An den Feuern von Hastur/Marion Zimmer Bradley

  • Gilt chronologisch als Band 6 des Darkover-Zyklus.
    Originaltitel: Rediscovery of Darkover


    (Weiß nicht, welcher Affe wen gebissen hat bei der Auswahl des deutschen Titels. Was für Hastur-Feuer sollen das sein?)


    Inhalt:
    Ca. 2000 Jahre nach der menschlichen Entdeckung und unfreiwilligen Besiedlung Darkovers wird der Planet wiederentdeckt. Auf dem Gebiet der von den restlichen Domänen Hasturs isolierten Aldarans kommt es zu einem denkwürdigen ersten Kontakt. Leonie Hastur, eine arrogante und starke junge Frau mitten in ihrer Ausbildung zur Bewahrerin, entwickelt starkes Interesse an den Neuankömmlingen und schickt ihren nicht minder arroganten Bruder, um ihre Neugierde zu befriedigen.


    Meinung:
    Nun ja. Als Bindeglied zwischen der Zeit vor und nach der Neuentdeckung ist es ein recht interessantes Buch, vor allem bezogen auf den Culture Clash zwischen Darkovanern und Terranern, die doch eigentlich beides Menschen sind. Oder doch ein bißchen mehr, bei den Darkovanern. Der Erstkontakt ist chaotisch, aber nett beschrieben. Jedoch geht es ab da auch etwas bergab, weil die Beschreibung der terranischen Mechanismen zur Besiedlung für mich viel zu schnell gingen und das unlogisch.


    Die Charaktere sind nett. Es ist vor allem reizvoll, Leonie Hastur, die man aus früher geschriebenen, aber später spielenden Büchern als eine Art Institution kennt, hier jung und relativ frisch zu erleben. Aber kann man die spätere Frau hier wirklich wiedererkennen? Wurde die Gelegenheit genützt, ihren späteren Charakter hier zu verankern? Nur teilweise, finde ich.
    Ysaye, Elizabeth und David sind auch nett, Kadarin, Lorill und Kermiac interessant. Aber der Funke ist hier bei mir zu niemandem übergesprungen. Und Ryan Evans ist einfach nur ein Reißbrettschurke und -idiot. Das kann MZB besser.


    Was mich aber an dem Buch am meisten stört, ist daß hier für mein Verständnis manche Menschen ein bis zwei gefühlte Generationen zu früh eingeführt werden, um zu den späteren Büchern, speziell "Hasturs Erbe" zu passen. Aber, diese Frage kann und muß wohl anhand dieses Buches geklärt werden.


    Ein nettes Buch, das sich von selbst gelesen hat. Aber es hätte mit dem Inhalt weit besser sein können. So bleibt es ein notwendiges Bindeglied und eigentlich nur ein Stein, von dem man schnell zu den kommenden, für mich um Eckhäuser besseren Bänden zu springen.

  • Es ist immer wieder erstaunlich, welche Energie und Kreativität deutsche Verlage auf irreführende Titelwahl und Covergestaltung verwenden, ganz zu schweigen von falschen Klappentexten. Man könnte geradezu meinen, daß man in den Verlagen alles tut, um zu verhindern, daß die Bücher an die richtige Zielgruppe gelangen. Nun, während der Klappentext hier hier einigermaßen richtig ist, haben Umschlag und Titel nichts, aber auch gar nichts mit dem Buch zu tun. (Noch so ein Beispiel von Irreführung findet man >hier<.)


    Ich lese die Darkover-Bücher im Rahmen der Leserunden zum ersten Mal. Vielleicht deswegen, weil ich die (chronologisch) kommenden Bände noch nicht kenne, habe ich eine etwas andere Meinung als Grisel.


    Richtig ist, daß manches hätte besser bzw. ausführlicher sein können. Das Buch hätte bei der Thematik des erstmaligen Aufeinandertreffens von Terranern und Darkoveranern gut doppelt so dick sein können. Vieles wurde nur angerissen, skizzenhaft angedeutet, wo man sich ein richtiges Gemälde gewünscht hätte. Auch ging die Begegnung doch recht glatt und Problemlos vonstatten. Heute, in Zeiten der dicken Wälzer, wäre das Buch vielleicht anders, ausführlicher, geschrieben worden. Doch es ist, wie es ist. Und das sind eigentlich meine einzigen Kritikpunkte. Na ja fast.


    >Hier< in diesem Leserundenpost habe ich meine drei Hauptdinge geschrieben (Achtung: verraten das Ende), von denen ich hier nur eine wiederholen will:


    Mit Evans kommt im Buch ein "richtiger" Bösewicht vor. Ich überlege mir derzeit noch, wer schlimmer ist: Bard (aus "Die Zeit der hundert Königreiche") oder Evans hier. "Mengenmäßig" dürfte Bard "überlegen" sein, aber ansonsten?


    David und Elizabeth haben hier ihr neues Zuhause gefunden. Das konnte ich gut nachvollziehen; ich schätze, in einer vergleichbaren Situation würde ich recht ähnlich denken und handeln. So, wie die Erde zu der Zeit und wie Darkover ist, würde ich auch Darkover eindeutig bevorzugen. Eben wie ein "Nachhausekommen".


    Alles in allem hat mir das Buch sehr gut gefallen; von den bisher gelesenen Darkover-Büchern „kämpft“ es mit der „Herrin der Falken“ um den ersten Platz.


    Und wenn Grisel meint, die richtig guten Bücher kämen erst noch, kann ich mich auf den Fortgang der Reihe nur freuen. :-]

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Hi!


    Damit ihr nicht glaubt, ich hätte mich aus den Leserunden klammheimlich ausgeklinkt... Ganz im Gegenteil, das Darkover-"Fieber" hat mich lediglich wieder mal so gepackt, dass ich schnurstracks weitergelesen und ganz vergessen habe, dass ich ja schließlich hier noch eine kleine "Verpflichtung" habe :grin


    Die einzelnen Diskussionsrunden will ich nicht wieder aufmischen, aber meine 2cents als Fazit zu diesem Buch:


    Mir will es auch wie Grisel erscheinen - es ist halt ein notwendiges Buch, die Wiederentdecktung Darkovers musste ja irgendwo thematisiert werden. Es ist kurz, skizzenhaft, teilweise macht es fast einen "unfertigen" Eindruck auf mich.


    Aber ich kann verstehen, warum MZB das so geschrieben hat. Die Klärung des Status von Darkover z.B., hätte sie die ganzen, logisch gesehen notwendigen Bürokratien des Imperiums thematisiert, dann hätte sie wohl auch hieraus mindestens eine Trilogie machen müssen. Das war ja nicht ihr Anliegen, denke ich. Ausserdem greift sie das in einem der späteren Bücher noch mal ganz kurz auf und gibt eine verschwommene Begründung für die extrem schnelle Klärung des Darkover-Status. Scheint so, als sei ihr das auch ein wenig dürftig vorgekommen :-]


    Die Protagonisten des Buches an sich sind ganz nett. Ich hätte gern mehr über Elisabeth und David erfahren, sie sind ja im Ganzen gesehen eigentlich sehr wichtige Gestalten für Darkover, da war mir das doch zu dünn.


    Die Geschichte mit Ysaye macht mir nur Sinn, wenn ich die spätere Entwicklung des Verhältnisses von Terranern und Darkoveranern mit einbeziehe und vor allem die Rolle, die Leonie da spielt. Es erklärt doch einiges von Leonies späteren Taten, die sicher auf ihre Erlebnisse mit Ysaye zurückzuführen sind.


    Evans ist einfach nur doof, und doch fast ein "typischer" Vertreter der Terraner, ähnliche wie ihn werden wir später immer wieder treffen.


    Alles in allem bereitet das Buch in vielen Bereichen - auch wenn sie oft nur angerissen werden - sehr gut die weiteren Ereignissen der nächsten Bücher vor und ist deshalb m.E. unverzichtbar für das weitere Verständis von Darkover.


    Keine Meisterleistung von MZB, aber die (wie ich finde) besten Bücher kommen wirklich noch, da kannst du sicher sein, SiCollier :grin


    Liebe Grüße
    Alraune

  • Die ersten zwei Drittel dieses Buches gefielen mir richtig gut, die letzten 100 Seiten jedoch ging es mir zu schnell, die Ereignisse überschlagen sich ja förmlich. Es wurde hier ja schon bemängelt, daß vieles nur angedeutet wird und skizzenhaft bleibt; ich denke auch, ein größerer Umfang hätte dem Buch ganz gut getan. Gerade die Wiederentdeckung ist ja wohl eine einschneidende Veränderung für Darkover; daß da alles anfangs so problemlos und relaxed vonstatten geht, verwundert schon. Von den Figuren war mir keine zu 100 % sympathisch und Evans ist mir als Bösewicht zu klischeehaft. Alles in allem läßt sich das Buch aber trotz einiger Mängel sehr flott lesen und macht Vorfreude auf die weiteren Teile, wenngleich es inhaltlich sicher nicht optimal umgesetzt wurde. 7 Punkte von mir.