Pandemie - Beunruhigt Euch dieses Thema?

  • @ Gummi
    Klar, können sie ihre Viren schon verteilt haben. In New York haben Schüler, die in Mexiko waren, ja wahrscheinlich auch Mitschüler angesteckt. Aber das sind noch relativ abgegrenzte Infektionen, bei denen ich denke, man müsste sie in den Griff bekommen. Die konkrete Beunruhigung für Deutschland spare ich mir für die Situation auf, dass sich die Grippe in konzentrischen Kreisen um Regensburg und Hamburg ausbreitet. ;-)


    Edit: Der [URL=http://www.spiegel.de/reise/aktuell/0,1518,621838,00.html]Ryanair-Chef[/URL] scheint doch ein Händchen für stilvolle Kommunikation zu haben.

  • Zitat

    Original von Vulkan
    @ Gummi
    Mich beunruhigen ein oder zwei Fälle auf Isolierstationen nicht. Deswegen betone ich ja immer wieder, dass wir hier in Deutschland


    mich beruhigt das auch nicht unbedingt. klar ist es nicht toll, wenn man weiss, dass wieder irgend so eine seuche um geht - aber wie alle wissen, wird durch die medien auch alles immer hochgepuscht. es befinden sich immer irgendwo menschen auf isolierstationen, warum auch immer. letztes jahr gab es bei uns in der firma jemanden, der tuberkulose aus dem urlaub mitgebracht hat - aber es kam nicht im fernsehen :lache

  • Zitat

    Original von Vulkan


    Verzeihung, aber dieser Satz klingt für mich extrem zynisch von jemandem, der auf eines der weltbesten Gesundheitssysteme zurückgreifen kann und daher davon ausgehen kann, dass der Großteil der Opfer einer evt. Pandemie eben nicht hier, sondern weit weg sein wird.


    Vulkan : Ich finde das du absolut recht hast der Satz nicht nur extrem Zynisch sonder auch sehr Abscheulich ist. Und bei bestimmten Aussagen muss man einfach auch mal Überlegen was man sagt.

  • Wenn man aber das "große Ganze" sieht, ist es doch aber so - Du empfindest es als abscheulich, weil Du Dein Mitgefühl für den einzelnen Menschen in den Vordergrund stellst, aber wenn Du versuchst, eine allumfassende Sichtweise einzunehmen, musst Du doch zugeben, dass das ein normaler Prozess in der Entwicklung des Lebens auf der Erde ist.

  • Zitat

    Original von Bell
    Wenn man aber das "große Ganze" sieht, ist es doch aber so - Du empfindest es als abscheulich, weil Du Dein Mitgefühl für den einzelnen Menschen in den Vordergrund stellst, aber wenn Du versuchst, eine allumfassende Sichtweise einzunehmen, musst Du doch zugeben, dass das ein normaler Prozess in der Entwicklung des Lebens auf der Erde ist.


    Du meinst jetzt das Prinzip "Survival of the fittest"? Mag sein, dass das Jahrmillionen ganz gut funktioniert hat. Mag sein, dass das auf Sicht von Jahrtausenden auch ganz gut funktioniert. Ich persönlich denke eher im Rahmen von Jahrzehnten oder Jahrhunderten, alles andere überfordert mich zugegebenermaßen.


    Das große Problem, das ich an diesem Prinzip (jenseits des moralinabhängigen Schüttelns, das ich bei solchen Sätzen verspüre) habe, ist, dass es so halt nicht mehr funktioniert. Dieses Prinzip funktioniert, wenn alle Menschen die gleichen Bedingungen haben. Tun sie aber nicht. In Afrika sterben die Menschen wie die Fliegen an AIDS. Hier in Europa sagen sich viele Menschen, dass es ja schließlich Medikamente gibt. Die heilen nicht, verlängern aber die Lebenserwartung enorm. Zynisch könnte man sagen, damit steigt die Gefahr, dass durch die längere Lebenserwartung noch mehr Menschen angesteckt werden, also sollte man doch lieber die Menschen nicht behandeln (heilen kann man sie eh nicht) und sterben lassen, in der Hoffnung, dass nur die Menschen überleben, die genetisch resistent gegen HIV sind. Afrika wird in 100 oder 200 Jahren prozentual vielleicht wesentlich mehr HIV-resistente Menschen haben als Europa, da HIV-Kranke ihre Kinder regelmäßig bei der Geburt anstecken, die dann gleich mit sterben. Wollen wir für Europa aus dieser Tatsache jetzt ernsthaft Konsequenzen ziehen?
    Unter heutigen Bedingungen als Bürger eines Landes wie Deutschland so einen Satz zu sagen, ist zynisch, weitaus zynischer, als es die gleiche Bewertung der Pest im Mittelalter, der die Menschen in allen Ländern und sozialen Schichten gleichermaßen ausgeliefert waren, sein würde.


    Und nein, das ganze ist keine Frage des "Mitleids mit einzelnen". Es ist ebenso eine soziale und wirtschaftliche Frage. Das kann man an der AIDS-Epidemie in Afrika ziemlich gut erkennen: Wer kümmert sich um die Waisen der gestorbenen HIV-Patienten? Wie kommt eine Gesellschaft damit klar, die junge Menschen ausbildet, damit diese, kaum dass sie arbeitsfähig sind, krank werden und sterben? ...

  • Zitat

    Original von Bell
    Wenn man aber das "große Ganze" sieht, ist es doch aber so - Du empfindest es als abscheulich, weil Du Dein Mitgefühl für den einzelnen Menschen in den Vordergrund stellst, aber wenn Du versuchst, eine allumfassende Sichtweise einzunehmen, musst Du doch zugeben, dass das ein normaler Prozess in der Entwicklung des Lebens auf der Erde ist.


    Für meinen Geschmack hast du das außerordentlich gut und treffend formuliert :anbet.


    Als Einzelschicksal betrachtet ist Krankheit und Tod immer unendlich schmerzhaft und grausam. Aber letztendlich ist das Leben gefährlich und endet immer tödlich, man kann es nicht ändert - nur annehmen. In die von den Medien angeheizte Panik zu verfallen - mit dem Hauptziel steigender Einschaltquoten Verkaufszahlen - nimmt einem nur schon vor der Zeit die Lebensfreude!

  • Vulkan


    Also ehrlich gesagt verstehe ich die Aufregung nicht. Ich finde einfach, dass es verschiedene Perspektiven gibt, aus denen man Dinge betrachten kann, was nicht heißt, dass ich selbst nicht beunruhigt wäre, würde diese Schweinegrippe sich jetzt in beängstigendem Maße ausbreiten - und es ist auch klar, dass keiner, der selbst infiziert ist, sich sagt, dass es vom All aus gesehen keine große Sache ist.


    Mich störte einfach nur, dass hier ein Wort wie "abscheulich" benutzt wird, weil mal eine Sichtweise mit mehr Abstand eingenommen wurde - das finde ich absolut unangebracht und überzogen.

  • @ Lumos und Bell
    Aufgeregt bin ich nun wirklich nicht. Ich verwahre mich auch gegen eine Perspektive, die auf "Einzelschicksale" konzentriert ist. Mir geht es um mögliche gesamtgesellschaftliche Auswirkungen.


    BJ sprach von "der natürlichen Reduzierung des Lebens auf der Erde". Das heißt, sie impliziert hier nicht ein paar Grippetote, die statistisch nicht ins Gewicht fallen und wie sie jedes Jahr vorkommen. "Natürliche Reduzierung des Lebens" impliziert für mich (das muss nicht heißen, dass Jane es so gemeint hat, aber dann ist es unglücklich ausgedrückt) eine signifikant erhöhte Sterblichkeit. Und wenn - wie bei der Spanischen Grippe - 30 % der Bevölkerung erkranken, ist das keine Frage mehr des Einzelschicksals, sondern dann kommt ganz schnell das Problem, wie man eine moderne Gesellschaft am Laufen hält: Wer versorgt die Patienten (Unfälle, Krebserkrankungen, Herzinfarkte, Schlaganfälle und Grippe), wenn 30 % oder mehr des medizinischen Personals ausfallen? Wie kann der Handel (zumindest für Lebensmittel, Medikamente, medizinischen Bedarf) aufrechterhalten werden, wenn jeder zweite Arbeitnehmer krank ist? Wer fährt die Rettungswagen, wer nimmt die Polizeiaufgaben wahr, wer löscht ausbrechende Feuer? Wie läuft die Nahrungsmittelproduktion weiter? Sind Strom-, Wasser-, Wärmeversorgung gesichert, wenn auch die Mitarbeiter dieser Bereiche in Massen krank werden? Angesichts dieser Fragen bin ich sehr froh, dass es Pandemiepläne gibt und die Bevölkerung über die Existenz dieser informiert wird.


    Natürlich sind wir weit von so einer Epidemie entfernt. Aber ich sehe ehrlich gesagt auch keine Panikmache in den Medien. Die Gefahr einer Pandemie besteht seit Jahrzehnten und die Aufgabe von Wissenschaft, Gesundheitswesen und Politik ist, sie zu verhindern. Diesen Job machen momentan alle und hoffentlich erfolgreich. Panik sehe ich nicht. Achtsamkeit und Wissen um die Folgen von Nichthandeln finde ich durchaus hilfreich. Die Spanische Grippe 1918 nahm nicht zuletzt auch deswegen ihren Verlauf, weil frühe Warnungen eines Arztes ignoriert wurden und in Folge des Weltkrieges die Informationspolitik (und Maßnahmen) der meisten Länder äußerst bescheiden war.


    Edit: Ich merke gerade, dass sich der größte Teil meines Postings auf Lumos Posting hinsichtlich angeblicher "Panikmache" bezieht. Aber zu dem anderen Thema habe ich wohl alles gesagt, was ich zu sagen hatte.

  • Die Perspektive auf Einzelschicksale habe ich Dir doch gar nicht unterstellt, ich hatte auf Natalias Beitrag reagiert. ?
    Und es sagt doch auch niemand etwas gegen den Nutzen von Notfallplänen usw.


    Edit: Denke ich auch ;-)

  • Man muss auch beachten, dass in Mexiko nun doch nicht soviele Menschen an der Schweinegrippe verstorben sind wie bisher angenommen. Auch sind in den anderen Ländern keine weiteren Menschen daran verstorben!


    Zudem ist die Schweinegrippe in Deutschland nicht schlimmer verlaufen als eine "normale" Grippe.


    Aus den genannten Gründen bin ich von einer Panik noch weit entfernt.

  • Ich muss gestehen, ich bin wegen der ganzen Sache schon sehr beunruhigt ,und mache mir auch Sorgen.
    Auf der anderen Seite versuche ich mich aber nicht verrückt machen zu lassen, und keine Panik zu schieben...

  • @ Bell: Es ist Abscheulich sich als ein in Deutschland geborener Mensch, der selbst nichts dafür gentan hat ihr geboren zu sein und die Sozialen Umstände heraus ein Abgesichertes Leben hat, über andere zu Urteilen und es mit natürlicher Auslese zu Betiteln. Es ist keine Gerechte Welt und nur weil wir in einem Reichen Land geboren sind haben wir nicht das Recht zu sagen wenn so etwas in Mexiko passiert wo Menschen auch wegen der Schlechten Medizinischen Versorgung stereben dies als natürliche Auslese zu bezeichenen und mich dann zu Kritisieren weil ich es als Widerlich empfinde diese Worte für Menschen zu Benutzen in einer Hochentwickelten Gesellschaft wie der unseren. Und da ich für eine Nonprofit unternehemen arbeite und sehe wie ungerecht die Welt ist es jeden Tag vor Augen habe das es ebend nicht alles nur Schwarz oder Weiß ist und ich finde das so etwas nur Leute sagen können die noch nie ein Kind haben sterben sehen das vor Hunger und Mangelerscheinungen gestorben ist weil Regierungen dies Zulassen auch wir, weil unser Reichtum auch aus dem Mangel dieser Länder entsteht. Ich würde euch gerne mal ein Jahr in Arme Länder schicken und dann könnt ihr auch einmal erleben wie es ist wenn ein Kind einer Mutter die im selben Alter ist wie ich in den Armen von mir und ihr Stirbt weil es nicht die Medizinische Versorgung bekommt und das, sich dann alle paar Monate widerholt.


    Es ist eines der schrecklichsten Erlebnisse meines Lebens gewesen und was ist mit deren Meinungsfreiheit?

  • Natalia :


    Ich denke nicht, dass man dafür ein Jahr ins Ausland gehen, oder einem hungernden Kind beim sterben zusehen muss. Es sollte jedem klar sein, dass die Welt in keinster Weise gerecht ist und wir auf Knien danken sollten, dass wir auf dieser Seite der Erde leben.


    Hier lassen sich mittlerweile hysterische Leute in der Klinik auf Schweinegrippe untersuchen, obwohl sie keinerlei Anzeichen aben oder in MExiko waren. Da muss man sich doch mal fragen, wo wir leben!



    Aber nebenbei. Wo warst du im Ausland und was hast du dort gemacht um den Menschen zu helfen?

  • Bevor ich zu Foer komme, wollte ich noch schnell etwas über den Falsch Verstanden Dawinismus sagen und über meine Wortwahl im Vergleich zu der von BJ und was Bell meinte. Das meine Worte unangebracht sind. Aber habt ihr schon mal was von Viktor Klemperer und seinem Buch LPI gehört? Und was es auf sich hat mit den Worten "Natrüliche Auslese".


    Darwin muss Mittlerweile ständig für solche Sachen heralten wenn es darum geht die Ungerechtigkeiten zu beschönigen. Denn hier setzt sich nicht das Starke gegen das Schwächere durch sondern Reich gegen Arm.

  • Mit keiner Silbe habe ich von Darwinismus gesprochen, Vulkan brachte das auf - und ehrlich Natalia, ich verstehe kein bisschen, was Deine Aufregung über Armut und Reichtum und Ungerechtigkeit in der Welt mit meiner Äußerung zu tun hat, genausowenig hat Babyjane irgendetwas geschrieben, das darauf schließen lässt, dass sie aus einer wohlbehüteten Wohlstandsgesellschafts-Perspektive auf die armen Schweine sonstwo auf der Welt herabblickt und großkotzig denkt: mir kann keiner was.


    Du bist bei einem völlig anderen Thema!


    edit: Geh doch nochmal auf Seite 1 und lies Dir babyjanes Posting durch...

  • Zitat

    Original von Tom
    Auch im reichen und sicheren D-Land sterben jedes Jahr zehntausend Menschen an der Grippe, ohne Präfix Vogel oder Schwein.


    Das ist auch der Grund, warum ich als zugegeben leicht pingeliger Mensch (was Viren und Bakterien angeht) :krank prinzipiell immer Angst vor Grippe habe. Wenn ich mal darüber nachdenke, dass ich dieses Jahr schon 3 Wochen mit Influenza zugebracht habe und dabei zeitweise auch schon dachte, ich müsste mein Testament machen, dann frag ich mich allgemein, warum nicht viel mehr Menschen Angst vor Grippe haben :gruebel- und ich meine jetzt nicht den grippalen Infekt. Ich habe allerdings im Moment nicht mehr oder weniger Angst als sonst auch. Ändert sich vielleicht, wenn die ersten Fälle in meiner Nähe bestätigt werden...