Der große Santini/The great Santini
Inhalt:
Lieutenant Colonel Bull Meecham, genannt „Großer Santini“ ist ein exzellenter Pilot im Marine-Corps und ein grauenhafter Familienvater, der seine Familie mit buchstäblich eiserner Faust regiert. Besonders sein ältester Sohn Ben, der ihm niemals etwas recht machen kann, leidet schrecklich unter ihm. So eröffnet sich uns das Bild eines familiären Elends und der Mechanismen, die die Kinder entwickelt haben, um damit fertig zu werden, denn sie können trotz allem nicht anders, als diesen schrecklichen Vater zu hasslieben.
Autor:
Pat Conroy hatte eine reichlich üble Kindheit. Don Conroy, nicht zufälligerweise auch Marines-Pilot und „Great Santini“ genannt, war ein noch weit üblerer Vater als Bull Meecham. Doch Conroy hat eine faszinierende Methode gefunden, die Dämonen seiner Vergangenheit zu bewältigen, oder es zumindest zu versuchen, er bringt sie leicht fiktionalisiert zu Papier. Im Prinzip ist es immer und immer wieder die gleiche Geschichte. Und doch jedes Mal anders, weil der Schwerpunkt woanders liegt, und jedes Mal so intensiv, dass es einen tief berührt und schmerzt.
Quelle:
Die Gedenkrede die Pat Conroy beim Begräbnis seines Vater gehalten hat.
"My losing season" - siehe folgender Beitrag
Meinung:
Ich weiß nicht, wie er es macht, aber Conroy geht mir, wie gesagt, ganz tief unter die Haut. Bei diesem Buch noch nicht ganz so intensiv, wie zB bei „Prince of tides“ oder dem komplett autobiographischen „My losing season“, aber man bekommt beim Lesen der Bücher dieses Mannes das Gefühl, ihn gut zu kennen und ihm irgendwie nahe zu kommen.
Bull Meecham als Elefant im Porzellanladen beherrscht dieses Buch, so wie er seine Familie beherrscht. Man kann kaum anders, als ihn mit einer gewissen erschreckten Faszination zu betrachten. Er erscheint weniger als Charakter, sondern mehr als Naturgewalt. Man leidet als Leser mit seiner Familie, was es umso erstaunlicher macht, dass Conroy am Ende das Kunststück fertig bringt, einen doch noch dazu zu bringen, mit Bull zu fühlen.
Die Mutter erscheint wie die klassische Ehefrau in so einem Drama. Wegen der „Schande“ - es spielt, glaube ich, in den 1950ern - und der Kinder bleibt sie lieber bei diesem Mann, als die logische Konsequenz zu ziehen. Dazwischen stehen die Kinder.
Das Ende ist umso erstaunlicher, als es in gewisser Weise die wahren Ereignisse vorhersagt.
PS: Diese Rezension zu schreiben ist mir schwergefallen, weil ich bereits zu viel über Conroy selbst weiß, um deutlicher zwischen Roman und Biographie trennen zu können. Ob der Roman rein als Roman etwas taugt, kann ich daher nicht mehr wirklich sagen, aber, ich denke schon.