Warum schaffen die Bundesländer keine einheitliche Regelung?

  • Zitat

    Original von andermann
    ....und die Schulbuchfreiheit wurde abgeschaftt, auch weil die Landeskasse leer war.


    Das ist vermutlich der Grund für die unterschiedlichen Modelle in den verschiedenen Ländern: Manchen Landesregierungen ist es das Geld wert, die Schulbücher zu finanzieren, anderen nicht. Die haben dann ceteris paribus niedrigere Steuern oder kaufen sich von ihren Einnahmen etwas Anderes.
    Und wem's nicht passt - der kann zur Landtagswahl gehen. Ich sehe jedenfalls keinen Bedarf dafür, dass diese Frage bundeseinheitlich geregelt sein sollte.

  • Zitat

    Soweit ich weiß gibt es für Kinder nicht so finanzstarker Familien, die Möglichkeit Zuschüsse vom Sozial bzw. Jugendamt zu erlangen. Wenn die Zuschüsse natürlich direkt in Alk und Kippen umgesetzt werden, dann bleibt für die Schulbücher wenig übrig.


    Bezieher von Hartz IV müssen die Schulbücher aus eigener Tasche zahlen. In NRW gibt es für sie keinen Zuschuß mehr. Nur reine Sozialhilfebezieher bekommen noch einen Zuschuß.


    Für die Schulbücher bleibt wenig übrig, weil das Geld den Monat über schon nicht reicht und da sind 30 - 60 Euro eine Menge Geld. Hinzu kommen ja noch die allgemeinen Kosten für das laufende Schuljahr.


    Finde das Argument mit dem Alk und die Kippen etwas zynisch. Es mag diese Fälle geben, aber es gibt immer zwei Seiten der Medaille. Und ich mag diese Verallgemeinerungen ganz und gar nicht. Nicht alle Menschen, die vom "Amt" leben passen nämlich in die o.g. Schublade.


    lg
    hestia

  • Hallo Bernhard,
    ich gehe wählen und zwar zu jeder Wahl! Trotzdem muß ich mehrere Hundert Euro jedes Jahr für meine Kinder zahlen, während die Eltern in anderen Bundesländern das nicht machen müssen. Trotzdem zahle ich die selben Steuern, habe aber auch drei Feiertage weniger als z.b. die Bayern. Gerecht empfinde ich das alles nicht. (Es ist mir schon klar, dass Feiertage nichts mit dem Ursprungsthema zu tun haben, es ist nur auch so ein Thema das mich nervt.)
    Eine Zeitlang haben wir die Bücher umsonst erhalten, wie andermann schon schrieb. Die Bücher mußten mit Schutzumschlägen versehen werden und wurden am Ende des Schuljahres genaustens inspiziert, ob sie einen Knick, Fleck oder sonstiges hatten. War etwas nicht in Ordnung, mußte man das Buch ersetzen. Aus diesem Grund gingen die Schüler mit den Schulbüchern gut um und es war kein Problem ein gebrauchtes Buch zu nutzen. Nach drei oder vier Jahren genau weiß ich es nicht, mußten die Bücher durch neue ersetzt werden, die alten wurden gegen eine geringe Gebühr an die Schüler, die gerne wollten, verkauft.

  • @ Hestia
    Zynismus erkannt... darfst dir ein Sternchen aufkleben.


    Aber das Thema ist schon so alt wie ich grad sehe, lassen wir es ruhen.

  • Nichts spricht übrigens gegen eine bundeseinheitliche Regelung. Dazu bedarf es nicht einmal von Gesetzesänderungen in den Bundesländern. Es reicht ein entsprechender Beschluss der Kultusministerkonferenz.


    Da die Länder allerdings bei der Gestaltung ihrer Schulpolitik autonom sind, kann hier keine entsprechende Regelung des Bundes erfolgen. Um den Bund hier ins Spiel zu bringen, müsste das Grundgesetz geändert werden. Erst dann während der Bund in die Lage versetzt, hier durch eine Rahmengesetzgebung Ansätze für eine Gleichbehandlung zu schaffen.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Aber das Thema ist schon so alt wie ich grad sehe, lassen wir es ruhen.


    Der Thread hier schon, das Thema an sich erneuert sich ja quasi jedes Jahr :grin


    Übrigens hasse nix anders wie nen Sternchen? Die funkeln immer so und machen mich ganz blaß. :fetch

  • Zitat

    Original von Wolke
    ich gehe wählen und zwar zu jeder Wahl! Trotzdem muß ich mehrere Hundert Euro jedes Jahr für meine Kinder zahlen, während die Eltern in anderen Bundesländern das nicht machen müssen.


    Tja, sieht so aus, als wärest Du in Deinem Bundesland überstimmt worden ... :-)


    Ich verstehe noch immer nicht, warum dieser Punkt bundesweit einheitlich geregelt sein muss. Es ist halt anders, weil man anscheinend in Bayern mehrheitlich anderer Meinung ist als in Niedersachsen. Man muss ja auch nicht immer einer Meinung sein. Wenn es bundeseinheitlich geregelt wäre, könnte man sich ansonsten immernoch fragen, warum es nicht europaweit (oder gar weltweit) einheitlich geregelt ist.


    Bei näherem Nachdenken ist mir noch nicht einmal klar, warum das länderweit einheitlich geregelt sein sollte. Wieso kann das nicht jede Schule selbst entscheiden? Die eine gibt dann Lernmaterialien kostenfrei an die Schüler, die andere hat vielleicht einen schöneren Spielplatz, die dritte bezahlt ihre Lehrer dafür, fetzige AGs als Ergänzung zum regulären Unterricht anzubieten.

  • Hallo Bernard,
    wenn du glaubst, dass wir weil wir keine Lernmittelfreiheit haben dafür andere Vorteile wie einen schönen Spielplatz, eine tolle AG außer der Reihe oder sonst was haben, muß ich dir leider sagen, dass du völlig daneben liegst.
    Wahrscheinlich bist du nicht betroffen, mal schauen, wie du die ganze Sache siehst, wenn du mehrere schulpflichtige Kinder hast und jeden Sommer dein Geld für Schulbücher ausgibst, während andere davon in den Urlaub fahren. (Mich trifft das nicht, wir können uns die Schulbücher leisten, bei vielen sieht das ganz anderes aus, da kenne ich hier aus unmittelbarer Nähe ganz extreme Beispiele).

  • Zitat

    Original von Bernard


    Bei näherem Nachdenken ist mir noch nicht einmal klar, warum das länderweit einheitlich geregelt sein sollte. Wieso kann das nicht jede Schule selbst entscheiden? Die eine gibt dann Lernmaterialien kostenfrei an die Schüler, die andere hat vielleicht einen schöneren Spielplatz, die dritte bezahlt ihre Lehrer dafür, fetzige AGs als Ergänzung zum regulären Unterricht anzubieten.



    In Hamburg beispielsweise sind die Schulen budgetiert und im Rahmen dieses Budgets sind die Schulen ganz einfach nicht in der Lage, die benötigten Bücher kostenfrei zur Verfügung zu stellen. Es ist den Eltern insofern überlassen, ob sie die erforderlichen Bücher kaufen oder sie leasen. Für meinen Sohn bezahle ich (er kommt jetzt in die 10. Klasse) so rund 170 EUR für Schulbücher. Hätte er ein Geschwisterkind, wäre nocheinmal derselbe Betrag fällig.


    Zu diesen 170 EUR kommen dann aber noch weitere nicht unerhebliche Ausgaben für Bücher, deren Beschaffung zwar nicht Pflicht ist, aber trotzdem dringend angeraten wird. Zum Beispiel habe ich ihm gestern "Imperium" von Richard Harris bestellt, da dieses Buch als zwingende Ferienlektüre seitens des zuständigen Fachlehrers vorgeschrieben ist. Und es werden noch eine Reihe anderer Bücher im Laufe des Schuljahres gekauft werden müssen.


    Trotz dieser nicht unerheblichen Belastungen für die Eltern, hat Hamburg den höchsten Schülerkopfsatz unter allen Bundesländern. Hamburg gibt am meisten Geld pro Kopf für seine Schüler aus (wir haben auch den höchsten Hafttagesatz - jetzt nur mal so nebenbei :-)).


    Eltern, die nicht in der Lage sind, die Kosten zu tragen, können beim Schulverein der Schule einen Zuschuß beantragen oder auch bei der zuständigen Behörde für Bildung und Sport (in Hamburg heißen die Ministerien Behörde) einen diesbezüglichen Antrag stellen. Allerdings haben sie in jedem Fall einen Selbstbehalt zu tragen.


    Die bei uns so oft erwähnte Schulgeld- und Lernmittelfreiheit existiert nicht einmal mehr auf dem Papier. Das sind nichts weiter als dummerhaftige Parolen, die zu meiner Schulzeit (die endet 1971) vielleicht einmal Gültigkeit hatte. Und niemand wird die Benachteiligung von Kindern aus nicht so gut situierten Elternhäusern wegdiskutieren oder leugnen können. Leider sind es gerade die CDU-regierten Bundesländer, die eine sehr rigide Schulfinanzpolitik fahren, wahrlich kein Ruhmesblatt für meine Partei.

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  • Euere Beiträge beänstigen mich dann doch. Tjorven kommt nächstes Jahr in die Schule (und ich würde sie gerne auf eine "Privatschule" schicken). Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich Schulbücher (ausser Lektüre für den Deutschunterricht) kaufen musste. Meine Schulzeit liegt auch schon eine Weile zurück.

    Willst du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht. (Abraham Lincoln, 12.02.1809 - 15.04.1865)

  • In anderen Ländern regelt jede Schule das selbst. Ich verstehe nicht, wieso das für Euch so ein Problem ist, wenn jedes Bundesland auf seiner Länderhohheit besteht.
    Bildung mit einer Urlaubsfahrt zu vergleichen halte ich für deplaziert.


    Schon Benjamin Franklin sagte: "If you think education is expensive, try ignorance."


    Edit: Ich kann mich übrigens erinnern, dass es in Bayern eine Hochbegabtenförderung gibt, die besonders begabten Schülern unter die Arme greift.

  • Ich hätte ja nichts dagegen, dass ich für meine schulische Ausbildung Geld bezahlen muss, doch so wie es jetzt läuft ist einfach lächerlich. Man muss sich nur mal Voltaires Kommentar etwas weiter über meinem hier durchlesen:


    Zitat


    Zu diesen 170 EUR kommen dann aber noch weitere nicht unerhebliche Ausgaben für Bücher, deren Beschaffung zwar nicht Pflicht ist, aber trotzdem dringend angeraten wird. Zum Beispiel habe ich ihm gestern "Imperium" von Richard Harris bestellt, da dieses Buch als zwingende Ferienlektüre seitens des zuständigen Fachlehrers vorgeschrieben ist. Und es werden noch eine Reihe anderer Bücher im Laufe des Schuljahres gekauft werden müssen.


    Das ist nur ein Beispiel dafür, wieviele Lücken das System hat.

  • Zitat

    Original von Oryx
    Bildung mit einer Urlaubsfahrt zu vergleichen halte ich für deplaziert.


    Hallo Oryx,
    ich habe die Bildung nicht mit Urlaub verglichen, sondern ein in meinen Augen ungerechtes System benannt. Nicht mehr und nicht weniger. :wave

  • Wolke : Aber ist es wirklich ungerecht, wenn man weiss, dass die Gesetze auf Landes- und nicht auf Bundesebene gemacht werden?


    Hier z.B. hat jeder Bundesstaat eine eigene Strassenverkehrsordnung. Wer im Bundesdistrikt betrunken am Steuer erwischt wird kommt 33 Tage ins Gefängnis. Im Bundesstaat Mexico sind es 70 Tage und 3 Jahre Fahrverbot.


    In den USA sind die Bundesstaaten noch unabhängiger, daher gibt es in manchen Staaten die Todesstrafe (California) und in anderen nicht (Massachussetts).


    @Wile. E. Coyote: Wir mussten jedes Semester 30 verschiedene Bücher kaufen gehen, da es in der Uni-Bibliothek nur jeweils 3 Ausgaben gab und die für die Kinder sozial schwacher Kinder vorbehalten waren. Umgerechnet 500 EUR waren da keine Seltenheit.
    In vielen Ländern muss man mindestens das Doppelte der 170 Euro zahlen, wenn man seine Kinder auf die deutschen Auslandsschulen schicken will - und das im Monat, obwohl die Lehrer von der deutschen Regierung bezahlt werden.

  • @ Oryx


    Es sollte dennoch eine bundeseinheitliche Schulregelung geben, nicht nur wegen der Schulbücher, sondern auch der Lehrpläne wegen. Das Gefälle zwischen CDU und SPD regierten Bundesländern ist teilweise schon enorm.

    Willst du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht. (Abraham Lincoln, 12.02.1809 - 15.04.1865)

  • @ Oryx
    Ich möchte Tjorven auf eine evangelische Schule schicken, diese Schule hat als einzige Schule in Stuttgart einen Hort integriert (was für mich sehr wichtig ist). Diese Schule ist zum Bsp. deutlich billiger als eine Waldorfschule aber man bekommt nur sehr schwer einen Platz. :-(

    Willst du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht. (Abraham Lincoln, 12.02.1809 - 15.04.1865)

  • Tjörvesmum..was willste denn auf der Waldorfschule, dass das Kind seinen Namen tanzen kann???


    Ansonsten wäre ich auch für eine einheitliche Regelung, vor allem für eine Lernmittelfreiheit, einfach auf ein paar total nutz- undsinnlose Kreisel verzichten, schon kann jedes Örtchen für alle seine Kinder jahrelang die Bücher zahlen
    Ach ja..als Standard für die Schulen an sich wäre mir Bayern ganz recht

  • Zitat

    Original von Oryx Wolke : Aber ist es wirklich ungerecht, wenn man weiss, dass die Gesetze auf Landes- und nicht auf Bundesebene gemacht werden?


    Die Frage ist: Wieviel Sinn macht das?


    Zitat

    Original von Oryx
    @Tjorvensmum: Verständlich, aber dann hast Du wahrscheinlich Einigkeit auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner und schickst deine Kinder auf jeden Fall auf eine Privatschule, weil das Niveau zu niedrig ist.


    Nicht notwendigerweise. Die Frage ist nur ob man sich einigen will und den Schulbuchverlagen dürfte es ebenfalls missfallen.

  • @Tjorvensmum: Niemals auf eine Waldorfschule schicken! Die Kinder lernen erst in der dritten Klasse lesen und schreiben und danach die (falsche) Farblehre nach Goethe. Das ist was für Sensibelchen, die mit normalen Schulen nicht klarkommen, aber nicht wirklich eine Schule für die heutigen Anforderungen.


    caro : Keinen. Aber darum geht es nicht. Sondern darum, dass Schulbildung in D eben jedes Bundesland genügend Freiheiten hat. Das ist eben der Unterschied zwischen etwa französischem Zentralismus und deutschem Föderalismus.


    Sinn macht z.B. eine Vereinheitlichung innerhalb der EU mit z.B. dem International Baccalaureat als Abitur. Da hätte man einen gleichwertigen Abschluss, der in der ganzen EU anerkannt werden würde.


    @Alexx: Ja, der bayerische Standard ist recht anspruchsvoll und vor allen Dingen leistungsorientiert. Vereinheitlichte Gratis-Schulbücher wären ebenfalls schön, aber dann so wie dieses deutsch-französische Geschichtsbuch, staatenübergreifend.