Zu diesem Buch:
Nach dem Tod ihrer Mutter erfahren die drei Geschwister Pierre, Claude und Clara, dass sie ihr Erbe nur unter einer Bedingung antreten dürfen: Sie müssen zusammen auf dem Jakobsweg von Puy-en-Velay nach Santiago de Compostela pilgern – und das dauert zweit Monate. Doch der Workaholic Pierre, der Langzeitarbeitslose Claude und die griesgrämige Lehrerin Clara hassen sich, so wie sie auch das Pilgern hassen. Aber das Erbe lockt, und sie machen sich auf den Weg. Sie finden sich in Puy-en-Velay zusammen und treffen dort ihren Führer, den braungebrannten Guy, und fünf weitere illustre Pilger, mit denen sie unterwegs sein werden. Nach zwei Monaten Pilgern ist nichts mehr so, wie es war...
Über die Autorin verrät das Buch unter anderem Folgendes:
Coline Serreau, geboren 1947 in Paris, ist Filmemacherin und Schriftstellerin. Sie hat bei mehreren Spielfilmen Regie geführt und die Drehbücher dazu geschrieben.
Meine Gedanken zu dem Buch:
Der Inhaltsangabe ist eigentlich nicht viel hinzuzufügen, ohne zu viel von dem Buch zu verraten. Wie wohl die meisten Pilgerromane lebt auch dieses von den Unterschieden der handelnden Personen: Da sind einmal die drei Geschwister Clara, Claude und Pierre, seit Jahren zerstritten und die nur des zu erbenden Geldes wegen diese Pilgerreise unternehmen. Ich muss gestehen, Clara und Pierre sind mir überhaupt nicht sympathisch – auch nach Beendigung des Buches habe ich nicht die geringste Neigung, diesen beiden jemals begegnen zu wollen. Elsa und Camille, zwei junge Mädchen, und Mathilde, auf endgültige Heilung vom Krebs hoffend, begeben sich auf den langen Weg. Geführt wird die Gruppe von Guy, den der Klappentext so nett „braungebrannt“ nennt, und der den latenten Rassismus Pierres immer wieder zu spüren bekommt. Und natürlich sind Said und sein Vetter Ramzi (meine Lieblingsfigur dieses Romans) dabei.
„Hinreißend komisch“ soll Hape Kerkeling zu dem Buch gesagt haben, so steht es zumindest auf der Rückseite des nur 233 Seiten starken Romans.
Es gibt einige für meinen Geschmack hinreißende Szenen in dem Buch, so zum Beispiel die erste („richtige“) Unterrichtsstunde für Ramzi (Seite 140) oder die improvisierte Fete in dem Klassenraum (Seite 153). Hinreißend auf jeden Fall finde ich Ramzi, seine ganze Art, sein Reden und Handeln. Auch einige komische Szenen bietet das Buch, allerdings blieb mir das Lachen doch hin und wieder im Halse stecken. Beispielhaft möchte ich hier die Szene in der Sakristei nennen (Seite 49 ff.), in der von den Nonnen die Gebete der Pilger auf „politisch korrekte Sätze“ getrimmt werden.
Ich hatte einige Probleme mit den ständigen Streitereien Claras und Pierres. Ich hatte sehr große Probleme mit dem Rassismus und der „Großkotzigkeit“ (Pardon für das Wort, aber es trifft meiner Meinung nach ziemlich genau) Pierres. Diese beiden Personen sind mir schlichtweg von Herzen unsympathisch, daran konnten auch die letzten 40, 50 Seiten nicht mehr viel ändern – und leider haben mir die beiden auch den Spaß an der Lektüre ein wenig verdorben, auch wenn ihre Charaktere vielleicht notwendigerweise genau so dargestellt werden mussten.
Ich bin mir nicht sicher, wem ich das gerade Geschilderte in Rechnung stellen soll: der Autorin oder der Übersetzerin? Unsympathische Figuren gibt es ja nun in fast jedem Buch (und das muss ja auch so sein), aber die Frage ist doch eigentlich die: Woran liegt es, wenn ich mit einigen der handelnden Personen so wenig warm werde, dass schon etwas anderes mich am Buch fesseln muss, um die Lektüre nicht abzubrechen? Die Antwort auf diese Frage (so sie sich für andere stellt) muss jeder Leser für sich selber finden - meine jedenfalls hört eindeutig auf den Namen „Ramzi“. Für diese Figur verzeihe ich auch den einen oder anderen Kommentar der Autorin, den ich in der von ihr gewählten Art und Weise in einem Roman nicht unbedingt lesen will, auch wenn ich ihr in der Sache vielleicht zustimme.
Viel versprochen, einiges nicht gehalten, das ist für mich das Fazit dieses Buches.
Sechs Punkte und ein Bonus für meinen ganz persönlichen Liebling, macht summa summarum sieben Punkte für „Pilgern auf Französisch“.
Das Buch stelle ich bei den Wanderbüchern ein, weil mich die Meinung anderer Leser gerade zu diesem Buch sehr interessiert.