Die Gnade der Amish - Donald B. Kraybill / Steven M. Nolt / David L. Weaver-Zercher

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    Original von SiCollier
    Nochmals: für die Amish sind Himmel und Hölle, Gott und Satan absolut real und über jeden Zweifel erhaben. Sie gehen bewußt damit um, weil sie nach ihrer Überzeugung die Verantwortung für die Seelen und damit das ewige Leben ihrer Kinder haben. Würden sie anders handeln (etwas, wie Du es wünschst), würden sie nach ihrer Überzeugung verantwortungslos handeln. Als Schlagwort: Ewigkeit geht vor Endlichkeit. Etwas, was ich durchaus unterschreiben würde.


    Ich kann schon nachvollziehen, was Du meinst, und ich fürchte, da werden wir nicht auf einen Punkt kommen. Ich halte die Idee von der Hölle für eine menschliche Erfindung zur sozialen Kontrolle und solange ich keine Hinweise finde, dass es eine Hölle gibt, bleib ich bei meiner Nullhypothese, dass es keine gibt, auch wenn ich mich irren könnte.


    Für mich ist die Installation einer Höllenangst im Kopf eines Kindes emotionaler Missbrauch und meiner Meinung nach kann man - unabhängig davon, ob es nun eine Hölle gibt, oder nicht - Werte auch vermitteln, ohne mit der Hölle zu drohen. Und ich würde mir einen bewussteren Umgang bei manchen Eltern wünschen. Dass ich da wenig Einfluß habe, kann ich wohl nur akzeptieren, deswegen kann ich aber trotzdem bedauern, dass es immer noch Kinder gibt, denen Angst vor der Hölle eingejagt wird.

  • Zitat

    Original von Delphin
    Ich kann schon nachvollziehen, was Du meinst, und ich fürchte, da werden wir nicht auf einen Punkt kommen.


    Gut, dann habe ich mich also verständlich ausgedrückt. Deinem zweiten Halbsatz stimme ich uneingeschränkt zu; er gilt mMn auch für magali und mich.


    Daß das Winken mit der Hölle bei einem Kind nicht unbedingt zu schlimmen Folgen führen muß, dafür bin ich selbst ein Beispiel. Allerdings hat da vielleicht der „Hans Wundersam“, eines meiner Lieblingskinderbücher, etwas mit Schuld. Sooo schlimm sah der Teufel dort gar nicht aus. :grin (Allerdings habe ich noch die derzeit für EUR 98,00 im Marketplace angebotene alte Auflage, recht ramponiert, aber immerhin. :-] )



    Ich habe den ganzen Tag nachgedacht, ob und was ich antworten soll, ohne daß es in eine der üblichen Grundsatzdiskussionen ausartet. Drum nur noch wenige Sätze.


    Dieses: „noch einer ganz anderen Richtung verhaftet,“ bezog sich auf einen der drei franziskanischen (Männer-)Orden, zu dem ich seinerzeit engen Kontakt hatte. Trotz allem bin ich davon immer noch bis zu einem gewissen Grade geprägt.



    Zitat

    Original von magali
    (...) weil sie nicht so ein Gedöns um sich machen (lassen)


    Wenn Du das auf die Amish beziehst, so muß ich Dich enttäuschen: der Vorwurf trifft nicht. Im Gegenteil. Die Sache wurde durch die Medien (Zeitungen, Rundfunk, TV) bekannt gemacht und zur Diskussion gestellt, ohne daß die Amish es wollten. Für die Amish war die Reaktion nämlich überhaupt nichts besonderes, sondern das, was sie immer und grundsätzlich tun. Daß das etwas besonderes ist, ging ihnen erst durch den Medienrummel auf. Das Buch wurde nicht „geschrieben lassen“, sondern entstand auf Grund der Nachfrage der Medien und Nicht-Amish. So viel zur Klarstellung.



    Zitat

    Original von magali
    Ich betrachte Sekten, gleich welcher Couleur, mit höchster Skepsis.


    So geht es mir mit Gruppen (von Vereinen bis hin zu Staaten), die sehr säkular, weltlich und gott-los auftreten, denken und handeln.



    Zitat

    Original von magali
    Für mich gibt es Grenzen in puncto Selbstbestimmungsrecht von Minderheiten.


    Für mich gibt es Grenzen des Bestimmungsrechtes, was ein säkularer Staat einer Kirche (die Amish sind in den USA eine Kirche) oder einer religiösen Vereinigung vorschreiben darf bzw. es einfach tut. Grenzen auch darin, was ein solcher Staat Kindern in einem „Ethikunterricht“ vorsetzt. Aber das führt endgültig ins OT, auf „vermintes Gebiet“, und soll daher nur aufzeigen, daß ich es wie Delphin sehe: wir werden unter keinen Umständen auf einen gemeinsamen Nenner kommen.


    Vielleicht können wir uns ja darauf einigen. :wave
    .

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • SiCollier


    das mit dem Gedöns war eher allgemein geschrieben. Ich weiß genug von den Amish, um genau den Vorwurf nicht gegen sie zu erheben. Damit würde ihnen auf jeden Fall Unrecht getan. Zugleich fällt jedoch auf, daß sie wieder einmal in den Fokus der Presse geraten sind. Die Berichterstattung scheint wieder mal dichter geworden.


    Es ging mir eher darum, daß von den Quäkern kaum jemand spricht, weil sie viel unauffälliger leben und wirken, obwohl ihr Tätigkeitsbereich weit über ihre Gemeinden hinausreicht, im Unterschied zu den Amish.


    Den Punkt 'Höllenvorstellungen' und Kinder finde ich nicht im mindestens witzig, verzichte aber auf weitere Stellungnahmen, da mir dabei die Sachlichkeit von Delphin in dem Fall komplett fehlt.
    Bei dem Thema gehe ich ab, wie die Teufelin.
    :grin


    Grundsätzlich habe ich mich zu dem gestellten Problem geäußert, weil Du ja oben geschrieben hast, daß 'wir' uns damit auseinandersetzen müssen. Ich meine natürlich : können.
    Wir, das bin ja auch ich. :-)
    Also habe auch ich etwas darüber nachgedacht.




    :wave



    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von magali
    das mit dem Gedöns war eher allgemein geschrieben. Ich weiß genug von den Amish, um genau den Vorwurf nicht gegen sie zu erheben. Damit würde ihnen auf jeden Fall Unrecht getan. Zugleich fällt jedoch auf, daß sie wieder einmal in den Fokus der Presse geraten sind. Die Berichterstattung scheint wieder mal dichter geworden.


    Ich bitte in aller Form um Entschuldigung - ich habe Dich offensichtlich falsch verstanden. Meine Schuld, sorry. Ob die Amish derzeit in den Fokus der Presse geraten sind, weiß ich offen gesagt nicht. Ich verfolge schon seit längerer Zeit Nachrichten nur noch sehr oberflächlich bis peripher, und eigentlich nur im Hinblick darauf, was ich beruflich wissen muß. Den gesamten Rest versuche ich zunehmend auszublenden. Bewußten Rückzug könnte man das nennen. Ich bin auf das Thema „Amish“ durch einen Roman gestoßen, in dem sie eine Rolle spielten. Mehr oder weniger Zufall also (so es denn einen Zufall gibt).


    Es gibt im christlichen (katholischen) Glauben etliche Dinge, bei denen viele Menschen „abgehen wie eine Rakete“, die zu was weiß ich für Streitereien geführt haben und noch führen, was ich nie so recht nachvollziehen konnte. Vielleicht fehlen mir die Extremerfahrungen, um anders oder überhaupt reagieren zu können.


    :wave

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")