Das Erbe der Zauberin - Mary H. Herbert

  • Vorab eine Warnung: Alle, die die Vorgängerbände nicht gelesen haben, sollten um diese Rezi einen weiten Bogen machen. :grin



    Titel: Das Erbe der Zauberin
    Originaltitel (wenn auch in Amerika nie erschienen): Drinker of Fire
    Autorin: Mary H. Herbert
    ISBN: 978-3453524538
    Seiten: 400
    Vorgänger:
    Die letzte Zauberin
    Die Tochter der Zauberin
    Die dunkle Zauberin
    Valorians Kinder



    Klappentext:


    Unbemerkt dringen fremde Krieger in die Ebene von Ramtharin ein. Als sie die Klanzauberin Gabria und ihre Gefährten in einen Hinterhalt locken, wird Häuptling Athlone getötet und Gabria selbst schwer verletzt. Das Schicksal der zwölf Klane und ihrer legendären Hunnuli steht auf dem Spiel. Alle Hoffnung liegt nun auf Gabrias Enkeltochter Anwin, doch das blinde Mädchen wurde in das Lager der Fremden verschleppt. Anwin muss sich allein auf die Kraft ihrer Magie verlassen - und auf einen unberechenbaren Freund, den Drachen Telerund...


    P.S.: Der Klappentext von Amazon ist aus irgendeinem Grund völliger Schwachsinn... Nur falls sich jemand wundert.





    Was ich dazu zu sagen habe:


    Athlone? Tot?? :wow (Meine erste Reaktion auf den Klappentext)
    Als absolute Liebhaberin der Serie hat mich diese Ankündigung erstmal aus den Socken gehauen. Ich war mir plötzlich nicht mehr sooo sicher, ob ich das Buch wirklich lesen will. Immerhin handelt es sich um meine Lieblingsfigur in meinem Lieblings-Fantasy-Schinken.
    Ich hab's dann aber doch gelesen. War auch nicht anders zu erwarten. :-)


    Die Handlung dieses letzten Teils (es wird wohl wirklich der letzte sein, siehe hier :-() beginnt relativ abrupt. Gabria, Athlone und Anwin werden auf dem Weg zum Khulinin-Treld von Bogenschützen attackiert, Athlone stirbt noch auf der ersten Seite, die Frauen werden verwundet und verschleppt. Nur Eurus rettet sich und berichtet Savaron, Athlones Sohn, von den Geschehnissen.


    Gabria wird schnell freigekauft, aber Anwin ist gezwungen, den Winter bei den Eindringlingen, die sich Falk'Raddine nennen, zu verbringen, und erfährt von ihren Plänen, die Ebene von Ramtharin zu überrennen.
    Es folgt ein kurzer Krieg, viel Herumgereite, die versuchten Heldentaten von Roninir (dem Barden aus "Die dunkle Zauberin"), der in Anwin verliebt ist, etc. Dann kommt der Frühling und die Klane müssen ihre Heimat gegen die Eindringlinge verteidigen.
    Wie das Ganze ausgeht, kann sich jeder denken, der die Vorgänger-Bände kennt. Mary H. Herbert kennt keine Nicht-Happy-Ends.



    Zur Qualität der Geschichte Folgendes: Der Schreibstil ist solide, nicht atemberaubend, aber so, wie man es von den Vorgängern gewohnt ist. Die Übersetzungsfehler sind verschwunden, ich vermute, dass dem Übersetzer aufgrund des Erfolgs der Reihe jetzt ein bisschen mehr gezahlt wurde. Das ist die positive Entwicklung, die sich mit der Reihe vollzogen hat.


    Eine andere, leider negative Entwicklung ist allerdings wesentlich gravierender. Wo es Mary H. Herbert im ersten Teil noch gelang, ihre Charaktere auf total liebenswürdige Art zu zeichnen, sodass dem Leser keine andere Chance blieb, als sie ins Herz zu schließen, scheint ihr diese Fähigkeit mehr und mehr verloren gegangen zu sein.
    Die Tochter der Zauberin war noch in Ordnung. Die dunkle Zauberin war, in Hinblick auf die Glaubwürdigkeit seiner achtjährigen Protagonistin, meiner Meinung nach eher suboptimal. Und auch in diesem letzten Band hat die Autorin für mich keine Verbindung zu Anwin herstellen können. Das Mädchen bleibt die ganze Zeit eine blasse Figur, die zwar handelt und denkt, aber mit der man nicht mitfühlt. Obwohl Anwin die Hauptfigur ist, sind die Passagen, die von Gabria, Kelene, Sayyed oder Savaron erzählt werden, viel lebendiger und berührender.


    Zur Handlung: Während die vorigen Teile die Ebene von Ramtharin mitsamt den Nachbarn Pra Desch und den Turics als eine eigen- und vollständige Welt behandelt haben, wird in "Das Erbe der Zauberin" plötzlich von außen eingegriffen. Die Eindringlinge wurden von einer Atlantis-artigen Insel vertrieben (an einigen Stellen hat es mich etwas zu stark an Numenor aus dem Herrn der Ringe erinnert) und wollen aufgrund einer Prophezeiung das Land der Klane erobern. Nebenbei werden alle möglichen Begriffe eingeschleppt, von denen in der Geschichte reger Gebrauch gemacht wird.
    Um es vorneweg zu nehmen: Ich habe nichts dagegen, wenn einem Autor die von ihm geschaffene Welt zu klein wird und er Leute "von draußen" ranholt. Ich denke nur, dass es auf eine subtilere Art und Weise geschehen sollte.
    Mary H. Herbert hätte kein ganz neues Volk erfinden müssen. In der Nachbarschaft gab es doch noch die fünf Königreiche, von denen bisher nur eines eine Rolle spielte, es gab die Sarcithier (oder wie auch immer sie heißen) westlich der Berge, usw. Man muss meiner Meinung nach kein (für die Geschichte) überzivilisiertes Volk von einer Vulkaninsel aus dem Boden heraufbeschwören. Das nimmt dem Plot nur Glaubwürdigkeit.


    Das kling jetzt alles ziemlich negativ. Um den Eindruck etwas zu korrigieren: Die Geschichte ist angenehm zu lesen und empfehlenswert für jeden, der die Serie mag. Sie ist halt nur nicht soooo gut, wie ihre Vorgänger.


    Herzlichst,
    Eny


    EDIT: Bei mir wird Großschreibung kleingeschrieben.

    Logisch: Wer immer den anderen hinterherläuft, wird niemals Erster sein.

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Eny ()

  • Als Fan dieser Serie bin ich nicht um diesen Teil herum gekommen!


    Es gilt Abschied nehmen von den liebgewonnenen Figuren und ihrer Welt.
    Die Geschichte ist schnell erzählt (bzw. gelesen) und durchaus spannend. Man mag das Buch kaum aus der Hand legen.
    Mir gelang es, trotz der Zusammenhänge zu den vorgehenden Büchern, jedes als eine eigenständige Geschichte zu sehen. Um so abrupter endet die Geschichte. Sie lässt Fragen und Möglichkeiten in der Entwicklung einiger Figuren (z.B. Tellerund) offen, die durchaus Stoff für weitere (ein weiteres Buch) Bücher gegeben hätten. Schade eigentlich!