Übersetzungen und Übersetzer

  • Da auch mein Englisch nicht gut genug ist, um ein Buch vollkommen entspannt zu lesen und dabei die Feinheiten auch richtig zu verstehen (von Französisch und italienisch mal ganz abgesehen), bin ich auf Übersetzungen angewiesen.


    Immer mehr fällt mir auf, dass manche Übersetzer hahnebüchern übersetzen und meine Wahl fällt immer mehr auf deutsche Übersetzer/innen, die sich wenigstens in der deutschen Sprache heimisch fühlen.
    Wieviel bei denen dann verloren geht, weil sie die andere Sprache doch nicht ganz so perfekt beherrschen kann ich natürlich nicht beurteilen.


    Was ist denn Euer Eindruck? Welche Übersetzer sind den besser, die Deutschen, oder die landessprachlichen?
    Interessieren würde mich vor allem die Meinung der Leute hier , die z.B. englisch so schnell und gut lesen, wie andere deutsch!


    lg Bea

  • Als ein in Dortmund geborener Brite (Schotte),denke ich mal das deutsche eine Übersetzung besser hinbekommen als andere.Denn für mich ist deutsch die am schwersten zu lernende (und somit auch schwer zu übersetzende) Sprache.Man braucht sich nur einige Betriebsanleitungen ansehen.
    Mal davon abgesehen das es Leute gibt ,die den Fehler machen vom z.B. englischen ins deutsche Wort für Wort zu übersetzen.


    Gruss Benny :wave

  • Die grundsätzliche Frage, welche ÜbersetzerInnen besser sind, lässt sich ganz klar beantworten: Bei einem Text, bei dem die sprachliche Qualität wichtig ist, kann nur jemand eine gute Übersetzung machen, der in seiner Muttersprache schreibt. Du wirst es also in der Belletristik oder überhaupt bei Büchern kaum finden, dass die Übersetzer keine Muttersprachler sind. Bea , mich würde interessieren, bei was für Büchern das anders war, sodass du da jetzt eine Auswahl vornimmst?


    Dass umgekehrt eine deutsche Muttersprache noch keine Garantie für eine gute Übersetzung ins Deutsche darstellt, ist dann ein anderes Thema. Da spielt dann aber nicht nur das Können des Übersetzers eine Rolle, sondern auch das Budget und die Zeitplanung des Verlags - je billiger und schneller das Ganze produziert werden muss, um so stiefmütterlicher kommt die Übersetzung weg.

    Surround yourself with human beings, my dear James. They are easier to fight for than principles. (Ian Fleming, Casino Royale)

  • MaryRead


    So direkt parat habe ich jetzt kein Buch, wo mir das so sehr aufgefallen ist. Bei Mankell ist es mir aufgefallen, dass seine Bücher schelcht übersetzt sein müssen, denn solche Sätze schreibt kein normaler Mensch.
    Aber es gibt noch bessere Beispiele, ich muss erst mal nachstöbern und melde mich dann noch einmal!


    lg Bea

  • Also, ich kann mich bisher nicht beschweren, was die Übersetzungen angeht. Das Einzige was ab und an nervt ist, wenn die Übersetzer wechseln und dann aus einen "Bruenor Streithammer" ein "Bruenor Heldenhammer" wird.... aber das sind Kleinigkeiten.
    Lobend erwähen möchte ich an dieser Stelle den Übersetzer der Scheibenwelt Romane, Andreas Brandhorst, der sehr gute Übersetzungen abliefert!



    Ich hätte da aber noch eine andere Frage:
    Und zwar schreibe ich gerade an einem Manuskript für ein Comic, dieses Manuskript soll an französische und belgische Verlage verschickt werden und zwar in französisch. Kann mit jemand sagen, wer das professionel übersetzen und was das kosten kann?

  • Bei dem Buch "Der Schatten des Windes" hatte ich auch den Verdacht, dass der Übersetzer kein Muttersprachler ist. Der Name "Peter Schwaar" klingt allerdings schon deutsch ... :wow


    Die Übersetzung des Buches ist jedenfalls dermaßen schlecht, dass ich nach ca. 200 Seiten aufgehört habe zu lesen. Könnte ich spanisch, würde ich mir das Buch im Original vornehmen.


    Ansonsten bin ich in letzter Zeit dazu übergegangen, Bücher im Original zu kaufen, sofern die Originalsprache englisch ist. Ich kann nur jedem raten, das einmal zu probieren. Anfangsschwierigkeiten sind normal, auch ich dachte erst, ich könne niemals ein Buch auf englisch wirklich entspannt lesen. Inzwischen flutscht es aber richtig. :-]

  • Ich habe mich immer gewundert, wieso meine Schwester, die Amerikanistik studiert, von gewissen Büchern sooooo schwärmte. Denn ICH hab darin selten was Geniales entdeckt - bis ich dann begonnen habe, Bücher in englischer Originalsprache zu lesen. Zugegeben - am Anfang wars mühsam und ich hab mich schrecklich an die Schulzeit und das gelbe Langenscheidt-Wörterbuch erinnert gefühlt. Aber - mit der Zeit läufts immer besser und ES LOHNT SICH!
    Ich arbeite auch mit einem Engländer zusammen, der mir gelegentlich hilft. Er sagt auch, dass es schwer ist, manchmal die richtige Deutsche Formulierung zu finden, weil es, wenn es einmal Englisch auf dem Blatt steht, einen Sinn macht, der gar nicht übersetzt werden kann.
    Ich denke, das Problem ist: die allermeisten Übersetzer sind eben keine Literatuen. Das liegt zum einen am persönlichen Interesse, zum anderen an der Ausbildung. Man kann den Übersetzern eigentlich keine Vorwürfe machen - den Verlagen allerdings schon. Statt permanent NUR auf das Geld und das günstigste Angebot zu schauen, sollten sie nach GUTEN Übersetzern suchen. Die meisten Übersetzer sind Freiberufler, allermeistens Frauen, allerallermeistens in der Babypause...HALT, auch und gerade die können eine Menge leisten - aber es gibt darunter wie in allen freiberuflichen Branchen eben auch solche, die günstige Preise bieten und die nur deshalb gebucht werden, nicht, weil sie die besten der Branche sind.

  • Zitat

    Original von keinkomma
    Statt permanent NUR auf das Geld und das günstigste Angebot zu schauen, sollten sie nach GUTEN Übersetzern suchen. Die meisten Übersetzer sind Freiberufler, allermeistens Frauen, allerallermeistens in der Babypause...HALT, auch und gerade die können eine Menge leisten - aber es gibt darunter wie in allen freiberuflichen Branchen eben auch solche, die günstige Preise bieten und die nur deshalb gebucht werden, nicht, weil sie die besten der Branche sind.


    ... und selbst die guten ÜbersetzerInnen können es sich nicht leisten, so viel Arbeit in ein Buch zu stecken, wie es für eine gute Übersetzung nötig wäre, weil sie dann keine Chance haben, ihren Lebensunterhalt damit zu verdienen.


    Und das "Lebensunterhalt verdienen" ist im Bereich Belletristik ohnehin schon schwierig bis unmöglich. Vor ein paar Wochen habe ich einen kleinen Einblick in die "Belletristik-Übersetzer-Szene" bekommen und war absolut entsetzt, wie schlecht da bezahlt wird. Dabei waren die Leute, die ich da kennen gelernt habe, zum Teil richtig gut.

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  • Als freiberufliche Übersetzerin muss ich mich hier natürlich auch zu Wort melden.
    Ich übersetze allerdings keine Bücher, sondern alle möglichen Texte für Firmen, Stadtverwaltungen, Touristik, Websites und auch so manche Bedienungsanleitung.
    Auch habe ich das Übersetzen nicht studiert, sondern bin durch meinen vierjährigen Hollandaufenthalt da so reingerutscht. Inzwischen lebe ich jedoch davon und es macht mir enorm Spaß.
    Übrigens arbeiten alle Übersetzungsbüros für die ich arbeite mit 'native speakern'. Das heißt man übersetzt immer in seine Muttersprache. Das ist auch sinnvoll, denn die Sprache in die man übersetzt, die muss man am besten beherrschen.
    Wie schwierig es ist eine gute Übersetzung zu machen, habe ich erst gemerkt, als ich selbst damit anfing. Man muss ständig einen guten Mittelweg zwischen wörtlicher Übersetzung und guter/schöner Formulierung finden. Übersetzt man zu wörtlich hat man zwar den Inhalt gut rübergebracht, aber das Deutsch klingt schauderhaft. Versucht man schön zu formulieren, kommt man unter Umständen zu weit vom Original ab. Bei einer literarischen Übersetzung sollte man wohl ziemlich frei übersetzen. Es ist wichtiger den Text nur sinngemäß aber dafür 'schön' zu übersetzen. Ein Übersetzer von Literatur sollte idealerweise selbst Schriftsteller sein und dementsprechend gut mit der Sprache umgehen können.
    Das Schlimmste für eine Übersetzung ist in der Tat Zeitdruck. Im Prinzip muss man eine Übersetzung mindestens einen Tag liegen lassen und dann nochmal mit frischen Augen durchgucken. Das gilt für kurze Texte. Bei einem Buch würde ich sagen, dass man das mal ein/zwei Wochen liegen lassen und dann nochmal durchlesen sollte. Außerdem sollte es von mindestens noch einer anderen (muttersprachlichen) Person durchgelesen werden. Ich weiss nicht genau wie es beim Buchübersetzen zugeht, habe aber gehört, dass es relativ schlecht bezahlt ist und oft unter starkem Zeitdruck stattfindet. Von daher staune ich manchmal, wie relativ gut die meisten Übersetzungen doch sind.
    Deshalb freue ich mich über eine richtig gute Übersetzung und genieße sie, eine mittelmäßige Übersetzung dagegen entschuldige ich und mache mir klar, dass jede Übersetzung ein Kompromiss ist. Richtig schlechte Übersetzungen dagegen sind wirklich ärgerlich, aber zum Glück auch ziemlich selten.


    Falls hier schonmal jemand ein Buch übersetzt hat, würde ich gerne mal Erfahrungen austauschen. Eine Buchübersetzung (ohne Zeitdruck) würde mich auch mal interessieren.


    Saskia

  • Ich möchte an dieser Stelle, fast off topic, einfügen, dass ich bei jedem nichtdeutschsprachigen Buch, dass sich schön gelesen hat, auch bewundernde Gedenkminuten an den oder die ÜbersetzerIn einlege.


    Vielleicht ist es Einbildung, aber kann es sein, dass manche Verlage da sorgfältiger vorgehen? Dtv ist mir nämlich sehr positiv aufgefallen, btb dagegen sehr schlecht (es gibt nichts Grausigeres als Murakamis "Mister Aufziehvogel", der anscheinend vom Japanischen ins Englische und erst von dort ins Deutsche übersetzt wurde und alles an Fehlern bietet, was man sich nicht wünscht...)

    Wenn ein Kopf und ein Buch zusammenstoßen und es klingt hohl, ist das nicht allemal das Buch.
    Georg Christoph Lichtenberg

  • Zitat

    Original von Bea
    MaryRead


    So direkt parat habe ich jetzt kein Buch, wo mir das so sehr aufgefallen ist. Bei Mankell ist es mir aufgefallen, dass seine Bücher schelcht übersetzt sein müssen, denn solche Sätze schreibt kein normaler Mensch.
    Aber es gibt noch bessere Beispiele, ich muss erst mal nachstöbern und melde mich dann noch einmal!


    lg Bea



    Bei Mankell gebe ich dir recht. Ich habe mal ein Buch von ihm parallel auf Schwedisch und Deutsch gelesen und mich nicht mehr über die seltsamen Sätze gewundert. In diesem Fall wurde oft wirklich der schwedische Satz 1:1 ins Deutsche übersetzt, inklusive Satzbau. Allerdings sind die Mankell Bücher von völlig unterschiedlichen und unterschiedlich guten Übersetzern ins Deutsche übersetzt worden.

  • Zitat

    Original von Taschenbuch
    Murakamis "Mister Aufziehvogel", der anscheinend vom Japanischen ins Englische und erst von dort ins Deutsche übersetzt wurde und alles an Fehlern bietet, was man sich nicht wünscht...)


    ...bei ganz vielen Übersetzungen scheint es so zu sein, dass da einer ein Programm drüberlaufen ließ - deutsch-scheizerdeutsch-japanisch und wieder zurück...
    Um mal eine Lanze für die Übersetzer zu brechen: es gibt SEHR GUTE Übersetzer!!! Und es gibt ja auch zwei oder drei Übersetzerpreise, die quasi parallel zu Literaturpreisen vergeben werden. Wenn ich mich nicht täusche (aber das müssten die Übersetzer selbst beantworten) gibts in den letzten paar Jahren einen Wandel zum positiven, dass - eben auch durch solche Preise - die Arbeit besser gewürigt wird. Bleibt nur zu wünschen, dass das beim Honorar auch so ist.
    Ich hab, glaub ich über Philip Djian, einen Bericht gesehen, da gings auch um die deutschen Übersetzungen der Bücher und ich meine mich zu erinnern (laaang ists her!), dass der Übersetzer und er sich mehrfach persönlich getroffen haben, um die Bücher zu besprechen.

  • Bei Mankell hatte ich mal ueberlegt, ob es an der Uebersetzung liegen koennte, dass er hier nicht sonderlich bekannt ist. Ich hab die meisten Titel von ihm auf englisch gelesen und nur zwei (Hunde von Riga, Der Chronist der Winde) auf deutsch. Ich fand aber, dass sich der Stil in beiden Sprachen sehr aehnlich anfuehlte. Erklaeren kann ich es nicht wirklich, ist wirklich mehr eine Gefuehlssache fuer mich.


    Ich selber bin im uebersetzen uebrigens grauenhaft. Dabei ist mein englisch inzwischen bei Muttersprachenniveau (Muttersprache bei mir ist deutsch), gerade im schriftlichen. Es ist wirklich eine besondere Kunst, die ich nur bewundern kann.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Zitat

    Original von Beatrix
    Ich selber bin im uebersetzen uebrigens grauenhaft. Dabei ist mein englisch inzwischen bei Muttersprachenniveau (Muttersprache bei mir ist deutsch), gerade im schriftlichen. Es ist wirklich eine besondere Kunst, die ich nur bewundern kann.


    Du bist nicht die Erste, von der ich das höre, Beatrix - gerade Leute, die zwei Sprachen sehr gut beherrschen, wissen, dass man damit noch nicht automatisch auch gut übersetzen kann. Ein Kollege von mir hat es mal versucht - wir selber ertranken in Arbeit, er war der Fachmann in der Zielsprache, und da hat er angeboten, den kurzen Text, um den es ging, "schnell" selbst zu übersetzen. Seither hat er noch grösseren Respekt vor uns. ;-)


    An der Uni habe ich das ähnlich erlebt. Die eine der beiden Sprachen, die ich studiert habe, habe ich an der Uni praktisch neu angefangen zu lernen. Neben mir sassen "Gastarbeiterkinder", die sowohl Deutsch als auch ihre Muttersprache beherrschten. Am Anfang bin ich fast verzweifelt - wie sollte ich jemals so gut werden wie die?! Am Ende stellte sich heraus, dass Sprachkenntnisse nicht alles sind - ich hatte in meinen Übersetzungen (jedenfalls ins Deutsche, teils aber auch in die Fremdsprache) bessere Noten als viele der "perfekt Zweisprachigen".


    keinkomma , ich kenne mich in der Literaturübersetzerszene nicht aus, daher kann ich zu den Übersetzerpreisen nichts sagen. Allerdings ist es tatsächlich so, dass es inzwischen einen Studiengang "Literaturübersetzen" gibt (ich glaube, in München als Aufbaustudiengang und in Düsseldorf als grundständiger Studiengang; in der Schweiz soll jetzt Ähnliches eingerichtet werden) und z.B. in Nordrhein-Westfalen gibt es ein u.a. staatlich gefördertes Übersetzerparadies in Gestalt des Europäischen Übersetzer-Kollegiums. Bleibt nur zu hoffen, dass die Verlage das honorieren... bzw. die LeserInnen. Dabei gibt es aber sicher auch noch mal einen Unterschied zwischen Fast-Food-Büchern und Gourmet-Literatur.


    Wer "Werkstattluft" schnuppern möchte, schaut sich vielleicht mal dieses Buch hier an - Grass-Übersetzer berichten über ihre Arbeit und über ihre Begegnungen mit dem Autor. Ich muss allerdings gestehen, dass ich's selbst noch nicht gelesen habe.

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  • Übersetzte Bücher müßten eigentlich teurer sein als muttersprachliche, denn das Übersetzen ist wirklich eine gigantische Leistung und erfordert ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen in das Denken und Fühlen des Autors.


    Auf dem deutschsprachigen Markt gibt es ja inzwischen nahezu mehr Veröffentlichungen aus dem englischsprachigen Raum als ursprünglich deutschpsrachige. das allermeiste davon sind massenmarkt-Publikationen. Und dennoch läßt ein Großteil der Übersetzungen sehr zu wünschen übrig.
    Das Angebot an Übersetzern ist sehr groß, was dazu führt, daß diese Arbeit schlecht bezahlt wird. Das bedeutet, daß Übersetzer meist sehr viel schneller arbeiten müssen, als sie wollen, weil sie ja selbst wissen, wie anspruchsvoll ihre Arbeit ist.


    Besonders aufgefallen ist mir das Problem zuletzt bei Audrey Niffeneggers The Time Traveller's Wife -- im Original ist das wirklich Literatur, die Autorin jongliert mit Sprachebenen, mit den unterschiedlichen Lebensaltern ihrer beiden Hauptfiguren auch auf stilistischer Ebene. Man erlebt beide Figuren immer wieder neu, und erst nach und nach setzt sich während der Lektüre aus all den Fragmenten ein Bild zusammen.
    Leider wird genau das in der deutschen Übersetzung immer wieder ausgebügelt, um ein "massenmarkttaugliches Produkt" daraus zu machen. Der eigentliche wundervolle Reiz des Buches, das Entdecken dieser beiden Menschen, diese an kubistische Bilder (Georges Braque, Lionel Feininger, Pablo Picasso u.a.) erinnernde Erzählweise, geht weitgehend verloren.
    Ich möchte das nicht primär der Übersetzerin anlasten -- in großen Publikumsverlage ist das nun mal Programmpolitik und ein großer Teil der Buchkäufer honoriert die "Vermassenmarktung" der Literatur ja auch. Da sind Übersetzern als "abhängigen Zulieferbetrieben" der Branche schlichtweg die Hände gebunden.


    Traurig finde ich es trotzdem. :-(

  • Ich hab ein Buch -bzw. zwei, weil Piper ja mal wieder meinte, das Original-Buch auf zwei Teile aufteilen zu müssen :fetch, da ist die deutsche Übersetzerin zwar ihrer Muttersprache mächtig, obwohl ich das hin und wieder auch angezweifelt habe, aber leider hat sie das den Originaltext nicht verstanden. :wow


    Die Autorin wollte eine Gesellschaft schaffen wollte, in der es keine Unterschiede zwischen Männern und Frauen gibt und deshalb sind alle Adelstitel, militärischen Titel und Jobbezeichnungen neutral (bzw. männlich), egal wer sie inne hat. Zum Beispiel gibt es eine "Duke Kassandra" oder die Tochter des Königs wird genau wie der Sohn als "Prince" bezeichnet und die Übersetzerin hat das einfach ignoriert und die üblichen männlichen und weiblichem Formen wieder eingeführt. Aber auch nicht konsequent - manchmal ist sie auch durcheinander gekommen und hat an Stellen, wo es "the prince" und "she" heissen muss, nicht "die Prinzessin" und "sie" daraus gemacht, sondern "der Prinz" und "er".


    Und hin und wieder fehlen in Sätzen Verneinungen oder sind zuviel, so dass der Satz keinen Sinn mehr macht. Ich bezweifle, dass sie sich noch mal durchgelesen hat, was sie fabriziert hat. :fetch


    Das war wirklich die allerschlechtestes Übersetzung, die ich jemals gelesen habe. :wow
    .

  • Hallo,


    mittlerweile lese ich gerne die Originale.


    Das Thema Übersetzen beschäftigt mich sehr, weil ich dahin kommen möchte. Und es ist einfach spannend das Original zu lesen, und dann das Deutsche.


    Ich frage mich,z.B hätte ich es auch so formuliert, oder wie würde ich es schreiben.


    Ich denke es ist nicht leicht, heutzutage gerade mit literarischen Übersetzungen Geld zu verdienen. Und dann harte Wettbewerb.



    Liebe Grüße
    Zofie :wave

  • Hi!


    Tragisch wird es eben - offenbar wie bei Niffenegger - wenn die Sprache im Original vom Autor als Stilmittel eingesetzt wird, oder er/sie mit der Sprache wie auf einem Instrument spielt und du zeitweise nur noch so :anbet dasitzt und das beim deutschen dann halt leider fehlt. Und noch schlimmer, wenn man sich fragen muß, welches Deutsch der Übersetzer da verwendet, weil man selbst für sowas im Deutschunterricht den Rotstift gesehen hätte.
    Ein Beispiel sind die alten rororo-Übersetzungen von Dunnett. Gerade jetzt liest ein Freund von mir "Das Königsspiel" und ich kämpfe um Dunnetts guten Ruf als Schriftstellerin.


    Hier das Beweis-Bsp., das ich ihm geschickt habe:


    Ein Beispiel von der allerersten Seite:

    Zitat

    "When the Sea-Catte came in, Mungo Tennant, citizen and smuggler of Edinburgh, knew nothing of these things or its passenger."


    Im Deutschen wurde daraus:

    Zitat

    "Als die Seekatze einlief, wußte Mungo Tennant, Bürger und Schmuggler zu Edinburgh, von dem Passagier an Bord nichts."


    1. Was ist das für eine Satzstellung?
    2. "Sea-Catte" ist ein Eigenname und sollte nicht übersetzt werden.
    3. Bürger und Schmuggler zu Edinburgh?
    4. Wo ist der Rest des Satzes, das "of the things or"?


    Und das ist nur ein einziger Satz aus einem dicken Buch.


    Es geht auch anders. Manchmal hat man übersetzte Bücher, die auch auf Deutsch einfach nur schön klingen. Das erfreut einen dann umso mehr. ZB die Baumeister-Trilogie von Edith Pargeter. Es geht also.


    Bye,


    Grisel

  • Die Erstellung einer deutschsprachigen Fassung endet nicht beim Übersetzer. Meistens wird der Text nochmals vollständig redigiert; die bei solchen Textredaktionen vorgenommenen Änderungen kriegen die Übersetzer häufig nicht einmal zu Gesicht.
    Je größer der Verlag, desto mehr Abteilungen sind an den einzelnen Schritten der Herstellung beteiligt. Weniger wichtige Publikationen (also alles, was kein Spitzentitel ist) geraten dabei in die Mühlen, manches auch offenkundig unter die Räder.

  • Grisel


    Hm - da spiel ich aber mal "devil's advocate":


    1. Die Satzstellung ist doch korrektes Deutsch? Vielleicht durch den Einschub ein bisschen sperrig zu lesen, aber das kann ja durchaus angemessen sein.
    2. Kommt drauf an, ob es ein "sprechender Name" ist, dessen Assoziationen wichtig sind. Es gibt ganze Abhandlungen über die Übersetzung von Katzennamen.
    3. Weshalb nicht "zu"? "citizen and smuggler of Edinburgh" soll vielleicht eine Ironie beinhalten, die sich im Deutschen durch eine solche Stilebene wiedergeben lassen könnte. Lässt sich ohne Kontext nicht beurteilen.
    4. Lässt sich ohne Kontext nicht beurteilen.


    Einzelne Sätze zu kritisieren ist immer problematisch. Selbst offensichtliche Übersetzungsfehler müssen im Zusammenhang beurteilt werden: Wie schlimm sind sie für das Buch als Ganzes? Da können scheinbare Kleinigkeiten auf einmal ganz wichtig werden (vielleicht dein Beispiel 4?) oder scheinbar grosse Klöpse irrelevant (vielleicht dein Beispiel 4?).



    Das Beispiel der "Frau des Zeitreisenden" (kenne ich selbst nicht) wäre eines, wo offenbar zwar viele Tiefen verloren gehen, aber die Übersetzung oberflächlich betrachtet womöglich sogar in Ordnung zu sein scheint. Das kann marketingtechnisch gewollt bzw. hinnehmbar sein - für LeserInnen, die sich einen Weg zum Original erhoffen, weil sie dessen Sprache nicht lesen können, ist es extrem schade. :-(



    (Seekatze? was ist das für ein Tier? womöglich eine Meerkatze? :grin)

    Surround yourself with human beings, my dear James. They are easier to fight for than principles. (Ian Fleming, Casino Royale)