Kurzbeschreibung
"Die Weite des Himmels" ist zugleich Anfang und Ende der Saga um den Clan der Otori. Nun endlich schließt sich der erzählerische Kreis und wir erfahren die Geschichte von Lord Otori Shigeru. Der junge Shigeru, von Geburt an durch seine Erziehung auf seine Rolle als Clanführer vorbereitet, erkennt schnell, dass dem Mittleren Land große Gefahr droht - durch Verrat innerhalb des Clans ebenso wie durch Iida Sadamu von den Tohan. Shigeru muss die Gefahren des Krieges und der Liebe kennenlernen und muss sich bald allein auf seine Klugheit, seine Tapferkeit und sein gutes Herz verlassen. Diese bewahren ihn zwar nicht vor schrecklichen Verlusten und Niederlagen, aber sie helfen ihm doch, mit Anstand und Würde die Unbilden des Schicksals zu ertragen.
Über den Autor
Lian Hearn studierte moderne Sprachen in Oxford und arbeitete in London als Filmkritikerin und Redakteurin, bevor sie sich in Australien niederließ. Ein lebenslanges Interesse an Japan führte dazu, dass sie Japanisch lernte und das Land unzählige Male bereiste. In Japan selbst wurde auch die Idee zum Clan der Otori geboren.
Eigene Meinung
Lange wusste ich nicht, was ich von einer Vorgeschichte von „Der Clan der Otori“ halten soll. Schon der letzte Band („Der Ruf des Reihers“) war zwar gut und konnte mit einem überragenden und vor allem emotionalen Ende überzeugen, war aber doch insgesamt einfach zu lang und dadurch auch langwierig.
Hinzu kommt, dass „Die Weite des Himmels“ das Leben von Shigeru beleuchtet und somit gibt es da eigentlich einen deutlichen Stilbruch zu den restlichen vier Bänden, die schließlich aus der Sicht Takeos erzählt werden.
Wie schon „Der Ruf des Reihers“, beginnt auch „Band 0“ eher behäbig und weil ich seit beinahe zwei Jahren nicht mehr in der Welt der Otori gewesen bin, habe ich eine Weile gebraucht, bis ich mich wieder an die fremden Namen und Bräuche gewöhnt habe. Darüber hinaus passiert auf den ersten hundert Seiten einfach nicht besonders viel, so ist mir vor allem die Ausbildung bei Matsuda Shingen deutlich zu lang geraten.
Dann geht’s aber los und wie man es von den Otori gewohnt ist, wird heftig intrigiert – was wiederum bei mir als Leser gut ankommt. Vor allem aber lernt man Shigeru viel intensiver kennen, wie man das bei „Das Schwert in der Stille“ tut. Man erlebt all seine Erfolge, vor allem aber auch Niederlagen und Rückschläge, die ihn erst zu dem machen, was er dann im ersten Band der Otori Reihe ist. Vor allem Niederlagen muss er erleiden – ohne zu viel verraten zu wollen – und wie immer schlägt der Tod einige Male zu.
Wie auch schon in den Bänden 1-4 spielt auch in der Vorgeschichte die Liebe eine große Rolle. Und wie es in einem guten epischen Werk halt so ist, geht das zumeist sehr tragisch zu … Lian Hearn umschifft aber gekonnt jeglichen Kitsch und die Charaktere gewinnen stattdessen durch die Liebesgeschichte an Tiefe.
Das Faszinierendste ist aber, genauso wie in den anderen vier Bänden, dieser perfekte Mix aus Realität und Fiktion – angesiedelt in einem real anmutenden feudalen Japan, mit hinzugedichteten Versatzstücken, wie den Clans und dem Stamm. Am Ende hält man es kaum für möglich, dass es die Welt der Otori gar nicht gibt.
Gegen Ende hin schließt sich der Kreis, bzw. es wird direkt an den ersten Band angeknüpft. Lange hab ich mit mir gerungen, ob ich nun gleich wieder den ersten Band der Reihe lese und somit aus Takeos Sicht Shigeru begleite, habe mich dann aber erst einmal dazu entschlossen, eine kleine Otori-Pause zu machen.
Hervorzuheben ist wie immer die Sprache. Sehr poetisch, aber immer im Rahmen des Erträglichen. Wirklich schade, dass es eher weniger Autoren gibt, die genauso schön und bildhaft erzählen können.
Ob es die Vorgeschichte schlussendlich noch gebraucht hat, ist zweifelhaft, denn …
Jedoch erfährt man die Anfänge der Otori/Tohan-Streitigkeiten und erfährt auch das ein oder andere Neue über die Verborgenen. Letztendlich lohnt sich die Vorgeschichte aber einfach deshalb, weil Shigeru eine tolle Figur ist und zu jedem Zeitpunkt lebendig und authentisch dargestellt wird.
Fazit
Wer die ersten vier Bände gelesen hat, darf auf Band 0 nicht verzichten, vor allem weil man neben Shigeru auch andere wichtige Figuren wie Muto Kenji, Naomi Maruyama und Shizuka besser kennenlernt. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten legt die Geschichte wie gewohnt an Tempo zu.
Meiner Meinung ist „Die Weite des Himmels“ nicht nur was für hartgesottene Otori-Fans, sondern auch für komplette Neueinsteiger.
Wie jeder Teil der Reihe eben wieder ein überdurchschnittlich gutes Buch.
PS: Wie immer ist natürlich die Aufmachung des Buches hervorzuheben. Unsagbar schönes Cover und Lesebändchen – da zahlt man fast schon gern 22 Euro.