Sedimentgesteine im Gelände - Dorrik A. V. Stow

  • Bill Bryson ist schuld. Wegen ihm habe ich beim Abstauben meiner Steinesammlung einen genaueren Blick auf meine Fossilien geworfen. Eigentlich wollte ich ja nur wissen, aus was für Mini-Muschelschalen die Brocken bestehen, die ich aus dem tiroler Halltal zusammengesammelt hab, und wie alt das Zeug ist.
    Beides weiss ich noch immer nicht, aber dafür weiss ich jetzt was anderes nicht, von dem ich vorher noch nicht einmal entfernt wusste, dass ich es nicht weiss: nämlich, ob diese Steine Biosparit oder nicht doch etwa Biomikrit sind, das Vergleichsfoto spricht für Letzteres...
    Das Wissen, dass ich viel weniger weiss, als ich zuvor angenommen hatte, habe ich aus


    diesem Buch:


    Es lässt sich auch für relative geologische Laien und gelegentliche Hobby-Steinesammler wie mich sehr leicht lesen - Kunststück: es besitzt mehr einprägsame und gut beschriftete Bilder als eigentlichen Text.
    Nagut, zugegeben: beim ersten Auftauchen von Wörtern wie 'Diagenese' und 'Bioturbation' hab ich mal geschluckt und kurz geblinzelt, Dia-Bio-WAAS?, aber ein Blick in den Index und ein bisserl Blättern, und es wird alles schnell und eigentlich leicht verständlich erklärt.


    Das Buch macht klug, obwohl abgesehen von den Dolomiten - und naja, mit Einschränkungen Korsika - die Alpen nicht darin vorkommen, und ein Schwergewicht der Berg-Bilder im geographischen Amerika liegt. Aber das mehr oder weniger Facit der Klassifikation: So Gesteiner ähneln so Gesteinern überall auf der Welt.


    Das Geheimnis der Gewichtung der Vergleichsbilder aus dem Mittelmeerraum und dem anglophonen/englischen Raum lüftet sich bei näherer Betrachtung des Autors, denn


    der Autor, Dorrik A.V. Stow, ist Ph.D an der School of Ocean and Earth Sciences am National Oceanography Centre Southampton, und damit legt er sein Hauptaugenmerk auf marine Gesteinsbildungen, und macht demzufolge die meissten Fotos dort, wo er am Häufigsten ist... - gelegentlich mit den mächtige Felsformationen bestaunenden oder (wahlweise siesta haltenden) Studenten und Kollegen als Maßstab.



    Es ist das ideale Buch für jeden, der manchmal im Urlaub oder auf sonstigen Reisen so dasitzt und in die Landschaft schaut, und sich denkt: 'Hey, witzig! Diese Schichten haben Muster - möcht wissen, wovon das kommt.' Wenn man das gelesen hat, bzw die Bilder und Schemata angesehen hat, weiss man es.


    Und für den gezielt suchenden und fotographierenden Geologen hat es auf den letzten Seiten die Kartiersymbole, die man in seinem Feldbuch für die Skizzen verwendet, auf den Umschlagflügeln für die Schnellbeschreibung der Sedimente eine Checkliste und ein Korngrössenvergleichsschaubild sowie ein Lambert'sches und Wulf'sches Netz - und ganz wichtig: der widerstandsfähige Umschlag ist als Fotomesslatte (cm) samt Richtungs-Pfeil gestaltet.
    Wenn man das Buch - und einen abwischbaren Filzstift dabei hat, kann man seine Fotos gleich beim Machen nummerieren. Ein praktisches Gelände-tool, das manch archäologischen Prospektor, der eigentlich auch Quartärgeologie betreibt, neidisch macht.
    Der Sinn für's Praktische ist kein Wunder, stammt es doch aus dem Akademischen Verlag von Spektrum / aka Springer. (Warum das Buch jedoch ausgerechnet in Hong Kong gedruckt werden musste, ist mir nicht ganz eingegangen, der Rücktransport scheint billiger zu sein als die Beschäftigung hiesiger Druckereien...)


    Kaufentscheidend für mich war, dass die Region Umbria-Marche sehr oft auf den Fotos vorkam, denn von dort hab ich schon jede Menge Steine und Felsen-Fotos heimgeschleppt.
    Und so wie ich es bislang betrachtet habe, hat mich die Anschaffung im Vergleich zu anderen Gesteinsbestimmungsbüchern unglaublich glücklich gemacht: es ist nämlich verwendbar, und legt auch ein Augenmerk auf die Schichtung, und man weiss danach, welchen Teil des Berges man sich mit heim genommen hat, und wie er klassifiziert wird...

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

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