Gebundene Ausgabe: 413 Seiten
Verlag: Boje Verlag (April 2009)
Sprache: Deutsch
Kurzbeschreibung
Als Violas Mutter einen Job im Ausland annimmt, zieht das deutsche Mädchen für ein halbes Jahr zu ihrem von der Mutter geschiedenen Vater nach Irland. Dort trifft sie auf dessen neue Frau Ainné, die hochschwanger ist, und hat auch mit dem Land generell ihre Probleme. Nur schwer kann sie damit leben, dass es bei ihrem Internetzugang zu Komplikationen, da sie auf diesem Wege zu ihrer in Deutschland verbliebenen Freundin Katja Kontakt aufnehmen möchte. Auch in der Schule findet sie keine Freunde und hat wenige Gemeinsamkeiten mit ihren Mitschülern. Draußen am See trifft sie auf den Jungen Ahi, in dessen Bann sie auf mysteriöse Weise gerät. Er gibt sich verschlossen und kühl, wirkt aber zugleich eine ungemeine Anziehungskraft auf das junge Mädchen aus. Welches Geheimnis verbirgt Ahi und warum geht er nicht mit den anderen Jugendlichen in die Schule?
Über die Autorin
Riana O´Donnell, geboren 1958, las schon als Jugendliche mit Begeisterung romantische Geschichten und Fantasy-Literatur. Sie arbeitete als Journalistin und Werbetexterin, bevor sie begann, selbst Romane zu schreiben. Riana O´Donnell lebt mit ihrer Familie als freie Schriftstellerin in Spanien – und mit Viola verbindet sie eine große Liebe zu Irland.
Meine Meinung
In diesem Roman wird das Motiv einer schottischen Sagengestalt, dem Kelpie, aufgenommen. Die Legenden dieser Wassergeister sind auch in anderen Ländern verbreitet, hier hält sich die Autorin neben der Erwähnung anderer Bezeichnungen jedoch an den schottischen Begriff, obwohl die Handlung ausschließlich in Irland spielt. Kelpies treten in den Geschichten als Wildpferde auf, die wandernde Menschen in der Natur locken, sie zu besteigen und zu reiten. Doch das Bild ist trügerisch: Nach dem Aufsitzen tragen die Kelpies ihren Reiter zu einem See und ziehen ihn hinab in die Tiefe, um ihn schließlich seiner Seele zu berauben. Dieser Mythos wird von Riana O’Donnell vollständig aufgegriffen und verfeinert, so berichtet Ahi beispielsweise sehr detailliert von der Geburt eines neuen Kelpies, das von seinen Eltern mit der Seeles eines schwachen Fohlens verbunden wird, das ihm dann später die Verwandlung ermöglicht. Die Sage wird dabei auf wundervolle Art und Weise Stoff des Jugendromans, der nach einem zugegeben noch ruhigeren Anfang mit jeder Seite mehr fesselt.
So entsteht eine fantastische Geschichte, die sich aber gleichfalls mit typischen Problemen Jugendlicher auseinandersetzt. Viola muss sich in dem neuen Land, der neuen Schule zurechtfinden, was ihr nicht auf Anhieb gelingt. Rasch merkt sie, dass die ihre irischen Schulkameraden anders sind und sich nicht für Rollenspiele und Fantasy-Romane interessieren. Bei ihnen steht Hurling, der irische Nationalsport, und Volkstanz im Mittelpunkt. Die 15-Jährige gerät dabei in die Position des stummen Zuhörers, der wenig zu den Gesprächen der anderen beitragen kann. Der mysteriöse Junge Ahi bietet für sie dadurch eine willkommene Abwechslung.
Mit ihrem Vater hat es Viola ebenfalls nicht leicht. Sie kann nicht nachvollziehen, wie er sich Hals über Kopf in Ainné verlieben konnte, soweit, dass er sogar seine Familie hinter sich ließ, um in Irland zu leben. Sie nimmt sich vor, dass ihr Ähnliches nie passieren wird. Dann kommt – wie sollte es anders sein – jedoch alles anders und Viola erfährt die Liebe, die zu einer solchen Aufgabe der eigenen Person befähigen kann, am eigenen Leib.
Als störend erweist sich der Wirbel um Ahis Namen. Zu Beginn, beim ersten Treffen, missversteht Viola diesen als Ali und glaubt daraufhin, dass der Junge Alistair heiße. Diesen Namen gibt sie auch an ihrer Schulkameraden weiter, als sie Ahi als Austauschschüler in die Klasse schleust. Es kann schon mal passieren, dass auf einer Seite deshalb ein ständiger Wechsel des Namens stattfindet – je nachdem, wer Ahi mit welchem Anliegen anspricht oder erwähnt.
In den Formulierungen und Beschreibungen wird die Faszination, welche die in Spanien lebende Autorin Irland entgegenbringt deutlich, und viele Naturerscheinungen laden zum Träumen ein. Sprachlich fallen an manchen Stellen Schnitzer in der Übersetzung auf, aber das Gesamtbild bleibt dennoch harmonisch und passend zum Stoff.
Die Figuren sind sympathisch, nicht immer tiefgründig, aber so angelegt, dass man sich mit ihnen identifizieren kann. Neben Viola steht vor allem ihre neu gewonnene Freundin Shawna, ein gleichaltriges, Pferdebegeistertes Mädchen im Mittelpunkt, der Student Patrick, der in den Sommerferien am Campingplatz aushilft, sowie Violas Dad, seine neue Frau Ainné und deren Vater. Nach besagt ruhigem Anfang werden diese Personen in ein Mysterium verwickelt, bei dem zusehends mehr Besucher des kleinen irischen Städtchens verschwinden und wenig später tot in der Nähe des Sees aufgefunden werden. Natürlich gelingt es nur Viola zu Beginn eine Verbindung zwischen den wilden Pferden in den Bergen und den Toten zu ziehen. Alle übrigen Beteiligten geraten ungewollt in den Sog, in den sich Viola durch Ahi freiwillig begibt.
Fazit
Ein tolles Leseerlebnis für Fans von fantasievollen Geschichten und eine neue Idee auf dem zurzeit sehr durch Vampire dominierten Jugendbuch-Markt. Empfehlenswert ist die Geschichte vor allem für Leser und Leserinnen ab 14 Jahren.
Bewertung
8/10 Punkten
(Interessanterweise gibt es im Roman selbst keinen einzigen Hinweis auf eine Übersetzung, ein Originaltitel lässt sich ebenfalls nicht finden. Aber an einigen Stellen im Text wird nur allzu deutlich, dass hier englische Redewendungen etwas unglücklich übersetzt wurden)