Übersetzungen und Übersetzer

  • Hm.... :gruebel da hast du auch wieder Recht. Dann hilft wohl nur noch die gelegentlich äusserst nützliche Strategie der übersetzerischen Nullstelle - mit anderen Worten: weglassen! :lache


    Grisel - das objektiv zu beschreiben/erklären ist nicht immer ganz leicht, aber natürlich hast du Recht, dass sich Sätze manchmal unrund anfühlen, und wenn sie noch so korrekt gebaut sind...




    ... und mir lässt das immer noch keine Ruhe mit dem Bürger und dem Schmuggler :gruebel

    Surround yourself with human beings, my dear James. They are easier to fight for than principles. (Ian Fleming, Casino Royale)

  • Hi Iris!


    Zitat

    Original von Iris
    Es ist inzwischen ein sehr geläufiges Kürzel ...


    Mir war es nicht geläufig. Danke, wieder was gelernt.


    Zitat

    Und manchmal sollen Satze gar nicht rund sein --


    Es hängt von vielen Dingen ab, aber manche Sätze irritieren mich halt in ihrer mangelnden Rundheit. Ist zweifellos, wie MaryRead bemerkt hat, subjektiv.


    Bye,


    Grisel

  • Für mich klingt "Mungo Tennant, citizen and smuggler of Edinburgh" so, als ob jemand vorgestellt wird. Name, Titel, Beruf. In dem Fall eher verächtlich/ironisch/überzogen, deshalb würde "zu" für mich passen.



    So ähnlich wie in den netten Sissi-Filmen z.B., wenn während eines Balls sämtliche Neuankömmlinge vorgestellt werden "Es tritt ein, Graf Sowieso von und zu Butterbrot mit seiner Gemahlin....blabla"

  • Zitat

    Original von MaryRead
    ... und mir lässt das immer noch keine Ruhe mit dem Bürger und dem Schmuggler :gruebel


    Das ist aber auch eine komische Formulierung: Mungo Tennant, citizen and smuggler of Edinburgh.
    Wie ist das 'smuggler of Edinburgh' denn gemeint? Es klingt so, als sei er der einzige, beste, oberste Schmuggler der Stadt. Als hätte er quasi das Schmuggelmonopol. Dem am nächsten käme dann vielleicht die Übersetzung: Mungo Tennant, Bürger und Schmuggler der Stadt Edinburgh.
    Wenn nur gesagt werden sollte, dass er in Edinburgh wohnt und sein Gewerbe das Schmuggeln ist, hätte man schreiben können: citizen of Edinburgh and smuggler und übersetzen: Bürger von Edinburgh und Schmuggler.


    Ohne den Kontext des Buches ist das nicht so einfach zu übersetzen. Viele Feinheiten lassen sich erst erahnen, wenn man mit dem Stil des Autors vertraut ist und den Rest der Geschichte kennt und dann eben weiß, ob Mungo nur ein kleines Schmugglerlicht oder wirklich der Chefschmuggler der Stadt ist.


    Saskia

  • Zitat

    Original von Sasdi


    Es klingt so, als sei er der einzige, beste, oberste Schmuggler der Stadt. Als hätte er quasi das Schmuggelmonopol. Dem am nächsten käme dann vielleicht die Übersetzung: Mungo Tennant, Bürger und Schmuggler der Stadt Edinburgh.


    So ähnlich hab ich das auch gemeint, du hast es aber viel besser formuliert, sasdi :anbet :-)

  • Glücklicherweise haben wir keinen SPO-Zwang! Auch wenn das natürlich das Erlernen der deutschen Sprache nicht gerade erleichtert... (Pelican liest gerade die deutsche Übersetzung eines amerikanischen Originals und ist genervt wegen der ständig gleichen Satzstellung)


    Aber mal noch eine andere Frage:
    Wie gehen Übersetzer eigentlich im Bereich der Fantasy mit neuen Wortkreationen um?

  • Zitat

    Original von Grisel
    Ich habe ein Monster erschaffen! :wow
    :lache


    Oh my .... wenn ich ueberlege wieviel Zeit und Gedanken ihr bis jetzt in diesen EINEN Satz gepackt habt!!! Wie sollte da ein normaler Uebersetzer je ein ganzes Buch "originalgetreu" fertig bekommen ??????????????????

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Muffin und Sasdi - guter Punkt!


    Zitat

    Original von Beatrix
    Oh my .... wenn ich ueberlege wieviel Zeit und Gedanken ihr bis jetzt in diesen EINEN Satz gepackt habt!!! Wie sollte da ein normaler Uebersetzer je ein ganzes Buch "originalgetreu" fertig bekommen ??????????????????


    Eben... ;-)

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  • Bei der Übersetzung der englischen Anrede "you" liegt es sicherlich im Ermessen des Übersetzers, ob er das mit "Sie" oder "du" übersetzt.


    Wenn aber in einer Krimireihe mit eindeutiger Chronologie sich zwei Hauptfiguren in Teil 7 und 8 duzen und in Teil 9 beim nächsten Übersetzer wieder siezen, dann finde ich das ärgerlich...


    Übersetzen ist sicherlich kein einfacher Job, und wenn er dann noch schlecht bezahlt wird, kann ich mir schon vorstellen, dass man die Arbeit möglichst schnell erledigen möchte... Aber bei einer Reihe sollte man vielleicht doch mal kurz in den Vorgängerband reinlesen?
    Außerdem ist der Übersetzer wohl nicht der Einzige, der das Buch vor Drucklegung liest. Auch die Lektoren hätten da ja vielleicht mal drauf stoßen können...


    Es geht übrigens um die Kay Scarpetta-Reihe von Patricia Cornwell. Ich habe gerade mal bei Amazon nachgesehen, dass die ersten 10 Bücher von mind. 8 unterschiedlichen Übersetzern übersetzt wurden :yikes Kann sowas gut gehen?

  • Nicht speziell zum Thema Buchübersetzung, sondern allgemein:
    Unser (zugegeben kostengünstig erstandener) DVD-Player hat "no disc" mit "nein disk" übersetzt.
    Bitte?!? Da kann man doch aus der Haut fahren! Das ist ja grausam!
    Für mich jedenfalls, gerade so ein kurzer Text der einem bei jedem Einschalten des Players ins Auge springt.
    (Das erinnert mich auch an unseren Schulbeamer, bei dem jedesmal
    "Säbern Sie bitte Filter" beim Hochfahren des Computers steht, kein Übersetzungs-, aber ein gravierender Schreibfehler - warum säbern die den Filter nicht mal, damit dieser Schriftzug endlich verschwindet?)
    :rofl

  • Hallo Eulen


    Was mich am meisten bei den Übersetzungen stört , das der Originaltitel
    des Buches meistens garnicht genommen wird oder es kommt ein ganz
    neuer Buchtitel zum Vorschein , der mit dem Inhalt des Buches fast nichts
    zu tun hat .
    Schade eigentlich ,aber ich schätze mal das auch ein Mitspracherecht des Verlages ziemlich ausschlaggebend ist !


    Immerhin muss so ein Buchtitel auch was hergeben , worauf der Kunde anspringen soll !


    L.G. teufelchen :write

  • Naja, wenn man bedenkt, dass schon der Originaltitel des Buchs oft/meist nicht vom Autor stammt, sondern von der Marketing-Abteilung des Verlags, dann finde ich das nicht weiter schlimm. Da hat der Verlag, der die Übersetzung herausgibt, sogar die Chance, es besser zu machen. ;-)


    Und gerade Titel sind schwer zu übersetzen, denn es steckt ja meistens nicht nur Inhalt, sondern auch Klang drin, der seine eigene Bedeutung hat. Da greift eine Übersetzung, die nur inhaltlich den Originaltitel wiedergibt, zu kurz (bestimmt schon mal zitiertes Beispiel: "Pride and prejudice" --> "Stolz und Vorurteil"). Auch wenn man meint, der Titel sei doch "wörtlich" übersetzt, fehlt da eine ganze Menge.

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  • Das wird immer so sein. Sprachen lassen sich nicht 1:1 ineinander übertragen. Da schwingt in jedem Wort was mit, was die andere Sprache so *nicht* hat, ein Klang, eine Nebenbedeutung, eine Wortspielerei, eine Assoziation.


    Deshalb ist es ja so verführerisch, wenn man eine mehrsprachige Familie hat, immer genau das passende Wort zu nehmen, egal, aus welcher Sprache es stammt. Man hat dann zwar passgenau das gesagt, was man sagen wollte, und es kommt beim Gegenüber auch so an - aber man kauderwelscht. Die Begriffe haben in den verschiedenen Sprachen eine unterschiedliche ... Qualität.


    Eine Übersetzung kann noch so genial gemacht sein, es ist und bleibt immer die zweitbeste Lösung.


    Man braucht nicht mal eine Fremdsprache zu sprechen, um das nachfühlen zu können - ein Dialekt reicht. Die plastischsten und farbenfrohsten Beleidigungen aus der heimatlichen Mundart sind nie und nimmer verlustfrei ins Hochdeutsche zu übertragen. (An die Schwäbischen Landsleute: Sagt mir ein hochdeutsches Wort, das alles subsummiert, was der Schwabe unter einer "Bähmull(a)" versteht.)


    Irgendwo hab ich dieser Tage gelesen, Poesie sei das, was bei einer Übersetzung auf der Strecke bleibt. Auch da ist leider oft was dran. Notgedrungen.

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

  • Zitat

    Original von Vandam
    Irgendwo hab ich dieser Tage gelesen, Poesie sei das, was bei einer Übersetzung auf der Strecke bleibt. Auch da ist leider oft was dran. Notgedrungen.


    Ach, es gibt auch diesen frustrierenden Spruch, dass die Übersetzung wie die Rückseite eines Teppichs ist, ohne Flor, mit blasseren Farben und womöglich noch Knoten, während das Original die strahlende Vorderseite ist. Ich krieg nicht genügend davon zusammen, um es beim Googeln zu finden.


    Aber dann gibt es auch Fälle, in denen Autoren voll des Lobes zu einem kommen und sagen, sie hätten die Übersetzung gelesen, und man hätte das viel schöner ausgedrückt, als es ihnen in ihrem Original gelungen wäre. Die sind schließlich auch nur Menschen, die nicht immer alles perfekt so getextet kriegen, wie sie es in ihrem Kopf haben, und wenn der Übersetzer ein guter Textprofi ist, dann kann er einiges geradebiegen.


    Klar klappt das bei literarischen Texten wohl nur selten, aber es kommt vor. Donna Leons deutsche Übersetzerin ist so ein Fall (hab ich hier irgendwo schon mal geschrieben). Und ich behaupte mal, eine englische Übersetzung von Andreas Eschbach dürfte auch besser hinzukriegen sein als das Original...


    Es gibt gar nicht sooo viele Texte, auch nicht Romane, bei denen die Poesie so komplex ist, dass sie in der Übersetzung nicht wiedergegeben werden könnte. "Könnte", denn allzu oft wird eine Übersetzung so schlecht bezahlt, dass kaum ein Übersetzer es sich leisten kann, genügend Aufwand zu treiben, um eine entsprechende Qualität zu produzieren. (Siehe Vandams Zitat oben: "Notgedrungen.")

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  • Ich hab selber mal als literarischer Übersetzer gearbeitet - ich kenne den Klamauk.


    Heute adaptiere ich mitunter Werbematerialien aus dem englischsprachigen Markt für den deutschsprachigen. Das ist weder Literatur noch Poesie, aber die Probleme sind vielfach dieselben. Es wird nur wesentlich besser bezahlt ...

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    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner