Radiosendungen nach Deutschland aus den Jahren 1940-1945
Fischer, Taschenbuch
Kurzbeschreibung:
Thomas Mann hat in den USA, als er sich im Exil befunden hat, Reden aufgenommen, die sich an das deutsche Volk richtete und von der BBC ausgestrahlt wurde.
Das war einer seiner Beiträge im Kampf gegen den Nationalsozialismus.
Dieses Buch existiert auch als Originalaufnahme mit Thomas Mann im O-Ton als Hörbuch.
Wegen der Authentizität würde sich auch diese Aufnahme lohnen.
Hier gibt es weitere Informationen: http://de.wikipedia.org/wiki/Thomas_Mann
Über den Autor:
Thomas Mann, geboren am 6. Juni 1875 in Lübeck, entstammte einer Kaufmannsfamilie. Seit 1893 wohnte er in München und war seit 1894 freier Schriftsteller. 1929 erhielt er den Nobelpreis für Literatur. 1933 verließ er Deutschland und lebte zuerst in der Schweiz am Zürichsee, dann in den Vereinigten Staaten, wo er 1939 eine Professur in Princeton annahm. Später hatte er seinen Wohnsitz in Kalifornien, danach wieder in der Schweiz. Er starb in Kilchberg bei Zürich am 12. August 1955.
Meine Meinung:
Diese deutlichen Reden sind auch heute noch bekannt und damit eines der wenigen relevanten Ton- und Schriftdokumente aus dieser Zeit.
Viele Deutsche in der Nachkriegszeit haben Thomas Mann diese Reden übelgenommen, aber es gibt auch andere Meinungen.
Es gibt ein Vorwort von Thomas Mann zur ersten Ausgabe, in der erläutert, wie die BBC an ihn herangetreten ist, wie er sich bereiterklärte und dann umsetzte, dass seine eigenen Stimme für die Ansprachen genutzt wurde, und nicht nur ein Vorlesen seiner Texte erfolgte, und wie er die Sprechzeit von 5 auf 8 Minuten pro Sendung verlängerte, um den Inhalt seiner Beiträge zu vergrößern.
In seiner ersten Ansprache vom Oktober 1940 beginnt Thomas Mann mit: Ein deutscher Schriftsteller spricht zu euch …, er verdeutlicht, dass er von den deutschen Machthabern verfemt ist und spricht über das Bild der Deutschen in den USA. Das ist deutlich und macht die Situation klar. Die deutschen Hörer sollten erfahren, wie sie von außen gesehen werden.
Dann folgte monatlich jeweils eine neue Rede. Und nie bleibt Thomas Mann dabei so kühl, wie man ihn sonst für gewöhnlich kennt. Er nimmt Anteil, warnend und appellierend sind seine Reden. Auf nur einige kann ich im folgendem eingehen.
Auch in der nächsten Ansprache thematisiert er zunächst die USA mit der Wiederwahl des von ihm verehrten Präsident Roosevelt (er rühmt ich auch in seiner Januar 1941-Rede), dann geißelt er Hitlers Verlogenheit und stellt die Frage, was aus Deutschland werden soll, wenn der krieg noch weitere Jahre anhalten soll. Er endet mit den Worten: Friede! Friede und Freiheit.
Friede auf Erden, so auch das Ede seiner Weihnachtsrede im Dezember.
Hitler selbst hatte in München auf Thomas Mann Rede reagiert. Also kann man Thomas Manns Ansprachen an die deutschen Hörer eine gewisse Bedeutung nicht abspreche.
Ab März 1941 gelang es dann und Thomas Mann war mit eigener Stimme zu hören.
Er betont, es ist die Stimme eines Freundes, warnt dann aber sehr deutlich und betont, dass die Deutschen unter Hitler und seinen Brandstifter-Regime nie, unter keinen Umständen, Frieden haben werden.
Auch in den nächsten Reden stellt Thomas Mann die Bedeutung der Deutschen Siege und Grausamkeiten in Frage, z.B. die gegen die Griechen oder die Bombenabwürfe auf London. „Ist die Brust euch vor Stolz geschwellt? Vor Stolz worauf? „
„Wie viel mehr hast du den Sieg deiner Führer zu fürchten als ihre Niederlage!“
Im August 1941 gab es sogar eine zusätzliche Sondersendung, indem er warnt: „über Deutschland wird fürchterliches kommen, wenn der Krieg weitergeht“ und ruft auf, dass Deutschland sich selber befreit. Es wird ein ungeheurer Unterschied werden, ob Deutsche selbst Hitler beseitigen oder ob es von Außen geschieht.
„Verweigert eure Hände und tut nicht mehr mit!“
Zu Weihnachten 1941 gibt es wieder eine Sondersendung: „Kriegweihnacht, wieder, eine von vielen – erbärmlich zu begehen!“
Januar 1942, Thomas Mann thematisiert den Mord mit Giftgas an so vielen Juden. Damit sind viele deutsche Zuhörer informiert.
Oktober 1942 gibt es sogar eine Ansprache an die Amerikaner deutscher Herkunft.
Anscheinend um den prodeutschen Tendenzen in den USA entgegenzuhalten.
Februar 1943: Immer wieder stellt Thomas Mann die deutschen Untaten unter die Sicht, die die Zukunft darauf werfen wird.
März 1943: Immer wider ironische, aber deutliche Spitzen gegen den deutschen Führer.
Juli 1943: „Der italienische Faschismus ist tot. Wieder ruft er die Deutschen auf, zu handeln und auch den Nationalsozialismus zu begraben.
Am 10. Mai 1945 endeten die Reden.
In ihrer Summe sind sie auch heute noch mit Beeindruckung zu lesen.
In ihrem zeitlichen Ablauf kann außerdem der Verlauf des Krieges abgelesen werden.
Ob Thomas Mann nun dem deutschen Volk eine Kollektivschuld zuweist oder ob er als Verräter geltend die deutschen Zuhörer nicht erreichte, sei dahingestellt, aber man muss seine rethorischen Fähigkeiten, die er mit großem Geschick einsetzte, bewundern.
Fest steht auch, dass seine Sendungen doch von vielen Menschen gehört wurde, obwohl dass unter schwerer Strafe steht. Gehört wurde er zumindest auch in der Schweiz, in Tschechien und in den Niederlanden, und half den besetzten Menschen durchzustehen.
Diese Rolle von Thomas Mann war wichtig und sollte nicht vergessen sein.