Titel im Original: Specimen Days
Kurzbeschreibung:
New York, um 1865. Lucas, ein Junge aus ärmlichen Verhältnissen, arbeitet in einer dämmrigen Fabrik. Er weiß nicht, was er da an seiner Maschine herstellt, aber er weiß, daß sein Bruder hier verunglückt ist. Der Mensch geht nach dem Leben in das Gras und die Bäume ein, das steht in einem Band mit Gedichten von Walt Whitman, in dem er abends liest. Was, wenn er auch in die Maschinen eingeht?
Hundertfünfzig Jahre später sitzt die Polizeipsychologin Cat in Lower Manhatten am Telefon und analysiert eingehende Drohanrufe. Es ist fast schon Routine für sie, bis sie eines Tages einen Jungen in der Leitung hat. Er sagt, man müsse die Menschen aufhalten. Und wenig später umarmt er auf Ground Zero einen Mann und jagt sich und ihn in die Luft. Ein Einzeltäter?
In derselben Gegend lebt auch Simon, etwa eineinhalb Jahrhunderte später. Er ist ein "Simulo", eine menschgewordene Maschine. Simons New York ist ein Vergnügungspark für Touristen, in dem er als Unterhalter arbeitet. Aber eine Sehnsucht treibt ihn fort: Er möchte wissen, was Schönheit und Liebe ist und dies auch fühlen.
Meine Meinung:
Das Buch besteht aus drei Geschichten, die zu unterschiedlichen Zeiten in New York spielen und lose miteinander verbunden sind über die Lyrik von Walt Whitman. Die erste Geschichte mutet an wie ein historisches Melodram, die zweite erinnert an einen Thriller und die dritte läßt an Science Fiction denken. Nicht nur die Verse von Whitman kehren in allen dreien wieder, sondern auch die Namen der Hauptfiguren (mitunter abgewandelt) sowie eine weiße Schale mit unlesbaren Schriftzeichen. Die Geschichten haben mir sehr gut gefallen, besonders aufgrund des tollen, teils poetischen Erzählstils. Auffällig neben den bereits erwähnten Versen sind die vielen Dialoge, die die Hauptfiguren bestreiten. Die dritte Geschichte mutet sehr utopisch an, enthält allerdings auch die meiste Bewegung. So nebenbei läßt sich dieses düstere, teils melancholische Buch übrigens nicht lesen, es verlangt schon einiges an Aufmerksamkeit und Konzentration. Etwas verwirrend fand ich den Text auf dem Buchrücken - als "eine furiose Hommage an New York" würde ich "Helle Tage" nicht gerade bezeichnen, auch wenn die Geschichten allesamt in ebendieser Stadt angesiedelt sind. Alles in allem ein sehr interessantes Buch, über das ich noch länger nachdenken werde.