Neuer Büchereulerich

  • Hallo an alle Eulen,
    jetzt bin ich schon einige Tage vom „Lurker“ zur „offiziellen“ Büchereule geworden. Der ein oder andere kennt mich vielleicht aus anderen Foren, in denen ich mich herumtreibe. Für alle anderen ein paar Worte zu mir bzw. ein kleiner Rückblick auf ein paar Jahrzehnte Leseleben.


    Seit ich halbwegs fließend lesen konnte, habe ich Bücher „gefressen". Beginnend mit den „GJB" (Göttinger Jugendbücher = jugendgerechte Bearbeitung fast aller Abenteuer-Klassiker), Karl May (ein Karl May = samtags abends 18.00 ins Bett und um 24.00, Buch gelesen, Licht aus), Schwabs Sagen, Germanische Heldensagen usw.. Irgendwann kam dann die Leihbücherei um die Ecke mit Krimis und Thriller (eine Woche ausleihen 20 Pfennige) und der Bücherschrank meiner Eltern dran (die 60er Jahre-Bestseller-Ausgaben des Deutschen Bücherbundes = Der längste Tag, Denn dieser Tage Qual war groß, Doktor Schiwago, Konsalik, Simmel etc.). Was ich las, wir mir irgendwie egal, Hauptsache es war spannend. Halt, nicht ganz: ich entdeckte meine, bis heute andauernde Leidenschaft, für die Phantastische Literatur, Perry Rhodan kam auf den Markt und ich las die Ersten von Erich von Däniken, Robert Charreaux und ähnlichen
    Dank meiner Mitgliedschaft in der Büchergilde Gutenberg bekam ich Kontakt mit den Originalen aus meiner Kindheit und mein Horizont erweiterte sich auf u.a. B. Traven und Hermann Hesse.
    Und das brachte mir eine schallende Ohrfeige ein: Hermann Hesse schreibt irgendwo: >Nicht die Nichtleser, sondern die Vielleser sind der Tod der Literatur<. Ich wurde sehr nachdenklich, stand vor meinen Regalen und stellte fest: so gut wie keine Werke der sogenannten „Schöngeistigen Literatur", außer Edgar Allan Poe.
    Jetzt zwang ich mir eine Lesereihenfolge auf: ein Roman, wie ich ihn liebe, ein Sachbuch, danach einen Klassiker oder von der Literaturkritik gelobtes Buch und beobachtete mich, was mir von dem jeweiligen Buch blieb.
    Bei Sachbüchern war es einfach: ich wollte mehr zu einem bestimmten Thema wissen.
    Bei der Belletristik war es schwieriger, bis ich entdeckte, dass mich die Bücher am meisten interessierten, die mich „verschlangen". Meine Erkenntnis daraus: ich lese weniger mit dem Verstand und den entsprechenden Messlatten, sondern hauptsächlich emotional. Ich lebe die Geschichte mit (was ich bei einem Film z.B. nicht kann). Parallel dazu las ich, dass unser Gehirn in Bildern denkt und nicht in Sprache. Jetzt hatte ich meine Rechtfertigung gegenüber Hermann Hesse: ich war kein Literat, sondern ein einfacher Leser, der einfach bildhafte Geschichten erzählt haben will.
    Und noch etwas weiteres wurde mir klar: durch Geschichten erlebe ich Erfahrungen, die ich im wirklichen Leben nicht machen kann oder will, die aber mein Verstehen und Verhalten im alltäglichen Leben immer wieder beeinflussen und das ist meine Hauptmotivation zu lesen.
    Und ein Satz aus dem SF-Roman „Crispian Magicker" von Mark M. Lowenthal wurde für mich zu einem Leitspruch:
    „Wenn es keinen Grund dafür gibt, warum etwas nicht sein kann, dann kann es sein. Und wenn man will dass es sei, braucht man nur eine Möglichkeit dafür zu finden, denn einen Möglichkeit ist immer vorhanden."
    Lyrik zu lesen ist einfach nicht mein Thema (außer in der Art wie die Verschenktexte von Allert-Wybranietz), aber wenn ein Gedicht vorgelesen wird, finde ich plötzlich einen Zugang dazu. Ebenso geht es mir mit den Epen wie Illias, Odyssee oder den dramatischen Werken wie Faust usw. Ich benutzte Prosanacherzählungen oder höre mir eine Hörspiel bzw. sehe mir ein Theaterstück im Theater oder TV an.
    Mein schlechtes Gewissen ist damit meist beruhigt und ich lese was mir spaß macht und mir gefällt..


    Tja und derzeit ruhen meine gesammelten „Schätze“ noch überwiegend in einer Unmenge Kartons, da wir im Dezember umgezogen sind und ich unterm Dach aus statischen Gründen mein von Anfang an gewohntes und brav mitgewachsenes Regalsystem – Schiene an die Wand gedübelt, Haken eingehängt, Brett darauf gelegt, Bücher reingestellt – nicht nutzen kann. Und „Billy“ wäre (noch zu den alten Preisen) auf ca. 1.500 Euro gekommen. Nach langen Vergleichen, Überlegungen und Recherchen bin ich jetzt dabei ein Standregalsystem selbst zu bauen und das dauert halt.


    LG Dyke


    Ach ja, ich bin Träger eines Y-Chromosoms und in verschiedenen Meditationen hat sich herausgestellt, dass ich zwei Totem-Tiere habe – einen Löwen und eine Eule

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

  • Na, wenn du schon diese Eule als Totemtier hast, bist du hier ja vollkommen richtig. Herzlich willkommen.


    Wie ist das mit diesen Totemtieren? Wie kriegt man das raus und wozu nützt das? bin neugierig

  • Hallo Dyke,


    dann heiße ich dich auch hier recht herzlich willkommen und wünsche dir noch recht viel Vergnügen.


    Bei deiner Vorstellung hat mir sehr viel aus dem Herzen gesprochen, wie z.B. dieser Satz:


    Zitat

    ich lese weniger mit dem Verstand und den entsprechenden Messlatten, sondern hauptsächlich emotional. Ich lebe die Geschichte mit


    So geht es mir auch. :wave

  • Hallo Dyke!! Bist du der Dick oder sein Sohn? ;-)
    Beide super Typen. *gg*


    Mein Totemtier ist ein Specht. *mal auf Holz klopf* Von daher bin ich den Eulen doch recht nahe. :grin

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    Grüßle, Heaven


    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Goethe) ;-)