Mario und der Zauberer – Thomas Mann

  • Ein tragisches Reiseerlebnis


    Novelle, 1930 erstmals erschienen
    107 Seiten


    Kurzbeschreibung:
    Eigentlich sollte es ein angenehmer Familienurlaub im italienischen Touristenort Torre di Venere werden. Stattdessen aber wird die Atmosphäre gleich zu Beginn durch die offenkundige Unfreundlichkeit der Italiener gegenüber den ausländischen Urlaubern getrübt."Geradeso merkwürdig und spannend, geradeso unbehaglich, kränkend und bedrückend" wie der gesamte Urlaub gestaltet sich auch der groß angekündigte Auftritt des Zauberkünstlers Cipolla, und indem dieser den Kellner Mario zu sich auf die Bühne ruft, nimmt die Novelle schließlich die schon im Untertitel angekündigte "tragische" Wende...


    Über den Autor:
    Thomas Mann, geboren am 6. Juni 1875 in Lübeck, entstammte einer Kaufmannsfamilie. Seit 1893 wohnte er in München und war seit 1894 freier Schriftsteller. 1929 erhielt er den Nobelpreis für Literatur. 1933 verließ er Deutschland und lebte zuerst in der Schweiz am Zürichsee, dann in den Vereinigten Staaten, wo er 1939 eine Professur in Princeton annahm. Später hatte er seinen Wohnsitz in Kalifornien, danach wieder in der Schweiz. Er starb in Kilchberg bei Zürich am 12. August 1955.


    Meine Meinung:
    Erstaunlich, dass Thomas Mann aus einem simplen Urlaub mit Familie eine so eindrucksvolle Geschichte schreiben konnte. Sie hat stark autobiographischen Bezug und wurde von Klaus Maria Brandauer nahezu werkgetreu verfilmt, wenn man von der merkwürdigen Umdeutung des Schlusses absieht.


    Auf jeden Fall fesselt die Novelle, obwohl eigentlich nicht sehr viel passiert. Die Familie verbringt ihren Urlaub in Torre di Venere (fiktiv) in Italien, mit einem schönen Strand, Fischerei und Hotels.
    Doch die Atmosphäre ist ungewöhnlich gespannt. Kein Wunder, es ist 1930, der Faschismus lauert. In einer Vorstellung des Zauberkünstlers und Hypnotiseur Cipolla entlädt sich am Ende die aufgestaute Stimmung in einer Gewalttat.


    Die Novelle ist deshalb so stark, weil Thomas Mann sprachlich genau die Stimmung wiedergibt, das spiegelt sich in der Hitze, latenter Gewaltbereitschaft, Gereiztheit, Korruptheit und Dämonisches.
    Thomas Mann erzählt rückblickend an einen unbekannten Zuhörer gerichtet. Eine geschickte Erzählhaltung. Man spürt auch eine Faszination für das Land, die sich mit der Erkenntnis über die Menschen mischt, aber ohne jegliche Akzeptanz der politischen Entwicklung. Ein großer Teil der Novelle zeigt die Zauberaufführung und entlarvt dabei die Methoden Cipollas, mit Sprüchen und Provokationen zu arbeiten und dabei das Niedrige im Menschen anzusprechen, worauf leider auch viele Menschen aus der Bevölkerung eingehen.


    Ich habe nicht die unten angegebene Ausgabe, sondern die nicht mehr erhältliche von 1971 gelesen. Der ist ein Nachwort von Carl Sporn angefügt.

  • Das Buch mussten wir mal in der Schule lesen. Ist schon ein paar Jährchen her, daher weiß ich nicht mehr alles so genau.
    Aber ich weiß noch, dass es mir gut gefallen hat. Und wenn einem in der achten oder neunten Klasse eine Schullektüre gefällt, dann hat das schon was zu sagen.^^

    "Muss ich die Schuhe tragen?" "Nein, wenn wir Graf Drake aufsuchen, wirst du die Roben eines Edelmanns tragen und barfuß sein." "Wirklich?" "Nein." [Brent Weeks - Der Weg in die Schatten]

  • Ich "musste" dieses Buch niemals lesen, ich hab es freiwillig getan.


    Mehrfach.


    Und immer war ich wider neu davon fasziniert.

    Man sollte nichts auf morgen verschieben, wenn man es genausogut auch übermorgen erledigen kann. (Mark Twain)

  • Mir hat diese Erzählung sehr gut gefallen. Thomas Mann schafft es mit er Sprache Bilder und Stimmungen aufzubaue, di einen regelrecht in den Reisebericht mit hineinziehen. Die Bilder werden überwiegend in längere sSätze verpackt, die aber keineswegs schwierig zu lesen sind, da ihre Verschachtelungen simpel gehalten werden.
    Sehr schön sind auch mehrere Symbole und sprachliche Anspielungen auf Prinzipien oder Vergangenheiten, alleine durch einzelne Worte.


    Eine Novelle, die ich vermutlich noch mal lesen werde und nur weiterempfehlen kann. :-)

  • Wie es der Zufall will, habe ich diese Erzählung vor ein paar Tagen gelesen. Ich sollte "Tonio Kröger" für die Uni lesen, und beide Erzählungen waren in einem Band zusammengefasst, so habe ich gleich weitergelesen.


    Dieses Werk hat mir gezeigt, dass ich unbedingt mehr von Thomas Mann lesen muss. Ich liebe ganz einfach die Art wie er mit Worten umgeht.
    Die letzten Zeilen haben ein seltsames Gefühl in mir hinterlassen, das ich nicht ganz beschreiben kann. Die Frage der Kinder, ob es nun vorbei sei, und die nüchterne Antwort darauf...