass die billigste und anonymste Bestattung gewählt werden soll, die zum Zeitpunkt meines Todes möglich ist, und dass es bitteschön weder Trauerfeier, noch andere Begräbnisrituale geben soll.

  • Wieso ins Internet :gruebel



    Wir sagen auch immer wir müssen was tun haben aber noch nichts getan,weil wir auch noch nicht wissen wie und wo wir beerdigt werden wollen.


    Ansonsten Patientenverfügung muss unbedingt gemacht werden,aber irgendwie :rolleyes

  • Vor einigen Jahren haben wir uns mal Gedanken gemacht, und als wir merkten, was alles zu regeln ist, haben wir, nach 18 Jahren "wilder Ehe", zumindest mal geheiratet, um wenigstens eine Grundregelung für den Fall der Fälle zu haben.
    Anonyme Beerdigung finde ich heikel, meine Freundin hat sehr darunter gelitten, kein Grab von ihrem Vater zu haben, zu dem sie gehen kann.
    Falk wollte eigentlich auch anonym beerdigt werden, am besten ins Meer geschüttet. Auf meinen Einwand, dass ich, falls er schon vor mir sterben müsste, sehr gerne einen Ort hätte, zu dem ich gehen könne, hat er es mir überlassen, das zu entscheiden.
    Spannend finde ich, dass man hier auf dem Südfriedhof die Patenschaft für ein altes Grab übernehmen kann, und dafür dann da drin beerdigt wird, wenn man stirbt.

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Bei uns in der Familie ist es kein Tabu-Thema. Vorsorge wurde getroffen. Und wer an mich denken möchte, kann das überall tun, dazu braucht es kein Grab. Ich möchte verbrannt werden und dann soll meine Asche an einem bestimmten schönen Ort verstreut werden.

  • Zitat

    Original von DraperDoyle
    Falk wollte eigentlich auch anonym beerdigt werden, am besten ins Meer geschüttet. Auf meinen Einwand, dass ich, falls er schon vor mir sterben müsste, sehr gerne einen Ort hätte, zu dem ich gehen könne, hat er es mir überlassen, das zu entscheiden.


    Genau darin sehe ich nämlich ein Problem. Die Wünsche des Verstorbenen zu berücksichtigen ist eine Sache, wie der Partner damit leben kann eine andere.

  • Schriftlich ist nichts gemacht, aber sowas ist schon immer und immer mal wieder Thema. Jeder kennt meinen Wunsch und respektiert den. Wohl weil viele wie ich denken.


    Gerade letztes WE haben wir drüber gesprochen. Mein Paps muss nächste Woche zur Herz -OP.
    Ich habe dann natürlich gleich mal nach meinem Erbe gefragt, ob alles wie gehabt bleibt.... :grin.... Bleibt alles beim Alten, ich bekomme das (Gewächs-)Haus. :lache *schon mal den Balkon freiräum* ;-)

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    Grüßle, Heaven


    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Goethe) ;-)

  • Zitat

    Original von Sabine_D


    Genau darin sehe ich nämlich ein Problem. Die Wünsche des Verstorbenen zu berücksichtigen ist eine Sache, wie der Partner damit leben kann eine andere.


    Wenn ich wüsste, dass meine Familie damit ein Problem hätte, dann würde ich es auch schriftlich machen.


    ich will ja auch gern in der Luft vertstreit werden. Wahlweise habe ich das neue Verfahren, die Asche in eine Diamantform zu pressen und in die Schrankwand zu stellen, angeboten. Nun, meine Leiben meinten, sie fühlen sich dann zu sehr beobachtet, dann also doch lieber verstreuen.


    Wir sind alle keine Friedhofsgänger und die Erinnerung ist uns mehr wert als ein Platz wo man hingeht und Blumenbeete jätet. Daher kein Problem. ;-)

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    Grüßle, Heaven


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  • DraperDoyle :


    Zitat

    Anonyme Beerdigung finde ich heikel, meine Freundin hat sehr darunter gelitten, kein Grab von ihrem Vater zu haben, zu dem sie gehen kann.


    Das mag man so sehen, aber meine Entscheidung dafür ist eine sehr bewusste. Ich lehne Totenkulte in jeder Form kategorisch ab und empfinde es eher als belastend, wenn Grabstätten als mahnende Aufforderung hinterlassen werden. Erinnerung und Verarbeitung kann man nicht erzwingen und man sollte sie auch nicht zu kanalisieren versuchen, und genau das geschieht meiner Meinung nach mit/auf Friedhöfen. Aber das ist jedem sein Ding. Und meines eben nicht. Davon abgesehen könnte es mir natürlich egal sein, aber glücklicherweise sieht das die Person, die zuvorderst betroffen wäre - meine Frau - ganz ähnlich. ;-)

  • Mit Patientenverfügungen ist das so eine Sache. Es gibt eigentlich nie eine 100 %ige Garantie, dass den Wünschen darin Folge geleistet werden. Ich erachte das als gutes Instrument, um den eigenen Willen zu bekunden, jedoch nicht als durchschlagkräftiges.
    Hinzu kommt, dass man evtl. in der speziellen Situation evtl. doch wieder anders entscheiden würde, als es in der Verfügung steht. Die berühmte Nullpunktverschiebung.


    Aber Testament halte ich für ein absolutes MUSS. Leider kümmern sich immer noch viel zu wenig Leute darum, weil sie das Thema "eigener Tod" verdrängen. Dabei ist ein Testament so leicht gemacht...

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

  • Meine Oma hat kurz vor ihrem Tod meinen Opa noch auf ein halbannonymes Grab verlegen lassen und sich gleich selbst schon dort einreserviert. Fanden wir alle eine gute Idee.

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    Grüßle, Heaven


    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Goethe) ;-)

  • Ich bin auch absolut kein Friedhofsgänger und 30 Jahre lang ein Grab pflegen ist für mich eine furchtbare Vorstellung.
    So finde ich die Lösung, die meine Schwiegereltern für sich gewählt haben, sehr gut. Unter jedem Baum auf dem Friedhof in einem bestimmten Bereich, können vier Familien bestattet werden. Jede Familie hat ein Viertel es Radius für sich. Insgesamt können dort 16 Urnen beigesetzt werden. Es sind nur kleine naturbelassene Findlinge erlaubt und Blumen nur am Tag der Beisetzung. So entfällt die Grabpflege, aber man weiß wo die Lieben sind. So könnte man dort hingehen, muss aber nicht.
    Und da nach mir keine Verwandten mehr in dieser Stadt wohnen, braucht dann auch für mich keine Pflege organisiert werden.

  • Zum Thema anonymes Grab:


    Ich bin der Meinung, dass es ziemlich makaber ist, regelmäßig zu einem Ort zu pilgern, wo irgendwelche Überreste vor sich hinmodern oder verbrannten Reste aufbewahrt werden. Für mich ist die Person, die mir etwas bedeutet, viel stärker mit den Orten verbunden, wo sie gelebt hat, oder durch ein Foto präsent.
    Gräber und Friedhöfe finde ich eher vom kulturgeschichtlichen Hintergrund her interessant, aber nicht als "letzte Ruhestätte" für einen geliebten Menschen.
    Das ist jedoch nur meine Meinung, viele Andere werden mir hier sicher widersprechen; unser Totenkult und das diesbezügliche religiöse Bremborium ist ja doch ziemlich in der Bevölkerung verhaftet.

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  • Meine Familie und ich reden darüber sehr offen und so kennen wir die Wünsche jedes Einzelnen und werden entsprechend handeln wenn es soweit ist. Da wir leider schon mehrmals die Erfahrung innerhalb der Familie machen mussten, das jemand plötzlich aus unserer Mitte gerissen wurde, fanden wir es wichtig darüber offen zu reden und unsere Wünsche zu äussern. Ich für meinen Teil habe seit Jahren ein Testament, welches laufend aktualisiert wird, eine Patientenverfügung und einen Organspendeausweis.

  • Tom, ich entstamme einer Steinmetzfamilie, die seit Jahrzehnten von "Totenkult" lebt und sehe das naturgemäß anders. Als Kind musste ich meinem Vater immer beim Grabstein setzen helfen, das gehört zu meinen schönsten Kindheitserinnerungen. Spannend war auch, wenn beim Ausheben eines alten Grabes einige Knöchelchen übersehen worden waren. Mein Vater hat mir dann immer erklärt, wo die hingehören.
    Klar habe ich auch mitgekriegt, wenn die "wichtigen" Familien im Dorf mit meinem Vater schacherten, weil der Grabstein, entsprechend der Wichtigkeit, schon was hermachen musste, aber, ganz schwäbisch, zu teuer durfte er dann auch nicht sein.
    Und was die Grabpflege angeht: herrlich, wie mein Kind sich freut, wenn sie die Oma gießen darf :grin


    Da ich aber nichts zu vererben habe, habe ich auch kein Testament ;-)

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Also ich mag Friedhöfe, vor allem alte, wegen der Stimmung dort. Für mich habe ich festgestellt, daß ich für mich den Ort an sich nicht brauche um an den Verstorbenen zu denken. Weil falls wirklich etwas übrig ist von Geist, Seele oder wie man es nennen mag, liegt das bestimmt nicht in der Erde. Ich habe aber festgestellt, daß die ältere Generation in meinem Umfeld das anders sieht. Die brauchen einen Ort wo sie hingehen können.


    Ansonsten taste ich mich an der Vorsorgethema langsam ran.

  • Ich halte Patientenverfügungen für sehr fraglich. Kann ich tatsächlich jede Eventualität erfassen, die mir geschehen könnte? Kann ich tatsächlich so präzise formulieren, dass ein Arzt am Ende auch weiß, was zu tun oder zu lassen ist? (Was sind Apparate, wenn ich sage, ich will keine Apparatemedizin?? u.ä.) Und noch viel wichtiger scheint mir die Frage, ob ich jetzt wirklich entscheiden kann, was ich möchte, wenn ich in Todesangst bin. Ich kann mir jetzt nicht vorstellen, wie es ist wenn ich nach einem Unfall am seidenen Faden hänge... Und ob dann nicht mein Lebens- oder Sterbenswille größer ist als meine gegenwärtige unbeschwerte Weltsicht es zuläßt.


    Ein Testament halte ich auch für klug, wenn es denn aktuell ist.


    Und ja, ich gehöre zu den Menschen, die ein Grab für eine wichtige Einrichtung halten. Ich halte Riten für wichtig zur Lebensbewältigung und dazu gehören auch Sterbe- und Trauerriten. Ich denke, es ist für den Sterbenden wichtig, zu wissen, dass man nach dem Ableben nicht einfach weggeworfen wird. Ich denke ebenfalls, dass es auch für die Angehörigen sinnvoll ist, wenn Trauerproesse, in aller Verschiedenheit, ein helfendes Geländer erfahren (können). Und dazu dienen Formen der Bestattungskultur. Dies als Totenkulte zu bezeichnen, halte ich einfach nur für verfehlt.
    Ich halte Menschen aber auch für mehr als bloße Gen-Container, kackende Hüllen oder ähnliches. Jeder Mensch ist nach meiner Weltsicht ein von Gott geliebtes Geschöpf und das weit über die Grenzen des irdischen Lebens hinaus. Von daher kann und mag ich mich nicht damit zufrieden geben, dass mein Leben nach meinem Ableben einfach weggeworfen wird.


    edit: Darüber hinaus beruhigt es mich ungemein, darin gewiss zu sein, dass über die irdischen Dinge hinaus längst hinreichende Vorsorge für den Fall meines Ablebens getroffen ist. :)