Jennifer Cody Epstein - Die eiserne Orchidee

  • Kurzbeschreibung:
    Eine faszinierende Lebensgeschichte um eine junge Frau, die es aus den Sümpfen eines Bordells in China bis an die Spitze der Bohème nach Paris schafft


    China, Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts: Früh Waise geworden, wird die junge Chinesin Pan Yuliang im Alter von vierzehn Jahren an ein Bordell verkauft. In dem Glauben, für immer und ewig ihren Freiern ausgeliefert zu sein, kann Pan Yuliang ihr Glück kaum fassen, als sie eines Tages von einem ehrenwerten Geschäftsmann freigekauft wird, der sie zu seiner Konkubine macht. Mit seiner Unterstützung beginnt sie als eine der ersten Frauen Chinas an der Kunstakademie zu studieren und gewinnt bald darauf ein Stipendium nach Frankreich. Dort trifft sie auch den Studenten Xudun wieder, mit dem sie eine Affäre beginnt. Wird ihre Liebe eine Chance haben? Und wird sie sich als moderne Frau im traditionellen China behaupten können?


    Über die Autorin:
    Jennifer Cody Epstein, geboren 1965 in Hartford, Conneticut, arbeitete nach ihrem Studium der Japanologie und des Internationalen Managements zunächst als Journalistin für diverse Zeitungen und Zeitschriften und als Reporterin für NBC Asia. Nach dem Abschluss eines weiteren Studiums im Kreativen Schreiben widmete sie sich ihrem ersten Roman "Die eiserne Orchidee". Jennifer Cody Epstein lebt mit ihrem Mann, einem Dokumentarfilmer, und ihren beiden Töchtern in New York.



    Meine Meinung:
    Paris 1957. Die chinesische Malerin Pan Yuliang lässt ihr Leben Revue passieren. Geboren zum Ende der Kaiserzeit, früh die Eltern verloren, mit 14 von Ihrem Onkel an ein Bordell verkauft, in dem sie drei Jahre zwischen Demütigung und Abhängigkeit von den Launen der Zuhälterin verbringen musste, bis sie schließlich von Pan Zanhua, einem hochrangigen Beamten, der sich in sie verliebt hat, freigekauft wird. Er bietet ihr ein neues Leben, das bestimmt ist vom Lernen und von ihrer wachsenden Liebe zur Kunst. Er ermöglicht ihr den Besuch einer Kunstschule in Shanghai und eröffnet ihr damit das Tor zur Welt. Bald muss sie sich zwischen der Liebe zu Pan Zanhua und der Kunst entscheiden.


    Jennifer Cody Epstein zeichnet ein Bild der Malerin Pan Yuliang, wie es hätte sein können. Es gibt nur wenige Quellen und Zeugnisse über Pan Yuliangs Leben und ihren Werdegang, sodass die Ausgestaltung der Lebensgeschichte völlig in der Hand der Autorin lag. Jennifer Cody Epstein ist es gelungen, ein farbenprächtiges Bild der damaligen Zeit zu zeichnen vom Wandel des Landes zur Republik und der Geburtsstunde des Kommunismus, sowie vom Wandel eines unsicheren Mädchens, das trotz der Umstände an Traditionen festhält, darunter leidet, dass ihre Lotosfüße nicht perfekt sind und sich für wertlos hält, zu einer selbstständigen und ihrer Zeit weit vorauseilenden Frau, die sich völlig der Kunst verschrieben hat, gegen Engstirnigkeit und Konservatismus kämpft und am Ende daran zu scheitern droht.


    Die Autorin bedient sich eines absolut ungewöhnlichen Schreibstils, der immer zwischen Gegenwarts- und Vergangenheitsform wechselt, dies aber so fließend, dass man es beim Lesen irgendwann nicht mehr wahrnimmt. Ich stand diesem ständigen Wechsel am Anfang etwas kritisch gegenüber, wurde aber recht bald vom Erzählstil der Autorin einfach mitgerissen, der sich sprachlich auf einem hohen Niveau bewegt, den Leser keine Chance auf Distanz lässt sondern ganz nah an die Protagonisten heranführt, sie fühlbar und greifbar macht und deren Ängste, Zweifel, Sorgen, Hoffnung und Glück und Leidenschaft auf den Leser überträgt. Jennifer Cody Epstein zeichnet eine Geschichte, die fesselt und die berührt und die dazu einlädt, sich über das Buch hinaus mit dieser so ungewöhnlichen Malerin zu beschäftigen.


    Pan Yuliang, deren Aktbilder in China für Skandale sorgten und als Schande galten, starb 1977 in Paris - krank und verarmt, wie es heißt. Sie hinterließ ein Vermächtnis von fast 400 Kunstwerken, zu denen Skulpturen, Zeichnungen, Ölbilder und Aquarelle gehören. Ihre Aktbilder sorgen in China noch heute für Kontroversen. Nichts desto trotz erzielen Ihre Bilder heute bei Auktionen Preise von mehreren Millionen Euro.


    http://www.remediosvaro.biz/pan_yuliang.html


    http://www.china.org.cn/english/culture/223285.htm

  • Auch von mir einen Dank für die schöne Rezi, Bouquineur. :wave


    Mir scheint, die "Eiserne Orchidee" will nicht nur auf die WL, sondern wird auch noch den SuB geschickt umgehen, um auf gleich auf meinem Nachttisch zu erblühen. Klingt nach einem Buch, das ich dringend lesen muss, und zwar so schnell wie möglich.

  • Das Buch ist bestellt und sollte morgen geliefert werden. So wie ich deinen Lesegeschmack kenne, wird es mir bestimmt gefallen. :knuddel1 Ich werde es jedenfalls mit nach St. Petersburg nehmen und freue mich schon auf die Lektüre. :wave

  • Mit mehr als sechs Monaten Verspätung habe ich das Buch nun endlich gelesen und kann sagen, dass es Bouquineurs lobenden Worten absolut gerecht wurde. "Die eiseren Orchidee" beschreibt einfühlsam und spannend den Werdegang Pan Yuliangs, der es mit Mut und Stärke gelingt, der Hoffnungslosigkeit eines chinesischen Bordells zu entkommen und sich als Mensch ebenso wie als kontroverse Küstlerin zu verwirklichen. Gerade weil die Protagonistin immer wieder sehenden Auges gegen Wände läuft und an den Zwängen der Zeit und insbesondere ihrer Rolle als Frau in China zu scheitern droht, habe ich große Sympathie für sie entwickelt und mich von ihrem Schicksal fesseln lassen. Obendrein vermittelt das Buch interessante Einblicke in die Kunstszene Schanghais in der 30.ern, eine Seite Chinas, die mir bisher wenig geläufig war.


    Vielen Dank für die lohnenswerte Leseempfehlung, Bouquineur! :wave

  • Habe das Buch nun auch gelesen.
    Irgendwie verlor es an Charme, nachdem yuliang "befreit" wurde. Es gab dann zwar auch mmer wiedr Higlights, wie z.B. als sie nicht schwanger sein wollte oder das Ausstellen ihres ersten Bildes.
    Ihr erstes Exil in Frankreich fand ich irgendwie verworren: Den Hunger, den sie litt, nicht zu wissen, wie es morgen weitergeht. Das muß extrem schlimm gewesen sein. Die Autorin vertieft sich an dieser Stelle jedoch mehr in die politischen Auseinandersetzungen der Chinesen in Paris. Da ich davon keine Ahnung habe...ist es mir auch nicht unter die Haut gegangen und leider habe ich auch nach diesem Buch keine Ahnung.
    Yuliang hat sich zwar von ihrer Zeit nicht unterkriegen lassen...aber irgendwie kam sie mir unaufrichtig vor: Ihr Mann muß sie abgöttisch geliebt haben...sie mochte ihn. Punkt. Sein Geld fand sie auch nett... Sie hat ihm nie gesagt, wie sie empfindet.
    Im letzten Drittel hat das Buch deutlich an Leselust nachgelassen. Aber vielleicht auch nur bei mir, die sich nicht für China wirklich interessiert.


    LG Spreequell70