Fantasy/Phantastik-Bücher: zu wenig Fantasie drin?

  • Zu wenig oder zu viel Fantasie in Fantasy/Phantastik-Büchern? 0

    1. zu viel Fantasie (0) 0%
    2. genau richtige Menge an Fantasie (0) 0%
    3. zu wenig Fantasie (0) 0%

    Hallo alle miteinander,


    mir persönlich sind in vielen Büchern aus dem Bereich Fantasy/Phantastik einfach zu wenige Ideen drin, die ich nun wirklich dem Fantasie-Bereich zuordnen würde. Mit anderen Worten: Mir ist vieles noch "zu real" oder in manchen Fällen eben zwar an ein vergangenes Zeitalter angelehnt, aber dann eben noch nicht wirklich "fantastisch". Es gibt natürlich Ausnahmen. Aufgrund der Phantasiefülle haben mich zum Beispiel Harry Potter oder die Unendliche Geschichte sehr begeistert. Aber insgesamt ist in diesem Genre(s) für mich vieles, wo das Phantastische doch recht bescheiden bleibt oder nur bereits bekannte phantatische Ideen übernommen werden.


    Aus diesem Grund begann ich einst mit dem Schreiben. Ich wollte eine Geschichte/ein Romanuniversum erfinden, das wirklich sehr anders ist als das, was ich so aus Büchern kenne. Und das scheint mir auch gelungen zu sein, wenn ich an die Kommentare vieler Leser zu meinen Textauszügen denke. Nun habe ich aber auch die Erfahrung machen müssen, dass nicht wenige Leser so viel Phantasie, wie ich sie in meinem Werk einbaue, gar nicht wollen oder es ihre Vorstellung übersteigt (gemeint sind jetzt nicht 1000 verschiende Kreaturen oder sonstiger zweckfreier Infodump, sondern ein Maß an Fantasie, das clever mit der Handlung verwoben ist).


    Aber von meinem persönlichen Fall mal abgesehen: Wie empfindet ihr es im Allgemeinen? Ist in Büchern aus dem Bereich Fantasy/Phantastik eher zu wenig, eher zu viel oder genau die richtige Menge an "Phantasie" drin? Ich persönlich kann Lob von der Sorte "Der Autor hat eine ungewöhnliche Fülle von Phantasie" oft nicht nachvollziehen, wenn ich so was auf Buchrücken lese.


    Irritierte Grüße
    Annorra

  • Ich finde, die 'richtige' Phantastikmenge ist reine Geschmackssache.


    Persönlich mag ich realitätsnähere Geschichten lieber als solche, in denen zum Beispiel massenweise mit welterschütternder Magie um sich geworfen wird oder denen man anmerkt, dass der Autor geradezu krampfhaft etwas Neues erschaffen wollte, dabei aber nur altbekanntem ein paar neue Namen gibt. Allerdings leide ich auch, wie einige andere, an der Mittelalterfantasy-Müdigkeit - Mittlerweile habe ich schon so viele Geschichten aus dieser Pseudoepoche gelesen und ich freue mich über jeden Autor, der seinen Lesern ein alternatives Szenario serviert (auch gerne an andere Zeitalter angelehnt) und nicht nur den alten Käse wieder aufwärmt.

  • Ganz ehrlich?
    Für meinen Geschmack triefen einige (nicht alle) Fantasy-Bücher viel zu sehr vor irrealen, teilweise absurd phantastischen Auswüchsen. Als Beispiel seien die Bücher von Trudi Canavan genannt, oder die "The Banned and the Banished"-Saga von James Clemens. In beiden Fällen versuchen die Autoren auf Krampf, sich selbst und alles bisher Dagewesene mit jedem neuen Band aufs Neue zu überbieten. Das geht dann natürlich zu Lasten des verwirrten Lesers (und am Ende auch zulasten der Glaubwürdigkeit).


    Ich ziehe es vor, wenn sich der Autor auf ein eher gemäßigtes Grundkonzept seiner Phantasie-Welt festlegt und dann im Laufe der Geschichte (oder Geschichten) eisern daran festhält, wie auch ein Nicht-Fantasy-Autor an die Vorgaben unserer Welt gebunden ist.


    Gerade bei Harry Potter oder der Unendlichen Geschichte, die Annorra als Gegenbeispiele nennt, ist das mMn hervorragend gelungen.

    Logisch: Wer immer den anderen hinterherläuft, wird niemals Erster sein.

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Eny ()

  • Was das mit der Geschmackssache angeht, kann ich da nur zustimmen.Ich finde, in vielen Büchern ist viel zu wenig "Fantastisches" drin, in anderen sind manche Stellen total unrealistisch, denn ich finde, ein bisschen real sollte es schon sein.
    Aber zum Glück gelingt es meiner Meinung nach den meisten Autoren, die richtige Portion Fantasie im Buch umzusetzen. :-)
    Grüße, Rosi :wave

  • Also bsiher gab es nicht so viele Fantasy Romane, an denen ich etwas an dem Faktor Fantasy auszusetzten hatte.
    Außerdem kommt es ja auch immer irgendwie auf das Buch an und wie man selbst Lust hat.
    Ich glaube, dass kann man gar nicht so bestimmen. Trotzdem habe ich mal für "genau die richtige Menge" abgestimmt.

    Versuche zu kriegen, was du liebst, sonst bist du gezwungen, das zu lieben, was du kriegst
    :lesend"Herren der Unterwelt;Schwarzer Kuss" Gena Showalter

  • Ich finde die Frage ist total schwer zu beantworten, weil das von Buch zu Buch unterschiedlich ist. Wenn alles zu phantastisch ist, mag ich es eigentlich nicht so, aber wenn es zu real ist, braucht man ja kein Phantasie-Buch zu lesen. Aber wie gesagt, das ist von Autor zu Autor und Buch zu Buch verschieden, deswegen habe ich mich für "genau die richtige Menge" entschieden...

  • Eigentlich ist das nur ein ab und zu Genre von mir. Aber das was ich bis jetzt in die Richtung gelesen habe, war für mich immer mit dem genau richtigen Anteil Fantasy bestückt.

    Diese Eintrag wurde bisher 47 mal bearbeited, zultzt gerade ebend, wegen schwere Rechtsschreipfeler.

  • Also für mich war bis jetzt immer die richtige Menge an Fantasy in den Büchern, die gelesen habe. Es kommt bei mir aber auch immer ganz auf die Stimmung an... oft erkennt man ja schon vorher, wie fantaftisch ein Buch ungefähr ist und dementsprechend such ich mir das zu meiner aktuellen Stimmung passende Werk raus und bis jetzt hat das immer ganz gut gepasst.

    :wave Gruß Dany


    Die Wirklichkeit ist etwas für Leute, die mit Büchern nicht zurechtkommen.
    Leserweisheit

  • Ich sage immer,dass es einen Unterschied zwischen Fantasy und Fantasy gibt.
    Das bedeutet Eragon/Harry-Potter/Twilight/etc. ist ein anderes Fantasy wie Tintenherz/etc...
    Hört sich komisch an,ist aber so :-)

  • Ich finde manche Bücher sind von der Handlung und der Fantasy sehr einfach gestrickt, jedoch sehr spannend geschrieben... so gleicht es sich wieder aus

  • Ich denke, die Frage lässt sich nicht einfach mit ja oder nein beantworten, weil es einfach viel zu viele verschiedene gibt-sowohl mit "wenig" Fantasy als auch mit "viel".
    Ich lese je nach Stimmungverschiedenes. Mir gefallen Geschichten, die vor skurrilen Ideen nur so überquellen - z.B. die Bücher von Walter Moers -, aber ebenso les ich gern solche, die sehr an die Realität angelehnt sind -egal, ob Geschichte oder Gegenwart - und in die nur wenige Fantasy-elemente eingebunden sind. Solange mich die Geschichte nur überzeugt und fesselt :-]

  • Ich mag meine Fantasy so unfantastisch, wie möglich. Und wenn, dann bitte innovativ eingesetzt.
    Ich lese Fantasy weniger wegen dem fantastischen Element, sondern nur weil die AutorInnen in dem Genre relative Freiheit in Weltenbildung etc. haben. Mein Fokus ist dort - wie meistens - auf der Geschichte an sich, den Charakteren und deren Beziehungen untereinander. Magie brauche ich eigentlich gar keine.
    Aber, ich bin in der Hinsicht auch sicher eine eher ungewöhnliche Fantasy-Leserin.

  • Hallo Anorra,


    das ist eine interessante Diskussion. Wenn ich auf den Buchmarkt schaue, habe ich allerdings in der Tat den Eindruck, dass fuer jeden Grad an Fantasieintensitaet etwas dabei ist: Es gibt die Mittelalterwelten mit ein bisschen Magie (entweder a la Tolkien oder Marion Zimmer-Bradley), es gibt Urban Fantasy, das ist dann ein Gegenwartssetting, in das ein uebernatuerliches Element einbricht, und dann gibt es tatsaechlich zahlreiche wirklich fantastische Settings - die sind nur nicht so populaer, weil sie eben nicht mainstream sind.
    Wenn ich mal ein paar Empfehlungen aus meinem persoenlichen Buecherregal aussprechen darf, fuer Romane oder Romanwelten, die wirklich vollkommen phantastisch sind, dabei aber handwerklich auch hervorragend geschrieben:
    Die fernen Koenigreiche (und 3 weitere Folgebaende) / Allan Cole und Chris Bunch
    Das Spiel der Goetter - Zyklus (1.Band ist Die Gaerten des Mondes, inzwischen sind sie bei Band 12) / Steven Erikson
    Jhereg (und ca. 10 Folgeromane) / Steven Brust
    Ronin (und 3 Folgeromane) / Eric van Lustbader
    Kettenwelt-Chroniken (1. Band ist Scar Night, der 2. ist erschienen) / Alan Campbell


    Diese Welten sind eigenstaendig, neu, aber konzeptionell ungemein schluessig. Und die Andersartigkeit beschraenkt sich nicht auf den Landschaftsentwurf - er umfasst ebenso die Charaktere, Magie- und Goetterkonzepte oder ueberhaupt uebernatuerliche Elemente, Gesellschaftsformen und ueberhaupt das ganze Setting.



    Zitat

    Original von Annorra
    Nun habe ich aber auch die Erfahrung machen müssen, dass nicht wenige Leser so viel Phantasie, wie ich sie in meinem Werk einbaue, gar nicht wollen oder es ihre Vorstellung übersteigt


    Das ist immer so eine Gratwanderung. Um einen Leser zu fesseln, muss man ihn emotional packen und in die Geschichte hineinziehen, und das funktioniert nur, wenn er bekannte Elemente vorfindet, an denen er sich orientieren und im Idealfall mit ihnen identifizieren kann.
    Die Kunst besteht also darin, eine fantastische Welt zu erschaffen, sie aber mit vertrauten Elementen zu durchsetzen. Insbesondere die Protagonisten sollten genuegend menschliche Zuege an sich haben, dass der Leser ihnen noch folgen kann.
    Ich liebe eigentlich abgefahrene Fantasy, habe aber mal ein Buch von einem eigentlich namhaften Autor in der Hand gehabt, in dem er seine Fantasy-Welt mit Protagonisten bevoelkert hat, die blaue Haut und gruenes Blut haben und auch sonst eher aussehen wie zweibeinige Schlangen, und saemtliche Tiere und Pflanzen hatten Phantasienamen. Ich habe nicht wirklich in diese Geschichte hineinfinden koennen, weil es mir so gar nicht gelingen wollte, mit dem Helden mitzuleiden, wenn ihm gruener Schleim aus der Kehle tropfte.
    Deshalb habe ich dann auch die Folgebuecher nicht gelesen. In diesem Fall hat es der Autor also nicht geschafft, seine Phantasiewelt auch glaubhaft und fuer einen menschlichen Leser erlebbar zu machen.



    Schoene Gruesse,
    Andrea

  • Mir geht es auch eher um die Charaktere und die Welten. Beide müssen schön ausgearbeitet und möglich neuartig sein. Zuviel Magie kann da sogar störend sein, vorallem wenn sie, wie so oft, vom Autor dafür eingesetzt wird, seine Protagonisten aus schwierigen Situationen/Kämpfen zu befreien. Auf mich wirkt das dann oft so, als sei ihm nichts eingefallen, deswegen lässt er mal kurz die Magie ran - und alles ist wieder palleti.... :wave


    Für mich das beste Beispiel jüngerer Zeit in der eine tolle Welt mit lebendigen Charakteren erschaffen wurde und die Magie nur eine kleine, bis gar keine Rolle spielt, ist die großartige Kushiel-Saga von Jacqueline Carey. :anbet

    Im Verhältnis zur Musik ist alle Mitteilung durch Worte von schamloser Art.
    Friedrich Nietzsche

  • Hallo,


    dann sag ich auch noch mal was dazu.


    Rattentod : Mit „richtiger Phantastikmenge“ meine ich ja, was der einzelne für sich als gut empfindet. Mein richtiges Maß ist natürlich ein anderes als deines. An der Mittelalterfantasy-Müdigkeit leide ich auch, aber du hast Recht, dass es auch nerven kann, wenn der Autor krampfhaft versucht, was Neues auszudenken und dann nur was Altes neue Namen erhält.


    Eny :

    Zitat

    Für meinen Geschmack triefen einige (nicht alle) Fantasy-Bücher viel zu sehr vor irrealen, teilweise absurd phantastischen Auswüchsen. Als Beispiel seien die Bücher von Trudi Canavan genannt, oder die "The Banned and the Banished"-Saga von James Clemens. In beiden Fällen versuchen die Autoren auf Krampf, sich selbst und alles bisher Dagewesene mit jedem neuen Band aufs Neue zu überbieten. Das geht dann natürlich zu Lasten des verwirrten Lesers (und am Ende auch zulasten der Glaubwürdigkeit).


    Du machst michwirklich neugierig (falls es diese Bücher auf deutsch gibt). Bin gespannt, was ich über sie denken würde, ob ich sie so aufnehmen würde wie du oder ob das genau mein Geschmack ist. Wenn ich sie mal in der Bibliothek finde, schau ich mal rein.


    @Rosi: Du reißt (wie Eny) die interessante Frage an, ob Phantasie in Büchern nicht manchmal zulasten der Glaubwürdigkeit geht. Könnte ich auch einen Thread drüber starten, hat mich auch schon oft beschäftigt, wobei ich da verrückterweise eher diesen Standpunkt habe: Wenn eine phantastische Lösung mir in einem Buch nicht glaubwürdig erscheint, dann liegt es für mich oft daran, dass die Welt nicht phantastisch genug ist, also nicht genug phantastische Gesetze hat. Wenn das mit dem Leben, dem Sterben und dem Wiederauferstehen in einer Romanwelt zum Beispiel im Allgemeinen ziemlich „locker“ genommen wird, dann erscheint es mir glaubwürdiger, wenn jemand wiederbelebt wird, als wenn ich die Fantasy-Welt bisher als eine Welt ohne viel Magie und bisher mit den realen Sterbegesetzen erlebt habe. In letzterem Fall ist es für mich eher ein Versuch des Autors, die Handlung zu retten, in ersterem Fall ergibt sich die Wiederbelebung aus den Gesetzen der Welt.


    BunteWelt

    Zitat

    Ich sage immer,dass es einen Unterschied zwischen Fantasy und Fantasy gibt.
    Das bedeutet Eragon/Harry-Potter/Twilight/etc. ist ein anderes Fantasy wie Tintenherz/etc...
    Hört sich komisch an,ist aber s


    Stimme ich dir zu. Ich empfinde es auch so, dass darunter Verschiedenes verstanden wird und ahne oft schon, wenn nicht meine Lieblingsdefinition gemeint ist. Fiel mir besonders in Funkes Buch „Herr der Diebe“ auf. Ich könnte den Kritikern durchaus Recht geben, wenn sie dieses Buch als sehr phantasievoll loben, obwohl da kaum phantastische Elemente drin vorkommen bei genauerer Betrachtung. Zumindest mir hat Funke da aber wirklich die phantastische Atmosphäre der Stadt Venedig vermitteln können.


    Syddy :

    Zitat

    Ich finde manche Bücher sind von der Handlung und der Fantasy sehr einfach gestrickt, jedoch sehr spannend geschrieben... so gleicht es sich wieder aus


    Kenn ich auch gut, dieses Phänomen. Hab gerade so ein Buch, wo das wieder so ist.


    Grisel :

    Zitat

    Ich mag meine Fantasy so unfantastisch, wie möglich. Und wenn, dann bitte innovativ eingesetzt.
    Ich lese Fantasy weniger wegen dem fantastischen Element, sondern nur weil die AutorInnen in dem Genre relative Freiheit in Weltenbildung etc. haben. Mein Fokus ist dort - wie meistens - auf der Geschichte an sich, den Charakteren und deren Beziehungen untereinander. Magie brauche ich eigentlich gar keine.
    Aber, ich bin in der Hinsicht auch sicher eine eher ungewöhnliche Fantasy-Leserin


    Dein erster Satz klingt lustig, wirklich nach einer ungewöhnlichen Fantasy-Leserin. Aber dass auch im Genre Fantasy das Augenmerk vieler Leser vor allen auf den Charakteren und deren Beziehungen liegt, ist wohl weit verbreitet. Ich glaube, tendenziell würden Leser lieber auf Fantasie verzichten als auf gute Charaktere. Zumindest aus Schreibforen weiß ich, dass an einem schlechten Charakter wesentlich mehr ausgesetzt wird als daran, dass zu wenig Phantastik drin ist (mit letzterem komme allenfalls ich Ideenverrückte mal an).


    agu : Vielen Dank für die vielen Buchtipps!! Danach werde ich mal gezielt Ausschau halten, wenn ich in der Bibliothek bin – und mich hier in der Büchereule und bei Amazon mal informieren, worum es da geht.


    Zitat

    Die Kunst besteht also darin, eine fantastische Welt zu erschaffen, sie aber mit vertrauten Elementen zu durchsetzen. Insbesondere die Protagonisten sollten genuegend menschliche Zuege an sich haben, dass der Leser ihnen noch folgen kann.


    Stimme ich dir zu. Meine Protagonisten würde ich deshalb auch stets so gestalten, dass sich ein Mensch da noch einfühlen kann. Vielleicht ist das auch ein Grund, warum ich solche Science Fiction wie Perry Rhodan oder anderes Kriegerische nicht mag: weil dieses sture, oft gefühllose Kriegsdenken und das blinde Selbstopfern mit Fokus auf technische Ziele so ganz an meiner persönlichen „was nützt mir, wenn meine Nation den Krieg gewinnt, wenn ich dabei das eigene Leben verliere“-Einstellung vorbei ist.



    Zitat

    Ich liebe eigentlich abgefahrene Fantasy, habe aber mal ein Buch von einem eigentlich namhaften Autor in der Hand gehabt, in dem er seine Fantasy-Welt mit Protagonisten bevoelkert hat, die blaue Haut und gruenes Blut haben und auch sonst eher aussehen wie zweibeinige Schlangen, und saemtliche Tiere und Pflanzen hatten Phantasienamen. Ich habe nicht wirklich in diese Geschichte hineinfinden koennen, weil es mir so gar nicht gelingen wollte, mit dem Helden mitzuleiden, wenn ihm gruener Schleim aus der Kehle tropfte.


    Ich glaube, da mit meinen Wesen noch genügend im Bereich des Menschlichen zu sein. Trotzdem haben auch meine Wesen einige Reaktionen und Körperausdrucksweisen, die der Mensch da so nicht von sich kennt. Ich denke, man kann aber auch viel mit der Sprache machen. Wenn die Sprache menschlich-emotional und nicht so alien-neutral-nüchtern ist, könnte ich mich vielleicht in die von dr beschriebenen Schlangen einfühlen. Wär ein interessantes Experiment.


    Oh, hab ich lange Antworten geschrieben. Die Antworten summieren sich. Will immer allen was zurückschreiben ...


    Liebe Grüße
    Annorra

  • Zitat

    Original von agu



    Das ist immer so eine Gratwanderung. Um einen Leser zu fesseln, muss man ihn emotional packen und in die Geschichte hineinziehen, und das funktioniert nur, wenn er bekannte Elemente vorfindet, an denen er sich orientieren und im Idealfall mit ihnen identifizieren kann.
    Die Kunst besteht also darin, eine fantastische Welt zu erschaffen, sie aber mit vertrauten Elementen zu durchsetzen. Insbesondere die Protagonisten sollten genuegend menschliche Zuege an sich haben, dass der Leser ihnen noch folgen kann.


    Ich denke, genau das ist das Wichtigste. Die Geschichte muss den Leser so fesseln, dass er nicht mehr über realistisch oder phantastisch nachdenkt. Es gibt gute Fantasy Bücher sowohl mit vielen als auch mit wenigen phantastischen Elementen. Die Welt muss in sich stimmig sein, für manche Geschichten heisst das weniger Phantasie und für andere mehr. Was da richtig ist, ist Gefühlssache und sicher für jeden etwas anders.
    Ich gehöre eher zu der Sorte Leser für die weniger mehr ist. Elben, Zwerge und Zauberer auf Teufel komm raus in eine Geschichte zu bringen, ohne dass sie für die Geschichte wichtig sind, nur weil diese Wesen nun mal in einen Fantasy Roman gehören, finde ich nicht so gut.
    Schön gelöst fand ich die Einführung der phatastischen Elemente in "Das Lied von Eis und Feuer" von George Martin. Im ersten Buch kommen kaum solche Dinge wie Magie und phantastische Wesen vor. Sie werden nur als alte Legenden erwähnt, aber mit jedem Buch merkt man, dass viele dieser Legenden noch nicht verschwunden sind.

  • Zitat

    Original von Grisel
    Ich mag meine Fantasy so unfantastisch, wie möglich. Und wenn, dann bitte innovativ eingesetzt.
    Ich lese Fantasy weniger wegen dem fantastischen Element, sondern nur weil die AutorInnen in dem Genre relative Freiheit in Weltenbildung etc. haben. Mein Fokus ist dort - wie meistens - auf der Geschichte an sich, den Charakteren und deren Beziehungen untereinander. Magie brauche ich eigentlich gar keine.
    Aber, ich bin in der Hinsicht auch sicher eine eher ungewöhnliche Fantasy-Leserin.


    Mir geht es da ganz genauso; wenn die Charaktere lieblos und stereotyp gestaltet sind, kann ein noch so phantasievolles Setting auch nichts mehr herausreißen.
    Besonders gut gefallen haben mir im Lauf der letzten Jahre, abgesehen von den anfangs schon erwähnten Harry-Potter-Büchern, durch die ich überhaupt erst auf Fantasy-Romane aufmerksam geworden bin, z.B. "Das letzte Einhorn" von Peter S. Beagle, "Der Winterprinz" von Elizabeth E.Wein oder "The secret history of moscow" von Ekaterina Sedia. Da passt für meinen Geschmack einfach alles zusammen.

    Wo kämen wir hin, wenn jeder sagte "Wo kämen wir hin" und niemand ginge, um zu sehen, wo wir hinkämen, wenn wir gingen.
    :fechten

  • Bei mir ist es so, dass ich im Bereich Fantasy lieber Bücher lese, die in der wirklichen Welt spielen, die es aber schaffen, mich mit fantastischen Elementen (seien es besondere Wesen, Magie, ungeahnte Welten) überraschen. Gerade weil ich mir dann auch vorstellen kann, dass es so sein KÖNNTE!


    Die Verbindung von Wirklichem mit Fantastischen macht für mich den Reiz aus - je subtiler und packender, desto besser!


    Beispiele sind für mich da "Der Historiker" von E. Kostova, aber auch "Wächter der Nacht". Gerade bei den Wächtern ist zwar eine komplett andere Weltenordnung gegeben, aber es gibt 'normale' Menschen, die davon nichts ahnen!


    Bei Gelegenheit lese ich auch Fantasy, die in einer ganz anderen Wirklichkeit spielt - High Fantasy eben. Beispielsweise den Herrn der Ringe. Bei dieser Art von Fantasy jedoch stoße ich immer mehr an meine Grenzen. Las ich das mit 14 oder 15 noch wirklich gerne, wirkt es heute auf mich irgendwie platt und überzogen, eben realitätsfremd (auch wenn das ja bei Fantasy so sein soll - hier ist es mir inzwischen von der Realität ZU weit entfernt...). Diese Bücher sind für mich eher seicht, während ich über die realitätsnahe Fantasy grübele und nachdenke. Bücher, aus der High Fantasy müssen damit ich sie mag, zumindest einen Bezug zu Geschichte (frühe Germanen oder ähnliches z.B. Naomi Novik's Drachenreiter) oder Sagen (nordische Sagen oder Märchen, z.B Guy Gavriel Kay: Die Fürsten des Nordens), damit ich ihnen etwas abgewinnen kann. Tolkien zum Beispiel finde ich ganz gelungen, aber auch nur, weil er sich einfach sooo viele Gedanken zu seiner Welt gemacht hat - das logische Konstrukt seiner Sprachen und Völker ist einfach sehr ausgefeilt.


    Wenn ich mir allerdings so etwas wie "Die Orks", "Die Elfen" usw. ansehe, dann kommt mir das doch vor, wie *entschuldigt sich bei evtl. anwesenden Autoren* Einheitsbrei. Auch wenn es vielleicht vor Magie und Fantastik überquillt, ist es mir zu plump. Die Geschichten als solche mögen gut sein, aber die könnte man auch ins echte Mittelalter der Menschen verlagern, ohne viel zu verlieren. Und davon sehe ich (in meinen Augen) immer mehr.


    High Fantasy, die ich momentan wirklich gerne lese, kann ich gerade gar nicht nennen... Vielleicht "Der Sturm" von Claudia Kern oder "Die Gilde der schwarzen Magier" von Canavan.


    Was einem zuwenig oder zuviel Fantastik ist, dass ist natürlich Geschmackssache. Ich persönlich wünsche mir intelligente, subtile Fantasy, wo die Zauberstäbe keine Funken sprühen müssen und es nicht von Elben, Elfen, Feen, Hexen, Vampiren, Werwölfen wimmelt, und die eben nicht die typischen alten tolkinistischen Klischees erfüllt (denn die gehören auch nur Tolkien :chen).


    Fantasie ist für mich nicht das (sinnlose) Verwurschteln aller bekannten phantastischen Elemente und Wesen, sondern es zu schaffen, diese mit den herrschenden Gegebenheiten so zu verknüpfen, dass es den Leser hintergründig berührt.

    "Show me a girl with her feet planted firmly on the ground and I'll show you a girl who can't put her pants on." (Annik Marchand)

  • Hallo


    Aldebaran

    Zitat

    Es gibt gute Fantasy Bücher sowohl mit vielen als auch mit wenigen phantastischen Elementen. Die Welt muss in sich stimmig sein, für manche Geschichten heisst das weniger Phantasie und für andere mehr.


    Eine gute Sicht, es so mit Blick auf die Geschichte zu beurteilen.


    Zitat

    Ich gehöre eher zu der Sorte Leser für die weniger mehr ist. Elben, Zwerge und Zauberer auf Teufel komm raus in eine Geschichte zu bringen, ohne dass sie für die Geschichte wichtig sind, nur weil diese Wesen nun mal in einen Fantasy Roman gehören, finde ich nicht so gut.


    Das mag ich auch nicht. In guter Fantasy sollten die Fantasy-Elemente auch etwas zur Geschichte beitragen. Wenn ich aber den Eindruck habe, diese Wesen sind durch Menschen austauschbar, ohne dass sich was ändert, finde ich das nicht gut gemacht.


    @Zimöönchen

    Zitat

    Wenn ich mir allerdings so etwas wie "Die Orks", "Die Elfen" usw. ansehe, dann kommt mir das doch vor, wie *entschuldigt sich bei evtl. anwesenden Autoren* Einheitsbrei. Auch wenn es vielleicht vor Magie und Fantastik überquillt, ist es mir zu plump. Die Geschichten als solche mögen gut sein, aber die könnte man auch ins echte Mittelalter der Menschen verlagern, ohne viel zu verlieren. Und davon sehe ich (in meinen Augen) immer mehr.


    Geht mir auch so und hat mein Verständnis von Fantasy so allmählich ins Wanken gebracht. Für mich heißt „Fantasy“ immer mehr „Mittelalter-Fantasy, vorzugweise mit Elfen und Orks“, weil mir diese Bücher ständig in Auge springen.


    Viele Grüße
    Annorra

  • Hallo Annorra,


    ja, die Bücher, die ich meine, gibt es auf Deutsch.


    Das hier ist der erste deutsche Teil der "The Banned and the Banished"-Saga (für die es leider keinen ordentlichen deutschen Übertitel gibt, den man benutzen könnte).
    Zu der Reihe würde ich dir, gerade mit deiner Ansicht zur Quantität von Phantasie in Fantasybüchern, raten. Auch wenn sie mir manchmal ein bisschen "too much" war, ist sie toll zu lesen (bis auf Band 3, mMn.) und verdammt spannend.


    Die erste Serien von Trudi Canavan ist "Die Gilde der Schwarzen Magie" (zu Teil eins hier lang), eine Reihe, die auch ganz okay ist, auch wenn ich sie manchmal eher langatmig gefunden habe.


    Ihre zweite Serie heißt "Das Zeitalter der Fünf" (hier lang), ich würde dir aber raten, erst mal in der Bücherei reinzulesen, da sie doch ziemlich abgefahren und unglaublich zäh ist.


    LG


    Eny
    Edit: Für Muttersprachler ist die deutsche Grammatik eindeutig zu schwierig. :lache

    Logisch: Wer immer den anderen hinterherläuft, wird niemals Erster sein.

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