Der Mann im Sand - Jean Joubert

  • Originaltitel: L'Homme de sable
    Aus dem Französischen von Maria DEssauer


    1975 in Frankreich, 1978 bei List erschienen
    212 Seiten


    Kurzbeschreibung/Klappentext:
    An der Südküste Frankreichs sucht ein genialer Architekt dem Dünensand seinen Traum einer kühn geplanten, vollkommenen neuen Stadt abzuringen. Für ihn ist das ästhetischer Schöpfungsakt, soziale Tat und heroisches Abenteuer der Selbstverwirklichung im Dienst einer Idee. Aber er ist dabei abhängig von politischen und ökonomischen Mächten, die ihn als Werkzeug ihrer Profitinteressen einsetzen. Und er stösst auf den Widerstand der einheimischen Bevölkerung.


    Über den Autor:
    Jean Joubert wurde 1928 geboren. Er hat Englisch an der Sorbonne studiert und sich längere Zeit in Deutschland, England und den USA aufgehalten Er lehrte Amerikanische Literatur an der Universität Montpelier.


    Meine Meinung:
    Jean Joubert merkt man seine Herkunft als Lyriker bei diesem Roman deutlich an, ohne dass der Autor dabei die Sprache über den Inhalt stellt und deshalb funktioniert der Roman.


    Erzählt wird von einem engen Mitarbeiter (Marc) des ambitionierten Architekten Durbain, der bei der Umsetzung seines Planes das Maß verliert. Diese Erzählperspektive wird durchgängig durchgehalten und verleiht dem Roman einen Blick nahe am Geschehen und behält doch noch eine Distanz.
    Marc arbeitete für Durbain, bewundert ihn und seinen Plan, ist aber selber ein eher zögerlicher, zurückhaltender Mensch, der viel an Schlaflosigkeit leidet. In seiner Jugend wollte er Dichter werden, einen lyrischen Blick für die Landschaft und die Menschen hat er behalten. Den Beginn des Projekts erlebt er als Glücksperiode, bis dann irgendwann die Probleme auftauchen.
    Man teilt als Leser die Gefühle des Erzählers, nicht die des Architekten.
    Auch den Leser werden die Landschaftsbeschreibungen und die Vision einer Stadt beeindrucken: Dünen und Pflanzen, Sumpfland, Aschenwolken von den rauen Wind der Küste, Baumaschinen, die den Sand zu Pyramiden schieben.


    Marc ist auch sehr angetan von Elizabeth, der Ehefrau des Architekten und ihrer majestätischen und distanzierten Kühle.


    Durch den rückblickenden Erzählstil ist einen aber auch das Scheitern jederzeit bewusst und wird Teil des Romans. Der Anbruch des zweiten Weltkriegs beendet das Projekt und lässt eine Ruinenstadt zurück.


    Durch den Stil erhält der Roman etwas Zeitloses. Der Mann im Sand erinnert mich streckenweise an J.G.Ballards dystopische Romane und deren Schauplätze. Natürlich ist Jean Joubert aber ebenso französisch wie J.G.Ballard britisch.


    Der Mann im Sand gewann den Prix Renaudot, einen bedeutenden französischen Literaturpreis.