Brigitta Heinrich - Nur noch ein Schritt zum Glück

  • Über das Buch:
    Als Nico das Flugzeug betritt, glaubt sie einen Fehler begangen zu haben. Aber jetzt kann sie nicht mehr zurück. Doch nach der Landung in Pamplona ergreift sie Panik: Welcher Teufel hatte sie nur geritten, als sie beschloss, den Jakobsweg zu gehen – und zwar auf eigene Faust und ganz allein? Wird sie hier als Rucksack-Pilgerin wirklich Abstand von den Katastrophen finden, die sich zuletzt in ihrem Leben ereignet haben? Oder wird auch ihre Pilgerreise nur ein weiteres Desaster?
    Die erste Nacht in einer Herberge ist der Horror: Eingepfercht in einen schlecht gelüfteten Raum mit schwitzenden, schnarchenden Menschen, findet Nico keinen Schlaf. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass die Etappe am nächsten Tag zur Qual wird. Schon nach wenigen Kilometern tun Nico die Füße unendlich weh, drückt der Rucksack immer schwerer auf ihre Schultern. Und bald kann sie nicht mehr, stolpert und fällt ins Gras am Wegesrand. Am liebsten würde Nico dort für immer liegen blieben. Doch dann streckt sich eine Hand helfend nach ihr aus. Nico bedankt sich bei dem hilfsbereiten Herrn – und möchte anschließend in Ruhe gelassen werden. Aber wie sie bald feststellen muss, bleibt keiner auf dem Jakobsweg lange allein. Nicht nur ihren Retter vom Wegesrand trifft sie während des Weges immer wieder, sondern auch den schönen Gabriel. Und nach anfänglicher Abwehr beginnt sich Nico langsam aber sicher zu öffnen – für Freundschaften und für mehr...


    Über die Autorin:
    Brigitta Heinrich wurde 1955 geboren und studierte Germanistik und Geschichte, sie arbeitete unter anderem als Antiquarin und Schlussredakteurin.


    Meine Meinung zu dem Buch:
    Zum Inhalt im Detail möchte ich gar nicht so viele Worte verlieren. Eine Frau geht auf Pilgerreise, sie trifft die unterschiedlichsten, oft sehr hilfsbereiten Menschen, sie durchwandert einen Teil Spaniens, sie leidet an wunden Füßen, Hitze und Kälte und überfüllten Herbergen – und irgendwann kommt sie am Ende der Welt an.
    Mit Nico, einer jungen Frau, von der man erst ziemlich am Schluss des Buches erfährt, warum sie sich auf die Pilgerreise gemacht hat und wie die Katastrophe, die öfter erwähnt wird, in Einzelheiten nun ausgesehen hat, habe ich auf 351 Seiten so einiges erlebt, sehr unterschiedliche Personen getroffen und zeitweise aus den Augen verloren, aber scheinbar geht auf diesem Weg niemand wirklich verloren, man trifft sich immer wieder. Sehr verschlossen, in sich gekehrt, muss sie auch scheinbar das Lachen wieder lernen. Ein wenig gesprächiger hätte sie für meinen Geschmack anfangs schon sein dürfen, ich hätte sie schon nicht im Stich gelassen, sprich: das Buch abgebrochen, wenn ich gewusst hätte, welcher Dämon sie antreibt. Nun gut, zusammen mit ihr lasse ich mich also von „Rübezahl“ belehren, wie man sich denn so zu verhalten hat auf dem Jakobsweg. Nico ist er zunächst unsympathisch, mir nicht so ganz. Er kümmert sich netterweise auch um ihre wunden Füße und ihren leeren Magen. Bei Nicos „erstem Herbergsschock“ (Seite 33) musste ich schmunzeln. Vielleicht hätte sie sich vorher ein ganz klein wenig informieren sollen? So wirkte die Reise auf mich eher wie eine Flucht. Wir treffen Petersilie und Peter, ein Paar, das schon mit einiger Routine den Jakobsweg geht und Nico an ihrem Wissen teilhaben lässt. Liebevoll gezeichnet sind auch diese beiden, ich könnte mir vorstellen, mit ihnen ist angenehm zu pilgern. Und natürlich begegnen wir Gabriel. Bei dem Namen hatte ich sofort den Erzengel vor Augen, vielleicht war das ein wenig Absicht der Autorin? Jedenfalls verhält er sich durchaus so wie einer, immer hilfsbereit, immer ist er für andere, scheinbar oder auch nicht Notleidende, da, mit durchaus sehr eigenen Ansichten und Einsichten. Mir ist er ein wenig suspekt, Nicos Verhalten ihm gegenüber verstehe ich nicht immer. Noch einigen Personen mehr begegnen wir auf dem langen Weg, die alle aufzuführen hier ein wenig weit führen würde, nur vielleicht zwei sollten noch Erwähnung finden: Harold, von dem ich den Eindruck hatte, er lässt Nico noch ein Stückchen weiter sich selber wiederfinden, und natürlich Halu. Spontan fiel mir zu ihm ein, dass es für jedes Kind ein Traum sein müsste, einen Vater wie ihn zu haben, aber wäre es das wirklich?


    Die Beschreibungen der Landschaft, der Wege, der Herbergen, auch des körperlichen Leidens auf dieser Strecke sind Brigitta Heinrich so gut gelungen, dass ich stellenweise wirklich die Bilder dazu vor Augen hatte. Auch von den handelnden Personen hatte ich sehr klare Vorstellungen, zum großen Teil sind sie mir ans Herz gewachsen. Für mich war sehr gut nachvollziehbar, wie die langsame Veränderung in Nico vonstatten ging, wie sie sich wieder öffnet, auf Menschen zugeht, ja ganz profan auch wieder schlafen kann. Der Jakobsweg, so sagt man, verändert jeden, auf Nico trifft das mit Sicherheit zu, und das ist auch gut so. Nicht ganz klar geworden ist mir, warum sie durch die Beziehung so geworden ist, wie sie zu Anfang der Reise war, aber das ist eine Frage, die ich mir auch im realen Leben bei der einen oder anderen Begegnung stelle und die zu beantworten ich mir nicht anmaßen darf.


    Es sind viele wunderbare Szenen in dem Buch zu finden, auch der Humor kommt nicht zu kurz. Insgesamt möchte ich sagen, dass die Autorin hat es geschafft hat, mir ihre Geschichte so lebendig zu erzählen, dass ich mich um Nico sorge, auf der anderen Seite wuchs mit der Dauer der Lektüre auch mein Zu- und Vertrauen in sie. Auf jeden Fall kehrt sie mit klareren Vorstellungen, auch sich selber betreffend, nach Deutschland zurück – und sie wird natürlich nicht alleine zurückkehren. Wer Fritz ist und was es mit ihm auf sich hat, werde ich allerdings an dieser Stelle nicht verraten.


    Ein schönes Buch, das zu lesen Spaß gemacht hat. Dafür acht Punkte.