Steidl Verlag, 2005, 342 Seiten
Handlung laut Rückseite:
Nach diesem Tag ist nichts mehr wie zuvor. Erich Loests packender Roman erzählt von ganz normalen Menschen, die Geschichte machen. Sie geraten hinein in die Ereignisse des 17.Juni 1953, an dem eine unbedachte Äußerung, eine leichtsinnige Unterschrift, ein übermütiger Auftritt über Knast oder Karriere entscheidet.
Über den Autor:
Erich Loest, geboren 1928 im sächsischen Mittweida, ist ein bedeutender Chronist der deutschen Geschichte im 20. Jahrhundert. Zu seinen Büchern gehören die Romane Völkerschlachtdenkmal, Zwiebelmuster, Froschkonzert und der von Frank Beyer verfilmte Bestseller Nikolaikriche, dazu zahlreiche Kriminalromane und Erzählungsbände.
Der 17.Juni 1953 war für Loest auch persönlich ein historisches Datum, denn mit diesem Ereignis begann sein Leidensweg als politisch mißliebiger Autor, der 1957 zu einer siebenjährigen Zuchthausstrafe führte. Anfang der Achtziger Jahre verlies Loest die DDR, seit 1990 lebt er wieder in Leipzig.
Meine Meinung:
Aufgrund des wichtigen Themas der Folgen des Aufstands vom 17.Juni 1953 für den Einzelnen stellt Sommergewitter einen wichtigen Baustein im Gesamtwerk Erich Loests dar.
Der Roman besitzt eine gewisse Energie, kommt aber leider etwas langsam in Fahrt.
Dabei ist die Anfangssequenz mit Alfred Mannschatz beim Essen geradezu rasant. Auch die schwierige Figur des Linientreuen Bruno Pfefferkorn, der früher lange Jahre im Konzentrationslager verbrachte und heute unter Schmerzen im Bein leidet, wirkt von Anfang an interessant.
Die Darstellung der Protagonisten ist allerdings relativ zurückhaltend, deshalb dauert es seine Zeit, bis man einigen der Figuren näherkommt. Deswegen hatte mich das Buch erst am Schluss richtig überzeugt.
Der Erzählton und die Erzählperspektive wechseln mehrfach. Schwer getan habe ich mich mit den Passagen der Erna Dorn, die in einem schweren sächsischen Dialekt gehalten sind. Diese Abschnitte sind mühsam zu lesen.
Beklemmend sind die Szenen zu lesen, als Alfred Mannschatz Tochter Clara Brücken im Gefängnis in Halle verhört wird. Die Stasi will eigentlich ihren Mann Hartmut verhaften, da er aus der Partei ausgetreten ist. Dazu setzen sie die Familie unter Druck.
Hartmut Brücken träumt von einem Leben im Westen.
Es ist wegen der vielen perspektivischen Sprünge kein einfaches Buch, so dass sich manche Zusammenhänge erst mit der Zeit herauskristallisieren. Etwas Leerlauf gibt es auch. Doch am Ende ist es auch ein gewinnendes Buch!
Das doppelseitige, einfarbige Umschlagsbild ist so beeindruckend wie die gesamte Buchgestaltung des Steidl-Verlags.